Diese Arbeit untersucht den Film „Jeder für sich und Gott gegen alle“ anhand der These, dass er seine allgemeine Perspektive gezielt einnimmt und den Findling Kaspar Hauser als eine tragische Symbolfigur der Moderne im Spannungsverhältnis zwischen Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken inszeniert. Da es per definitionem im Wesen von Symbolen liegt, Bedeutungsträger und damit mehrdeutig zu sein, soll im Verlauf der Arbeit nach Hinweisen im Film gesucht werden, mit denen die eben formulierte Hypothese bestätigt oder gegebenenfalls wiederlegt werden kann. Dazu soll der Frage nachgegangen werden, wie genau der Film bezüglich der Inszenierung der Problematik funktioniert. Welche Motive greift er auf und mit welchen filmgestalterischen Mitteln arbeitet er?
Zur Debatte steht die Frage nach dem Prozess der „[…] Bildung, Kultivierung und Zivilisierung, als kritische Frage nach der Autonomie des Einzelnen in der Gesellschaft mit ihren symbolischen Ordnungen, die zugleich Herrschaftsordnungen sind.“ Mit diesen Worten fasst die Literaturwissenschaftlerin Monika Schmitz-Emans treffend die aktuelle Diskussion um das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum, aber auch von Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken zusammen.
Ursprünglich beziehen sich die Worte Schmitz-Emans‘ jedoch, und das ist in besonderer Weise interessant, nicht auf jene aktuelle kulturkritische Debatte, sondern auf den Inhalt und die Motivik eines Films, der bereits im Jahr 1974 erschienen ist: Werner Herzogs „Jeder für sich und Gott gegen alle“. Bedenkt man weiter, dass in diesem Film der tragische Fall des Findlings Kaspar Hauser im biedermeierlichen Nürnberg verarbeitet wird, so stellt sich die Frage, inwieweit man bei der oben dargestellten Problemsituation überhaupt noch von aktuellen, gegenwärtigen Entwicklungen sprechen kann, oder ob hier vielmehr allgemeine, übergeordnete Themen von Mensch und Gesellschaft verhandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Begründung der Thematik
- Der kriminalistische, der symbolische und der exemplarische Kaspar Hauser: Zur Verarbeitung der Grundlage des Kaspar Hauser Stoffs bei Werner Herzog
- Kaspar Hauser als tragische Symbolfigur der Moderne: Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken in der Verfilmung von Werner Herzog
- Zur Begründung der Moderne: Eine Diskussion des Peritexts
- Kaspars Lebensräume: Zum Verhältnis von Gefangenschaft und Freiheit als symbolhafter Konflikt zwischen Natur und Kultur
- Zur Sprache als Instrument gesellschaftlicher Macht.
- Zur Funktion der Träume Kaspars oder der Wunsch nach einer anderen Welt...........
- Zur Rückbesinnung auf die eigene Individualität: Die Montage und die Entschleunigung als zentrale filmgestalterische Mittel..\n
- Zur Funktion der Musik und ihrer Abwesenheit
- Natur und Kultur als Maximen der modernen Bildung .....
- Erkenntnisse und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit analysiert Werner Herzogs Film "Jeder für sich und Gott gegen alle" (1974) und untersucht die Darstellung des Findlings Kaspar Hauser als tragische Symbolfigur der Moderne. Die Arbeit geht der Frage nach, inwieweit der Film die Problematik von Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken im Kontext der Moderne beleuchtet.
- Die Rolle des Kaspar Hauser als Symbolfigur im Spannungsfeld von Bildung und Gesellschaft
- Der Einfluss von Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken auf die Integration und Lebensbedingungen des Einzelnen
- Die Analyse der filmischen Inszenierung und ihrer Mittel zur Vermittlung der Thematik
- Die Bedeutung von Sprache, Träumen und Musik als Ausdruck individueller und gesellschaftlicher Machtverhältnisse
- Die Interpretation der Konfrontation von Natur und Kultur im Kontext der modernen Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
- Zur Begründung der Thematik: Das Kapitel erläutert den Ausgangspunkt der Arbeit und stellt die Relevanz der Themen Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken in der heutigen Gesellschaft dar. Dabei wird der Bezug zum Film "Jeder für sich und Gott gegen alle" hergestellt und die zentrale Hypothese der Arbeit formuliert.
- Der kriminalistische, der symbolische und der exemplarische Kaspar Hauser: Zur Verarbeitung der Grundlage des Kaspar Hauser Stoffs bei Werner Herzog: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des historischen Kaspar Hauser-Stoffs im Film und untersucht die verschiedenen Interpretationen der Figur: als Kriminalfall, als Symbol und als exemplarischer Fall. Dabei wird die Verarbeitungsweise der historischen Vorlage durch Werner Herzog beleuchtet.
- Kaspar Hauser als tragische Symbolfigur der Moderne: Bildungsdilettantismus und Nützlichkeitsdenken in der Verfilmung von Werner Herzog: Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung Kaspar Hausers als Symbolfigur der Moderne. Es werden verschiedene Aspekte beleuchtet: die Bedeutung der Moderne, das Verhältnis von Gefangenschaft und Freiheit im Film, die Funktion der Sprache, die Bedeutung von Träumen und die Rolle von Montage und Musik.
- Zur Begründung der Moderne: Eine Diskussion des Peritexts: Dieses Unterkapitel analysiert den Peritext des Films, um die Darstellung der Moderne zu beleuchten.
- Kaspars Lebensräume: Zum Verhältnis von Gefangenschaft und Freiheit als symbolhafter Konflikt zwischen Natur und Kultur: Dieser Abschnitt untersucht die Darstellung von Kaspar Hausers Lebensräumen und die symbolische Konfrontation von Natur und Kultur.
- Zur Sprache als Instrument gesellschaftlicher Macht.: Dieses Unterkapitel untersucht die Rolle der Sprache in der Gesellschaft und ihre Bedeutung für Machtverhältnisse.
- Zur Funktion der Träume Kaspars oder der Wunsch nach einer anderen Welt...........: Dieser Abschnitt untersucht die Bedeutung von Träumen und den Wunsch nach einer anderen Welt in der Darstellung des Kaspar Hauser.
- Zur Rückbesinnung auf die eigene Individualität: Die Montage und die Entschleunigung als zentrale filmgestalterische Mittel..\n: Dieses Unterkapitel analysiert die filmischen Mittel der Montage und Entschleunigung und ihre Funktion bei der Vermittlung der Thematik.
- Zur Funktion der Musik und ihrer Abwesenheit: Dieser Abschnitt untersucht die Rolle der Musik im Film und die Bedeutung ihrer Abwesenheit.
- Natur und Kultur als Maximen der modernen Bildung .....: Dieses Kapitel analysiert die Konfrontation von Natur und Kultur im Kontext der modernen Bildung und untersucht die Bedeutung dieser Dichotomie für die Darstellung des Kaspar Hauser.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Kaspar Hauser, Bildungsdilettantismus, Nützlichkeitsdenken, Moderne, Symbolfigur, Film, Inszenierung, Sprache, Träume, Musik, Natur, Kultur und Gesellschaft.
- Quote paper
- Marcus Patzer (Author), 2012, Der Film "Jeder für sich und Gott gegen alle" von Werner Herzog. Kaspar Hauser als Symbolfigur der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376349