Diese Studie hat das Ziel, Wechselwirkungen innerhalb der Konstrukte „Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit“, „Burnout-Anfälligkeit“ und „Subklinischer Narzissmus“, aufzuzeigen. Der Fokus liegt dabei auf der Entstehung eines Burnouts. Weitergehend wird untersucht, ob Alter und Geschlecht Einfluss auf die Stärke einer Burnout-Anfälligkeit haben.
Es handelt sich um eine Fragebogenstudie im Querschnittsdesign, an der 82 Teilnehmer im Rahmen einer Zufallsstichprobe partizipierten. Die Selbsteinschätzung der Teilnehmer wurde mithilfe einer Likert-Skala abgefragt.
i
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... ii
1. Theoretischer Hintergrund ... 1
1.1 Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit ...1
1.2 Burnout- Anfälligkeit ...2
1.3 Subklinischer Narzissmus ...3
1.4 Fragestellung und Hypothesen ...3
2. Methode ... 4
2.1 Stichprobe und Vorgehen ...4
2.2 Instrumente und Maße ...5
2.2.1 Beziehungs- und Bindungspersönlichkeitsinventar (BB-PI) nach Andresen ...5
2.2.2 Stress- und Coping Inventar (SCI) nach Satow ...7
2.2.3 Narcistic Admiration and Rivalry Questionairre (NARQ) nach Back ...8
3. Ergebnisse ... 9
3.1 Deskriptiv- statistische Datenanalyse ...9
3.2 Überprüfung der Hypothesen ...14
4. Diskussion ... 16
4.1 Interpretation der Ergebnisse ...16
4.2 Ausblick ...17
Literaturverzeichnis ... iii
Anhang ... v
ii
Abbildungsverzeichnis
Abb. 3.1 Altersstruktur ... 9
Abb. 3.2 Schulabschluss ... 10
Abb. 3.3 Beschäftigungsbereich ... 10
Abb. 3.4 Dauer der Berufsausübung ... 11
Abb. 3.5 Familienstand ... 11
Abb. 3.6 Boxplot: Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit ... 12
Abb. 3.7 Boxplot: Burnout- Anfälligkeit ... 12
Abb. 3.8 Boxplot: Subklinischer Narzissmus ... 13
Abb. 3.9 Boxplot: Dauer der Berufsausübung ... 13
Abb. 3.10 Mittelwertunterschiede in der Burnout- Anfälligkeit nach Geschlecht ... 14
1
1 Theoretischer Hintergrund
1.1
Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit
Das Konzept der Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit (im Folgenden abgekürzt als BBP)
basiert auf der Grundannahme einer fehlenden Erfassung von partnerschaftsbezogenen Merk-
malen in bisher etablierten Persönlichkeitsinventaren. Gängige Modelle zur Erfassung der Ba-
sispersönlichkeit, wie zum Beispiel das Fünf- Faktoren Modell nach Costa und McCrae (2004)
1
,
weisen eine Lücke im Bereich der Sexualität und dem Bindungsverhalten auf. Jedoch unter-
scheiden sich Menschen auch stark in diesen Bereichen, worunter unter anderem Facetten wie
die Wahrnehmung eigener Attraktivität, Eifersucht und emotionales Engagement fallen (Wun-
derlich, 2008, S. 113).
Bisherige Studien beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Einfluss der Basispersönlichkeit auf
den Partnerschaftserfolg. Eine Vielzahl an Untersuchungen belegt, dass Extraversion einen po-
sitiven Einfluss auf das Beziehungsklima hat. So ermittelte Barelds (2005) diesbezüglich einen
stark positiven Zusammenhang (r= .47) und definierte Extraversion, gefolgt von Gewissenhaf-
tigkeit (r= .15 bis .22), als stärksten Positivprädikator zur Vorhersage von Beziehungszufrie-
denheit. In weiteren Studien ging hervor, dass die Zusammenhänge zwischen Beziehungszu-
friedenheit und dem Persönlichkeitsfaktor Offenheit sehr gering ausfallen, wohingegen Ver-
träglichkeit (r= .24) durchaus als Prädikator von Beziehungszufriedenheit angesehen werden
kann (Donnellan, Conger & Bryant, 2004).
Den stärksten und negativsten Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit hat Neurotizismus.
Hervorgehoben wird dies beispielsweise in der Studie von Gattis, Berns, Simpson und Chris-
tensen (2004), deren Grundlage Informationen aus Paartherapien darstellt. Auswertungen be-
stätigten deutlich höhere Ausprägungen im Narzissmus bei Problempaaren als bei Paaren mit
geringerer Problematik in ihrer Beziehung (Gattis et al., 2004).
1.2
Burnout- Anfälligkeit
1
Das Fünf-Faktoren Modell nach Costa und McCrae stellt den meist verbreiteten Persönlichkeitstest in der Psy-
chologie dar. Die Grunddimensionen der Persönlichkeit bestehen dabei aus den Faktoren Neurotizismus, Extra-
version, soziale Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für neue Erfahrungen (Ostendorf & Angleit-
ner, 2003).
2
Burnout kann beschrieben werden als Resultat einer überdauernden Einbindung in emotional
belastende Situationen. Die Betroffenen geraten in eine schwerwiegende Form der physischen,
emotionalen und mentalen Erschöpfung, aus der sie selbst kaum wieder hinausfinden. Im chro-
nischen Fall zieht der Betroffene sich aus sämtlichen sozialen Unternehmungen zurück und
verfällt in eine depressive Phase (Burisch, 2010, S. 30 ff.).
Laut Statistiken des BKK Dachverbandes (2015) sind vor allem Frauen gefährdet, an Burnout
zu erkranken. Im Jahr 2014 waren es 99 Krankentage bei Frauen, die durch Burnout verursacht
wurden; im Vergleich dazu bei Männern nur 54,2 Tage (siehe Anhang A). Betroffen sind auch
immer mehr Berufseinsteiger. Schmitz erklärte dies anhand der Ergebnisse einer retrospektiven
Befragung (n= 207). Items wie ,,Ich wollte Einfluss nehmen, ...die Welt verbessern, ...hatte
Träume" korrelieren signifikant mit Enttäuschungen (r= .445) und ,,Enttäuschungen" wieder-
rum mit Burnout (r= .474). Das bei Berufsanfängern oft vorzufindende Überengagement, die
Begeisterung sich selbst zu verwirklichen, kann somit als Beginn eines Burnout- Prozesses an-
gesehen werden (Schmitz, 1998, S. 129 f.).
Forscher fanden heraus, dass Hinweise existieren, wie die Persönlichkeit eines Menschen auf
dessen Burnout Risiko einwirken kann. In einer Studie der Psychosomatischen Klinik Windach,
unter Leitung von Professor M. Zaudig (2012), untersuchte man das Vorgehen zur Erstellung
der Burnout- Diagnose. Dabei stellte man fest, dass spezielle Faktoren den Burnout- Verlauf
begünstigen bzw. abmildern können. Als begünstigender Faktor wurde Neurotizismus genannt;
einen abmildernden Faktor stellte Extraversion dar. Zudem erwies sich das sog. ,,Hardiness-
Konzept" als maßgebliche Einflussgröße in der Burnout- Forschung. Das Konzept geht einher
mit der Annahme, dass der individuelle Umgang mit Stressoren die Grundlage einer positiven
bzw. negativen Stressbewältigung ist. Menschen, die den ,,Hardiness"- Persönlichkeitsfaktor
besitzen, verfügen über eine starke Widerstandsfähigkeit, sodass selbst größter Stress nicht zu
einer Erkrankung führt (Kobasa, 1979).
Die Erkenntnis, inwieweit bestimmte Persönlichkeitskonstrukte ein Burnout begünstigen bzw.
abmildern, offeriert neben der Möglichkeit einer individuellen Selbstfürsorge auch einige
Handlungsoptionen für Unternehmen. So lassen sich wirtschaftliche Schäden, hervorgerufen
durch Personalfehlbesetzungen, reduzieren, wenn der Bewerber/-in in geeigneten Personalaus-
wahlverfahren bereits auf das Risiko einer Burnout- Anfälligkeit analysiert wurde. Stellen, die
ein hohes Stresslevel mit sich ziehen sollten demnach nicht von Personen besetzt werden, die
3
ein sensibles Stressempfinden aufweisen. Zudem bietet sich die Möglichkeit der Durchführung
einer unternehmensinternen Gefährdungsanalyse. Präventive Maßnahmen wie beispielsweise
Führungskräfte- Schulungen und Kompetenzseminare können dem Risiko von Burnout- Er-
krankungen - und einem damit einhergehenden Personalausfall - entgegenwirken (Stolz &
Berssem, 2010, S. 143 f.).
1.3
Subklinischer Narzissmus
Lange Zeit ordnete man den Begriff Narzissmus ausschließlich in den Bereich der klinischen
Psychologie ein. Dort bekannt unter dem Begriff ,,pathologischer Narzissmus" geht dieser ein-
her mit einer krankhaften Persönlichkeitsstörung, die sich durch Größenfantasien maßgeblich
auf das Leben der Betroffenen auswirkt. Subklinischer Narzissmus hingegen, kann als ,,All-
tagsnarzissmus" betrachtet werden. Betroffene weisen zwar ähnliche Symptome auf wie jene
im pathologischen Bereich, doch können ihr alltägliches Leben ohne größere Einschränkungen
bewältigen. Die empirische Persönlichkeitsforschung strebt an, Narzissmus als Persönlichkeits-
konstrukt und nicht als krankhafte Störung wahrzunehmen. Dementsprechend werden dem
Konstrukt nicht nur negative, sondern auch einige positive Faktoren zugewiesen. Darunter fällt
beispielswiese eine potenzialfördernde Komponente, die Menschen zu höheren Leistungen mo-
tiviert (Schütz, Marcus & Sellin, 2004).
Inwieweit Subklinischer Narzissmus mit der Basispersönlichkeit korreliert, wird in unter-
schiedlichen Studien dargestellt. Da positive Zusammenhänge zu Extraversion und negative
Zusammenhänge zu Verträglichkeit und Neurotizismus analysiert wurden, bezeichnet man
Narzissten auch als ,,disagreeable extraverts". Eine positive Verzerrung der eigenen Leistung
zur Bewahrung des gewünschten Selbstbildes, unabhängig von den Erwartungen Außenstehen-
der, ist typisch für Narzissten (Schütz et al., 2004).
1.4
Fragestellung und Hypothesen
Die Erkenntnisse oben beschriebener Studien zeigen auf, dass alle drei Konstrukte in einem
Verhältnis zur Basispersönlichkeit des Menschen stehen. Es wurde deutlich, dass Extraversion,
Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit positiv sowie Neurotizismus negativ mit Beziehungs-
zufriedenheit korrelieren. Auch spielen für die Burnout- Anfälligkeit Extraversion (als abmil-
dernder Faktor) und Neurotizismus (als bestärkender Faktor) eine einflussreiche Rolle. Selbige
Persönlichkeitsmerkmale finden sich zudem im Subklinischen Narzissmus wieder.
4
Es lässt sich somit vermuten, dass auch Wechselwirkungen innerhalb der Konstrukte vorhanden
sind. Mit Fokus auf die Entstehung eines Burnouts wurden diesbezüglich folgende Hypothesen
entwickelt:
Hypothese 1: Je stärker die positive Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit ausgeprägt ist,
desto geringer ist die Burnout- Anfälligkeit.
Hypothese 2: Je stärker die negative Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit ausgeprägt ist,
desto höher ist die Burnout- Anfälligkeit.
Hypothese 3: Je höher der Subklinische Narzissmus ausgeprägt ist, desto höher ist die Burnout-
Anfälligkeit.
Studien sowie Zahlen des Statistischen Bundesamts weisen im Weiteren daraufhin, dass es in
Bezug auf eine Burnout- Erkrankung Unterschiede im Alter und der Berufserfahrung gibt (siehe
Kapitel 1.2).
Daraus wurden zwei weitere Hypothesen entwickelt:
Hypothese 4: Frauen sind stärker von einer Burnout- Anfälligkeit betroffen als Männer.
Hypothese 5: Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Dauer der Berufsausübung
und der Burnout- Anfälligkeit.
2 Methode
2.1
Stichprobe und Vorgehen
Die Basis der Untersuchung bildete eine mittels G*Power ermittelte Stichprobengröße von 82
Teilnehmern. Die Erhebung wurde in der gesamten Bundesrepublik durchgeführt. Um die Hy-
pothesen korrekt überprüfen zu können, war es wichtig, dass die Stichprobe geschlechterüber-
greifend ist. Zudem war es Bedingung, dass die Teilnehmer einer Berufstätigkeit nachgehen.
Nur so konnte überprüft werden, ob es signifikante Unterschiede hinsichtlich Geschlecht und
Dauer der Berufsausübung gibt. Weiteres Ausschlusskriterium war die bisherige Beziehungs-
erfahrung. Geeignet waren nur Teilnehmer, die bereits in mindestens einer ernsthaften Partner-
schaft gelebt haben bzw. leben. Dies ist insofern relevant, da der Fragebogen inhaltlich stark
5
auf die Erfahrungen sowie Erwartungen und Wünsche der Teilnehmer an mögliche Partner ein-
geht. Aktuell muss sich der Teilnehmer jedoch nicht in einer festen Partnerschaft befinden.
Gewonnen wurde die Stichprobe durch Verbreitung des Fragebogens in den sozialen Netzwer-
ken Xing und Facebook. Dies geschah im Zeitraum vom 12. Juli bis 24. Juli 2016. Die ge-
wünschte Stichprobengröße wurde voll erreicht.
Die Vorgehensweise der Studie umfasste eine Fragebogenstudie im Querschnittsdesign. Zur
Erfassung jedes der drei Konstrukte wurde ein separater Fragebogen herangezogen. Da die Fra-
gebogen jedoch in direkter Abfolge zu beantworten waren, stellten sie für die Teilnehmer ein
geschlossenes Konstrukt dar. Es wurden weder Zwischenergebnisse gebildet, noch fanden Test-
wiederholungen statt; demnach handelt es sich in diesem Fall um eine unabhängige Stichprobe.
2.2
Instrumente und Maße
2.2.1 Beziehungs- und Bindungspersönlichkeitsinventar (BB-PI) nach Andresen
Zur Erfassung der BBP wurde das Beziehungs- und Bindungspersönlichkeitsinventar (im Fol-
genden abgekürzt als BB-PI) nach Andresen (2012) herangezogen (siehe Anhang B). Die
Grundannahme besteht darin, dass Menschen während ihres Lebens eine Anzahl von Liebes-
beziehungen durchlaufen und parallel dazu einige partnerschaftsrelevante Merkmale ausbauen.
Die BBP steht somit übergreifend für jene Einstellungs- und Verhaltensmuster sowie Wünsche
und Vorlieben, die sich der Mensch in seinen Partnerschaften entwickelt hat.
Wie bereits herauszuhören ist, ist die BBP ein partnerschaftsüberdauerndes Konstrukt. Es sollen
wiederkehrende Verhaltensweisen ausfindig gemacht werden, die einen Hinweis auf das gene-
relle Beziehungsverhalten eines Menschen geben; darunter fallen zum Beispiel die Partner-
schaftsgestaltung und das Konfliktverhalten. (Andresen, 2012, S.22).
Inhaltlich besteht das BB-PI aus acht Domänenfaktoren:
Faktor 1:
Liebe, Erotik und Verständnis (1L)
Faktor 2:
Sexualität, Abenteuer und Begehren (S2)
Faktor 3:
Unsicherheit, Enttäuschung und Zweifel (3U)
Faktor 4:
Dominanz, Streitbarkeit und Aggressivität (4D)
Faktor 5:
Bindung, Nähebedürfnis und Abhängigkeit (5B)
Faktor 6:
Verführung, Charme und Attraktivität (6V)
Faktor 7:
Treue, Moral und Beständigkeit (7T)
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- Manuela Ferdinand (Author), 2015, Erfassung persönlichkeitsrelevanter Konstrukte im Arbeits- und Sozialleben. Beziehungs- und Bindungspersönlichkeit, Narzissmus und Burnout-Anfälligkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376537
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