Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Ideologisierung der Heimatidee während der Zeit des Nationalsozialismus. Es wird zu Anfang auf den heimatkundlichen Unterricht der Weimarer Republik eingegangen, der die Grundlage für die Entwicklungen im Dritten Reich bildet. Daran schließt die nationalistische Heimatkunde an, welche zuerst in curricularen Einzelmaßnahmen, später in den Reichsrichtlinien der Volksschulunterstufe ideologisieret wird. Außerdem wird auf die Kontinuitäten und Diskontinuitäten des heimatlichen Unterrichts zwischen den 1920er Jahren und der Zeit des Nationalsozialismus eingegangen und Kritik an der Ideologieanfälligkeit des Faches geübt.
Heimatkunde wörtlich meint zuerst einmal die reflektierte Kenntnis über den kindlichen Nahraum. Grundsätzlich ist dieser Begriff wertneutral gehalten. Betrachtet man die Historie der Heimat- und Sachkunde, ist bemerkenswert, welch unterschiedliche Strömungen dieses Unterrichtsfach bereits durchlief. Zwischen Kindorientiertheit und Wissenschaftlichkeit fällt außerdem die Ideologieanfälligkeit des Sachfachs auf, besonders während der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch in der Weimarer Republik. Nicht immer stand lediglich die Sache im Mittelpunkt, sondern im Dritten Reich vielmehr der Transport nationalistischer Werte und Weltanschauungen an die Jüngsten unserer Gesellschaft, zusammengefasst unter dem Begriff „pervertierte Heimatkunde“ (Feige 2007).
Inhaltsverzeichnis .
1. Einleitung
2. Grundlagen der Ideologisierung in der Weimarer Republik
3. Die nationalistische Ideologie nach 1933
3.1 Ideologisierung der Heimatkunde in curricularen Einzelmaßnahmen
3.2 Ideologisierung der Heimatkunde in den Richtlinien der Volksschulunterstufe
4. Kennzeichen der Heimatkunde vor dem Hintergrund der ideologischen Anfälligkeit
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Heimatkunde wörtlich meint zuerst einmal die reflektierte Kenntnis über den kindlichen Nahraum (vgl. Jung 2007, 241 f.). Grundsätzlich ist dieser Begriff wertneutral gehalten. Betrachtet man die Historie der Heimat- und Sachkunde, ist bemerkenswert, welch unterschiedliche Strömungen dieses Unterrichtsfach bereits durchlief. Zwischen Kindorientiertheit und Wissenschaftlichkeit fällt außerdem die Ideologieanfälligkeit des Sachfachs besonders während der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch in der Weimarer Republik, auf. Nicht immer stand lediglich die Sache im Mittelpunkt, sondern im Dritten Reich vielmehr der Transport nationalistischer Werte und Weltanschauungen an die Jüngsten unserer Gesellschaft, zusammengefasst unter dem Begriff „pervertierte Heimatkunde“ (Feige 2007, 22).
Folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Ideologisierung der Heimatidee während der Zeit des Nationalsozialismus. Es wird zu Anfang auf den heimatkundlichen Unterricht der Weimarer Republik eingegangen, der die Grundlage für die Entwicklungen im Dritten Reich bildet. Daran schließt die nationalistische Heimatkunde an, welche zuerst in curricularen Einzelmaßnahmen, später in den Reichsrichtlinien der Volksschulunterstufe ideologisieret wird. Außerdem wird auf die Kontinuitäten und Diskontinuitäten des heimatlichen Unterrichts zwischen den 1920er Jahren und der Zeit des Nationalsozialismus eingegangen und Kritik an der Ideologieanfälligkeit des Faches geübt.
Diese Hausarbeit greift den Unterpunkt „Ideologisierung des Sachfachs“ aus dem Referat „Rückblick und diachrone Einordnung“ heraus, welches in Zusammenarbeit mit Irene Ukidve und Lisa Bernhardt im Seminar „Gestalten von Sachlernprozessen“, Gruppe 10, am 18.02.2014 gehalten wurde.
2. Grundlagen der Ideologisierung in der Weimarer Republik
In der Weimarer Republik, nach verlorenem 1. Weltkrieg, wird im Jahr 1920 die 4-jährige gemeinsame Grundschule eingeführt. Besondere Wertschätzung wird der Heimat entgegengebracht, die im Gesamtunterricht der Anfangsstufe (1. und 2. Jahrgangsstufe) den Mittelpunkt des Grundschulunterrichts bildet (vgl. Richter 2002, 27). In Anlehnung an die Vorarbeiten des Reformpädagogen Berthold Otto und den Leipziger Lehrerverein sollen die einzelnen Themen nicht unterrichtlich voneinander getrennt werden, sondern stattdessen den gesamten Erfahrungshorizont der Kinder im Gesamtunterricht einschließen. Im 3. und 4. Schuljahr bildet die Heimatkunde das inhaltliche Leitprinzip, vorbereitend auf fortführende Unterrichtsfächer in höheren Jahrgangsstufen, unter anderem Erdkunde, Volkskunde, Geschichte (vgl. Feige 2007, 18 f.). Charakteristisch für die 1920er Jahre ist der Rückgriff auf bekannte Prinzipien des 19. Jahrhunderts, wie beispielsweise den Realienunterricht und dessen Konzept der konzentrischen Kreise, um kindgemäß vom Nahem zum Fernen auf das geistige Wachstum der Lernenden einzugehen (vgl. Horn 1993, 16-18).
Unterrichtsmethodisch stehen die Schülerselbsttätigkeit und der eigenaktive Wissenserwerb zu dieser Zeit im Vordergrund. Die Aktivitäten sollen erkundend, beobachtend, darstellend, herstellend, gestaltend und pflegerisch stattfinden. Im heimatlichen Anschauungsunterricht werden hauptsächliche pädagogische Intentionen verfolgt, wie die Förderung kindlicher Ausdrucks-, Gestaltungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten. Die 3. und 4. Jahrgangsstufe fokussieren sich zunehmend auf sachspezifische Lernen in Vorbereitung auf das höhere Schulwesen (vgl. Götz 2004, 37).
Neben der Vermittlung von Sachwissen fallen bereits gefühlsbetonte und national gefärbte Tendenzen ins Auge. Deutlich erkennbar ist dies an Eduard Sprangers Formulierungen zur emotionalen Situation 1923, wenn er schreibt: „(…) Heimat ist erlebbare und erlebte Totalverbundenheit mit dem Boden. Und noch mehr: Heimat ist geistiges Wurzelgefühl.“ Sowie weiter: „Da liegen die Wurzeln unserer Kraft! Der Weg zum Menschentum führt nur über das Volkstum und das Heimatgefühl.“ (Horn 1993 zit. n. Spranger, 18). Des Weiteren nennen die Reichsrichtlinien die Erziehung zur Heimatliebe, zum Deutschtum und zur Gemeinschaftsverbundenheit (vgl. Götz 2004., 36 f.).
Diese ersten ideologischen Züge bilden eine fruchtbare Grundlage für die folgenden Bildungsabsichten der Nationalsozialisten (vgl. ebd., 37).
3. Die nationalistische Ideologie nach 1933
Mit der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialisten nimmt das Sachfach immer stärker ideologische Züge an sowie auch die gesamte schulische Erziehung sich den Maßstäben eines nationalsozialistischen Regimes unterzuordnen hat (vgl. Horn 1993, 19). Wie in der Weimarer Zeit wird die Heimatkunde als Leitfach angesehen, da die Heimat ein bedeutsamer Lebensraum für die Kinder darstellt (vgl. Götz 1997, 203).
Das viel verwendete Bild der Wurzel symbolisiert die Heimatverbundenheit, denn „[i]m Heimatkundeunterricht sollen die Kinder die Heimat kennen, erleben und lieben und sich als in ihr verwurzelte Glieder des deutschen Volkes fühlen lernen.“ (ebd., 203). Somit überschreitet die Heimatkunde ihre bloße Zielsetzung rein fachlich zu lehren, da der Bildungsbegriff zum Transport nationalistischer Ideale und Wertvorstellungen missbraucht wird. Darüber hinaus soll in den Schülern eine Heimatliebe geweckt und eine Eingliederung in die Volksgemeinschaft erreicht werden (vgl. ebd., 203). Man spricht von einer Pervertierung der Heimatkunde (vgl. Feige 2007, 22).
In der Realität jedoch findet der geplante radikale bildungspolitische Umbau in den Anfangsjahren nicht statt, stattdessen werden curriculare Einzelmaßnahmen eingeleitet, die sich auf spezielle Schulfächer beziehen in der nun neu bezeichneten Grundschule, der „Volksschulunterstufe“ (vgl. Götz 2004, 38).
3.1 Ideologisierung der Heimatkunde in curricularen Einzelmaßnahmen
Im historischen Stoffgebiet der Heimatkunde der Volksschulunterstufe werden erste Änderungen vorgenommen, obwohl erst später die Geschichte als Fach in der Volksoberschule eigenständig wird. Ähnlich wie in der Weimarer Republik sollen die Schüler ab der 2. Jahrgangsstufe mit der Vergangenheit vertraut gemacht werden, indem sie im Unterricht Volksmärchen und Heimatsagen näher betrachten. Thematisch erweitert wird dieser Teil im Dritten Reich mit Nationalsagen sowie Biographien berühmter historischer Führergrößen, beispielsweise von Friedrich dem Großen, Bismark und Hitler. Zweck dieser Ergänzung ist sowohl das Schaffen von Nationalstolz und Personenkult als auch eine emotionsgeleitete Begeisterung für das Ruhmvolle der Nation über den Sachaspekt hinaus. Entwicklungspsychologisch gesehen sind Grundschüler altermäßig stark manipulierbar zur regimekonformen Gesinnungsbildung (vgl. ebd., 39 f.).
Die zweite curriculare Einzelmaßnahme findet im Teilbereich Biologie der Heimatkunde statt. Der vom Reichserziehungsminister Rust reichsweit gültige Erlass zur Vererbungslehre und menschenverachtenden Rassenkunde sieht die Auseinandersetzung mit „Ahnentafeln, Nachkommenstafeln und Sippschaftstafeln“ vor (Götz 2004 zit. n. Reichsministerialblatt 1935, 41). Ziel ist es, die eigene Rasse als überlegen zu präsentieren. Obwohl die Familienkunde unter sozialerzieherischem Gesichtspunkt bereits Unterrichtsgegenstand in der Weimarer Republik war, wird diese nun vielmehr im biologischen Kontext behandelt. Die Aufgabe der Kinder besteht darin, sich mit der Vererbung körperlicher Kennzeichen einschließlich ihrer Missbildungen auseinanderzusetzen sowie positiver und negativer Charakterzüge. Die verwandtschaftlichen Verbindungen werden in ein biologisches Muster eingeordnet und folglich die Familie als Blutsgemeinschaft verstanden, die in verkleinerter Form die Blutsverbundenheit des gesamten Volkes darstellt (vgl. Götz 2004, 41).
An den dargelegten Änderungen des geschichtlichen und biologischen Bereichs der Heimatkunde wird der angestrebte Anspruch der Ideologisierung deutlich. Dennoch können diese punktuellen Ansätze nicht wirksam durchgesetzt werden aufgrund der Zusammenhangslosigkeit zum alten Lehrplan. Deshalb folgt 1937 eine Neukonzeption und didaktische Konkretisierung für das Grundschulfach Heimatkunde in den „Richtlinien für vier unteren Jahrgängen der Volksschule“ (ebd., 42).
3.2 Ideologisierung der Heimatkunde in den Richtlinien der Volksschulunterstufe
Mit den Richtlinien vom 10. April 1937 tritt ein neuer Gesamtschullehrplan in Kraft. Für die Volksschulunterstufe bleibt die gesamtunterrichtliche Konzeption im Mittelpunkt des erzieherischen Unterrichts erhalten (vgl. Horn 1993, 19 f.). Weiterhin ist dieser gegliedert in den Anschauungsunterricht für die 1. und 2. Jahrgangsstufe und die fachnahe Binnengliederung im 3. und 4. Schuljahr. Jedoch wird im Gegensatz zur Weimarer Zeit die individualistische Bildungsauffassung durch Kollektivwerte ersetzt (vgl. Götz 2004, 43) und eine rezeptive Wissensvermittlung (vgl. Götz 1997, 217). Die grundlegende Zieltrias Welterkenntnis – Fachpropädeutik - Heimatliebe setzt ihren Schwerpunkt auf das letztgenannte Ziel. Dies beinhaltet die Absichten „der emotionalen Einwurzelung durch die Blut-und-Boden-Ideologie des Dritten Reiches“ (Jung 2007, 243).
Die Heimatkunde der Volksschulunterstufe dient jetzt nicht nur der Kenntnisvermittlung, sondern dafür „auch den festen Grund… für den Stolz auf Heimat, Stamm, Volk und Führer“ (Horn 1993 zit. n. Ottweiler, 20) zu legen. Neben einer irrationalen Heimatbindung werden außerdem das Wecken eines überhöhten Nationalstolzes sowie des Personenkultes Hitlers angesteuert, indem Begriffe wie „Staat und Nation, Deutschtum und Kultur und - nach 1933 - Rasse, Volk und Führer“ (Richter 2002, 28) in die Schule eingeführt werden.
Die Lehrbücher beinhalten nun verstärkt politische Themen, verherrlichende Kriegsszenen und Erzählungen eines fürsorglichen Führers in allen Lebensbereichen (vgl. Richter 2002 zit. n. Mitzlaff, 29).Beispielsweise werden für die ersten vier Jahrgangsstufen aus dem Frankfurter „Bildungsplan für die Grundschule auf gesamtunterrichtlicher Grundlage“ unter anderen folgende Unterrichtseinheiten festgesetzt: „Allerlei frohe Ereignisse“, „Tag der nationalen Einheit“, „Wie ein deutscher Junge sein soll“, „Geburtstag des Führers“. Allein die Kurztitel dieser Unterrichtssequenzen lassen das Ausmaß politischer Indoktrination erkennen (vgl. Horn 1993, 20).
Vorrang hat eine nationalistische weltanschauliche Erziehungsleistung, zweitrangig steht die Wissensvermittlung, welche in den 1920er Jahren noch im Mittelpunkt der Heimatkunde stand. Stofflich geht es in der Volkskunde um Sitten, Feste und heimatliches Sprach- und Liedgut, die sich mit Blut und Boden beschäftigten, Deutschtum und Blutreinheit (vgl. Götz 1997, 206). Dabei wird in den Grundschülern eine Zustimmungsbereitschaft zu politischen Werten und Personen erzeugt. Die erdkundlichen und naturkundlichen Stoffgruppen erfahren keine ideologische Veränderung (vgl. Götz 2004, 44f).
Zweifelsfrei nimmt der Ideologisierungsgrad ab 1937 maßgeblich zu, sei es durch die Reduzierung der Schülereigenaktivität, der Umgewichtung oder Erweiterung des Stoffrepertoires. Ziel bleibt immer die Ausbildung von Heimat- und Nationalstolz, Vaterlandsliebe und Gefolgschaftstreue (vgl. Götz 2004, 45).
Trotz all dieser Ideologisierungsmaßnahmen ist die Heimatkunde nicht ausschließlich auf die Vermittlung nationalsozialistischer Weltanschauungen ausgelegt. Viele Einheiten bleiben ideologiefrei und streben ausschließlich den Erwerb von Sachkenntnissen und Fertigkeiten an. Somit wird das Ergebnis, in ganz Deutschland ideologisches Gedankengut in den Schulen zu verbreiten, nicht erreicht. Außerdem ist nicht einsehbar in wie weit die Reichsrichtlinien von 1937 detailgetreu in der Realität von den Lehrkräften umgesetzt werden. Noch dazu kommen die verschiedenen Widrigkeiten des Schulwesens im 2. Weltkrieg: Angesichts des Lehrermangels, der fehlenden Schul-räume und geringen Mengen an Heizungsmaterial kann ein ordnungsgemäßer Unterricht oft kaum abgehalten werden. Die genannten Schwierigkeiten bestimmten die Zeit des Nationalsozialismus mehr als die ideologischen curricularen Vorgaben (vgl. ebd., 46).
4. Kennzeichen der Heimatkunde vor dem Hintergrund der ideologischen Anfälligkeit
Über verschiedene politische Perioden hinweg kann eine Ideologieanfälligkeit der Heimatkunde festgestellt werden. Ob in der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus oder dem späteren Marxismus-Leninismus – gleich bleibt, dass die lehrplanmäßige Heimatkunde für die Vermittlung der jeweiligen Weltanschauungsdoktrin und eine regimegetreue Erziehung genutzt werden (vgl. Götz 2007, 227 f.). Als nach dem verlorenen 1. Weltkrieg eine Entwurzelung der Gesellschaft droht, versucht man mit Hilfe dieses Faches dem entgegenzuwirken. Im Dritten Reich erreicht die ideologische Einfärbung des Unterrichtfachs ihren Höhepunkt, um die Blut- und Bodenideologien der Nationalsozialisten in den Schulen weiterzuverbreiten. Nach der bedingungslosen Kapitulation 1945 hilft die Heimatkunde zur Besinnung und Sammlung in Ratlosigkeit (vgl. Berkmüller 1979, 10).
Kontinuierlich durch die Geschichte zieht sich die zentrale Stellung und jahrgangsabhängige Binnengliederung der Heimatkunde. Wie in den Reichsrichtlinien niedergeschrieben, soll das traditionelle Grundschulfach im Mittelpunkt des erzieherischen Unterrichts stehen und zusammen mit dem Deutschunterricht im Sinne der nationalsozialistischen Erziehung ein Ganzes bilden (vgl. Götz 1997, 201).
Wenn auch die Inhalte durchwegs ähnlich sind, ist ein eindeutiger Bruch in den Zielsetzungen erkennbar. Durch die ideologische Einfärbung geht die Neutralität des Sachfachs verloren. Im Gegenteil zielt die Heimatkunde nun nicht mehr auf einen bloßen Kenntniserwerb ab, sondern vor allem auf eine verankerte Eingliederung des Schülers in die Volksgemeinschaft und eine nationale Gesinnungsbildung (vgl. ebd., 216). In seinem Werk „Der Bildungswert der Heimatkunde“ begründet Eduard Spranger die Wichtigkeit der Heimatkunde, um „(…)in ihr die natürlichen und geistigen Wurzeln unserer Existenz [zu] erfassen“ (Siller 1999 zit. n. Spranger, 118). Die fachlichen Grundlagen werden mit einer dominanten volkskundlichen Stoffgruppe erweitert, die in der 3. und 4. Jahrgangsstufe die erste Stelle einnehmen. Themen wie die Legende und Sage werden im Hinblick auf die Heldentaten und das Wecken von Emotionen näher betrachtet. Dritt- und Viertklässler sind dafür eine geeignete Zielgruppe, denn sie himmeln unreflektiert den Helden an. Somit kann man Zustimmungsbereitschaft zu politisch erwünschten Handlungen und heroischen Personen erreichen (vgl. Götz 1997, 208 f.). Außerdem wird die Schülerselbsttätigkeit fortan ersetzt durch eine kollektive Belehrung, was einer Absage der Subjektivität der Schüler ausdrückt (vgl. ebd., 217).
Diese Ideologieanfälligkeit soll zusammen mit anderen Defiziten durch eine wissenschaftliche Umorientierung in den 1960er Jahren überwunden werden. In Folge dessen findet eine Namensänderung von der Heimatkunde hin zur Sachkunde statt. Aber bereits in den 1970er Jahren wird mehr Lebensweltorientierung, Erfahrungsnähe und Eigentätigkeit, zusammengefasst im Begriff „Kindorientierung“, gefordert. Eine weitere Rück- und Umbenennung in „Heimat- und Sachunterricht“ enthält nun eine Mischung aus Heimatbezug durch lebensweltliche Perspektiven, und Wissenschaftsorientierung durch sachunterrichtliche Themen (vgl. Götz 2007, 227 f.).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2014, Ideologisierung der Heimatidee während der Zeit des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369048
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