Auch wenn sich Staatswissenschaftler seit der Schaffung des Grundgesetzes in seiner jetzigen Form darüber streiten, ob der Bundespräsident ein „pouvoir neutre“ ist, ein „Staatsnotar“ oder ein „Hüter der Verfassung“, so steht außer Frage, dass er das deutsche Staatsoberhaupt ist – und das, obwohl dies im Grundgesetz keinerlei Erwähnung findet. Über seine Konzipierung hingegen ist man sich nicht eins. Isensee stellt den Grund passend fest: „Eigentlich ein unmögliches Staatsamt, wie es das Grundgesetz dem Bundespräsidenten zuschneidet: dem Protokoll nach das höchste, ist es das ärmste der Kompetenzausstattung nach.“ Es gilt daher zu betrachten, wie genau dieses „unmögliche Staatsamt“ hierzulande entworfen wurde und wie das Amt des Bundespräsidenten durch die konkrete Eigenschaft, als Staatsoberhaupt protokollarisch an der Spitze des Staates zu stehen, beeinflusst wurde.
Um darzustellen, wie dieses Amt in der Bundesrepublik Deutschland ausgestaltet ist, wird zunächst ein Überblick über die Begrifflichkeit des Staatsoberhauptes gegeben, wobei auf die Entwicklung der Bedeutung im Laufe der (Verfassungs-)Geschichte eingegangen wird. Daran anknüpfend wird aufgezeigt, weswegen es in parlamentarischen Demokratien, wie auch Deutschland, Staatsoberhäupter gibt, obwohl diese „nicht wesensnotwendig“ sind. Um die Stellung des Bundespräsidenten in der heutigen Bundesrepublik verständlich einordnen zu können, ist es unerlässlich, die historische Entwicklung des Amtes zu beleuchten. Sowohl das Staatsoberhaupt in der konstitutionellen Monarchie als auch in der Weimarer Republik werden vorgestellt sowie die Konsequenzen und Lehren der jeweiligen verfassungsrechtlichen Position und tatsächlichen Amtsausgestaltung. Daran anschließend wird auf die Stellung und Bedeutung des Bundespräsidenten im heutigen Verfassungsgefüge dargelegt, die als direkte Konsequenz und Lehre aus dem Amtsverständnis der Weimarer Reichsverfassung angesehen wird. Nachdem die Legitimierung und das Wahlverfahren zum heutigen Staatsoberhaupt erläutert wurden, wird auf die Funktionen des Bundespräsidenten eingegangen, die typischerweise Staatsoberhäuptern zugeordnet werden. Zentral sind dabei die Kompetenzbereiche der Vertretung, Repräsentation und Integration.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Das Amt des Staatsoberhauptes
- I. Zum Begriff des Staatsoberhauptes
- II. Notwendigkeit eines Staatsoberhauptes in parlamentarisch-demokratisch verfassten Republiken
- C. Vom Deutschen Kaiser zum Bundespräsidenten- historische Entwicklung des deutschen Staatsoberhauptes
- I. Das Staatsoberhaupt in der konstitutionellen Monarchie des Kaiserreiches
- II. Stellung des Reichspräsidenten in der Weimarer Reichsverfassung
- III. Lernen aus der Weimarer Republik: Die Entmachtung des Bundespräsidenten im Grundgesetz
- D. Funktionen des Bundespräsidenten
- I. Innerstaatliche Aufgaben eines deutschen Staatsoberhauptes
- II. Integration im staatlichen und gesellschaftlichen Bereich
- E. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Amt des Bundespräsidenten im Gefüge der Verfassungsorgane des Bundes. Ziel ist es, die Bedeutung und Rolle des Bundespräsidenten als Staatsoberhaupt in der Bundesrepublik Deutschland zu analysieren und zu beleuchten. Dazu werden die historische Entwicklung des Amtes, seine Aufgaben und Funktionen sowie seine Legitimation im Kontext der deutschen Verfassungsgeschichte untersucht.
- Das Amt des Staatsoberhauptes in parlamentarisch-demokratischen Republiken
- Die historische Entwicklung des deutschen Staatsoberhauptes vom Deutschen Kaiser zum Bundespräsidenten
- Die Funktionen des Bundespräsidenten im In- und Ausland
- Die Legitimation des Amtes des Bundespräsidenten
- Die Rolle des Bundespräsidenten im politischen System der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einstieg in das Thema und stellt die Relevanz des Amtes des Bundespräsidenten für das politische System der Bundesrepublik Deutschland heraus.
Das Kapitel „Das Amt des Staatsoberhauptes“ befasst sich mit dem Begriff des Staatsoberhauptes und der Notwendigkeit dieser Institution in parlamentarisch-demokratischen Republiken. Hier werden die verschiedenen Aufgaben und Funktionen eines Staatsoberhauptes analysiert.
Das Kapitel „Vom Deutschen Kaiser zum Bundespräsidenten“ zeichnet die historische Entwicklung des deutschen Staatsoberhauptes nach, angefangen von der konstitutionellen Monarchie des Kaiserreiches über die Weimarer Republik bis hin zur Bundesrepublik Deutschland. Hier werden die unterschiedlichen Rollen und Kompetenzen des Staatsoberhauptes in den verschiedenen Epochen beleuchtet.
Das Kapitel „Funktionen des Bundespräsidenten“ konzentriert sich auf die Aufgaben und Funktionen des Bundespräsidenten in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden die innerstaatlichen und auswärtigen Aufgabenbereiche des Amtes detailliert beschrieben.
Schlüsselwörter
Bundespräsident, Staatsoberhaupt, Bundesrepublik Deutschland, parlamentarische Demokratie, Verfassungsorgane, Grundgesetz, Geschichte, Aufgaben, Funktionen, Legitimation, Repräsentation, Integration, Außenpolitik, Staatsnotar.
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- Anne Werk (Author), 2016, Der Bundespräsident. Sein Amt und seine Funktionen als Staatsoberhaupt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371905