Der Hype um die Digitalisierung der Arbeit will kein Ende nehmen. Nicht zuletzt wegen der im September anstehenden Bundestagswahl. Hier wendet sich bspw. die Lobbyorganisation Bitkom wie folgt an die neue Bundesregierung: “Die Digitalwirtschaft muss grundsätzlich von den neuen Einschränkungen bei Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträgen ausgenommen werden. [...] Das Arbeitszeitgesetz muss flexibler ausgestaltet werden. Die [...] elfstündige Ruhepause ist [...] nicht mehr zeitgemäß [...].“ (Holdampf-Wendel, 2017) Dies ist nur eine kleine Kostprobe, wie die Diskussion um die Digitalisierung der Arbeitswelt aktuell geführt wird.
Leider sehen die Arbeitskraftnehmer*innen - Lobbyorganisationen nur eine Seite der Medaille, nämlich die in der kapitalistischen Produktionsweise umgangssprachlich genannten “Arbeit[-sentgelt-]geber*innen“ und deren Hauptziel der Profitmaximierung. Auf der anderen Seite stehen die Arbeitskraftgeber*innen, die in der kapitalistischen Produktionsweise umgangssprachlich “Arbeit[-sentgelt-]nehmer*innen“ genannt werden.
Allein die abhängig Beschäftigten Arbeitskraftgeber*innen haben im Jahr 2016 rund 821 Mio. Stunden an bezahlter Mehrarbeit und rund 941 Mio. Stunden an unbezahlter Mehrarbeit geleistet. Somit haben die Arbeitskraftgebenden im Jahr 2016 rund 1,762 Mrd. Stunden mehr für den Arbeitskraftnehmenden, Arbeit verrichtet als sie lt. Arbeitsvertrag mussten. Der Großteil dieser Arbeit wurde zudem auch nicht protokolliert, was dazu führt dass diese geleistete Arbeit vom Arbeitskraftnehmenden auch nicht entlohnt wird. Sollten die Forderungen der Bitkom an die Bundesregierung vollkommen umgesetzt werden, würden die Arbeitskraftgebenden noch weiter ausgebeutet werden und hätten geringere Arbeitsschutzstandards als bisher.
Jedoch fallen in der Diskussion um die Digitalisierung auch immer wieder Begriffe wie Big Data, Cloudworking und Crowdsourcing und das durch die wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Diskurse hinweg. Diese flammen unterschiedlich schnell und zu verschiedenen Zeiten auf, wie jetzt kurz vor der Bundestagswahl. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Welt in der wir leben und arbeiten
- Was ist der Kapitalismus?
- Die Entwicklung der Arbeiter*innenbewegung
- Das okkulte Wesen des Kapitalismus
- Die Entstehung der “doppelt freien“ Lohnarbeit
- Wie bekommt mensch die Arbeitskraftgeber*innen dazu mehr zu leisten als sie müssen?
- Der rechtliche Einfluss auf die Arbeitswelt
- Bedeutung des Arbeitsrecht
- Was will das Arbeitsrecht?
- Was sind die Rechtsquellen?
- Völkerrecht
- Gesetze
- Richterrecht und die \"herrschende Meinung\"\
- Tarifverträge
- Betriebsvereinbarungen
- Was ist mit der Entgrenzung der Arbeit gemeint?
- Grundlegendes
- Wo kommen wir her?
- Wo fängt es an? .
- Wovon wird die Arbeit entgrenzt?
- Gesetze i.V.m. Arbeitsverträge.
- Kollektivvereinbarungen
- Woher kommen die Geräte vs. Arbeitskraftgeber*innenhaftung
- Bring Your Own Device (BYOD)
- Arbeitskraftgeber*innenhaftung
- Grundlegendes
- Der Betriebsrat bringt einen Stein ins Rollen!
- Einführung der Digitalisierung
- Unterrichtungsgegenstände nach §§ 90 und 91 BetrVG
- Personalplanung sowie Sicherung und Förderung der Beschäftig-ten nach §§ 92 Abs. 1 und 2 sowie 92a BetrVG
- Wirtschaftsausschuss nach §§ 106 ff. BetrVG
- Betriebsorganisatorische Maßnahmen nach § 111 Satz 3 Nr. 4 BetrVG
- Technische Maßnahmen nach § 111 Satz 3 Nr. 5 BetrVG
- Umsetzung der Digitalisierung.
- Arbeitszeitregelungen nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 BetrVG
- Überwachung nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG
- Arbeitsschutz nach §§ 87 Abs. 1 Nr. 7, 91 BetrVG.
- Sonstige Mitbestimmungsmöglichkeiten.
- Einführung der Digitalisierung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Thema der Entgrenzung der Arbeit durch die Digitalisierung der Arbeitswelt. Sie untersucht, wie sich die fortschreitende Digitalisierung auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeitgestaltung auswirkt. Im Fokus steht die Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) und seine Bedeutung für die Mitbestimmung der Arbeitnehmer*innen.
- Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt
- Die Rolle des Arbeitsrechts bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen
- Die Bedeutung der Mitbestimmung der Arbeitnehmer*innen im Kontext der Digitalisierung
- Die Herausforderungen der Entgrenzung der Arbeit und ihre Folgen für die Arbeitswelt
- Die Möglichkeiten der Gestaltung einer zukunftsorientierten Arbeitswelt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Entgrenzung der Arbeit durch die Digitalisierung ein und skizziert die Relevanz der Thematik.
- Die Welt in der wir leben und arbeiten: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den Kapitalismus, die Entwicklung der Arbeiter*innenbewegung und die Entstehung der "doppelt freien" Lohnarbeit. Es analysiert die Mechanismen, die dazu führen, dass Arbeitnehmer*innen mehr leisten, als sie eigentlich müssen.
- Der rechtliche Einfluss auf die Arbeitswelt: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung des Arbeitsrechts und untersucht seine Zielsetzung sowie die relevanten Rechtsquellen. Es beschreibt die verschiedenen Ebenen des Arbeitsrechts, von völkerrechtlichen Bestimmungen bis hin zu Betriebsvereinbarungen.
- Was ist mit der Entgrenzung der Arbeit gemeint?: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der Entgrenzung der Arbeit und untersucht die Faktoren, die dazu führen, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Es beleuchtet die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen und die Herausforderungen für das Arbeitsrecht.
- Der Betriebsrat bringt einen Stein ins Rollen!: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Betriebsrats bei der Gestaltung der Arbeitswelt im Kontext der Digitalisierung. Es untersucht die Mitbestimmungsmöglichkeiten des Betriebsrats in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel bei der Einführung neuer Technologien, der Arbeitszeitregelung und dem Arbeitsschutz.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit den Themen Digitalisierung, Arbeitswelt, Arbeitsrecht, Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG), Entgrenzung der Arbeit, Mitbestimmung, Arbeitnehmer*innenrechte, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitgestaltung, mobile Arbeit, BYOD, Arbeitskraftgeber*innenhaftung, Digitalisierung der Arbeitswelt, neue Arbeitsformen, zukunftsorientierte Arbeitswelt, Flexibilität, Arbeitszeitflexibilität, Work-Life-Balance, digitale Transformation, technologischer Fortschritt.
- Quote paper
- Sven Mattheß (Author), 2017, Entgrenzung der Arbeit durch die Digitalisierung der Arbeitswelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377530