Epidemiologische Studien deuten auf eine hohe Inzidenz und Prävalenz psychisch erkrankter Eltern hin. So fwird davon ausgegangen, dass ungefähr 3 Millionen Kinder innerhalb Deutschlands im Verlauf eines Jahres einen Elternteil mit einer psychischen Störung erlebten sowie 175.000 Kinder pro Jahr die Erfahrung machten, dass ein Elternteil wegen einer psychischen Erkrankung stationär psychiatrisch behandelt werde. Es wird darauf hingewiesen, dass bei Kindern mit psychisch kranken Eltern die Gefahr bestehe, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sei das Risiko – je nach Grunderkrankung der Eltern – um das Zwei- bis Zehnfache erhöht. Im Einzelfall könne das Erkrankungsrisiko auch bei 50% liegen, je nach genetischem Risiko, sozialen Belastungsfaktoren sowie Resilienzfaktoren.
Die Frage, die sich demnach im Berufsfeld der Sozialen Arbeit stellt, ist demnach: Wie verläuft die Identitätsentwicklung von Jugendlichen mit einem psychisch kranken Elternteil und welche Belastungsherausforderungen haben diese Jugendlichen zu bewältigen? Konkreter in Bezug auf die Arbeitsweise der Sozialen Arbeit muss darüber hinaus die Frage gestellt werden, wo Möglichkeiten und Grenzen in der Unterstützung dieser Jugendlichen im Kontext der Sozialen Arbeit liegen.
Die Identitäts- und Belastungsherausforderungen von Jugendlichen im Alter von 13-18 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil werden anhand von vier Theorien explizit beleuchtet. Das ist zum einen die Lebensbewältigungstheorie nach Böhnisch, dazu die Identitätskonstruktionen nach Keupp, sowie die Resilienz nach Rönnau-Böse, Fröhlich-Gildhoff und letztlich die Salutogenese nach Antonovsky. All dies soll helfen, neue Erkenntnisse zu dieser Thematik zu erlangen, die in der praxisbezogenen Sozialen Arbeit anwendbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Forschungsergebnisse und thematischer Einstieg
- 2. Lebensbewältigungstheorie
- 2.1 Zentrale Begriffe und Überlegungen
- 2.2 Konkretisierung der Theorie bezogen auf meine Fragestellung
- 3. Identitätskonstruktionen
- 3.1 Zentrale Begriffe und Überlegungen
- 3.2 Konkretisierung der Theorie bezogen auf meine Fragestellung
- 4. Salutogenese
- 4.1 Zentrale Begriffe und Überlegungen
- 4.2 Konkretisierung der Theorie bezogen auf meine Fragestellung
- 5. Resilienz
- 5.1 Zentrale Begriffe und Überlegungen
- 5.2 Konkretisierung der Theorie bezogen auf meine Fragestellung
- 6. Möglichkeiten und Grenzen innerhalb der Sozialen Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Theorieprojekt untersucht die "Identitäts- und Belastungsherausforderungen von Jugendlichen im Alter von 13-18 Jahren mit einem psychisch kranken Elternteil". Es analysiert die Bewältigung dieser Herausforderungen im Kontext der Sozialen Arbeit und erörtert die Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung dieser Jugendlichen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, neue Erkenntnisse zu gewinnen, die in der praxisbezogenen Sozialen Arbeit anwendbar sind.
- Identitätsentwicklung von Jugendlichen mit einem psychisch kranken Elternteil
- Belastungsherausforderungen, denen diese Jugendlichen gegenüberstehen
- Anwendbarkeit verschiedener theoretischer Konzepte auf die Fragestellung
- Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung durch Soziale Arbeit
- Bedeutung von Resilienz und Salutogenese für die Lebensbewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Forschungsergebnisse zu Kindern und Jugendlichen mit einem psychisch kranken Elternteil und bietet einen thematischen Einstieg. In Kapitel 2 wird die Lebensbewältigungstheorie nach Böhnisch vorgestellt und ihre zentralen Begriffe und Konzepte erläutert. Das Kapitel untersucht die Relevanz der Theorie für die Bewältigung von Belastungsfaktoren bei Jugendlichen mit einem psychisch kranken Elternteil.
Kapitel 3 fokussiert auf die Identitätskonstruktionen nach Keupp und diskutiert deren Relevanz für die Identitätsentwicklung von Kindern psychisch kranker Eltern. Kapitel 4 beleuchtet die Salutogenese nach Antonowsky und zieht erste theoriegeleitete Schlussfolgerungen über Faktoren, die einem Belastungserleben der betrachteten Jugendlichen entgegenwirken können.
Kapitel 5 bietet einen Überblick über das Konzept der Resilienz nach Fröhlich-Gildhoff und Rönau-Böse und diskutiert die Implikationen für die betroffenen Jugendlichen. Kapitel 6 widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen der Sozialen Arbeit in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Jugendliche, psychisch kranke Eltern, Identitätsentwicklung, Belastungsherausforderungen, Lebensbewältigungstheorie, Identitätskonstruktionen, Salutogenese, Resilienz, Soziale Arbeit, Möglichkeiten, Grenzen, Unterstützung, Forschungsergebnisse, Praxisrelevanz.
- Quote paper
- Britta Hummel-Klinger (Author), 2017, Identitäts- und Belastungsherausforderungen von Jugendlichen mit einem psychisch kranken Elternteil. Möglichkeiten und Grenzen der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374155