„Es soll also ein Komödienschreiber nicht nur durch lauter Harlekinpossen ein Gelächter zu erwecken suchen; sondern sich auch bemühen, seinen Zuschauern zu nutzen, das ist, sie klüger und tugendhafter zu machen.“ In der sogenannten Typenkomödie wurden die Figuren einzig auf eine lasterhafte Eigenschaft reduziert und somit der Belustigung des Publikums ausgesetzt. Diese Komödien hatten folgende Funktionen: Zum ersten eine moralische, denn dem Zuschauer wurden lasterhafte Eigenschaften so dargestellt, dass er die Figur verlachen musste. Dieses Verspotten führte zur zweiten Funktion, nämlich dazu, dass er sich als Zuschauer der Figur gegenüber erhaben fühlte, und er sich an seiner Lasterhaftigkeit erbauen konnte. Der Ablauf der meisten Komödien ist nahezu identisch. Eine Figur isoliert sich anfangs durch eine negative Eigenschaft, was dazu führt, dass eine Intrige eingesetzt und durchgeführt wird. Durch jenes intrigante Verhalten seiner Mitmenschen vollzieht sich nun bei der isolierten Figur ein Sinneswandel, wodurch sie von der Gesellschaft wieder angenommen wird. Lessing distanzierte sich von Gottscheds Komödienauffassung, indem nicht nur Typen als Figuren vorhanden waren, sondern ausgebildete Charaktere und bemerkte dazu Folgendes: „Die Komödie wi ll durch Lachen bessern; aber nicht eben durch Verlachen; nicht gerade diejenigen Unarten, über die sie zu lachen macht, noch weniger bloß und allein die, an welchen sich diese lächerlichen Unarten finden. Ihr wahrer allgemeiner Nutzen liegt in dem Lachen selbst; in der Übung unserer Fähigkeit das Lächerliche zu bemerken.“ 2 [...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkehr von der Typenkomödie
- Die Funktion der Nebenfiguren
- Just
- Der Wirt
- Graf von Bruchsall
- Riccault
- Franziska
- Paul Werner
- Lessings „Minna von Barnhelm“: Komödie oder Tragödie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Nebenfiguren in Lessings „Minna von Barnhelm“ und untersucht, wie sie die Komödie beeinflussen und das Geschehen vorantreiben. Sie befasst sich mit dem Wandel von der Typenkomödie zur Charakterkomödie und beleuchtet die individuelle Ausgestaltung der Figuren durch Lessing.
- Die Funktion der Nebenfiguren in der Komödie
- Der Wandel von der Typenkomödie zur Charakterkomödie
- Individuelle Ausgestaltung der Figuren in Lessings „Minna von Barnhelm“
- Die Darstellung von positiven und negativen Eigenschaften in den Figuren
- Der Einfluss der Nebenfiguren auf die Handlung und das Gesamtgeschehen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Abkehr von der Typenkomödie, die auf der Darstellung von stereotypen Figuren mit lasterhaften Eigenschaften basierte. Lessing strebte eine komplexere Charakterzeichnung an, die die Vielschichtigkeit des menschlichen Lebens widerspiegelte. Das zweite Kapitel widmet sich der Funktion der Nebenfiguren in „Minna von Barnhelm“, indem es die Charaktere Just, den Wirt, Graf von Bruchsall, Riccault, Franziska und Paul Werner im Detail analysiert. Dabei wird untersucht, wie diese Figuren durch ihr Verhalten, ihre Wandlungen und ihre Lebensauffassungen die Handlung beeinflussen.
Schlüsselwörter
Nebenfiguren, Komödie, Typenkomödie, Charakterkomödie, Lessing, „Minna von Barnhelm“, Handlung, Figurenzeichnung, Verhalten, Wandlung, Lebensauffassung, moralische Funktion, Gesellschaft, Intrigen, Treue, Herr-Diener-Verhältnis.
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- Julia Kahl (Autor), 2002, Die Funktion der Nebenfiguren in Lessings "Minna von Barnhelm", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37020