In der Bilanzstruktur eines Lebensversicherungsunternehmens finden sich auf der Passiv-Seite, dem Geschäftsmodell geschuldet, langfristige Verpflichtungen gegenüber Versicherungsnehmern. Auf der Aktiv-Seite befinden sich hingegen Kapitalanlagen mit deutlich niedrigeren Anlagehorizonten. Im Jahr 2013 war die Duration der Passiva mehr als zehn Jahre höher als die der Aktiva. Die Differenz der Durationen der Aktiva und Passiva kann sich bei einer Änderung des Marktzinses aufgrund der Veränderung der Barwerte und im weiteren Sinne des Eigenkapitals existenzbedrohend auswirken.
Die Arbeit beginnt mit der Darlegung der theoretischen Grundlagen des Asset-Liability Managements in Lebensversicherungsunternehmen.
Hierzu wird der Begriff des Asset Liability Managements definiert und das Geschäftsmodell der Lebensversicherung untersucht. Es folgt eine ausführliche Analyse der Versicherungsaufsicht unter Solvency II und dessen Einflüsse auf die Kapitalanlagepolitik von Lebensversicherungsunternehmen. Die fortlaufende Niedrigzinsphase wird im weiteren Verlauf in die Betrachtung integriert. Im Hauptteil der Arbeit soll gezeigt werden, wie sich eine Veränderung des Zinses bei unterschiedlichen Durationen bilanziell auswirkt. Darauf folgen zwei weitere Simulationen in welchen die Durationen der Aktiva ganz oder teilweise an die Passiva angeglichen werden. Neben der ökonomischen Bewertung des Zinsrisikos wird auch die aufsichts-rechtliche Bewertung berücksichtigt. Zuletzt folgen weitere aktiv- sowie passiv-seitige Portfoliooptimierungsansätze. Die Arbeit schließt mit dem Ergebnis und einer kritischen Würdigung ab.
Durch die deduktive Vorgehensweise sollen Spannungsfelder rund um die Thematik ermittelt werden, welche bei der Problemlösung zwingend berücksichtigt werden müssen. Im praktischen Teil der Arbeit werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden eingesetzt. Im qualitativen Bereich findet sich eine Marktanalyse und ein Interview mit einem Portfoliomanager. Auf der quantitativen Ebene finden sich hingegen statistische Auswertungen sowie eine vollständige Unternehmenssimulation. Grundsätzlich sollen Lebensversicherungsunternehmen Portfoliogestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, auf welchem Weg die Durationslücke im Asset-Liability Management gesenkt werden kann, sowie weitere Portfoliooptimierungsansätze, welche sinnvoll unter Solvency II sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen des Asset-Liability Managements in Lebensversicherungsunternehmen
- 2.1 Asset-Liability Management
- 2.2 Das Geschäftsmodell der Lebensversicherung
- 2.3 Die Versicherungsaufsicht unter Solvency II
- 2.3.1 Grundlagen von Solvency II
- 2.3.2 Die Kapitalanforderung für das Marktrisiko
- 2.4 Die Kapitalanlagepolitik unter Solvency II
- 2.4.1 Portfolio-Selection-Modell
- 2.4.2 Capital-Asset-Pricing-Modell
- 2.4.3 Asset Management von Lebensversicherungsunternehmen
- 2.4.4 Spannungsfelder zwischen dem Niedrigzinsniveau und Solvency II
- 3 Auswirkungen des Zinsrisikos auf Lebensversicherungsunternehmen
- 3.1 Duration und Konvexität
- 3.2 Bilanzielle Auswirkung einer Zinsänderung
- 3.3 Kalkulation des Markt SCR
- 4 Zielgerichtete Ansätze der Portfoliooptimierung
- 4.1 Steigerung der Duration der Kapitalanlagen
- 4.1.1 Bilanzielle Veränderungen nach der ersten Simulation
- 4.1.2 Veränderung des Markt SCR nach der ersten Simulation
- 4.1.3 Bilanzielle Veränderungen nach der zweiten Simulation
- 4.1.4 Veränderung des Markt SCR nach der zweiten Simulation
- 4.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 4.2 Weitere Ansätze der Portfoliooptimierung
- 4.2.1 Return on Solvency Capital
- 4.2.2 Portfoliooptimierung der Verpflichtungen
- 5 Kritische Würdigung & Ergebnisse der Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit analysiert die Herausforderungen des Asset-Liability Managements (ALM) für Lebensversicherungsunternehmen unter Solvency II. Der Schwerpunkt liegt auf der Reduzierung der Durationslücke, die sich aus der Diskrepanz zwischen der Duration der Vermögenswerte und der Duration der Verpflichtungen ergibt.
- Bedeutung des Asset-Liability Managements in Lebensversicherungsunternehmen
- Einfluss von Solvency II auf das Asset-Liability Management
- Analyse des Zinsrisikos und der Duration
- Zielgerichtete Ansätze zur Portfoliooptimierung zur Reduzierung der Durationslücke
- Kritische Würdigung der Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung in das Thema Asset-Liability Management in Lebensversicherungsunternehmen unter Solvency II.
- Kapitel 2: Detaillierte Erläuterung der Grundlagen des Asset-Liability Managements, des Geschäftsmodells der Lebensversicherung und der Auswirkungen von Solvency II auf die Kapitalanlagepolitik.
- Kapitel 3: Analyse des Zinsrisikos und dessen Auswirkungen auf Lebensversicherungsunternehmen, insbesondere die Auswirkungen auf die Bilanz und die Kapitalanforderungen unter Solvency II.
- Kapitel 4: Vorstellung verschiedener Ansätze zur Portfoliooptimierung, die zur Reduzierung der Durationslücke beitragen, einschließlich der Simulationen und deren Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Asset-Liability Management, Lebensversicherungsunternehmen, Solvency II, Zinsrisiko, Duration, Portfoliooptimierung, Durationslücke, Kapitalanforderungen, Markt-SCR, Simulationen, Bilanzierung.
- Citar trabajo
- Ercan Osmanli (Autor), 2017, Asset-Liability Management von Lebensversicherungsunternehmen unter Solvency II, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370345