Kaum ein Phänomen scheint bis heute so umstritten, so kontrovers und gleichsam so ungeklärt wie das des menschlichen Suizids. Schon allein bei der Verwendung der Benennungen zeichnen sich Kontroversen ab. "Suizid", "Selbstmord", "Selbsttötung" oder gar "Freitod" – all diese Bezeichnungen tauchen auf, wenn sich ein Mensch das eigene Leben nimmt.
Viel strittiger gestaltet sich die Einordnung eben dieses Phänomens des menschlichen Daseins. Ist er natürlich oder unnatürlich, rational oder irrational, oder ist er vielleicht sogar die höchste Form des Ausdrucks menschlicher Freiheit und Selbstbestimmung? Gibt es triftige und nicht-triftige Gründe für einen Menschen, aus eigener Kraft und durch selbsttätiges Handeln aus dem Leben zu scheiden?
Jean Amérys Diskurs über den Freitod kann ohne Zweifel als eines der Standardwerke bezeichnet werden, welches sich in selten eindringlicher wie eindeutiger Art und Weise mit der Frage nach dem Wesen wie der moralischen wie rationalen Akzeptanz des Freitodes auseinandersetzt und letztlich eine radikale Losung verkündet. Nicht zuletzt deswegen wurde der Essayband Amérys nach seinem Erscheinen äußerst kontrovers diskutiert und sein Autor umso schärfer kritisiert, da man ihm unterstellte, er habe mit seinem Diskurs ein nahezu romantisch-verklärendes Bild des Suizidenten inszeniert und stifte dadurch insgeheim gar zur Selbsttötung an.
Doch, war respektive ist diesen Vorwürfen zu glauben? Handelt es sich bei Amérys Schrift tatsächlich um eine Verharmlosung des Suizids oder vielmehr um einen Versuch der Rehabilitierung der Klasse der Suizidenten, einen Versuch, sie aus dem Dunkel des Kranken, des Unnormalen zu befreien und sie als normale Menschen und ihren Tod als einen normalen Teil der Gesellschaft anzusehen?
Die vorliegende Arbeit wird einen Versuch einer Auseinandersetzung mit diesen Fragen darstellen, indem sie zentrale Thesen aus Jean Amerys "Diskurs über den Freitod" darzulegen und moralphilosophisch zu diskutieren versucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - Suizid als gesellschaftliche Kontroverse...
- JEAN AMERY: Hand an sich legen. Ein Diskurs über den Freitod..
- Jean Améry – ein biographischer Abriss….....
- Zusammenhänge zwischen Leben und Werk Amérys..
- Hand an sich legen - ein Diskurs über den Freitod (1974)..
- Zum Begriff des 'Freitod'........
- Freitod als Moment der personell-intentionalen Egalität..
- Freitod als Moment der Natürlichkeit...
- Freitod als Moment der Freiheit......
- Eigene Betrachtungen zu einigen Ausführungen Amérys….......
- Literaturverzeichnis...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der moralphilosophischen Auseinandersetzung mit dem Freitod im Kontext von Jean Amérys Werk „Hand an sich legen. Ein Diskurs über den Freitod“. Der Fokus liegt auf der Analyse von Amérys Argumentation für den Freitod als Ausdruck höchstmöglicher Freiheit und die kritische Reflexion seiner Thesen im Kontext gesellschaftlicher und philosophischer Debatten.
- Der Freitod als gesellschaftliche und philosophische Kontroverse
- Jean Amérys biographischer Hintergrund und seine Erfahrungen im Kontext des Themas Selbsttötung
- Amérys Definition und Argumentation für den Freitod als Ausdruck menschlicher Freiheit
- Die ethischen Implikationen von Amérys Thesen und ihre Relevanz für heutige Debatten zur Sterbehilfe
- Die Relevanz von Amérys Werk im Kontext der Debatten um Selbstbestimmung und Sterben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die kontroversen Perspektiven und Debatten rund um das Thema Suizid. Sie stellt die Bedeutung von Jean Amérys Diskurs über den Freitod als eines der einflussreichsten Werke in diesem Bereich heraus. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, zentrale Thesen aus Amérys Werk darzulegen und moralphilosophisch zu diskutieren.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Jean Amérys Biografie und beleuchtet die Verbindungen zwischen seinen persönlichen Erfahrungen und seinem Werk. Amérys Erfahrungen als Widerstandskämpfer und Gefangener in Konzentrationslagern werden in den Kontext seines Diskurses über den Freitod gestellt, um seine Argumentation für die Selbstbestimmung im Angesicht des Todes zu verstehen.
Im dritten Kapitel werden die zentralen Thesen aus Amérys „Hand an sich legen“ vorgestellt. Es geht um die Definition des „Freitods“, der als Ausdruck individueller Freiheit und Selbstbestimmung betrachtet wird. Die Argumentation von Améry wird dabei im Detail betrachtet und auf ihre ethischen und philosophischen Implikationen hin analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert zentrale Begriffe wie Freitod, Selbstbestimmung, Selbsttötung, Sterbehilfe, Moralphilosophie, Jean Améry, Freiheit, Lebensende, Auschwitz, Widerstand, Ethik, Kontroverse und gesellschaftliche Debatten. Diese Begriffe stehen im Zentrum der moralphilosophischen Auseinandersetzung mit Amérys Diskurs über den Freitod und spiegeln die Komplexität und Brisanz des Themas wider.
- Quote paper
- Florian Leiffheidt (Author), 2017, Der Freitod als Privileg des Humanen. Jean Amerys "Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376440