In dieser Arbeit soll es um die Darstellung des Kalten Krieges in der Filmreihe "James Bond" gehen. Dabei soll geklärt werden, ob die verschiedenen Spannungs- und Entspannungs-Phasen des Ost-West-Konfliktes in der Filmreihe zu erkennen sind. Dafür soll zu Beginn der Verlauf des Kalten Krieges erläutert, und dann auf die Funktion der Massenmedien im Kalten Krieg eingegangen werden. Im Anschluss wird das „Phänomen“ James Bond in der Popkultur genauer betrachtet.
Hiernach sollen die Unterschiede zwischen den Bond-Büchern und Bond-Filmen skizziert werden. Darauf aufbauend soll schließlich sich die Entwicklung der Feindbilder Bonds in den Romanen und den Filmen aufgezeigt werden und analysiert werden, inwieweit diese Entwicklungen den Verlauf des Ost-West-Konfliktes widerspiegeln. Im Anschluss erfolgt ein Ausblick auf die Entwicklung nach Ende des Ost-West-Konfliktes. Abschließend erfolgt in der Schlussfolgerung die Antwort auf die Frage, ob tatsächlich ein Wandel in der Darstellung des Ost-West-Konfliktes zu erkennen ist.
Einleitung - Warum James Bond?
Es gibt immer wieder Filme beziehungsweise Filmreihen welche es in den Fokus der Öffentlichkeit schaffen. Diese sogenannten „Filmklassiker“1 sind beispielsweise „Der Pate“ (1972), „Krieg der Sterne“ (1977), „Indiana Jones“ (1981), oder „Jagd auf Roter Oktober“2 (1990)͘ Viele Kinofilme beruhen auf Buchvorlagen͘ So hat auch die Filmreihe „James Bond“, ihren literarischen Ursprung in dem Roman „Casino Royale“, welcher 1953 von Ian Fleming veröffentlicht wurde.3
Fleming veröffentlichte bis zu seinem Tod im Jahre 1964 insgesamt zwölf Romane und einige weitere Kurzgeschichten über James Bond. Bereits 1954 erschien ein Fernsehfilm zu „Casino Royale“͘4 Der Ursprung der popkulturellen Ikone, wie wir sie heute kennen, begann jedoch erst mit der von Eon Productions Ltd. produzierten Filmreihe, die mit dem 1962 erschienenen Film „Dr͘ No“ (dt͘ „James Bond - 007 jagt Dr͘ No“), ihren nfang nahm.
uch im Jahre 2015, also 53 Jahre später, erschien ein weiterer Teil der „James Bond“Reihe. Selbst jene Menschen, die nie einen der insgesamt 24 produzierten Filme gesehen haben, kommen nicht um die Marke James Bond herum, sei es durch Werbung („product placement“)5, oder die berühmten Zitate á la „The name‘s Bond͘ James Bond͘“, welche durch die globale Vermarktung der Filme fast jedem ein Begriff sind.6 Anhand der Anzahl der Filme kann man erkennen, dass Bond jede Generation angesprochen hat, und dadurch mehr oder weniger „unsterblich“ geworden ist͘ Daher wird er sogar zum „ genten des Zeitgeistes“ erklärt͘7 Als Grund dafür wird genannt, dass Bond sich immer an der aktuellen Mode, Musik, Politik oder gesellschaftlichen Veränderungen (z.B. die Frauenbewegung), orientierte und somit die zeitgenössischen Themen und Probleme widerspiegelte.8 Einer dieser Aspekte soll in dieser Arbeit genauer betrachtet werden: Die Politik. Um genauer zu sein, soll es um die Darstellung des Kalten Krieges in der Filmreihe gehen. Dabei soll geklärt werden, ob die verschiedenen Spannungs- und Entspannungs-Phasen des Ost-West-Konfliktes in der Filmreihe zu erkennen sind. Dafür soll zu Beginn der Verlauf des Kalten Krieges erläutert, und dann auf die Funktion der Massenmedien im Kalten Krieg eingegangen werden͘ Im nschluss wird das „Phänomen“ James Bond in der Popkultur genauer betrachtet.
Hiernach sollen die Unterschiede zwischen den Bond-Büchern und Bond-Filmen skizziert werden. Darauf aufbauend soll schließlich die Entwicklung der „Feindbilder“ Bonds in den Romanen und den Filmen aufgezeigt und analysiert werden, inwieweit diese Entwicklungen den Verlauf des Ost-West-Konfliktes widerspiegeln. Im Anschluss erfolgt ein Ausblick auf die Entwicklung nach Ende des Ost-West-Konfliktes. Abschließend erfolgt in der Schlussfolgerung die Antwort auf die Frage, ob tatsächlich ein Wandel in der Darstellung des Kalten Krieges zu erkennen ist.
Allgemeiner Verlauf des Ost-West-Konfliktes
Der sogenannte Ost-West-Konflikt, oft auch Kalter Krieg genannt, war ein Systemkonflikt, der zwischen dem kommunistischen Block von staatssozialistischen „Volksdemokratien“ unter der Führung der Sowjetunion („Ostblock“) und dem westlichen Block der liberalkapitalistischen, parlamentarischen Demokratien unter der Führung der Vereinigten Staaten ausgetragen wurde.9 Beide Seiten sahen ihr Modell als dem anderen überlegen an und versuchten durch den eigenen politischen, wirtschaftlichen, technischen und militärischen Fortschritt den Einfluss der jeweiligen anderen Seite zu schwächen.10
Die Zeit des Ost-West-Konfliktes wird für gewöhnlich zwischen 1945/46 und 1990/91 angesetzt, und war von bereits erwähnten Phasen der Spannung und Entspannung geprägt. Durch die militärische und technische Aufrüstung beider Seiten, war jederzeit die Gefahr eines Atomkrieges gegeben. Im Verlaufe des Konfliktes, gab es mehrere Vorfälle, in denen die Spannungen zwischen beiden Blöcken fast zu einem Krieg geführt hätten. Dies waren beispielsweise die Berlin-Blocke 1948/49, die Suezkrise 1956, die Berlinkrise 1961, die Kubakrise 1962 und die sowjetische Invasion Afghanistans 1979. Es gab aber auch Phasen der Entspannung, wie zum Beispiel der Atomwaffensperrvertrag 1968, der ABM-Vertrag 1972 und die SALT-II-Verträge 1979.11 Das Ende des Ost-West-Konfliktes begann 1989 mit dem Zerfall des Ostblocks, und der Kalte Krieg gilt seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 als endgültig beendet. Der Block unter der Führung der Vereinigten Staaten, hatte sich, wenn man es so bezeichnen möchte durchgesetzt.12
Funktion von Massenmedien im Ost-West-Konflikt
Beide Blöcke des Kalten Krieges versuchten, wie bereits erwähnt, ihre Ideologie durch politischen, wirtschaftlichen, technischen und militärischen Fortschritt durchzusetzen. Ein weiterer Aspekt waren auch Kultur und Medien. Der Kalte Krieg war zu Beginn an auch ein Krieg der Kulturen.13 Für alle Parteien waren die, über die Medien vermittelten, Freund- und Feinbilder von enormer Bedeutung. Die Wahrnehmung beziehungsweise Fehlwahrnehmung des Gegners war ein wichtiger Faktor in der Politik beider Blöcke.14
Die Wahrnehmung des Einzelnen, sowie der Allgemeinheit, folgen einer irrationalen Logik, die jedoch auf angeblich „rationalen Beweisen“ beruht͘ So werden neue Informationen der bisherigen Wahrnehmung, also im Endeffekt auch dem Freund-/Feindbild-Denken hinzugefügt. Dies geschah auch durch solche Medien wie Bücher, Radio, Fernsehen und Kino. Wenn Kinofilme im Kalten Krieg also Freund- und Feindbilder lieferten, mussten sie die bereits existierenden Wahrnehmungen unterstreichen, und waren, wenn sie dies erfüllen konnten, besonders wirksam.15
Heute kommt den Kinofilmen eine besondere Rolle zu, um die Frage zu beantworten, wie und warum solche Wahrnehmungen im Kalten Krieg entstanden. Besonders in den Anfangsjahren des Kalten Krieges, also in den 1950er und 1960er Jahren, waren die Zuschauerzahlen auf einem sehr hohen Niveau.16 Besonders Bücher und Filme folgten den Konjunkturen des Kalten Krieges und boten sowohl im Ostblock als auch im Westen eine ansprechende und öffentliche Bühne für die Darstellung des Systemkonflikts.17 Dabei bildeten besonders Filme die aktuelle Politik ab und nicht nur Spannungsphasen, sondern auch die Entspannungsphasen wurden in neue Kinofilme eingebaut.18 Die für die Zuschauer attraktivsten Filme waren die Kriminalfilme, in die man James Bond einordnen kann.19 Die realen politischen Hintergründe waren maßgeblich für den Boom („Spy Cry“) der Spionagefilme in den 1960er Jahren.20 Daher erscheint bereits hier ein Grundstein für die spätere Popularität von James Bond gegeben zu sein. Ob diese Dynamiken auch in der James Bond-Reihe tatsächlich erkennbar sind, soll im Verlauf der Arbeit geklärt werden. Doch wie viele andere Kinofilme basierte „James Bond“ auf einer erfolgreichen Buchvorlage.21 Daher soll zuerst auf die literarische Wurzel des Bonds, wie wir ihn heute kennen, eingegangen werden und die Unterschiede zwischen Film und Buch erläutert werden.
Unterschiede in den Bond-Büchern und den Bond-Filmen
Ian Fleming, der Schöpfer der Figur James Bond, war selbst im britischen Marinegeheimdienst während des Zweiten Weltkrieges tätig. Seine beruflichen Erfahrungen hatten einen großen Einfluss auf seine Romane und deren Hauptfigur.22 Dennoch ist der später erfolgende Mythos nur teilweise mit der Biographie Flemings zu erklären.23 Bereits die Bücher Flemings wurden zu hunderttausenden verkauft.24 Jedoch waren sie international wesentlich erfolgreicher.25 Anfangs war der amerikanische Markt an den Büchern nicht sehr interessiert, dennoch wurde sein Erstlingswerk „Casino Royale“ vom US-amerikanischen TV-Sender CBS im Jahr 1957 als Kurzfilm im Fernsehen veröffentlicht.26 Der wahre Erfolg der Bücher folgte jedoch erst nach der Verfilmung seiner Werke.27 Dabei unterschieden sich Romane und Filme in vielen Bereichen sehr deutlich. Im Roman ist Bond oft gereizt und denkt viel über sein Leben und seinen Beruf nach. Er trinkt, spielt, raucht und behandelt Frauen sehr kaltherzig. Dazu ist er sehr zynisch, hat kaum Humor und wenige Freunde. Er wird zwar als gutaussehend beschrieben, hat jedoch eine Narbe auf seiner rechten Wange. Diese Beschreibung klingt doch sehr nach einer unsympathischen Heldenfigur, und so verwundert es auch nicht, dass selbst Ian Fleming bezweifelte, dass seine Romanfigur auf die Leinwand kommen würde.28 So wurde aus dem oben beschriebenen Bond ein anspruchsvoller Mann von Welt, der ein beachtliches Wissen über verschiedene Bereiche des Lebens vorweisen konnte. Zudem wurde mehr Humor, als noch in den Romanen, in die Filme eingebaut. Im Endeffekt wurden die Romane für die Zuschauer der 1960er zurechtgeschnitten.29
So wie die Romane im Kontext der 1950er Jahre entstanden sind, entstammen die Filme aus den Gegebenheiten der folgenden Jahrzehnte, welche sich immer wieder auf ihren zeitlichen Entstehungstext bezogen und dabei den globalen Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus mit Aspekten der Modernisierung verbanden.30 So ist das Britische Empire in Flemings Büchern noch stark, während in den Filmen bereits der Zerfall der britischen Großmacht angeschnitten wird.31
Diese Aktualität können die Romane von Ian Fleming natürlich nicht bieten, da ihr Kontext wie bereits erwähnt in den 1950er Jahren liegt. Für die Analyse von Bonds Funktion für die Wahrnehmung von Freund- und Feindbildern in Medien, können die Bücher also vernachlässigt werden können, da sich die weltweit bekannte Figur Bond über die Filme definiert.32
[...]
1 Vgl. Koebner, Thomas (Hrsg.)/Neumann, Kerstin-Luise (Bearb.): Filmklassiker: Beschreibungen und Kommentare, Band 3: 1965-1981, Stuttgart 1995, S. 259ff. 444ff., 548ff.
2 Vgl. Britton, Wesley: Beyond Bond - Spies in Fiction and Films, London [u.a.] 2005, S. 152.
3 Vgl. Black, Jeremy: The Politics of James Bond - From Fleming’s Novels to the big screen, Lincoln 2005, S͘ 5.
4 Vgl. Cawthorne, Nigel: A brief guide to James Bond - How 007 changed the World, London 2012, S. 69,
97.
5 Vgl. Greve, Werner: James Bond 007 - Agent des Zeitgeistes, Göttingen 2007, S. 30.
6 Die Zahl 24 bezieht sich nur auf die, von der Eon Productions produzierten, Filme. Zählt man den Kurzfilm von 1954 und die beiden Kinofilme „Casino Royale“ (1967) und „Never Say Never gain“ (1983) hinzu, erhöht sich die Zahl auf 27 Filme: Vgl. Greve, Werner: James Bond 007 - Agent des Zeitgeistes, Göttingen 2007, S. 28. Der Kurzfilm zu den Olympischen Spielen in London 2012 sei hier nicht mit aufgenommen, da dieser lediglich Teil der Eröffnungsfeier war: Vgl. URL http://www.welt.de/sport/olympia/article108402491/Selbstironische-Queen-Das-neue-Bond-Girl-ist- 86.html (Artikel in der Zeitung Die Welt) [letzter Zugriff am: 15.03.2016].
7 Vgl. Greve, Werner: James Bond 007 - Agent des Zeitgeistes, Göttingen 2007, S. 11, 16 und Lindner, Christoph (Hrsg.): The James Bond Phenomenon - A Critical Reader, Manchester 2009, S. 5.
8 Ebd. S. 64-77, 86-110.
9 Vgl. Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg, München 2008, S. 7.
10 Ebd. S. 9.
11 Vgl. Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg München 2008, S. 120-122.
12 Ebd. S. 114-119.
13 Vgl. Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg, München 2013. (S. 60f.).
14 Vgl͘ Stöver, Bernd: „Das ist die Wahrheit, die volle Wahrheit“͘ Befreiungspolitik im DDR-Spielfilm der 1950er und 1960er Jahre, in Lindenberger, Thomas (Hrsg.): Massenmedien im Kalten Krieg - Akteure, Bilder Resonanzen, Köln [u.a.] 2008. (S. 49).
15 Ebd. (S. 49f.).
16 Ebd. (S. 50).
17 Vgl. Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg, München 2013. (S. 60f., 266).
18 Ebd. (S. 61).
19 Vgl͘ Stöver, Bernd: „Das ist die Wahrheit, die volle Wahrheit“͘ Befreiungspolitik im DDR-Spielfilm der 1950er und 1960er Jahre, in Lindenberger, Thomas (Hrsg.): Massenmedien im Kalten Krieg - Akteure, Bilder Resonanzen, Köln [u.a.] 2008. (S. 50).
20 Vgl. Classen, Christoph: Kalter Krieg im Kino: Zur Konjunktur des Agentenfilms in den 1960er-Jahren und ihre Voraussetzungen, S. 1, URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/filmbildung/63102/kalter-krieg- im-kino [letzter Zugriff am: 15.03.2016.].
21 Vgl. Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg, München 2008. S. 61.
22 Vgl. Tesche, Siegfried: Das große James-Bond-Buch, Berlin 1999, S. 11f.
23 Vgl. Schmidt, Johann N.: Ian Fleming und James Bond - Die Genese eines literarischen Helden, in Böger, Astrid/Föcking, Marc: James Bond - Anatomie eines Mythos, Heidelberg 2015, S. 15.
24 Vgl. Greve, Werner: James Bond 007 - Agent des Zeitgeistes, Göttingen 2007, S. 27f.
25 Vgl. Ebd. S. 26.
26 Vgl. Lindner, Christoph (Hrsg.): The James Bond Phenomenon - A Critical Reader, Manchester 2009, S. 14.
27 Vgl. Schmidt, Johann N.: Ian Fleming und James Bond - Die Genese eines literarischen Helden, in Böger, Astrid/Föcking, Marc: James Bond - Anatomie eines Mythos, Heidelberg 2015, S. 15.
28 Vgl. Benson, Raymond: Can the Cinematic Bond Ever be the Literary Bond?, in : Yeffeth, Glenn (Hrsg.): James Bond in the 21st Century - Why we still need 007, Dallas 2006, S. 3.
29 Ebd. S. 6.
30 Vgl. Hickethier, Knut: Macht über die Zeit und Gewalt über den Blick - James Bond als Paradigma moderner Aufmerksamkeitsorganisationen, in: Böger, Astrid/Föcking, Marc (Hrsg.): James Bond Anatomie eines Mythos, Heidelberg 2012, S. 131.
31 Vgl. Black, Jeremy: The Politics of James Bond - From Fleming’s Novels to the Big Screen, Lincoln 2005, S. 4.
32 Vgl. Lubrich, Oliver: Dracula - James Bond: Zur Kontinuität und Variation mythischer Phantasie in der Moderne, in KulturPoetik, Band 3, H. 1 (2003), S. 81.
- Quote paper
- Marcel K. Schwertel (Author), 2016, Die Darstellung des Kalten Krieges in den James-Bond-Filmen zwischen 1963 und 1995, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371858
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