"Das Selbstwertgefühl stärken" - ist dies durch religiöse Erziehung möglich? Und was macht das Selbstwertgefühl aus, dass seine Wichtigkeit in der psychoanalytischen Arbeit sowie der Kindheitspädagogik bestätigt wird. Macht es tatsächlich so "stark und widerstandfähig" im Sinne von Resilienz? Diese Arbeit analysiert die zwei im Titel enthaltenen Thesen. These I: positives Selbstwertgefühl ist ein Faktor von Resilienz und These II: religiöse Erziehung ist für die Entwicklung des Selbstwertgefühls bedeutsam und kann durch sie gefördert werden.
Zur ersten These werden die theoretischen Grundlagen des Selbstwerts/Selbstwertgefühls bearbeitet. Anhand der existenzanalytisch begründeten „Erziehung zum Selbstwert“ (E. M. Waibel) stelle ich im ersten Kapitel, nach einem Definitionsversuch die Entwicklung, die Quellen und Bedeutung des Selbstwerts anhand drei grundlegender Motivationen vor, welche bereits eine Parallelität zur Religiösen Erziehung andeuten. Um These I zu belegen wird im zweiten Kapitel versucht, den Stellenwert des Selbstwertgefühls in der Resilienzforschung und -förderung darzustellen. Religiosität und Selbstwertgefühl sind beide getrennt voneinander als personelle Schutzfaktoren in der Resilienzforschung genannt.
Der zweite Teil dieser Arbeit definiert „Religiöse Erziehung“ (Kapitel 3) vor allem in Bezug auf Einrichtungen für Kinder. Kapitel 4 arbeitet anhand Studien zur Religiosität und Selbstwert deren Beziehung heraus, welche mich zur unerwarteten Erkenntnis brachte, dass die vermutete wechselseitig beeinflussende Beziehung nicht ausgeglichen ist. Nachdem These II bereits im Exkurs zur Parallelität der Erziehung zum Selbstwert und „Religiöser Erziehung“ (s. 3.1) angedeutet wird, stelle ich in 4.2 Bedingungen dar, die „Religiöse Erziehung und Bildung“ erfüllen muss, um die Selbstwertentwicklung positiv zu beeinflussen.
Konkret stelle ich zum Schluss fünf verschiedene religionspädagogische Methoden und Rituale vor; analysiere sie in Bezug auf die herausgearbeiteten Möglichkeiten der Selbstwertförderung.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1. Theoretische Grundlagen zum Selbstwertgefühl
1.1 Selbstwert und Selbstwertgefühle – Definitionen und Verständnisse
1.2 Entwicklung des Selbstwerts – Bedingungen und Motivationen
1.2.1 Quellen des Selbstwertgefühls
1.2.2 Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung des Selbstwerts
1.3 Zur Bedeutung und Funktion des Selbstwerts – Korrelaten des Selbstwerts
2. Selbstwert als Faktor von Resilienz
2.1 Begriffs- und Konstruktdefinition „Resilienz“
2.2 Forschungsstand – Studien
2.2.1 Kauai-Längsschnittstudie – Risiko- und Schutzfaktorenmodell
2.2.2 Forschungsstand zur Entwicklung und Förderung von Resilienz
2.3 Selbstwert in der Resilienzförderung
3. Religiöse Erziehung
3.1 Definition und Anliegen religiöser Erziehung Exkurs: Parallelität der „Erziehung zum Selbstwert“ und „Religiöser Erziehung“
3.2 Religiöse Entwicklung im Kindesalter
3.3 Begründung und Bedeutung Religiöser Erziehung und Bildung
4. Zum Verhältnis von Religiöser Erziehung und dem Selbstwert
4.1 Religiosität und der Selbstwert
4.2 Bedingungen Religiöser Erziehung und Bildung zur positiven Beeinflussung des Selbstwerts
4.3 Analyse von Methoden und Ritualen religiöser Bildung und Erziehung in Bezug auf die Selbstwertförderung
4.3.1 Biblische Geschichten und Gleichnisse erzählen
4.3.2 Religiöse Bilderbücher
4.3.3 Christliche Kinderlieder
4.3.4 Christliche Gebete für Kinder
4.3.5 Segnen
5. Fazit: Die unerwartete Beziehung, neuen Erkenntnisse und offene Fragen
Literaturverzeichnis
Anhang:
A: Resilienzförderprogramme und der Selbstwert
B: Religiöse und Kognitive Entwicklungsmodelle
Einführung
„Du bist wertvoll!“ – Eine Zusage, wie sie Max Lucado in seinem Buch „Du bist einmalig“ vermittelt, wird auch in vielen anderen religiösen Angeboten, Geschichten, Liedern und Ritualen als Ziel deutlich. „Das Selbstwertgefühl stärken“ - ist dies durch religiöse Erziehung möglich? Wirkt „Gottes Beachtung, Wertschätzung, Zuwendung und Bestärkung“ (Hartmann 2015, S. 10f) direkt positiv auf das Selbstwertgefühl ein? Und was macht das Selbstwertgefühl aus, dass seine Wichtigkeit in der psychoanalytischen Arbeit sowie der Kindheitspädagogik bestätigt. Macht es tatsächlich so „stark und widerstandfähig“ im Sinne von Resilienz?
Diese Arbeit analysiert die zwei im Titel enthaltenen Thesen:
These I: positives Selbstwertgefühl ist ein Faktor von Resilienz,
These II: religiöse Erziehung ist für die Entwicklung des Selbstwertgefühls bedeutsam und kann durch sie gefördert werden.
Zur ersten These werden die theoretischen Grundlagen des Selbstwerts und des Selbstwertgefühls bearbeitet. Anhand der existenzanalytisch begründeten „Erziehung zum Selbstwert“ nach Eva Maria Waibel stelle ich im ersten Kapitel, nach einem Definitionsversuch die Entwicklung, die Quellen und Bedeutung des Selbstwerts anhand drei grundlegenden Motivationen vor, welche bereits eine Parallelität zur Religiösen Erziehung andeuten. Warum sich speziell Kindheitspädagogik mit dem Selbstwert befasst ist in 1.2.2 erläutert.
Um These I zu belegen wird im zweiten Kapitel versucht, den Stellenwert des Selbstwertgefühls in der Resilienzforschung und –förderung darzustellen. Religiosität und Selbstwertgefühl sind beide getrennt voneinander als personelle Schutzfaktoren in der Forschung zur sogenannten „Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts“ (Jansen 2012), der Resilienz genannt (vgl. Wustmanns Werke zur Resilienz). Die direkte Beziehung von „Glaube und Spiritualität“ zur Resilienz ist in Betracht auf den Titel: Die Bedeutung religiöser Erziehung für das Selbstwertgefühl nur zweitrangig und in anderen Arbeiten und Aufsätzen ausführlich bearbeitet, auf die zum Teil verwiesen wird. Einen kleinen Einblick bieten die im Anhang dargestellten Resilienzförder-programme und –bücher, wobei diese dazu dienten, die Verortung von Selbstwert in der Resilienzförderung zu untersuchen.
Der zweite Teil dieser Arbeit definiert „Religiöse Erziehung“ (Kapitel 3) vorallem in Bezug auf Einrichtungen für Kinder, wie Kindertagesstätten. In der Definition, dem Anliegen, der Entwicklung, der Begründung und Bedeutung religiöser Bildung und Erziehung wird aber deutlich, dass die Auseinandersetzung und die darauf aufbauenden didaktischen Mittel auch von Bezugspersonen (ihnen besonders) und anderen Menschen aus der Umwelt des Kindes Einfluss auf dessen Entwicklung nehmen. Kapitel 4 baut auf die ausgearbeiteten Definitionen von Selbstwert und „Religiöser Erziehung“ auf. Es arbeitet anhand Studien zur Religiosität und Selbstwert die Beziehung, die Korrelation heraus, welche mich zu unerwarteten Erkenntnis brachte, dass die vermutete wechselseitig beeinflussende Beziehung nicht ausgeglichen ist. Nachdem These II bereits im Exkurs zur Parallelität der Erziehung zum Selbstwert und „Religiöser Erziehung“ (s. 3.1) angedeutet wurde, stelle ich in 4.2 anhand von vier Ebenen Bedingungen dar, die „Religiöse Erziehung und Bildung“ erfüllen muss, um die Selbstwertentwicklung positiv zu beeinflussen. Die Ebene c) Kompetenzen der Begleitperson verweist dabei auf die bedeutsame religiöse Entwicklung, welche in 3.2 bereits zusammengefasst wurde. Die dafür grundlegenden Modelle von Fowler, Oser/Gmünder, Kohlberg und Piaget sind im Anhang aufgeführt.
Konkret stelle ich zum Schluss in 4.3 fünf verschiedene religionspädagogische Methoden und Rituale vor, und analysiere sie in Bezug auf die herausgearbeiteten Möglichkeiten der Selbstwertförderung. Darunter auch Max Lucados Bilderbuch mit der Zusage: Du bist wertvoll.
Teil 1
1. Theoretische Grundlagen zum Selbstwertgefühl
„das Selbstwertgefühl, jene Stimme in uns, die sagt:
‚Okay, die Welt ändert sich, die Menschen auch,
aber zumindest weiß ich, was ich mir selbst bedeute!‘
(…) Das bedeutet: offen sein, und mit dieser Haltung lädst du jeden in deiner Umgebung ein, sich auch zu öffnen, und schaffst eine Atmosphäre,
in der sich jeder frei entfalten kann - und das wiederum ist für Kinder sehr wichtig.“
(Juul 2013, S. 30)
1.1 Selbstwert und Selbstwertgefühle – Definitionen und Verständnisse
Jünemann definiert in ihrem aktuellen Artikel zu „Selbstwert und Selbstvertrauen“ den „globalen Selbstwert (…) als die eigene, individuelle Bewertung des Selbst“ (Jünemann 2016, S. 188). Im Bereich der persönlichen Identität ist er Teil des Selbstkonzepts und „als [dynamisches] Persönlichkeitsmerkmal“ (ebd. S. 188) relativ konstant und situationsunabhängig, aber zum Teil auch als veränder- und beeinflussbar zu definieren (vgl. ebd. S. 188). Die Abgrenzung zu Selbstwertgefühlen ist bei Jünemann dadurch gegeben, dass der Selbstwert mit einer relativen Kontinuität beschrieben ist, die Selbstwertgefühle beziehen sich dagegen „eher auf einen situationsspezifischen, vorübergehenden emotionalen Zustand (…), der aufgrund eines positiven bzw. negativen Ereignisses entsteht (Brown et al. 2001)“ (Jünemann 2016, S. 190, Auslassung: S.S.). Jünemann geht nach Brown davon aus, dass der „Selbstwert die Selbstbeurteilungen bestimmt, welche wiederum die Selbstgefühle beeinflussen“ (Jünemann 2016, S. 190).
Somit stehen die Selbstwertgefühle in direkter Abhängigkeit zum Selbstwert.
In dieser Arbeit ist deshalb sowohl vom Selbstwert als auch von den Selbstwertgefühlen die Rede. Von den verschiedenen Selbstwertdefinitionen beziehe ich mich im Folgenden auf Waibel (Pädagogin und Psychologin), die Selbstwert als „Erleben einer positiven Grundeinstellung, bei der sich der Mensch als wertvoll erlebt“ (Waibel 1994, S. 135) versteht, welche zum größten Teil auf dem „erlernbaren Gefühl für den eigenen Wert (…) [und somit der] Wertschätzung des eigenen Wesens, der eigenen Anlagen und Fähigkeiten“ (ebd. S. 135, Bearb.: S.S.) beruht.
Waibel beruft sich auf zwei Grundlagen des Selbstwerts: „Einerseits den Wert des Menschen (…), andererseits aber auch den Grundwert. Darauf aufbauend kann Selbstwert entwickelt werden." (Waibel 1994, S. 151, Auslassung: S.S.). Ihr Verständnis wird in 1.2 anhand der Entwicklung des Selbstwerts nochmals deutlich. Potreck-Rose/Jacob (2015) nehmen psychoanalytisch an, „dass jede Person eine Vielfalt von Selbstkonzepten und –werten besitzt“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 19) und gehen von einer „prinzipiellen Veränderbarkeit des Selbst und damit auch des Selbstwertes“ (ebd. S. 20) aus.
Abgrenzung verwandter Begriffe
Zur Abgrenzung ähnlicher, umgangssprachlich häufig auch synonym verwendeten Begriffen des Selbstwertes bzw. -gefühls, ist die differenziertere Beschreibung in den vier Säulen des Selbstwertes nach Potreck-Rose/Jacob (2015) aufschlussreich (s. Abb.1). Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen sind hier als intrapersonelle Dimension genannt.
Der Begriff „Selbstachtung“ „heißt, sich sorgfältig und sensibel wahrnehmen“ (Waibel 1994, S. 134) und kann somit als Baustein der ersten Säule im Abb.1 verzeichnet werden. Darüber liegt die „Achtung vor sich selbst“ (ebd., S. 134), auf die sich dann der „Selbstwert“ stützt.
Abbildung 1: Die vier Säulen des Selbstwertes (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 70)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Bezeichnung „Selbstsicherheit“ ist als „erprobtes und erfahrenes Selbstvertrauen“ (Waibel 1994, S. 135) parallel dazu als abschließender Baustein der zweiten Säule „Selbstvertrauen“ zu verstehen.
Zur Differenzierung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls definieren Potreck-Rose/Jacob (2015) das Selbstvertrauen als „Überzeugung, etwas zu können“ (ebd. S. 20), als „Teilkomponente“ (ebd. S. 20) des Selbstwertes. Der Selbstwert gehe über das Selbstvertrauen hinaus, da er zum Beispiel „auch die Einschätzung von persönlichen Attributen, die nicht unbedingt etwas mit Kompetenz zu tun haben“ (ebd., S. 21), beinhaltet.
Die intra- und interpersonelle Dimensionen (s. Abb.1) nach Potreck-Rose/Jacob verdeutlichen, dass neben Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen auch die soziale Umwelt grundlegend für die Entwicklung des Selbstwertes sind.
1.2 Entwicklung des Selbstwerts – Bedingungen und Motivationen
„Daß man sich selbst in seinem Leben als wertvoll erlebt, daß man spürt, dies auch für andere zu sein und daß man eigene Erlebnisse und Handlungen als wertvoll ansehen kann.“ (Waibel 1994, S. 150)
– so fasst Waibel in „Erziehung zum Selbstwert“ Selbstwert aus existenzanalytischer Sicht zusammen. Hier wird sowohl von Umwelteinflüssen als auch von persönlichen Leistungen als Entwicklungsfaktoren des Selbstwerts gesprochen (vgl. Waibel 1994, S. 141). Die Entwicklung des Selbstwerts wird von ihr anhand dreier grundlegender Motivationen bestimmt: „die Seinsfrage, die Wertfrage und die Rechtfertigungsfrage“ (ebd. S. 142)[1].
Die Entwicklung des Selbstwerts beginnt in der frühen Kindheit. Er entwickelt sich in „der Auseinandersetzung mit der Umwelt, die zur Einordnung des eigenen Wertes führt“ (Bäuerle 1996, S. 59) und stützt sich auf das Wissen und Fühlen „dass die eigene Person auch mit allen Fehlern geliebt werden kann und einen eigenen Wert besitzt [auch „Grundwert“ genannt], daß ihr grundsätzlich Akzeptanz entgegen gebracht wird“ (Bäuerle 1996, S. 60, Bearb. S.S.). Die ersten Grundbedürfnisse eines Neugeborenen (nach Nähe und Berührung, s. auch Bindungstheorie) sind es, durch die erste „Selbsterfahrungen“ gemacht werden (z.B. Selbstwirksamkeit). Über das gezielte Verlangen und Sehnen nach Liebe und Anerkennung durch die Bezugsperson(en), bis hin zur Akzeptanz in Peer-Beziehungen, verändern sich die Faktoren in der Selbstwertentwicklung (vgl. Jünemann 2016, S. 17). Dabei werden die eigenen Kompetenzgefühle (hinsichtlich Aussehen, Leistungen, Fähigkeiten aber auch der Liebenswürdigkeit) des Kindes mehr und mehr durch die Werte und Normen weiterer Personen aus der Umgebung beeinflusst. Ab dem Jugendalter geht dies noch einen Schritt weiter, in dem der eigenen Selbstwert nicht mehr nur auf positive Erfahrungen wie Anerkennung in Beziehungen zu anderen fußt, sondern auch auf den eigenen Umgang mit Ereignissen, auf eigenen Normen und Werte, auf das eigene Bild vom Menschen und der Welt (s. 3.2 Religiöse Entwicklung). Diese sind kulturell, sowie ethisch sehr unterschiedlich, beginnen sich aber ebenfalls in der frühen Kindheit zu entwickeln. (vgl. Schütz 2000, S.130ff)
Waibel geht davon aus, dass die oben genannten drei entwicklungsgrundlegende Motivationen („die Seinsfrage, die Wertfrage und die Rechtfertigungsfrage“ (Waibel 1994, S. 142)) durch Erfahrungen in der Kindheit erschwert, aber auch gefördert werden.
Der aktuelle Forschungsstand zur Entwicklung des Selbstwerts zeige, so Jünemann, „dass der Selbstwert vom jugendlichen Alter bis hin zum Erwachsenenalter zunimmt, seinen Höhepunkt mit ca. 50 Jahren erhält und mit zunehmenden Alter wieder abnimmt[2] “ (Jünemann 2016, S. 191). Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Entwicklung gebe es nicht, stattdessen sei diese abhängig von der Ausprägung (vgl. Jünemann 2016, S. 191). Außerdem stellt Jünemann nach Meier fest, „dass der Selbstwert mit zunehmendem Alter (…) eine erhöhte Stabilität aufweist[3].“ (Jünemann 2016, S. 191, Bearb. S.S.) Starke Veränderungen der Selbstwertstabilität beruhen auf „einschneidende Lebensereignisse oder Übergänge von einem Lebensabschnitt zum nächsten (…), sowie bestimmte Ressourcen in den jeweiligen Lebensabschnitten.“[4] (ebd. S. 191, Bearb. S.S.). Wagner et al. (2014) zeigte dazu einen „Zusammenhang zwischen Gesundheit und einem höheren Selbstwert (…) [auf], was die Abnahme des Selbstwertes in zunehmenden Alter erklären könnte.“ (ebd. S. 191, Bearb. S.S.).
Ein stabiler, positiver Selbstwert (integriert in ein positives Selbstkonzept) wird zusammenfassend hauptsächlich durch folgende Erfahrungen entwickelt und gefördert:
„ Ich kann etwas. (…)
Ich werde geliebt, so wie ich bin. (…)
Das ist richtig, jenes ist falsch. (…)
Das sind meine Stärken und Schwächen.“ (Perras 2016, o.S., Auslassung: S.S., Hervorhebung: Perras).
Potreck-Rose und Jacob schreiben, dass „wesentliche Anteile des Selbstkonzeptes (…) sich in der Kindheit [entwickeln]“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 20, Bearb. S.S.).
Die daraus erkennbare Bedeutung der Erfahrungen in der Kindheit für die Entwicklung des Selbstwerts wird hier in 1.2.2. bearbeitet. 1.2.1 geht zuvor noch der Frage nach, woher Selbstwert kommt und was positive und negative Selbstwertgefühle entstehen lässt, bzw. die Selbstbewertungsprozesse beeinflusst.
1.2.1 Quellen des Selbstwertgefühls
Nach Schütz, die sich mit der „Psychologie des Selbstwertgefühls“ auseinandersetzt, ist die unbedingte Akzeptanz der Kinder durch die Eltern[5] die bedeutsamste Quelle der Selbstwertentwicklung.
Eine dynamischere, auch außerfamiliäre Quelle und Förderung sind bekanntlich „positive Leistungsrückmeldungen, also Lob für gezeigte Leistungen“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 30). Dabei seien vor allem vergleichende, beschreibende Rückmeldungen stark in der Wirkung, positiv wie negativ (vgl. Schütz 2000, S. 58).
Die meisten Studien zu selbstwertstärkenden Faktoren wurden an Erwachsenen durchgeführt. Die „Wirkung“ derselben oder ähnlicher Faktoren in der Kindheit gilt es ausführlicher zu erforschen. Im Folgenden sind die selbstwertentwicklungsfördernde Faktoren bei Erwachsenen aufgelistet; diese können zum Teil aber Aufschluss über die selbstwertspeisende Quellen in der Kindheit geben[6] (vgl. Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 31ff):
- die „berufliche Tätigkeit“ (ebd. S. 31; s. Hamberger 1995) (in Abhängigkeit des Niveaus),
- die „Freizeitbeschäftigungen“, die mit „Erfolgen oder positiven Rückmeldungen“ (Potreck-Rose/Jakob 2015, S. 31) verbunden sind.
- „Erlebnisse in der Familie “ (Schütz 2000, S. 71; s. Wahl 1989)
- allgemein „Lernerfolge, positive Rückmeldungen und das Erleben sozialer Unterstützung “ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 31)
- „Religiosität, z.B. im Rahmen von sogenannten Erweckungsbewegungen, wenn bisher vernachlässigte Jugendliche auf einmal positive Beachtung (durch Gott und durch andere Gemeindemitglieder) erfahren (Grom 1998, Grom/Hochmeister/Zwingmann 1996)“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 31)
- „ gelebte Sexualität“ (ebd., S. 31)
- das „Erwerben von Bildung “ (Veelken et al. 1992)“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 31)
- das Ausüben von beratenden Arbeiten (ebd. , S. 31)
- „Sorge und Verantwortung für andere zu tragen“ (ebd. S. 31)
In einer Studie von Schütz wurden Erwachsene befragt, wodurch ihr Selbstwert gestärkt oder geschwächt wird (vgl. Schütz 2000, S. 62ff). Dabei ergab sich nach der „Grundhaltung Selbstakzeptanz“ (Schütz 2000, S. 65) folgende Reihenfolge (der Bedeutsamkeit nach):
- eigene „Erfolge“ und „individuelle Fähigkeiten“ (Schütz 2000, S. 65)
- „Zufriedenheit und Geborgenheit in funktionierenden sozialen Beziehungen“ (Schütz 2000, S. 64)
- „Fähigkeiten im sozialen Kontakt“ (Schütz 2000, S. 64)
- „Grundhaltung der Selbstakzeptanz (…) unabhängig von Leistungen, Fähigkeiten oder sozialen Erfolgen“ (Schütz 2000, S. 65, Bearb. S.S.). (Dies ist gerade in psychotherapeutischer Arbeit der häufigste Ansatzpunkt)
- „Überlegenheit über andere bzw. die Manipulation anderer Menschen“ (Schütz 2000, S. 65)
Als selbstwertschwächende Quellen fasst Schütz die Interviewaussagen in folgende Unterteilungen zusammen. Dabei geht es hauptsächlich um den Bereich von Partnerschaft, Familie und engen, sozialen Kontakten.
- „sich vernachlässigt fühlen“ (Schütz 2000, S. 74)
- „sich unverstanden fühlen“ (ebd. S. 74)
- „sich abgewertet fühlen“ (ebd. S. 74)
- „sich bloßgestellt fühlen“ (ebd. S. 74)
- als „ungerecht bewertete Kritik“ (ebd. S. 74) bekommen
- aber auch gerechtfertigte, „sonstige Kritik“ (ebd. S. 74)
- „Selbstkritik“ (Schütz 2000, S. 72+74) (die häufigste, und berühmteste selbstwertschwächende Quelle; stärkere Wirkung bei Menschen mit niedrigerem Selbstwertgefühl)
- und „Hilflosigkeit“, bzw. Hilfsbedürftigkeit (ebd. S.74) im Sinne von Ausgeliefertsein, ohne die angenommen Hilfe angemessen zu behandeln können.
All die Situationen, die das oben beschriebene Bedürfnis „grundsätzlich positiv über sich denken [zu] können“ (Schütz 2000, S. 71) in Frage stellen, können als selbstwertschwächende Quellen gesehen werden. Auch Schuld- und Schamgefühle wirken „selbstabwertend“, bzw. sind ein Zeichen von Selbstabwertung (vgl. ebd. S. 71), worauf ich in 4. „Zum Verhältnis von Religiöser Erziehung und Bildung und dem Selbstwert“ zurückkomme.
Die Quellen können in „ Selbstwahrnehmung, soziale Rückmeldung und soziale Vergleiche “ (Schütz 2000, S. 59) sortiert werden[7] ; ähnlich sei dies auch bei Kindern (vgl. ebd. S. 58). Die positiven und negativen Quellen speisen das Selbstwertgefühl nicht bei jedem Menschen mit derselben Stärke. Es ist von einer von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Wirkung der verschiedenen Quellen, sowie in den verschiedenen Selbstwertbereichen auszugehen. Die bewusste, eigenaktive Auf- oder Abwertung der Bedeutsamkeit der Quellen wird vollständig erst später, im Jugend- und jungen Erwachsenenalter entwickelt. Im Kindesalter ist diese Relativierung nur bedingt möglich und abhängig von Werten, Normen und religiösen/ethischen Dimensionen, die lange von Erwachsenen und Peers übernommen werden. Eine erfahrene Abwertung im sportlichen Bereich kann z.B. das Selbstwertgefühl im Bereich Sport oder eigene körperliche Wertschätzung des einen Menschen sehr stark negativ beeinflussen; bei einem anderen dagegen, für den der sportliche Bereich weniger Bedeutung hat, ist die negative Auswirkung deutlich weniger vorhanden (vgl. Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 35). Die förderliche Wirkung sozialer Rückmeldungen, wie z.B. Lob und Kritik ist nach Schütz bei Menschen mit niedrigerem Selbstwert höher, als bei Menschen mit hohem Selbstwert (vgl. Schütz 2000, S. 62).
Pöhlmann verzeichnet in Bezug auf die Wirkung von „Selbstwertfördermaßnahmen“ außerdem „Unterschiede zwischen den Geschlechtern [und] zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 35 vgl. nach Pöhlmann 2000, Bearb. S.S.). Grundsätzlich „erleben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Erfahrungen als selbstwertrelevant“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 37).
Eine weitere, sehr selbstwertprägende Erfahrung sind die Beziehungserfahrungen und das Familienklima, bzw. der Erziehungsstil in der Kindheit.
1.2.2 Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung des Selbstwerts
Kindheitserfahrungen und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Selbstwerts – der hierbei häufigste genannte Zusammenhang ist das „Familienklima“ und die „Erziehung“. Verschiedene Studien bestätigen, dass ein „strafendes Familienklima (…) zu geringerem Selbstwert (Hefler, Böhnke & Butz 1999) [führt], während Unterstützung und Nachsicht durch die Eltern mit einem höheren Selbstwert der Kinder einhergeht (Scott et al. 1991, van Aken, Asendorpf & Wilpers 1996; Böhm, Emslander & Grossmann 2001).“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 26, Bearb. S.S.).
Kernis (2003) hebt hervor, dass die Erziehung als zentraler Fakotr für die Entwicklung eines „bewussten und authentischen Selbstwerts“ (Jünemann 2016, S. 196) Gefühle und Bedürfnisse des Kindes wahrnehmen müsse, und eine Verleugnung oder Anpassung dieser angestrebt werden darf.
Auch Harter hat 1993 in seiner Studie als Bedingung einer positiven Selbstwertentwicklung die „bedingungslosen Unterstützung von Eltern oder Freunden“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 26) belegt. Gerade in der Kindheit, in der die Entwicklungen des Selbstkonzeptes, der Selbstbewertungsprozesse und des Selbstwertes so stark geprägt werden, sind diese Faktoren gravierend. Wie in 1.2 „Entwicklung des Selbstwerts“ geschrieben, ist erst ab dem Jugendalter (wenn überhaupt) zunehmend auch von einer eigenen (intrinsischen), selbstaktiven Entwicklung der Selbstbewertungsprozessen, bzw. der bewussten, eigenaktiven Stärkung des Selbstwerts auszugehen.
Auch psychoanalytisch, bzw. psychotherapeutisch wird von einer hohen Bedeutung der Erfahrungen in früher Kindheit für die Entwicklung des Selbstwerts ausgegangen. Konzepte über spätere psychische Störungen, welche stark mit Persönlichkeitsmerkmalen, wie den Selbstwertgefühlen zusammenhängen, begründen sich zum großen Teil auf frühe Beziehungserfahrungen (vgl. Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 26). Die „hohe Bedeutung sozialer Reaktionen [der Bezugspersonen] für den Selbstwert (…) [erklärt], dass das soziale Klima, das in wichtigen Entwicklungszeiträumen herrscht, seine Spuren im Selbstkonzept hinterlässt.“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 27, Bearb. S.S.).
Dieses „Klima“ kann den Aufbau von positivem, stabilem Selbstwert bei Kindern fördern. Bäuerle nennt in seinem Handbuch (1996) zum „Aufbau von Selbstwert bei Kindern“ vor allem „Regeln“, „Rituale“ und Vorbilder (Bäuerle 1996, S. 92f) als fördernd.
Waibels „Erziehung zum Selbstwert“, mit dem Grundsatz: „Pädagogik muss sich (…) primär der Personalität des anderen annehmen, nicht seiner Funktionalität“ (Waibel 1994, S. 165), geht davon aus, dass die Kindheit die indirekte und direkte Förderung des Selbstwerts (als bedeutsamer Teil des Selbstkonzeptes) beinhalten muss.
1.3 Zur Bedeutung und Funktion des Selbstwerts – Korrelaten des Selbstwerts
Vom dänischen Familientherapeut Jesper Juul, über „Förder-Handbücher“ bis hin zu psychotherapeutischen Literatur, wie Potreck-Rose/Jacob wird ein „gesundes“ Selbstwertgefühl als „beste Immunabwehr gegen all die Dinge, die Eltern fürchten“ (Juul 2005, S. 91) gesehen, oder als „die wichtigste Präventionsmaßnahme [in Bezug auf Gewalt] dar“ (Bäuerle 1996, S. 61, Bearb. S.S.) - kurzum als eine „hocherwünschte Eigenschaft“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 17).
Ein stabiler, positiver Selbstwert wird als Faktor (aber auch als Folge) für „Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden“ (vgl. Kanning 2000) genannt. Die von Bereich zu Bereich unterschiedlich ausgeprägten Selbstwertgefühle haben nicht nur eine große Bedeutung auf die verschiedenen Entwicklungsbereiche, sondern zählen (neben biologischen Bedürfnissen, Sicherheit und Bindung etc.) zu den menschlichen, kulturell unabhängigen Grundbedürfnissen (vgl. Fischer 2013, o.S., vgl. nach Nuber 1995, S. 20-27). Auch Waibel begründet in ihrem bereits genannten Buch „Erziehung zum Selbstwert“, dass der Mensch Selbstwert braucht und „will“:
"Der Mensch will so sein, wie er ist. Er will weder seine Stärken noch seine Schwächen verstecken müssen. Er will seine Eigenheiten entfalten und damit unverwechselbar sein. Er will einmalig und einzigartig sein. Er strebt nach Anerkennung, Achtung, Rechtfertigung, vor sich und vor den anderen. Jemanden achten können beinhaltet, zu ihm sagen zu können: Es ist gut so, wie du bist."
(Waibel 1994, S. 144–147)
Die Ergebnisse, welche Schütz in ihrer Gesamtdarstellung deutscher Forschungen zum Selbstwert beschreibt, zeigen neben dieser grundlegenden Bedeutung des Bedürfnisses nach einem positiven, stabilem Selbstwert, weitere zahlreiche Korrelate und Funktionen der intra- und interpersonellen Dimension auf (vgl. Schütz 2000, S. 34ff):
Die psychoanalytisch wohl häufigste und vielfältig untersuchte Verbindung ist die zu psychischen Beeinträchtigungen. Ein niedriger Selbstwert gefährdet nicht nur eine positive Grundstimmung (vgl. Schütz 2000, S. 51), sondern wird in mehreren Studien[8] „als Faktor bei der Erklärung von Aggressionen und Gewalt“ (Schütz 2000, S. 36) herangezogen. In der Psychotherapie wird davon ausgegangen, dass es „keine Störung oder Problematik gibt, die nicht mit einem Mangel an Selbstwert oder Selbstvertrauen in Zusammenhang gebracht wird“ (Potreck-Rose/Jacob 2015, S.11). Der Selbstwert steht in Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen, deren Ursachenkomplex die kognitive Wahrnehmung des eigenen Selbst, der eigenen Bewertung beinhaltet und deren Dynamik beeinflusst[9] (vgl. Potreck-Rose/Jacob 2015, S. 22f).
Der Selbstwert korreliert gemeinsam mit der „Kontrollüberzeugung“, der „Coping Self-Efficacy“[10] mit der Leistungsmotivation und steht in wechselseitiger Beziehung mit günstigen schulischen Leistungen[11]. Während bei einem stabil hohem Selbstwert nach einer Studie von Baumeister, Heatherton und Tice (1993) eine realistische Zielsetzung und Selbstregulation erfolgt, werden die eigenen Ziele bei niedrigerem Selbstwert eher unter die eigentlichen Fähigkeiten gesetzt (vgl. Schütz 2000, S. 52).
An zahlreichen Auswirkungen eines stabilen, positiven Selbstwerts und positiven Selbstbewertungen kann sichtbar gemacht werden, dass sich diese auf den Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körper auswirken. Die Wahrnehmung des eigenen Wertes ist eng mit der allgemeinen Lebenszufriedenheit verbunden und wird rückschließend auch als bedeutsam für Akzeptanz anderer und Konfliktlösekompetenzen (vgl. Stucke 2000, S. 7) gedeutet. Ein hoher Selbstwert ermögliche mehr Akzeptanz anderer Personen (vgl. Epstein 1993). Es beeinflusst die soziale Interaktion, sogar die Kommunikation (vgl. Stucke 2000) und wird auch in der Gewaltprävention für bedeutsam angesehen (vgl. Bäuerle 1996, S. 61). Das eigene Leben wird bei höherem Selbstwert aktiv mitgestaltet und die eigene Sinnerfüllung (wie sie in „Erziehung zum Selbstwert“ nach Waibel angestrebt wird) ist ebenfalls Korrelate von einem stabilen, positiven Selbstwert. Durch ihn können psychische Befindlichkeiten (Versagenserfahrungen, Ängste, etc.) an negativer Wirkung verlieren.
In dem religiösen Resilienz-Förderbuch „Du bist klasse!“ von Kerstin Klappstein[12] werden im Fragebogen an die Erzieher und Eltern folgende „Basiskompetenzen“ als Kennzeichen des Selbstwertgefühls genannt:
- die Grenzen anderer erkennen und achten,
- die Fähigkeit, eigene Gefühle und Wünsche benennen,
- Entscheidungen selbstbewusst treffen (kein häufiges „Egal!“),
- Zukunftspläne und das Vertrauen in die Eltern haben, dass diese gute Vorbilder sind (vgl. Klappstein 2007, S. 102+103).[13]
Studienübergreifend wird der stabile, positive Selbstwert als „ zentraler Begriff der Persönlichkeitsstärke“ (Bäuerle 1996, S. 59), als eine „Ressource“, die das Wohlbefinden und somit die gesunde Entwicklung eines Menschen mitsichert, gesehen.
Zusammenfassend beschreibt Jünemann (2016) in „Psychologie der Werte“ den aktuellen Forschungsstand zur Bedeutung und Korrelationen des Selbstwerts:
- Grundlegend ist davon auszugehen, dass ein unsicherer Selbstwert „eher negative Konsequenzen“ (Jünemann 2016, S. 190) hat.
- Im Bereich Gesundheit führt dies zu „geringerer intrinsischer Motivation (Waschull/Kernis 1996)“ und ggf. zu „weniger Wohlbefinden und depressiven Symptomen (Jordan et al. 2013, Schröder-Abè et al. 2007). Ein „optimaler Selbstwert“ so Jünemann, führt dagegen zu „höherem Wohlbefinden“ (Jünemann 2016, S. 190).
- Im Bereich der Persönlichkeit wird weiterhin davon ausgegangen, dass „Kontrolle, Optimismus (…) und Kritikfähigkeit“ (ebd. S. 191) in Beziehung mit dem Selbstwert stehen. Selbstwert bestimme allgemein „persönlichen Erfolg und das Wohlbefinden“ (ebd. S. 191) und sei nicht die Konsequenz daraus (vgl. Orth/Robins 2014)[14].
- Der Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld wurde 2013 von Zeigler-Hill u.a. belegt. Menschen mit hohem Selbstwert werden vom sozialen Umfeld positiver bewertet, d.h. „extravaganter, gewissenhafter und emotional stabiler eingeschätzt“ (Jünemann 2016, S. 191).
- Gleichzeitig konnte MacInnes (2006) eine Verbindung von Selbstwert und Selbstakzeptanz im Sinne von „bedingungslose[r] Akzeptanz des Selbst, unabhängig von dem eigenen Verhalten und anderen Personen (Ellis 1977)“ (Jünemann 2016, S. 196, Bearb. S.S.) belegen. Diese Selbstakzeptanz gehe mit „einem höheren Selbstwert und höherem psychischem Wohlbefinden“ (ebd. S. 196) einher.
In Bezug auf Funktion, Bedeutung und die Korrelaten des Selbstwerts kann zusammenfassend festgehalten werden:
Ein hoher und sicherer Selbstwert impliziert eine bedingungslose Selbstakzeptanz, ist eng verknüpft mit dem Selbstvertrauen und gilt als einer der „erstrebenswerten Werte“ (Jünemann 2016, S. 196), die sowohl auf das Verhalten als auch auf „das alltägliche Erleben und Empfinden“ (ebd. S. 196) einwirken. Auch wenn von einer relativen Stabilität des Selbstwerts ausgegangen wird, ist eine Förderung möglich (vgl. ebd., S. 196). Dabei ist nicht das Höherstellen der eigenen Stärken gegenüber anderen gemeint, sondern die eigenen Schwächen sollen genauso wie die Stärken anerkannt werden (Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz). Dies fördert den positiven Selbstwert und folglich auch das Selbstvertrauen. So ermöglichen beide Konstrukte einen resilienten Umgang bei Versagen oder anderen selbstwertschwächenden Erlebnissen, ohne dass diese Erfahrung auf die gesamte Person, das komplette Selbstkonzept bezogen wird. Schütz zählt noch einige weitere Forschungen auf, die den Selbstwert als Coping[15] -Ressource sehen (siehe Schütz 2000, S.34).
Nach Potreck-Rose und Jacob „lässt sich der Selbstwert als (…) gesundheitsbezogener Schutzfaktor verstehen“ (ebd., S. 27, zit. nach Mittag 1998, Bearb. S.S.) und hat in der Psychodiagnostik und –therapie (wie bereits erwähnt) große Bedeutung. Um „Selbstwertgefühl als Faktor von Resilienz“ zu sehen, wird im Folgenden das Thema Resilienz darauf hin untersucht.
2. Selbstwert als Faktor von Resilienz
Dass „sich selbst vertrauen“ Faktor von Resilienz ist, ist offensichtlich. Das Vertrauen darauf, eine Krise, oder erlebtes Versagen zu überstehen - und daran zu wachsen – ist ein klares Zeichen von Widerstandskraft, ein Merkmal des „Steh-auf-Männchens“. Doch wie sieht es mit dem Selbstwert aus? Kann auch die stabile positive eigene Wertschätzung die Resilienz stärken?
Um diese Frage zu beantworten wird im Folgenden der Begriff „Resilienz“ analysiert und die Beziehung zum Selbstwert und Selbstbewertungsprozessen speziell im Bereich der Entwicklung und Förderung untersucht. Dabei verwende ich als Literatur die „Resilienz-Klassiker“ von Wustmann, Fröhlich-Gildhoff/Rönnau und Zander. Aus demselben Band wie Jünemann im vorherigen Kapitel, beziehe ich mich hier auf den Artikel zu Resilienz von Henninger (2016) in „Psychologie der Werte“, da dieser einen kompakten und aktuellen Überblick der aktuellen Resilienzforschung darstellt.
2.1 Begriffs- und Konstruktdefinition „Resilienz“
Ähnlich wie bei „Selbstwert“ und „Selbstwertgefühlen“ ist die genaue Definition des Begriffs „Resilienz“ von Fachbereich zu Fachbereich und Autor zu Autor abweichend. Der lateinische Stammbegriff „resilire“ ist mit „zurückspringen“ zu übersetzen. Im englischen versteht man unter „resilient“ 1 elastisch, federnd 2 (übertragen) unverwüstlich. „resilience“ bezeichnet entsprechend: „Belastbarkeit, Widerstandsfähigkeit, Stabilität [of economy], Anpassungsfähigkeit, Unverwüstlichkeit, Strapazierfähigkeit, Elastizität, Spannkraft, Widerstandskraft [ability to recover], Nachgiebigkeit, Federn [of material], Rückstellkraft“ (Hemetsberger 2016, o.S.).
Resilienz – „Unverwüstlichkeit“ als auch „Nachgiebigkeit“, „Elastizität“ und gleichzeitig die „Widerstandskraft“? Woher kommt diese vielfältige Definition?
Im psychologischen Bereich kam der Begriff „Resilienz“ durch die „Beobachtung, dass Menschen unterschiedlich auf problematische Lebensumstände, Risiken und Krisen reagieren.“ (Henninger 2016, S. 158) zustande. Während negative Erfahrungen, wie Armut, oder der Verlust naher Bezugspersonen manche Menschen auf längere Zeit psychisch stark belasten (bis hin zu psychischen Auffälligkeiten oder Krankheiten, wie Depressionen), scheinen andere deutlich rascher in ihre vorherige Verfassung „zurückzuspringen“. Während die einen in Krisensituationen psychisch „strapazierfähiger“, „stark“ sind, scheinen andere weniger belastbar, leichter verwundbar, „schwächer“ zu sein. Gegenbegriffe zu Resilienz sind die Verwundbarkeit und Verletzbarkeit – „Vulnerabilität“ (Henninger 2016, S. 158).
Allgemein anerkannt, und somit Grundlage für die Forschungen und Fachliteratur (z.B. auch Fröhlich-Gildhoff) ist die Definition von Wustmann. Sie beschreibt Resilienz als „die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“ (Wustmann 2004, S. 18).
Grund der verschiedenen Definitionsversuche sind vor allem unterschiedliche Kriterien bei den Versuchen das Konstrukt „Resilienz“ zu erfassen. Je nachdem ob die grundlegenden Kriterien sich auf die äußerliche Umwelt beziehen, der Anpassung an die soziale Umwelt, oder beim Ermessen die „inneren Befindlichkeiten mit berücksichtigt“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2015, S. 9) werden.
Für die Abgrenzung zu anderen Konstrukten, wie z.B. der Selbstwirksamkeit[16], Coping[17] und Coping Self-Efficacy[18] oder psychischer Gesundheit, sind zwei Voraussetzungen bei Resilienz ausschlaggebend:
1. Vorhandensein einer belastenden Situation und dass
2. diese positiv bewältigt wird. (vgl. Henninger 2016, S. 158, sowie Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2015, S. 10)
Das Resilienzkonstrukt wird aktuell als „erlernbar und situationsabhängig“ (Henninger 2016, S. 164)[19], als „ variable Größe“ (Wustmann 2004, S. 30), „situationsspezifische“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2015, S. 11) Kompetenz definiert und gilt „sogar als Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts“ (Henninger 2016, S. 164). Diese Kompetenz ist aber keine einzelne Fähigkeit oder Ressource, keine besondere „Coping-Strategie“, „kein stabiles Persönlichkeitsmerkmal (…) wie Intelligenz oder Selbstwertgefühl“ (Fingerle 2011, S. 211, Bearb. S.S.).
Verschiedene Forschungen versuchten das Konstrukt näher zu fassen und verschiedene Thesen zu belegen.
2.2 Forschungsstand – Studien
Zu Beginn der Resilienzforschungen wurde davon ausgegangen, dass eine scheinbare „unverwundbare“ Entwicklung trotz psychosozialen Belastungen, bzw. sogenannten Risikofaktoren „auf angeborene Charaktereigenschaften“ (Henninger 2016, S. 158) beruhen. Entweder die Person ist ein sogenanntes „Steh-auf-Männchen“ oder nicht. So wurde in den 1970er-Studien Resilienz hauptsächlich „als Persönlichkeitsmerkmal“ (ebd. S. 158) erforscht.
Mit der Kauai-Längsschnittstudie von Werner und Smith wurden dann 1977 „mögliche Resilienzfaktoren“ (ebd. S. 158) entdeckt (siehe 2.2.1). Wichtige Untersuchungen, die ebenfalls das Ziel haben, die Faktoren für den unterschiedlichen Verlauf bei Risikokinder zu erfassen, sind: die „Mannheimer Risikokinderstudie“ (Laucht et al. 1999/2000) und die „Bielefelder Invulnerabilitätsstudie“ (Lösel/Bender 1999).
Daraufhin legte die Forschung vermehrt ihr Interesse auf die Entwicklung von Resilienz (Henninger 2016, S. 159), welche ich im zweiten Unterpunkt gemeinsam mit Forschungen zur Förderung bearbeite. Diese Resilienzförderung untersuche ich dann in 2.3 daraufhin, welchen Stellenwert Selbstwert darin hat – ob sich These I: „Selbstwert als Faktor von Resilienz“ bestätigt.
2.2.1 Kauai-Längsschnittstudie – Risiko- und Schutzfaktorenmodell
„Die Pionierstudie der Resilienzforschung“ (Wustmann 2004, S. 86) von Werner und Smith (1982, 1992, 2001) ist u.a. die Grundlage des Konzepts der Risiko- und Schutzfaktoren. Die Forschung hier im Überblick (vgl. im Folgenden: Werner 2007, 20-29; Wustmann 2009, 87-89):
Werner und Smith dokumentierten in ihrer Kauai-Längsschnittstudie die Entwicklung von 698 Kindern; den gesamten Jahrgang 1955 der Hawaii-Insel Kauai bis 1995. Sie fokussierten sich dabei auf Risikofaktoren (schon während der Schwangerschaft) und die „Auswirkung ungünstiger Lebensbedingungen (Armut, psychische Erkrankungen der Eltern, andauernde Familiendisharmonie) auf die kognitive, physische und psychische Entwicklung der Kinder“ (Henninger 2016, S. 159; Wustmann 2004, S. 16). Eventuelle stärkende, schützende Faktoren wurden ebenfalls erfasst (siehe unten).
Von den Kindern, die von Werner und Smith zur „High-risk“-Gruppe gezählt wurden[20], entwickelte sich ein Drittel nach ihrer Einschätzung zu „selbstbewussten, zufriedenen und verantwortungsbewussten Erwachsenen ohne Lern- und Verhaltensauffälligkeiten oder sonstigen Schwierigkeiten (…) [mit einem] positiv[en] Selbstkonzept“ (Henninger 2016, S. 159, Bearb. S.S.). Sie hatten weniger gesundheitliche Probleme und bestätigten Zufriedenheit mit der Arbeitsstelle (vgl. Wustmann 2004, S. 16). Schon im Kindesalter dieser Personen unterschieden sich die Bewertungen von den anderen zwei Dritteln der Risiko-Kinder. Sie galten in ihrem sozialen Umfeld im Vergleich als „aktiv, liebevoll und gutmütig (…), wachsam, aufmerksam, autonom und neugierig“ (Henninger 2016, S. 159), entwickelten weniger Schlaf- und Essensauffälligkeiten, bessere Lese-, Kommunikations- und Logik- und motorische Fähigkeiten (vgl. Henninger 2016, S. 159). Weiter erschienen folgende Merkmale für sogenannte „resiliente“ Kinder zutreffend: Sie waren im Vergleich „selbstständiger, selbstbewusster und unabhängiger“ (Wustmann 2004, S. 98), weiter entwickelt in ihren „Kommunikations- und Bewegungsfähigkeiten“ (ebd. S. 98) und „mehr in das soziale Spiel mit Gleichaltrigen integriert“ (ebd. S. 98). Außerdem wiesen sie mehr „Selbsthilfefertigkeiten (verbunden mit dem Streben nach Autonomie) (…), aber auch die Fähigkeit, Hilfe zu erbitten, wenn diese für sie als notwendig erachtet wurde“ (ebd. S. 98) auf. Es wurde eine größere „Explorationslust“ und „Erkundungsbestrebungen“ beobachtet (vgl. ebd. S. 98).
Es stellte sich die Frage: Was unterschied dieses Drittel der belasteten Kinder von denen, die all diese positiven Eigenschaften nicht oder nicht erkennbar entwickelten?
Zur familiären Stabilität hatten diese „resilienten“ Kinder, laut Werner und Smiths Dokumentationen, feste Freunde und Vorbilder in ihrem weiteren sozialen Umfeld (vgl. Henninger 2016, S. 159), außerdem „Unterstützung von Lehrern, Peers und Familienmitgliedern in der Jugendzeit“ (Wustmann 2004, S. 88). Letzteres sah Wustmann verknüpft mit einer höheren Intelligenz und Leistungsfähigkeit in der Grundschule, welche wiederum mit einem „höheren Selbstwertgefühl sowie Selbstwirksamkeitsüberzeugungen im Alter von 18 Jahren“ (ebd. S. 88) zusammenhing.
Die Forscherin Emmy Werner fasste die Eigenschaften und Faktoren in der Entwicklung der resilienten Kindern 1999 folgendermaßen zusammen:
„Konstitutionelle Dispositionen – Gesundheitszustand und Temperaments-eigenschaften – haben ihren größten Einfluß in der Säuglingszeit und im Kleinkindalter. Kommunikations- und Problemlösefähigkeiten ebenso wie das Vorhandensein verantwortlicher, kompetenter ‚Ersatzeltern‘ und Lehrer spielen eine zentrale Rolle als schützende Faktoren in der Schulzeit. In der Adoleszenz sind interne Kontrollüberzeugungen und Zielbestimmtheit wichtige Schutzfaktoren.
Die sozialen Verbindungen in der Familie und Gemeinde korrelieren, vor allem für die Jungen, positiv mit einer erfolgreichen Lebensbewältigung in der Kindheit und Jugendzeit. Leistungsfähigkeit, Selbstvertrauen, enge Freunde und ein starker Glaube oder Lebenssinn waren, vor allem für die Frauen in unserer Studie, wichtige Schutzfaktoren im Erwachsenenalter“ (Wustmann 2004, S. 89; zit. nach Werner 1999, S. 31; Hervorhebung: S.S.).
Wustmann beschreibt in ihrer Studienübersicht zur Resilienz auch die „Bielefelder Invulnerabilitätsstudie“ von Lösel, Bender und Bliesner u.a., welche 66 „resiliente“ Jugendliche untersuchten. „Als entscheidende Faktoren konnten die Autoren vor allem Merkmale im Bereich des Familien- und Erziehungsklima benennen: eine stabile Beziehung zu einer Bezugsperson, emotionale Wärme und Empathie, hohe Strukturiertheit und klare Verhaltensregeln in der Erziehung“ (Wustmann 2004, S. 94). Außerdem wurden genannt: „Rollenvorbilder für eine konstruktive Bewältigung von Problemen, sowie religiöse Orientierung, Pflichtenübernahme und Leistungsorientierung.“ (Wustmann 2004, S. 94; vgl. nach Lösel et al. 1992).
Wustmann fasst „verschiedene Risikobelastungen“ aus den genannten sowie weitere Studien beispielhaft zusammen. In weiterführender Literatur werden diese in Vulnerabilitätsfaktoren (biologische, physiologische Defizite, wie Geburtskomplikationen) und Risikofaktoren („Stressoren“, wie chronische familiäre Disharmonie, chronische Armut…), sowie diskreten (unregelmäßige) und kontinuierlichen Faktoren unterschieden (vgl. Wyrobnik 2007, S. 22). Dazu gehören
- Junge Elternschaft
- Geburtskomplikationen
- körperliche Beeinträchtigungen
- elterliche Psychopathologie
- körperliche Misshandlung/sexueller Missbrauch/Vernachlässigung
- elterliche Trennung/Scheidung
- chronische Armut
- Tod eines oder beider Elternteile
- Gewalten (wie körperlich gewalttätige Nachbarschaft, Kriegserfahrungen, Geiselnahmen, sowie Naturkatastrophen) (vgl. Wustmann 2004, S. 95).
Die häufigste Kritik am Schutz- und Risikofaktorenmodell ist die unklare Differenzierung der beiden Faktorengruppen.
Aus der daraufhin folgenden Diskussion über die Einteilung im Risiko- und Schutzfaktorenkonzept (s. z.B. Zander 2011) lassen sich nach Richter-Kornweitz (2011) folgende Schutzfaktoren nennen:
- eine enge emotionale Beziehung zu mindestens einer Bezugsperson
- die kognitiven Fähigkeiten des Individuums[21]
- ein aktiver Problembewältigungsstil
- körperliche Gesundheitsressourcen
- das Ausmaß an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- das Gefühl von Selbstwirksamkeit
- das Ausmaß an wahrgenommener sozialer Unterstützung
- das Erleben von Erfolg und Leistung
- das Geschlecht (Richter-Kornweitz 2011, S. 246; Hervorhebung: S.S.)
Weiter werden vor allem intrapersonell häufig ergänzend genannt:
- soziale Kompetenzen (z.B. Empathie, Kontaktfähigkeit, Übernahme von Verantwortung)
- aktives und flexibles Bewältigungsverhalten, Coping-Strategien
- optimistische, zuversichtliche Lebenseinstellung
- religiöser Glaube/Spiritualität (Kohärenzgefühl) (vgl. Wustmann 2004, S. 115; vgl. Diakonische Werk 2014, S. 8)
2.2.2 Forschungsstand zur Entwicklung und Förderung von Resilienz
Auch im Bereich der Entwicklung und Entstehung von Resilienz gibt es längst mehrere Meinungen und Modelle.
Werner selbst entwickelte anhand ihrer Kauai-Längsschnittstudie „ein idealtypisches Modell“ zur Entwicklung von Resilienz. Ausgehend von einem „einfachen Temperament“, welche die Mutter-Kind-Bindungsqualität fördert, sei die darauf aufbauende „gute“ Eltern-Kind-Interaktion wiederum Grundlage für die „gute Anpassung in den Bildungseinrichtungen“, was nach ihr (und den in Kapitel 1 genannten Studien) ein positives Selbstkonzept (in Bezug auf Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl) beeinflusst. Dies führe zu „weniger Stress [und] mehr soziale Unterstützung im Jugendalter“ (Wustmann 2004, S. 119; zit. nach Werner 1993, modifiziert nach Laucht/Schmidt/Esser 2000, S. 105, Bearb. S.S.).
Henninger (2016) bietet ein übersichtlicheres, kompaktes Modell von Resilienz. Sie modelliert den Entstehungsprozess von situativer Resilienz auf Grund der fortgeschrittenen, aktuellen Forschungsergebnisse in drei Phasen:
[...]
[1] Diese Motivationen werden im Exkurs zur Parallelität von „Erziehung zum Selbstwert“ und „Religiöser Erziehung“ genauer beschrieben.
[2] vgl. Orth u. Robins 2014
[3] Meier et al. 2011
[4] Hier kann die halt- und sichergebende Bedeutung von Ritualen gerade in Krisen- oder Übergangsphasen abgeleitet werden.
[5] Kohut 1971, Rogers 1961, Satir 1985
[6] Außerdem wirken diese Faktoren sich durch die Vorbildfunktion der Erwachsenen im Umfeld des Kindes auch indirekt auf das Kind. Eine Bezugsperson mit schwachem, unstabilen eigenen Selbstwert hat es selbsterklärender Weise schwerer, dem Kind selbstwertstärkende Quellen aufzuzeigen und es in seiner Entwicklung positiv zu fördern.
[7] Von Schütz unbenannt bleiben hier Ereignisse und Entwicklungskrisen, die sich zeitweise auf die Stabilität des Selbstwerts auswirken.
[8] Klüsche 1993, Kornadt 1988, Wahl 1990f
[9] siehe Studien von Beck 1974, Stiensmeier-Pelster et al. 1994, Kanning 2000
[10] Coping Self-Efficacy, die Überzeugung, schwierige Situation auf Grund der Selbstwirksamkeit zu bewältigen (vgl. Henninger 2016, S. 158)
[11] siehe Studien von Aspinwall/Taylor 1992, Helmke 1992, sowie Pekrun 1987
[12] Im Anhang unter A4 ist dieses Buch ausführlicher dargestellt.
[13] Dieses Programm wird im Anhang ausführlicher dargestellt.
[14] Diese Studie widerspricht der obengenannten Quellen des Selbstwerts, sowie Ergebnissen zum Geschlechterunterschied in der Kauai-Studie (siehe unten) – und zeigt einmal mehr die unterschiedliche Deutung von Selbstwert und Interpretation seiner Wirkung.
[15] Coping: „Bewältigung von Bedrohungen und Stressoren“ (Henninger 2016, S. 158)
[16] Selbstwirksamkeit: „die Subjektive Gewissheit, Anforderungssituationen auf Grund eigener Kompetenzen bewältigen zu können“ (Barysch 2016,S. 202)
[17] Coping: „Bewältigung von Bedrohungen und Stressoren“ (Henninger 2016, S. 158)
[18] Coping Self-Effacy: „Überzeugung, schwierige Situation zu meistern“ (ebd., S. 158)
[19] Wie in 2.2 noch anhand von Studien deutlich wird.
[20] Diese wiesen mehrere „vermutete“ Risikofaktoren auf.
[21] Aktuell wird in Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität vom Deutschen-Resilienz-Zentrum aus geforscht, inwiefern das Gehirn, das heißt die dort stattfindenden Bewertungen der belastenden Erlebnissen die Resilienz beeinflusst (vgl. Johannes Gutenberg-Universität Mainz 2016, o.S.). Diese Studie ist sicherlich für mein Thema sehr interessant, da ein enger Zusammenhang des Selbstwertes (als Teil des Selbstkonzeptes) und kognitiver Prozesse besteht.
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