Das Forschungsinteresse galt dem Alltagsleben obdachloser Menschen, im Sinne ihres Ess-, Trink-, Aufenthalts- und Kleidungsverhaltens. Auffällig ist, dass in sozialstrukturellen Modellen der Gliederung von modernen Gesellschaften soziale Randgruppen teilweise nicht berücksichtigt sind. Als Hintergrund dessen kann man eruieren, dass Sozialstrukturanalyse immer noch auf Grundlage von Einkommen und Status der Erwerbsarbeit fußt.
Da sich aber obdachlose Menschen ohne festen Wohnsitz und meist ohne Erwerbsarbeit durchs Leben bewegen und daher gesellschaftlichen Normen der Behausung und Grundsicherung widersprechen, gilt dieses Lebensmodell als abnorm und fällt aus Sozialstrukturmodellen heraus. Allein darin steckt bereits die soziale Ungleichheit: In einem sozialstrukturellen Gesellschaftsmodell nicht erfasst und daher soziologisch nicht besonders wahrgenommen zu werden. Hier drückt sich bereits gesellschaftliches Desinteresse aus.
Daher war es mir ein besonderes Anliegen, diese soziale Gruppe stärker soziologisch unter die Lupe zu nehmen: Wie organisieren obdachlose Menschen ihren Tagesablauf? (Wenn doch nichts strukturell durch Ausbildung oder Erwerbsarbeit vorgegeben ist.) Wie kommen diese an lebensnotwendige Dinge wie Essen, Kleidung, Getränke und Schlafplatz und wie werden diese konsumiert? Wie ist das Verhalten untereinander in der Gruppe? Welchen Lebensstil also legen obdachlose Menschen an den Tag?
Pierre Bourdieu konnte in seinen Forschungen feststellen, dass Milieus und soziale Gruppen ihre Zugehörigkeit und Abgrenzung untereinander durch einen bestimmten Habitus deutlich machen. Das also die Mitglieder einer bestimmten sozialen Gruppe einen bestimmten Habitus entwickeln, der sich in Kleidung, Nahrung, Konsumverhalten, Gestik und Mimik usw. ausdrückt. Haben demnach obdachlose Menschen einen eigenen Habitus? Wie spiegelt sich die Lebenswirklichkeit in diesem Habitus wieder? Diesen Fragen versucht die Arbeit Antwort zu geben, die ein Angebot sind, die Lebenswelt obdachloser Menschen zu deuten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bourdieus Habituskonzept
- Obdachlosigkeit
- Begriffsdefinition
- Lebenswirklichkeit
- Beobachtungsstudie des Alltagslebens obdachloser Menschen
- Erhebungsmethode Beobachtung
- Erstellung des Beobachtungsbogens
- Durchführung der Beobachtung
- Auswertung der Beobachtungsergebnisse
- Zusammenfassung
- Selbstreflektion und Fehleranalyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Lebenswelt obdachloser Menschen in Berlin und Potsdam aus soziologischer Perspektive zu beleuchten und insbesondere die Frage zu beantworten, ob sich in ihrem Alltag ein spezifischer Habitus entwickelt. Dazu wird das Habituskonzept von Pierre Bourdieu vorgestellt und auf die Lebenswirklichkeit obdachloser Menschen angewendet.
- Analyse des Habituskonzepts von Pierre Bourdieu
- Untersuchung der Lebenswirklichkeit obdachloser Menschen
- Beobachtungsstudie des Alltagslebens obdachloser Menschen in Berlin und Potsdam
- Identifizierung und Analyse von Habitusmerkmalen bei obdachlosen Menschen
- Bedeutung der sozialen Ungleichheit und gesellschaftlichen Differenzierung im Kontext von Obdachlosigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema Obdachlosigkeit ein und beschreibt den persönlichen Erfahrungshintergrund der Autorin, der die Forschungsmotivation beeinflusst hat.
- Kapitel 2 stellt Bourdieus Habituskonzept vor und erläutert seine Bedeutung im Kontext der Sozialstrukturanalyse.
- Kapitel 3 definiert den Begriff Obdachlosigkeit und beschreibt die spezifischen Lebensumstände und Herausforderungen, denen obdachlose Menschen im Alltag gegenüberstehen.
- Kapitel 4 präsentiert die durchgeführte Beobachtungsstudie des Alltagslebens obdachloser Menschen in Berlin und Potsdam. Die Erhebungsmethode, die Erstellung des Beobachtungsbogens, die Durchführung der Beobachtung und die Auswertung der Ergebnisse werden detailliert beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Obdachlosigkeit, Habitus, Sozialstrukturanalyse, Lebenswelt, Lebenswirklichkeit, Alltagsleben, Beobachtungsmethode, soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Differenzierung.
- Quote paper
- Elisa Pfennig (Author), 2015, Obdachlosigkeit in Berlin und Potsdam. Ein eigener Habitus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378406