Tunceli, ehemals Dersim, ist geprägt von der Schönheit der Natur und der Landschaft. Für viele Alevitven ist Dersim die Heimat und aufgrund der vielen Pilgerungsstätte ein Ort zum Pilgern, um sich selbst wieder zu finden. Jedoch ist dieser Ort nicht nur geprägt von der Schönheit, auch sind dunkle Zeiten mit der Region verbunden. Insbesondere die Ereignisse 1937/38 hat die Region geprägt, wie kein Zweites. Der Begriff Dersim ist fest verbunden mit den Jahreszahlen. In dieser Zeit sind schätzungsweise 70.000 Menschen ums Leben gekommen und viele Teile der Bevölkerung sind aus der Heimat vertrieben worden. Die Gründe dafür werden bis heute noch kontrovers diskutiert. Ziel dieser Arbeit soll es sein, anhand von Berichten und Dokumenten aufzuzeigen, welches die Gründe für das Sterben und die Vertreibungen in Dersim waren.
In Anbetracht dieses Untersuchungsgegenstandes sollten zuerst die Bevölkerung und die Region näher betrachtet werden.
Aufgrund der Übersetzung von einigen Teilen der Bevölkerung von „der“ mit Tür und „sim“ mit Silber, verstehen einige unter Dersim die „Silberne-Tür“. Der an der westlichen Grenze von Dersim lebende Stamm Qocan versteht unter Dersim, das
Tor Kurdistans. Beim Qocan-Stamm handelt es sich um einen Kriegerstamm, die sich als die Wächter jenes Tores betrachten. Laut Dr. Nuri Dersimi, einer der ersten Historiker aus der Region, sei die Mehrheit der Bevölkerung Dersims der Meinung,
dass Dersim gleich bedeutend mit Kurdistan ist. Deswegen sagt auch ein Dersimer, wenn er von einem anderen Ort zurückkommt, dass er zurück in Kurdistan ist.
Dersim ist die ehemalige Bezeichnung der heutigen Stadt Tunceli, was so viel bedeutet wie die eiserne Faust. Im Zuge des Tunceli-Gesetzes und als Folge der Gesetze zum nationalen Denken wurde der Name des Ortes umbenannt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geografische Lage Dersims
- Ethnische und religiöse Struktur in Dersim
- Dersim im Osmanischen Reich
- Die Exekution Seyit Rızas als Einleitung der Unruhen
- Fragestellung und Methodik
- Dersim in der Wahrnehmung der regierungsnahen Stimmen
- Berichte
- Inspektor Hamdi Bey 1926
- Inspektor Ibrahim Talı Bey 1930
- Vom Generalstabschef 1931
- Pressestimmen in den Jahren der Unruhen
- Parlamentsansprachen
- Dersim aus Sicht der Befürworter des Staates
- Dersim: Massenmord in Ostanatolien 1937/38
- „Mit eiserner Faust“: Die Gesetze für Dersim
- Militärprotokolle
- Zeitzeugenberichte
- Interviews
- Cemal Taş
- Şükrü Aslan
- Dersim aus Sicht der oppositionellen Historiker
- Dersim - eine vergessene Region? Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ereignisse von 1937/38 in Dersim, die zu einem Massaker und Vertreibungen führten. Ziel ist es, anhand von Berichten und Dokumenten die Gründe für diese Tragödie aufzuzeigen und die verschiedenen Perspektiven darauf zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die historische und politische Situation Dersims, die ethnische und religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung und die Rolle der türkischen Regierung.
- Die geographische Lage und die ethno-religiöse Struktur Dersims
- Die Wahrnehmung Dersims durch die türkische Regierung und die Medien
- Die Ereignisse von 1937/38: Ursachen, Verlauf und Folgen
- Die unterschiedlichen historischen Interpretationen des Geschehens
- Die Frage nach dem Gedächtnis und dem Vergessen Dersims
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die geographische Lage, die ethnische und religiöse Struktur sowie die Geschichte Dersims im Osmanischen Reich. Sie stellt die Fragestellung und die Methodik der Arbeit vor und betont die Bedeutung der Ereignisse von 1937/38, die bis heute kontrovers diskutiert werden. Die Einleitung betont den Zusammenhang zwischen der geografischen Isolation Dersims, der alevitischen Glaubensausübung und dem Widerstand gegen die staatliche Integration.
Dersim in der Wahrnehmung der regierungsnahen Stimmen: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung Dersims in Berichten staatlicher Stellen, in Pressemitteilungen und Parlamentsansprachen. Es beleuchtet die einseitige Perspektive der Regierung, die die Ereignisse in Dersim als Aufstand gegen den Staat darstellt und die alevitische Bevölkerung als bedrohlich inszeniert. Die Analyse der Quellen soll die propagandistische Funktion der Regierungsdarstellung aufdecken.
Dersim: Massenmord in Ostanatolien 1937/38: Dieses Kapitel analysiert die Ereignisse von 1937/38 als systematische Kampagne des türkischen Staates. Es untersucht die Rolle des Militärs und die angewandten Methoden, um die alevitische Bevölkerung zu unterdrücken. Die Analyse umfasst Militärprotokolle, Zeitzeugenberichte und Interviews, um das Ausmaß des Massakers und der Vertreibungen zu dokumentieren und die verschiedenen Perspektiven auf die Ereignisse zu beleuchten.
Dersim - eine vergessene Region? Diskussion: Dieses Kapitel beleuchtet den Umgang mit dem Gedächtnis an die Ereignisse von 1937/38 in der Türkei. Es diskutiert die Frage des Vergessens und der Geschichtspolitik des Staates und wie sich diese auf das kollektive Gedächtnis der betroffenen Bevölkerung ausgewirkt haben. Die zentrale Frage des Kapitels ist die dauerhafte gesellschaftliche und politische Aufarbeitung dieser Tragödie.
Schlüsselwörter
Dersim, Tunceli, Aleviten, Türkischer Staat, 1937/38, Massaker, Vertreibungen, Seyit Rıza, Ethnopolitik, Geschichtspolitik, Gedächtnis, Vergessen, Minderheiten, Ostanatolien, Kurdistan.
Häufig gestellte Fragen zu "Dersim: Massenmord in Ostanatolien 1937/38"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Ereignisse von 1937/38 in Dersim (heute Tunceli), die zu einem Massaker und Vertreibungen der alevitischen Bevölkerung führten. Sie analysiert die historischen, politischen und sozialen Ursachen dieser Tragödie und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven darauf, basierend auf regierungsnahen und oppositionellen Quellen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen, darunter Berichte staatlicher Stellen (z.B. Inspektor Hamdi Bey, Inspektor Ibrahim Talı Bey, Generalstabschef), Pressemitteilungen der damaligen Zeit, Parlamentsansprachen, Militärprotokolle, Zeitzeugenberichte und Interviews (z.B. mit Cemal Taş und Şükrü Aslan). Dies ermöglicht einen multiperspektivischen Zugang zum Thema.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die geographische Lage und ethno-religiöse Struktur Dersims, die Wahrnehmung Dersims durch die türkische Regierung und die Medien, die Ereignisse von 1937/38 (Ursachen, Verlauf und Folgen), die unterschiedlichen historischen Interpretationen des Geschehens und die Frage nach dem Gedächtnis und dem Vergessen Dersims.
Wie wird die Rolle der türkischen Regierung dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung Dersims in regierungsnahen Quellen als einseitigen Versuch, die Ereignisse als Aufstand gegen den Staat darzustellen und die alevitische Bevölkerung als bedrohlich zu inszenieren. Die propagandistische Funktion dieser Darstellungen wird untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Einleitung (mit geographischer Lage, ethnischer und religiöser Struktur Dersims, Fragestellung und Methodik), Dersim in der Wahrnehmung regierungsnaher Stimmen, Dersim: Massenmord in Ostanatolien 1937/38 (mit Analyse von Militärprotokollen und Zeitzeugenberichten) und Dersim - eine vergessene Region? Diskussion (mit Fokus auf Geschichtspolitik und kollektives Gedächtnis).
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die Ereignisse von 1937/38 in Dersim ein systematisches Vorgehen des türkischen Staates gegen die alevitische Bevölkerung darstellen. Sie betont die Bedeutung der Aufarbeitung dieser Tragödie und der Auseinandersetzung mit dem Umgang mit dem Gedächtnis und dem Vergessen in der Türkei.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Dersim, Tunceli, Aleviten, Türkischer Staat, 1937/38, Massaker, Vertreibungen, Seyit Rıza, Ethnopolitik, Geschichtspolitik, Gedächtnis, Vergessen, Minderheiten, Ostanatolien, Kurdistan.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich für die Geschichte der Türkei, die Lage von Minderheiten und die Aufarbeitung von historischen Traumata interessieren. Sie bietet einen wichtigen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Dersim.
- Quote paper
- Ekin Can Erol (Author), 2016, Dersim 1937-38. Türkische Ethnopolitik einer vergessenen Minderheit in Ostanatolien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373911