Überlegungen zur italienischen Gesellschaft
Mailänder Modeschau oder Palermos Mafiastrukturen, Tourismuszentren an der italienischen Adria oder historisch anmutender Latifundienanbau in Kalabrien. Nur einige der Schlagworte wie diese lassen ein sehr facettenreiches Bild des heutigen Italiens vor dem geistigen Auge erscheinen. Starke Gegensätze zwischen dem hochentwickelten, industrialisierten Norden, der sich im „Speckgürtel“ Europas befindet, und dem Mezzogiorno, den Regionen des Südens mit hoher Arbeitslosigkeit und Rückständigkeit in weiten Bereichen, sind offensichtlich.
Lässt diese weit verbreitete Schwarz-Weiß-Vorstellung auf eine uneinheitliche Gesamtgesellschaft schließen? Oder existiert in Italien möglicherweise gar nicht „die“ Gesellschaft? Muss man die italienische Bevölkerung vielmehr als mehrere Gesellschaften in einem Land betrachten?
Die folgende Arbeit versucht Antworten auf diese Fragen zu finden, in dem sie verschiedene sozialwissenschaftliche Sichtweisen der italienischen Gesellschaft gegenüberstellt.
Im ersten Teil werden dazu grundlegende Begriffe der Sozialstrukturanalyse definiert, „Klasse“, „Schicht“ und „Stand“ als elementare Bereiche der Betrachtung werden aus dem Blickwinkel verschiedener Theoretiker beleuchtet. „Klasse“ unterlag im Laufe der Geschichte von Marx bis zur modernen Soziologie einem tiefgreifenden begrifflichen Wandel. Auch die späteren Schichtungsansätze und deren Definition variieren deutlich untereinander.
Anschließend an diese begrifflichen Klärungen werden empirische Daten zur italienischen Sozialstruktur präsentiert. Vor allem jüngste Veränderungen in Klassen und Schichten zwischen dem miracolo economico und der heutigen Situation sollen berücksichtigt werden. An diese Darstellung soziostruktureller Daten schließen sich Überlegungen zu den Eingangsfragen an. Verschiedene Gesellschaftsmodelle werden im Bezug auf die Situation Italiens diskutiert. Die Konzepte „Polarisierte Klassengesellschaft“ der Neomarxisten, Schelskys „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ und „segmentierte Teilgesellschaften“ nutzen verschiedene Annahmen, um ihre Gesellschaftsideen zu untermauern. Den Schluss der Arbeit sollen einige Anmerkungen zum europäischen Gedanken bringen. Italien, als ein Gründungsmitglied der EU (EG), ist seit einem halben Jahrhundert in den Prozess der europäischen Integration eingebunden. Färben diese politischen Bemühungen auch auf die Gesellschaft ab?...
Inhaltsverzeichnis
- Überlegungen zur italienischen Gesellschaft
- Die Sozialstruktur Italiens
- Einige Definitionen der Begriffe „Klasse“, „Schicht“ und „Stand“
- Veränderungen und Konstanten im soziostrukturellen Aufbau Italiens
- Industrielle Revolution und miracolo economico als Einschnitte in die italienische Sozialstruktur
- Italiens soziale Klassen und Schichten
- Theorien zur heutigen Gesellschaft
- Die polarisierte Klassengesellschaft
- Die nivellierte Mittelstandsgesellschaft
- Die Gesamtgesellschaft aus segmentierten Teilgesellschaften
- Italien als europäische Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die italienische Gesellschaft aus soziostruktureller Perspektive zu analysieren. Sie untersucht die verschiedenen Positionen innerhalb der Gesellschaft, die sich aus Klassen und Schichten ergeben, und stellt verschiedene Gesellschaftsmodelle im Bezug auf Italien in den Vordergrund.
- Definition und Entwicklung der Begriffe „Klasse“, „Schicht“ und „Stand“
- Analyse der Veränderungen in der italienischen Sozialstruktur im Kontext der industriellen Revolution und des „miracolo economico“
- Diskussion verschiedener Theorien zur heutigen Gesellschaft, wie der „polarisierten Klassengesellschaft“, der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ und der „segmentierten Teilgesellschaften“
- Betrachtung der Rolle Italiens als europäische Gesellschaft und die Auswirkungen der europäischen Integration auf die italienische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich grundlegenden Begriffsklärungen und beleuchtet die verschiedenen Bedeutungen von „Klasse“, „Schicht“ und „Stand“ in der Sozialstrukturanalyse. Diese Begriffe werden aus der Perspektive unterschiedlicher Theoretiker beleuchtet und ihre historische Entwicklung dargestellt.
Das zweite Kapitel präsentiert empirische Daten zur italienischen Sozialstruktur. Es analysiert die Veränderungen in Klassen und Schichten zwischen dem „miracolo economico“ und der heutigen Situation, wobei der Fokus auf den soziostrukturellen Aufbau Italiens gelegt wird.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob Italien als eine uneinheitliche Gesamtgesellschaft betrachtet werden kann oder eher als mehrere Gesellschaften in einem Land. Verschiedene Gesellschaftsmodelle werden im Kontext der italienischen Situation diskutiert, um die komplexen Strukturen der italienischen Gesellschaft zu verstehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse der italienischen Gesellschaft aus sozialstruktureller Sicht. Die Schlüsselbegriffe sind „Klasse“, „Schicht“, „Stand“, „miracolo economico“, „Polarisierte Klassengesellschaft“, „Nivellierte Mittelstandsgesellschaft“, „Segmentierte Teilgesellschaften“, „Europäische Integration“, „Italienische Gesellschaft“ und „Soziale Strukturen“. Die Arbeit untersucht die Entwicklung und die Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der italienischen Gesellschaft und beleuchtet die verschiedenen Ansätze zur Interpretation der italienischen Sozialstruktur.
- Arbeit zitieren
- Juliane Hack (Autor:in), 2005, Die italienische Gesellschaft der Moderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37466