[...] Ungarn, das zuvor auf der Seite der Deutschen gekämpft hatte, erklärte am 28. Dezember 1944 dem Deutschen Reich den Krieg. Das Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten, unterzeichnet am 20. Januar 1945 in Moskau, verpflichtete Ungarn zum aktiven Kampf gegen die Wehrmacht, beschränkte das Land auf die Grenzen von 1937 und legte die Reparationszahlungen (unter anderem 200 Millionen Dollar an die UdSSR) fest. Es gab in Ungarn zu dieser Zeit die folgenden Parteien: die kommunistische Partei Ungarns (MKP), die Unabhängige Partei der Kleinen Landwirte, Landarbeiter und Bürger (FKGP), die Nationale Bauernpartei (NPP) und die Sozialdemokratische Partei (SZDP). Im Jahr 1945 hatte die MKP 30 000, die FKGP über 900 000, die NPP 170 000 und die SZDP 400 000 Mitglieder. Die FKGP verstand sich als eine bürgerlich-demokratische Partei, sie trat unter anderem für freie Religionsausübung und die Verteidigung des Privateigentums ein. Die NPP war eine radikalsozialistische Organisation des Agrarproletariats. Für eine volksrepublikanische Staatsform und die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien trat die SZDP ein. Der sowjetischen Führung kam ihre „Vorarbeit“ während des Krieges zugute. Mit dem „Prozent-Handel“ des britischen Premierministers Churchills mit Stalin im Herbst 1944, erkannte Churchill die südosteuropäischen Länder (Rumänien, Bulgarien, Ungarn) als der sowjetischen Zone quasi zugehörig an. In der Potsdamer Mitteilung vom 2. August 1945 war nicht mehr die in Jalta verwendete Formel, dass diese Länder „dem Volkswillen“ entsprechende „Regierungen auf dem Wege freier Wahlen“ bilden sollten, enthalten. Die sowjetische Regierung war in allen drei Ländern in den Alliierten Kontrollkommissionen federführend. Sie war mit der Schaffung der Ungarischen Provisorischen Nationalregierung am 7. Dezember 1945 in Debrecen, an der hauptsächlich Linksliberale beteiligt waren, den Westalliierten schon einen Schritt voraus. Außerdem hielt die Rote Armee Ungarn seit Herbst 1944 besetzt. Die UdSSR konnte nun das Schicksal Ungarns maßgeblich (mit)bestimmen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Die Ausgangslage 1945
- B. Die Übergangsphase 1945-47
- C. Die Phase der Konformität 1947-49
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Konfrontationskurs zwischen den USA und der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf Osteuropa, insbesondere Ungarn, in den Jahren 1947-1949. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der ungarischen Volksdemokratie unter dem Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht.
- Die sowjetische Einflussnahme in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Rolle der verschiedenen politischen Parteien in Ungarn
- Die Auswirkungen des Waffenstillstandsabkommens auf die ungarische Souveränität
- Die sowjetische "Salami-Taktik" zur Konsolidierung der Macht
- Der Konflikt zwischen den Westmächten und der Sowjetunion um die Einflusszone in Osteuropa
Zusammenfassung der Kapitel
A. Die Ausgangslage 1945: Dieses Kapitel beschreibt die Situation in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg. Ungarn, zuvor auf Seiten Deutschlands, erklärte 1944 den Deutschen den Krieg und unterzeichnete ein Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten, welches das Land auf die Grenzen von 1937 beschränkte und Reparationszahlungen vorschrieb. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen politischen Parteien in Ungarn (MKP, FKGP, NPP, SZDP) und deren unterschiedliche Mitgliederzahlen und politische Ausrichtungen. Der "Prozent-Handel" zwischen Churchill und Stalin wird erwähnt, der die südosteuropäischen Länder, einschließlich Ungarn, der sowjetischen Einflusssphäre zuordnete. Die Potsdamer Mitteilung von 1945 wird in Bezug auf die zukünftige Regierungsbildung in Ungarn diskutiert, wobei die führende Rolle der Sowjetunion in der Alliierten Kontrollkommission hervorgehoben wird. Die sowjetische Besatzung seit Herbst 1944 sicherte die sowjetische Einflussnahme auf das Schicksal Ungarns.
B. Die Übergangsphase 1945 - 1947: Dieses Kapitel analysiert die Phase nach dem Waffenstillstandsabkommen, in der die Sowjetunion den Aufbau eines neuen Regierungsapparates in Ungarn mit Hilfe sowjetischer Experten unterstützte. Loyale Kommunisten besetzten nach und nach Schlüsselpositionen in Verwaltung, Armee und Polizei. Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Moskau und Budapest durch Molotow, ohne Zustimmung der Westmächte, zeigt die zunehmende sowjetische Dominanz. Die Westmächte konnten ihren Protesten wenig Nachdruck verleihen. Die im November 1945 abgehaltenen Wahlen, bei denen die Kommunisten eine Niederlage erlitten, werden beschrieben. Die sowjetische Durchsetzung einer Regierungsbeteiligung der MKP und die ungeschickte Politik der FKGP, die das Innenministerium den Kommunisten überließ, ermöglichten den Kommunisten, mittels der "Salami-Taktik" ihre Macht zu festigen und die FKGP schrittweise zu entmachten. Die Bildung des Linken Blocks und der Zerfall der FKGP bis Mai 1947 werden detailliert dargestellt. Die Korrektur von Regierungsentscheidungen durch Woroschilow zugunsten der MKP wird als weiterer Beleg für die sowjetische Einflussnahme angeführt. Das Handelsabkommen zwischen der UdSSR und Ungarn von 1945 wird als Grundlage für sowjetisches Eingreifen in die ungarische Wirtschaft interpretiert.
Schlüsselwörter
Sowjetunion, Ungarn, Volksdemokratie, Kalter Krieg, Konfrontation, Waffenstillstandsabkommen, politische Parteien, sowjetische Einflussnahme, Salami-Taktik, Wahlen, Alliierte Kontrollkommission.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Ungarn 1945-1949
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Konfrontationskurs zwischen den USA und der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf Osteuropa, insbesondere Ungarn, in den Jahren 1947-1949. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der ungarischen Volksdemokratie unter dem Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die sowjetische Einflussnahme in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg, die Rolle verschiedener politischer Parteien (MKP, FKGP, NPP, SZDP), die Auswirkungen des Waffenstillstandsabkommens auf die ungarische Souveränität, die sowjetische "Salami-Taktik" zur Machtübernahme und den Konflikt zwischen den Westmächten und der Sowjetunion um die Einflusszone in Osteuropa.
Welche Zeiträume werden abgedeckt?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptperioden: Die Ausgangslage 1945, die Übergangsphase 1945-1947 und die Phase der Konformität 1947-1949. Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklungen in Ungarn während dieser Zeit.
Wie wird die Ausgangslage 1945 beschrieben?
Das Kapitel beschreibt die Situation in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg, inklusive des Waffenstillstandsabkommens mit den Alliierten, der verschiedenen politischen Parteien und deren Ausrichtungen, den "Prozent-Handel" zwischen Churchill und Stalin sowie die Rolle der Sowjetunion in der Alliierten Kontrollkommission und die sowjetische Besatzung seit Herbst 1944.
Was ist der Schwerpunkt der Analyse der Übergangsphase (1945-1947)?
Dieser Abschnitt analysiert den Aufbau eines neuen Regierungsapparates unter sowjetischer Unterstützung, die Besetzung von Schlüsselpositionen durch loyale Kommunisten, die zunehmende sowjetische Dominanz, die Wahlen von 1945, die "Salami-Taktik" der Kommunisten, den Zerfall der FKGP und die sowjetische Einflussnahme auf die ungarische Wirtschaft.
Welche Rolle spielt die "Salami-Taktik"?
Die "Salami-Taktik" beschreibt die schrittweise und gezielte Entmachtung der nicht-kommunistischen Parteien durch die Kommunisten, um ihre Machtposition zu festigen. Dies wird im Kontext der ungarischen politischen Entwicklungen detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Sowjetunion, Ungarn, Volksdemokratie, Kalter Krieg, Konfrontation, Waffenstillstandsabkommen, politische Parteien, sowjetische Einflussnahme, Salami-Taktik, Wahlen, Alliierte Kontrollkommission.
Welche Kapitel sind enthalten?
Die Arbeit umfasst die Kapitel: A. Die Ausgangslage 1945, B. Die Übergangsphase 1945-1947, C. Die Phase der Konformität 1947-1949.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Quote paper
- Julia C. M. Willke (Author), 2001, Die Volksdemokratie in Ungarn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36939