In einer globalisierten Welt wie heute rücken die Länder immer näher zusammen. Menschen können jederzeit um die ganze Welt reisen. Was für eine Privatperson gilt, gilt natürlich auch für die Unternehmen. Auch sie haben die Qual der Wahl in welchem Land sie sich niederlassen bzw. Geschäfte tätigen wollen. Neben den üblichen Rahmenbedingungen, wie z. Bsp. Infrastruktur und Arbeitskräfte, sind aber auch steuerrechtliche Rahmenbedingungen ein wichtiger Entscheidungsfaktor.
Dadurch entsteht zwischen den Nationen ein Wettbewerb um die Unternehmen in ihr Land zu ziehen. Gerade die großen Industrienationen haben traditionell im Steuerwettbewerb das nachsehen, da sie über eine hohe Steuer- und Abgabequote verfügen. Große Konzerne, aber auch kleinere Unternehmen, sind versucht diese damit zu umgehen Teile der Einkünfte auf niedrig besteuernde Staaten zu verlagern, um somit ein höheres Investitionsvolumen zu generieren. Wenn die Verlagerung rein aus steuerlichen Überlegungen entstanden ist, wird häufig von einem Missbrauchsfall ausgegangen. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hat sich sogar ein ganzes Dorf bzw. eine ganze Gemeinde in Wales durch Ausnutzung der dort geltenden Gesetze „offshore“ verlegt, um keine Steuern mehr bezahlen zu müssen.
Deutschland dagegen versuchte durch Einführung des Außensteuergesetzes ein Missbrauchsabwehrgesetz zu schaffen. Eine zentrale Position nimmt dabei die Hinzurechnungsbesteuerung der §§ 7 bis 14 AStG ein. Damit soll die missbräuchliche Verlagerung von Einkünften durch Einschaltung einer ausländischen Kapitalgesellschaft verhindert werden. Es handelt sich um eine komplexe Regelung, die in der Praxis häufig zu weitreichenden Problemen führt. Durch diese Komplexität stellt sich die Hinzurechnungsbesteuerung aber auch als sehr robust für steuerliche Gestaltungen dar. Das Ziel des Gesetzgebers war und ist die Sicherstellung einer gleichmäßigen Besteuerung und Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen. Diese Arbeit soll die Grundlagen der Hinzurechnungsbesteuerung vermitteln und dabei einige kritische Fragen aufwerfen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Normzweck und historische Grundlagen
- 3. Tatbestandsvoraussetzungen
- 3.1 Inländerbeherrschung einer ausl. Gesellschaft
- 3.1.1 Unbeschränkte Steuerpflicht
- 3.1.2 Ausländische Gesellschaft i. S. d. KStG
- 3.1.3 Mehr als hälftige Beteiligung
- 3.2 Passive Einkünfte nach § 7 Abs. 1 i. V. m. § 8 Abs. 1 AStG
- 3.2.1 Überblick
- 3.2.2 Aktivkatalog § 8 Abs. 1 ASTG
- 3.3 Niedrigbesteuerung § 8 Abs. 3 AStG
- 3.4 Motivtest § 8 Abs. 2 ASTG
- 3.4.1 Inländerbeherrschung
- 3.4.2 Sitz oder Geschäftsleitung in einem EU/EWR Staat
- 3.4.3 Ausübung einer tatsächlichen wirtschaftlichen Tätigkeit
- 3.4.4 Vereinbarung i. S. d. EU-Amtshilfe-Richtlinie (2011/16/EU)
- 3.4.5 Fremdvergleichsgrundsatz
- 3.5 Freigrenze bei gemischten Einkünften § 9 AStG
- 4. Rechtsfolgen
- 4.1 Hinzurechnungsquote
- 4.1.1 Einstufige Beteiligungsstruktur
- 4.1.2 Zurechnung nach § 14 AStG
- 4.2 Ermittlung Hinzurechnungsbetrag
- 4.3 Steuerliche Behandlung des Hinzurechnungsbetrages
- 5. Spezialnorm § 20 Abs. 2 AStG
- 6. Verhältnis der Hinzurechnungsbesteuerung zu anderen Normen
- 6.1 Gewerbesteuer
- 6.2 Verfassungsrechtliche Bedenken
- 6.2.1 Aktivkatalog § 8 Abs. 1 ASTG
- 6.2.2 § 8 Absatz 3 AStG
- 6.2.3 Erklärungspflichten
- 6.3 Völkerrechtliche Bedenken
- Verletzung der Niederlassungs- und Kapitalverkehrsfreiheit
- 6.4 Verhältnis zum DBA
- 6.5 Verhältnis zu einzelnen nationalen Normen
- 6.5.1 Zurechnung § 39 AO
- 6.5.2 Scheingeschäft § 41 AO
- 6.5.3 Missbrauch rechtlicher Gestaltungsmöglichkeiten § 42 AO
- 7. Belastungsrechnungen
- 7.1 Mutterkapitalgesellschaft (Anlage 6a und 6b)
- 7.2 Beteiligung im BV (Anlage 6c und 6d)
- 7.3 Beteiligung im PV (Anlage 6e und 6f)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Hinzurechnungsbesteuerung in Deutschland. Ziel ist es, die Norm aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und kritisch zu betrachten.
- Die Arbeit analysiert den Normzweck und die historischen Grundlagen der Hinzurechnungsbesteuerung.
- Sie untersucht die Tatbestandsvoraussetzungen der Hinzurechnungsbesteuerung, insbesondere die Inländerbeherrschung einer ausländischen Gesellschaft, die Erzielung passiver Einkünfte, die Niedrigbesteuerung und den Motivtest.
- Die Arbeit beleuchtet die Rechtsfolgen der Hinzurechnungsbesteuerung, einschließlich der Hinzurechnungsquote, der Ermittlung des Hinzurechnungsbetrags und der steuerlichen Behandlung des Hinzurechnungsbetrags.
- Sie untersucht das Verhältnis der Hinzurechnungsbesteuerung zu anderen Normen, wie z. B. der Gewerbesteuer, dem Verfassungsrecht, dem Völkerrecht, den Doppelbesteuerungsabkommen und einzelnen nationalen Normen.
- Die Arbeit führt Belastungsrechnungen durch, um die Auswirkungen der Hinzurechnungsbesteuerung auf verschiedene Fallkonstellationen zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Hinzurechnungsbesteuerung ein und erläutert die Relevanz des Themas.
Kapitel 2 beleuchtet den Normzweck und die historischen Grundlagen der Hinzurechnungsbesteuerung. Es wird die Entstehung der Norm im Kontext der Steuervermeidung und der internationalen Steuerplanung aufgezeigt.
Kapitel 3 untersucht die Tatbestandsvoraussetzungen der Hinzurechnungsbesteuerung. Es werden die verschiedenen Kriterien für die Inländerbeherrschung einer ausländischen Gesellschaft, die Erzielung passiver Einkünfte, die Niedrigbesteuerung und den Motivtest analysiert.
Kapitel 4 behandelt die Rechtsfolgen der Hinzurechnungsbesteuerung. Es werden die Hinzurechnungsquote, die Ermittlung des Hinzurechnungsbetrags und die steuerliche Behandlung des Hinzurechnungsbetrags erläutert.
Kapitel 5 widmet sich der Spezialnorm § 20 Abs. 2 AStG und zeigt die Besonderheiten dieser Norm auf.
Kapitel 6 analysiert das Verhältnis der Hinzurechnungsbesteuerung zu anderen Normen, wie z. B. der Gewerbesteuer, dem Verfassungsrecht, dem Völkerrecht, den Doppelbesteuerungsabkommen und einzelnen nationalen Normen.
Kapitel 7 führt Belastungsrechnungen durch, um die Auswirkungen der Hinzurechnungsbesteuerung auf verschiedene Fallkonstellationen zu analysieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Hinzurechnungsbesteuerung in Deutschland. Die zentralen Themen sind die Steuervermeidung, die internationale Steuerplanung, die Inländerbeherrschung, passive Einkünfte, Niedrigbesteuerung, Motivtest, Rechtsfolgen, Hinzurechnungsquote, Hinzurechnungsbetrag, Steuerliche Behandlung, Verfassungsrecht, Völkerrecht, Doppelbesteuerungsabkommen, nationale Normen und Belastungsrechnungen.
- Quote paper
- Achim Schilling (Author), 2015, Überblick und kritische Betrachtung der Hinzurechnungsbesteuerung in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372421