1. Was versteht man unter Hermeneutik?
1.1. Der gegenwärtige Hermeneutikbegriff
Im Anschluss an Heidegger hat vorallem Gadamer in der Gegenwart versucht eine umfassende
philosophische Theorie des Verstehens auszuarbeiten. Sein diesbezügliches Werk bezeichnet er mit
dem Titel „Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik“.
Als Hermeneutik bezeichnet man im allgemeinen Sinne die Kunst und die Lehre des Verstehens. Die
Aufgabe der Hermeneutik soll es sein, so Gadamer, das Unverständliche allen verständlich zu
machen:
„Sich zu verständigen suchen, gewiß nicht um jeden Preis, ist die eigentliche
Kunst der Hermeneutik.“ (PH 320)
Was aber versteht Gadamer unter dem Begriff des Verstehens?
„Verstehen heißt nämlich eigentlich: ‚Für den Anderen stehen, ihn vertreten’,
seinen Standpunkt erwägen. Das erst ist Verstehen, dass man das Gesagte
bedenkt und darauf antwortet.“ (PH 322)
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Was versteht man unter Hermeneutik?
- Der gegenwärtige Horizonbegriff
- Die Wandlung des Horizontbegriffs
- Der Begriff der Geschichtlichkeit
- Der hermeneutische Zirkel
- Überlegungen zum Vorurteil
- Gadamers Überlegung zum Vorurteil
- Die Rolle des Vorurteils im hermeneutischen Zirkel
- Wirkungsgeschichte
- Horizontverschmelzung
- Wahrheit und Spiel
- Der Spielbegriff
- Inwiefern lässt sich das Spiel mit dem Wahrheitsgeschehen in Verbindung bringen?
- Was bedeutet der Begriff Horizont bei Gadamer?
- Was ist Horizontverschmelzung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der philosophischen Hermeneutik von Hans-Georg Gadamer, insbesondere mit seinen zentralen Begriffen wie Horizont, Geschichtlichkeit und dem hermeneutischen Zirkel. Ziel ist es, Gadamers Theorie des Verstehens zu beleuchten und ihren Einfluss auf die philosophische Auseinandersetzung mit der Interpretation von Texten und der menschlichen Existenz zu analysieren.
- Die Entwicklung des Hermeneutikbegriffs von Schleiermacher über Dilthey bis Heidegger
- Gadamers Theorie der Geschichtlichkeit und des In-der-Welt-seins
- Die Bedeutung des Vorurteils im hermeneutischen Zirkel
- Der Begriff der Horizontverschmelzung und seine Rolle im Verstehensprozess
- Der Zusammenhang von Wahrheit und Spiel in Gadamers Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Was versteht man unter Hermeneutik?
Der erste Teil der Arbeit beleuchtet den Begriff der Hermeneutik, die als Kunst und Lehre des Verstehens definiert wird. Gadamer zeichnet die Entwicklung des Hermeneutikbegriffs nach, beginnend mit seiner Bedeutung in der Theologie, über Schleiermachers Fokus auf das Hineinversetzen in das Bewusstsein des Autors, bis hin zu Heideggers ontologischer Hermeneutik, die das Verstehen als Grundbedingung für jegliche Erkenntnis betrachtet.
Der Begriff der Geschichtlichkeit
Im zweiten Kapitel wird der Begriff der Geschichtlichkeit im Sinne Heideggers erläutert. Gadamer betont, dass die menschliche Existenz von der Vergangenheit geprägt ist und wir diese nicht nur als solche begreifen, sondern mit ihr leben. Das Verstehen ist somit situationsgebunden und geschichtlich, was bedeutet, dass wir durch das Verstehen historischer Situationen auch zu einem Selbstverständnis gelangen.
Der hermeneutische Zirkel
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem hermeneutischen Zirkel und der Rolle des Vorurteils im Verstehensprozess. Gadamer zeigt auf, dass das Vorurteil, das traditionell als negativ betrachtet wird, eine unverzichtbare Voraussetzung für das Verstehen darstellt. Es ermöglicht uns, uns dem Text oder der Situation zu nähern und erste Interpretationsansätze zu entwickeln.
Schlüsselwörter
Hermeneutik, Verstehen, Horizont, Geschichtlichkeit, hermeneutischer Zirkel, Vorurteil, Wahrheit, Spiel, Horizontverschmelzung, ontologische Hermeneutik, Heidegger, Schleiermacher, Dilthey.
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- Cornelia Clauss (Autor), 2000, Die Hermeneutik Gadamers, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37743