Einleitung
Über „Autorität“ und „Antiautorität“ wurde vor allem in den 70er Jahren im Erziehungsbereich viel gestritten und diskutiert. Aber auch heutzutage ist diese Diskussion keinesfalls erloschen, so daß die Frage, welcher Erziehungsstil bei der Kinder – und Jugenderziehung zur Anwendung kommen soll immer wieder gestellt werden muß.
An zwei Fronten stehen sich Widersacher gegenüber, die in mir den Anschein erwecken, als ob sie nur sehr schwer zu einer gemeinsamen Konsensfindung oder einer gleichgearteten Kompromißlösung finden könnten, zumal die gegensätzlichen Positionen stark verhärtet sind. Auf der einen Seite stehen jene Befürworter der „antiautoritären Erziehung“, welche jegliche Form der Autorität verachten und nach neuen Erziehungskonzepten suchen. Auf der anderen Seite hingegen stehen solche, die an die Autorität glauben und die Einführung einer strengen Autorität einfordern.
Welche Mittel sollen nun aber von Lehrern, Eltern, Ausbildern und Pädagogen bei der Kindererziehung angewandt werden, um den Kindern Kenntnisse, Werteorientierungen, Handlungswillen und Handlungsfähigkeit zu vermitteln, mit dem Ziel, die individuelle Mündigkeit und ihre Kompetenz zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben dauerhaft zu verbessern ? Erziehung im allgemeinen soll immer dort greifen, wo ein Mensch eine Lernaufgabe nicht selbständig bewältigen kann, und ist damit als eine absichtliche Lernhilfe zu verstehen (vgl. Weber 1974). Dadurch, daß ein Mensch nicht von Geburt an dazu fähig ist, in einer Gesellschaft zu leben und zu überleben, da die sozialen Normen und Werte dieser Gesellschaft dem Kinde nicht angeboren sind, ist es auf das Lernen angewiesen. Bei diesem Prozeß wird der Mensch durch den Erziehungsstil einer Bezugsperson gelenkt und auch teilweise manipuliert, wobei der Erziehungsstil als ein „relativ stabil ausgeprägtes Verhaltensmuster eines Erziehers oder Lehrers, die sich durch typische Erziehungs- und Unterrichtspraktiken charakterisieren lassen“ verstanden wird (Schaub/Zenke 1997, S.129). Diese Erziehungs- und Unterrichtspraktiken sind von verschiedenen soziokulturellen Bedingungen abhängig und haben dementsprechend auch immer Folgen für einen Erzogenen. Wesentlich ist, wie bei der Erziehung mit den Begriffen „Freiheit“ und „Selbstbestimmung“ umgegangen wird, um das angestrebte Erziehungsziel zu erreichen, denn beide sind stets im Kontext einer möglichen Beeinflussung zu betrachten...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausprägungsformen der antiautoritären Erziehung
- Die antiautoritäre Erziehung liberaler Ausprägung
- Die antiautoritäre Erziehung liberaler Ausprägung am Beispiel „Summerhill“
- Die antiautoritäre Erziehung radikal-sozialistischer Ausprägung
- Die antiautoritäre Erziehung radikal-sozialistischer Ausprägung am Beispiel der „Kinderläden“
- Ausprägungsformen der autoritären Erziehung
- Die autoritäre Persönlichkeit
- Autorität, Macht und Erziehung
- Autorität und Freiheit
- Vergleich der antiautoritären / autoritären Erziehung und persönliche Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene Ausprägungen autoritärer und antiautoritärer Erziehung, insbesondere am Beispiel der Summerhill-Schule und der Kinderläden. Ziel ist es, die Problematik der Freiheit in der Erziehung herauszuarbeiten und beide Erziehungsstile zu vergleichen, um zur Klärung der pädagogischen „Autoritätsproblematik“ beizutragen.
- Antiautoritäre Erziehung: Liberale und radikal-sozialistische Ansätze
- Autoritäre Erziehung: Charakteristika und Legitimation von Autorität
- Das Verhältnis von Autorität und Freiheit in der Erziehung
- Summerhill-Schule als Beispiel liberaler antiautoritärer Erziehung
- Kinderläden als Beispiel radikal-sozialistischer antiautoritärer Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit beleuchtet die anhaltende Debatte um autoritäre und antiautoritäre Erziehung. Sie stellt die gegensätzlichen Positionen der Befürworter und Gegner beider Erziehungsstile gegenüber und untersucht, welche Erziehungsmethoden effektiv zur Vermittlung von Wissen, Werten und Handlungsfähigkeit beitragen, um die individuelle Mündigkeit und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Der Text betont die Paradoxie von Erziehung, die in der Balance zwischen Freiheit und Beeinflussung besteht.
Ausprägungsformen „antiautoritärer“ Erziehung: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der antiautoritären Bewegung in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland und deren Kritik an der autoritären Erziehung. Es unterstreicht die Vielfältigkeit der antiautoritären Bewegung und identifiziert zwei Hauptrichtungen: die liberale und die sozialistische Ausprägung. Die unterschiedlichen Positionen innerhalb dieser Richtungen werden anhand von Beispielen verschiedener Vertreter verdeutlicht.
Ausprägungsformen der „autoritären“ Erziehung: Dieses Kapitel definiert den autoritären Erziehungsstil als ein hierarchisches Verhältnis zwischen Erzieher und Zögling, in dem der Erzieher Lenkungsmaßnahmen festlegt und kontrolliert. Es diskutiert die unterschiedlichen Arten von Macht, die der Autorität zugrunde liegen können (Sachwissen, Charisma, etc.) und betont die Bedeutung von Vorbildfunktion und Vertrauen, um Zwangsmaßnahmen zu minimieren. Das Kapitel behandelt auch das Spannungsfeld zwischen Autorität und Freiheit und argumentiert, dass beide nicht zwangsläufig gegensätzlich sind, sondern sich ergänzen können.
Schlüsselwörter
Autoritäre Erziehung, antiautoritäre Erziehung, Summerhill, Kinderläden, Freiheit, Selbstbestimmung, Autorität, Macht, Mündigkeit, Sozialisation, Liberalismus, Sozialismus, Pädagogik, Erziehungsstil, Manipulation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Autoritäre und antiautoritäre Erziehung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht verschiedene Ausprägungen autoritärer und antiautoritärer Erziehung. Sie vergleicht diese Erziehungsansätze und beleuchtet die Problematik der Freiheit in der Erziehung. Besondere Beispiele sind die Summerhill-Schule (liberale antiautoritäre Erziehung) und die Kinderläden (radikal-sozialistische antiautoritäre Erziehung).
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel ist es, die Problematik der Freiheit in der Erziehung herauszuarbeiten und autoritäre sowie antiautoritäre Erziehungsstile zu vergleichen. Die Arbeit möchte zur Klärung der pädagogischen „Autoritätsproblematik“ beitragen und die effektivsten Methoden zur Vermittlung von Wissen, Werten und Handlungsfähigkeit zur Förderung individueller Mündigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe untersuchen.
Welche Arten antiautoritärer Erziehung werden behandelt?
Die Arbeit unterscheidet zwischen liberaler und radikal-sozialistischer antiautoritärer Erziehung. Die liberale Ausprägung wird am Beispiel der Summerhill-Schule illustriert, die radikal-sozialistische an Beispiel der Kinderläden.
Wie wird autoritäre Erziehung definiert?
Autoritäre Erziehung wird als ein hierarchisches Verhältnis zwischen Erzieher und Zögling definiert, in dem der Erzieher Lenkungsmaßnahmen festlegt und kontrolliert. Die Arbeit diskutiert verschiedene Arten von Macht (Sachwissen, Charisma etc.), die der Autorität zugrunde liegen können, und das Spannungsfeld zwischen Autorität und Freiheit.
Wie werden die verschiedenen Kapitel zusammengefasst?
Die Einleitung stellt die Debatte um autoritäre und antiautoritäre Erziehung dar. Das Kapitel zu antiautoritärer Erziehung beschreibt die Entstehung der Bewegung und unterscheidet zwischen liberalen und sozialistischen Ansätzen. Das Kapitel zu autoritärer Erziehung definiert den Erziehungsstil und diskutiert die verschiedenen Arten von Macht und das Verhältnis von Autorität und Freiheit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Autoritäre Erziehung, antiautoritäre Erziehung, Summerhill, Kinderläden, Freiheit, Selbstbestimmung, Autorität, Macht, Mündigkeit, Sozialisation, Liberalismus, Sozialismus, Pädagogik, Erziehungsstil, Manipulation.
Welche Beispiele werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet die Summerhill-Schule als Beispiel für liberale antiautoritäre Erziehung und die Kinderläden als Beispiel für radikal-sozialistische antiautoritäre Erziehung.
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Das zentrale Thema ist das Spannungsfeld zwischen Autorität und Freiheit in der Erziehung und die Suche nach effektiven Erziehungsmethoden, die sowohl die individuelle Entwicklung als auch die gesellschaftliche Teilhabe fördern.
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- Thore Rothenburg (Author), 2001, Ausprägungsformen autoritärer und antiautoritärer Erziehung am Beispiel Summerhill, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37420