Bedeutung des Kanons
Das Wort Kanon, das mit dem semitischen Wort qanä Rohr zusammenhängt und im griechischen Gebrauch mit den Worten ‘gerader Stab‘ wiedergegeben wird, hat in der griechischen Philosophie die übertragene Bedeutung für Richtschnur, Regel und Norm. Dieser übertragene Sinn wird von Philo und der Kirche des 3. Jahrhunderts übernommen und im 4 Jahrhundert durch das Konzil von Laodizea auf die Bibel bezogen, welche durch die Schriften einen normativen Inhalt für unsere Lebensbereiche darstellen. Die Bedeutung einer solchen Norm oder Richtschnur für die täglichen Angelegenheiten des Lebens für die junge christliche Gemeinde können wir uns nur schwer vorstellen in unserer heutigen westlichen Welt mit den vielen Bibelübersetzungen und hunderten von Aus- legungen. Aber in der Zeit Jesu gab es diesen Überfluß noch nicht. Es war jedoch wegen dem jüdischen Denken der ersten Christen gar nicht denkbar ohne eine Schrift zu sein, welche Verhaltensregeln für den Alltag gibt und an den Versammlungen gelesen wird. Egelkraut schreibt hierzu: “Seit der Zeit Moses gehörten inspirierte Schriften zum hebräischen Erbe“ (21). Hierzu kommt schon ein kritischer Einwand, welchen ich auf einer Ausarbeitung im Internet fand und ihn hier kurz darstellen möchte: Erstens umfaßt ein Kanon – in diesem Fall gleichgültig, welcher – eine Vielheit von Büchern mit einer Vielheit von Theologien. Zweitens erhebt er inhaltlich einen Einheitsanspruch, den zum Beispiel eine entwicklungsgeschichtliche Darstellung nicht einlösen könnte. Es kann nicht bei rein deskriptiver Wahrnehmung einer Vielfalt von Theologien bleiben. Drittens schließt er auf der kanonischen Geltungsebene weitere Texte und Zeugnisse aus - was eine historische Betrachtung niemals dürfte, da sie grundsätzlich alle vorhandenen Quellen berücksichtigen muß. (NOBERT LOHFINGER THESE 16)
Die Notwendigkeit des Schutzes vor Betrug kommt diesem Mann nicht in den Sinn, was für mich nicht nachvollziehbar ist. Rendtorff schreibt in diesem Zusammenhang folgendes: “Die moderne Bibelwissenschaft hat dem kanonischen Endstadium der einzelnen Bücher sowie dem Kanon insgesamt wenig Beachtung geschenkt“…“In jüngster Zeit läßt sich jedoch eine Veränderung der Fragestellung erkennen. Sie betrifft sowohl die einzelnen Bücher als auch den Kanon als ganzen“ (304). Dies ist meiner Ansicht nach eine ehrliche Einschätzung, welche nun zu keinen Aussagen hinreißen lassen sollte wie sie von Lohfinger und anderen kritischen Auslegern gemacht wurden.
Inhaltsangabe
1 Die Bedeutung des Kanons
2 Die Notwendigkeit eines Kanons
3 Die Kriterien für den Kanon
3.1 Kriterien an den Verfasser
3.1.1 Der Autor
3.1.2 Die Adressaten
3.1.3 Die Lehraussagen
3.2 Kriterien an den Text
4 Die Sammlung heiliger Schriften
5 Die Festlegung des Kanons
5.1 Die Dreiteilung des Kanons
5.1.1 Gesetz
5.1.2 Propheten
5.1.2.1 Die vorderen Propheten
5.1.2.2 Die hinteren Propheten
5.1.2.2.1 Die großen Propheten
5.1.2.2.2 Die kleinen Propheten
5.1.3 Schriften
5.1.3.1 Die Megilloth
5.1.3.2 Weisheitsliteratur
6 Kritik an der Einteilung und bibeltreue Ansicht
7 Das NT und die Schriften des AT
7.1 Jesus Christus und das Alte Testament
7.2 Die Apostel und das Alte Testament
7.2.1 Johannes und das Alte Testament
7.2.2 Petrus und das Alte Testament
7.2.3 Jakobus und das Alte Testament
7.2.4 Matthäus und das Alte Testament
7.2.5 Paulus und das Alte Testament
7.3 Das Verhältnis der Geschichtsschreiber, Philosophen und der Kirchenväter zum Alten Testament
7.3.1 Der Philosoph Philo (15/ 10 v. Chr. - 45/ 50 n. Chr.)
7.3.2 Josephus von Jerusalem (37- 95 n. Chr.)
7.3.3 Bischof Melito von Sardis (um 170 n. Chr.)
7.3.4 Origenes (um 185- 254 n. Chr.)
7.3.5 Tertullian (160- 250 n. Chr.)
7.3.6 Hilarius von Poitiers (305- 366 n. Chr.)
7.3.7 Hieronimus (340- 420 n. Chr.)
8 Nachwort
9 Bibliographie
Als Leser des Alten Testamentes ist es wichtig die kritische Meinung darüber zu wissen wie dieser Teil der Heiligen Schrift entstanden sein soll und wie das Verständnis des Kanons von den Kritikern ist. Daher möchte ich deren Sicht gerne darstellen und mit der Bibeltreuen vergleichen.
1 Die Bedeutung des Kanons
Das Wort Kanon, das mit dem semitischen Wort qanä Rohr zusammenhängt und im griechischen Gebrauch mit den Worten ‘gerader Stab‘ wiedergegeben wird, hat in der griechischen Philosophie die übertragene Bedeutung für Richtschnur, Regel und Norm. Dieser übertragene Sinn wird von Philo und der Kirche des 3. Jahrhunderts übernommen und im 4 Jahrhundert durch das Konzil von Laodizea auf die Bibel bezogen, welche durch die Schriften einen normativen Inhalt für unsere Lebensbereiche darstellen.
Die Bedeutung einer solchen Norm oder Richtschnur für die täglichen Angelegenheiten des Lebens für die junge christliche Gemeinde können wir uns nur schwer vorstellen in unserer heutigen westlichen Welt mit den vielen Bibelübersetzungen und hunderten von Aus- legungen. Aber in der Zeit Jesu gab es diesen Überfluß noch nicht.
Es war jedoch wegen dem jüdischen Denken der ersten Christen gar nicht denkbar ohne eine Schrift zu sein, welche Verhaltensregeln für den Alltag gibt und an den Versammlungen gelesen wird. Egelkraut schreibt hierzu: “Seit der Zeit Moses gehörten inspirierte Schriften zum hebräischen Erbe“ (21). Hierzu kommt schon ein kritischer Einwand, welchen ich auf einer Ausarbeitung im Internet fand und ihn hier kurz darstellen möchte:
Erstens umfaßt ein Kanon – in diesem Fall gleichgültig, welcher – eine Vielheit von Büchern mit einer Vielheit von Theologien. Zweitens erhebt er inhaltlich einen Einheitsanspruch, den zum Beispiel eine entwicklungsgeschichtliche Darstellung nicht einlösen könnte. Es kann nicht bei rein deskriptiver Wahrnehmung einer Vielfalt von Theologien bleiben. Drittens schließt er auf der kanonischen Geltungsebene weitere Texte und Zeugnisse aus - was eine historische Betrachtung niemals dürfte, da sie grundsätzlich alle vorhandenen Quellen berücksichtigen muß. (NOBERT LOHFINGER THESE 16)
Die Notwendigkeit des Schutzes vor Betrug kommt diesem Mann nicht in den Sinn, was für mich nicht nachvollziehbar ist.
Rendtorff schreibt in diesem Zusammenhang folgendes: “Die moderne Bibelwissenschaft hat dem kanonischen Endstadium der einzelnen Bücher sowie dem Kanon insgesamt wenig Beachtung geschenkt“…“In jüngster Zeit läßt sich jedoch eine Veränderung der Fragestellung erkennen. Sie betrifft sowohl die einzelnen Bücher als auch den Kanon als ganzen“ (304). Dies ist meiner Ansicht nach eine ehrliche Einschätzung, welche nun zu keinen Aussagen hinreißen lassen sollte wie sie von Lohfinger und anderen kritischen Auslegern gemacht wurden.
2 Die Notwendigkeit eines Kanons
Durch den Bundesschluß am Berg Sinai bestätigt Gott die Erwählung des Volkes Israel und
so werden die Satzungen dieses Bundes schriftlich niedergelegt und in der Bundeslade aufbewahrt.
Es ist bedeutsam für das biblische Zeugnis vom Ursprung der HS, daß die Zehn Gebote gleichzeitig mit ihrer Offenbarung auch schriftlich niedergelegt werden und zwar unter der direkten Einwirkung Gottes (2. Mo 31, 18); für den bildhaften Sinn von >>Finger Gottes<<. (RIENECKER 1244)
Des weiteren finden sich viele weitere Aufforderungen Gottes in der Schrift etwas schriftlich nieder zu schreiben um es dadurch für die Nachkommen zu erhalten (vgl. Jes. 30, 8; Ex. 17, 14; Hab. 2, 2; Dan. 9, 2).
Auch ist es wichtig das AT gegenüber den anderen spirituellen Einflüssen der damaligen Zeit abzugrenzen und den Leser der Bibel dahingehend Sicherheit zu geben, dass dieser Text den er vor sich liegen hat, Gottes autoritatives Wort ist. Es gibt viele Funde von Papyri, Ostraka und anderen Schriften aus der Zeit der Patriarchen, welche an andere Gottheiten gerichtet sind bzw. andere Rituale fordern.
Selbst Fohrer schreibt hierzu:
Die Voraussetzung eines Kanons heiliger Schriften ist der uralte Glaube daran, daß die gött- liche Offenbarung sich im Menschenwort äußert und bestimmte menschliche Worte daher Gotteswort darstellen, göttliche Autorität beanspruchen können und normative Geltung besitzen. (531)
Aus diesem Anlass kommen wir nun zu unserem nächsten Punkt, welcher von großer Wichtigkeit ist, wie ich später noch darstellen und heraus arbeiten werde.
3 Die Kriterien für den Kanon
Dies ist, wie ich es eingangs schon festgestellt habe, eine wichtige Frage. Arnold und Beyer stellen hier zu Recht und sehr treffend fest: “Da Gott sein Wort durch ganz gewöhnliche Menschen offenbarte, war es wichtig, zu wissen, welche Bücher von ihm stammten und welche Bücher nur menschliche Meinungen widerspiegelten“ (22). Aus diesem Grund wurden Kriterien festgelegt mit denen man die Zugehörigkeit zum Kanon festlegen und bestimmen konnte. Dies konzentrierte sich, ähnlich wie bei der Kanonbildung des Neuen Testaments, auf folgende drei Faktoren: den Autor, die Adressaten und die Lehraussagen.
Hier finde ich erfreulich, dass selbst ein Kritiker wie Kaiser an dieser Stelle die sachlichen Kriterien für Kanonizität folgendermaßen beschreibt: 1. Inspiration (Zeit der Propheten) 2. die begrenzte Zahl und 3. die Heiligkeit.[1]
Auch von Rendtorff können wir folgende, für einen kritischen Theologen außergewöhnliche Ansicht festhalten:
Die Frage nach Absicht und Bedeutung des Kanons muß über die Betrachtung der einzelnen Bücher hinausführen und die Sammlung als ganze sowie die Beziehungen ihrer einzelnen Bestandteile zueinander ins Auge fassen. Denn auch hier ist damit zu rechnen, daß es nicht bloße Zufälligkeiten waren, die zur jetzigen Gestalt des Kanons geführt haben. (DAS ALTE TESTAMENT EINE EINFÜHRUNG 305)
3.1 Kriterien an den Verfasser
3.1.1 Der Autor
Der Autor mußte entweder ein prophetisch begabter Mann, besser noch ein Prophet sein, denn sonst konnte er die Gedanken Gottes nicht erkennen und den Menschen mitteilen.
3.1.2 Die Adressaten
Obwohl der Autor sein Werk an eine bestimmte Zielgruppe geschrieben haben kann, sollten dennoch alle Menschen die es lasen dies mit Gewinn auf ihr Leben anwenden können. Außerdem sollten sie dadurch einen Nutzen oder eine Wegweisung für ihr Leben bekommen.
3.1.3 Die Lehraussagen
Ein ganz wichtiges Kriterium war, dass sich die Botschaften die vermittelt wurden nicht widersprechen durften. Treffend fand ich hier das folgende Zitat von Arnold und Beyer:
Gottes Wahrheit blieb immer dieselbe und konnte sich nicht selbst widersprechen. Eine neue Offenbarung konnte zusätzliche Informationen über Gottes Plan und Absichten offenbaren, aber sie würde nie der früheren Offenbarung zuwiderlaufen. (22)
Anhand solcher Kriterien wurden einige Schriften in den Kanon des Alten Testaments aufgenommen und andere wiederum abgelehnt. Zu den abgelehnten Schriften gehören die Apokryphen[2]. Es gibt wohl apokryphe Bücher die dem Historiker wertvolle Aufschlüsse über jüd. Ergehen, Denken und Frömmigkeit geben, andere sind für ihn wegen ihres legendären Stoffes jedoch wertlos. Die katholische Kirche beschloß auf dem Konzil zu Trient (1545- 1563) mit knapper Mehrheit die Aufnahme der Apokryphen in den Kanon und das obwohl diese Schriften über Jahrhunderte hinweg ausdrücklich keinen Einzug in den jüdischen Kanon fanden (vgl. Gehören die Apokryphen zur Bibel htm).
Indem die oben genannten Kriterien angewandt wurden, bestimmten die jüdischen Gelehrten mehr oder weniger genau, welche der gefundenen Manuskripte bzw. der mündlichen Tradition in den Kanon des Alten Testaments aufgenommen wurden. Von Seiten der kritischen Theologie gibt es schon bei Exodus Schwierigkeiten, denn “obgleich es Anzeichen dafür geben mag, dass Mose beim Schreiben von 1. Mo ältere Dokumente benutzte, kann deren Existenz nicht zweifelsfrei bewiesen werden“ (Merrill 26). Das Gott durch die Prophetie auch nach hinten blicken kann um Dinge zu offenbaren sind Fakten gegen die sich die kritische Theologie oftmals sperrt.
Des weiteren müssen wir uns bewußt sein, “daß jedes einzelne biblische Buch seine eigene Geschichte hat: jedes hat sich auf jeweils unterschiedliche Weise entwickelt und zu einem anderen Zeitpunkt Kanonizität erlangt“ (Tov 160).
Weiter ist es noch schwierig, die Auswahl der historisch beschriebenen Ereignisse anzuerkennen. Es werden nämlich wichtige Ereignisse in der Umwelt Israels im AT nicht erwähnt und umgekehrt werden wichtige Begebenheiten des AT in der Geschichtsschreibung der Ägypter und Assyerer auch nicht genannt. Ebenso ist es für die Forscher schwierig geschichtliche Textaussagen richtig einzuordnen, denn “Geschichtsschreibung im strengen Sinn gab es im Alten Orient außerhalb Israels nicht“ (von Soden 43).
[...]
[1] Otto Kaiser, Einleitung in das Alte Testament S. 328.
[2] apokryph= Verborgen, geheim; hier: vom gottesdienstlichen Gebrauch ausgeschlossen. (Rienecker 91)
- Arbeit zitieren
- Marco Rothenhöfer (Autor:in), 2004, Kanongeschichte aus bibeltreuer und kritischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37282
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