Das Ziel dieser Arbeit ist die Skizzierung der Determinanten für die Gestaltung eines pädagogischen Bezuges. Hierbei sollen die verschiedenen Ebenen des Erziehungsprozesses, institutionelle Faktoren sowie Aspekte, die sich auf Bereiche außerhalb der Einrichtung beziehen Berücksichtigung finden. Zu diesem Zweck wurde eine pädagogische Fachkraft zu dem Thema mit einer Bezugsjugendlichen in der Jugendwohngruppe interviewt.
Im Teil A wird der aktuelle Stand der Forschung in Bezug auf die relevanten Aspekte dargestellt. Begonnen wird mit der Klärung der zentralen Begriffe. Zunächst erfolgt ein Überblick über das Handlungsfeld Heimerziehung, welches die ausgewählte Thematik rahmt. Hierbei wird neben allgemeinen Definitionen, Zielen von Heimerziehung sowie den gesetzlichen Grundlagen auch auf die (Jugend)Wohngruppe als spezifische Angebotsform eingegangen. Das Thema Adoleszenz wird ebenfalls behandelt. Daran gliedert sich ein Exkurs zum Thema Bindungstheorie und Bindungsforschung im Kontext von Heimerziehung, innerhalb welchem grundlegende Aspekte in diesem Bezug vermittelt werden sollen. Hierdurch bekommt der Leser einen ersten Eindruck davon, welche Rolle bindungstheoretische Aspekte bei der Gestaltung zukünftiger Beziehungen spielen können. Diesbezügliche Vertiefungen werden unter anderem in dem darauffolgenden Kapitel gegeben. Hierin wird zunächst das Theorem des ‚pädagogischen Bezugs‘ nach Hermann Nohl dargestellt. Danach wird eine aktuelle Studie zu dem Thema pädagogische Beziehung in der therapeutischen Jugendwohngruppe dargestellt. Hierbei werden sowohl die relevanten Ergebnisse der Studie als auch die sich daraus ergebenden Anforderungen für die pädagogischen Fachkräfte skizziert. In dem darauffolgendem Kapitel werden Verbindungslinien zwischen bindungstheoretischen Aspekten und dem ‚pädagogischen Bezug‘ gezogen. Im nächsten Kapitel wird geprüft, inwieweit pädagogisches Handeln im Kontext von Heimerziehung professionalisierungsbedürftig ist.
Innerhalb des empirischen Teils B wird zunächst der Verlauf der Untersuchung sowie die Begründung für die Methodenwahl dargelegt. Im Schlussteil C werden die gewonnenen Erkenntnisse innerhalb der Retrospektiven Betrachtung und Diskussion der Ergebnisse in einen Sinnzusammenhang gebracht. Abschließend werden im Rahmen eines Ausblicks mögliche Konsequenzen für die Soziale Arbeit sowie Anregungen in Bezug auf zukünftige Forschungsarbeiten, sozialpolitische Aspekte gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Thematik
- A) Theoretischer Teil
- 1. Klärung der zentralen Begriffe
- 1.1. Heim/Heimerziehung
- 1.1.1. Das Heim als Erziehungsort - mögliche Definitionen
- 1.1.2. Gesetzliche Grundlage für Heimerziehung (Jugendwohngruppen)
- 1.1.3. Gründe für und Ziele von Heimerziehung
- 1.1.4. Die (Jugend-)Wohngruppe - Geschichte und Charakteristika
- 1.2. Adoleszenz
- 1.2.1. Allgemeine Definition
- 1.2.2. Die Adoleszenz als Ablösungsprozess
- Exkurs: Bindungstheorie und Bindungsforschung im Kontext von Heimerziehung
- 2. Die Entwicklung der Bindungsbeziehung
- 2.1 Bindungstypen/innere Arbeitsmodelle in Kindheit und Erwachsenenalter
- 2.2. Bindung in der Adoleszenz
- 3. Zur Bedeutung des ,pädagogischen Bezugs' in der stationären Jugendwohngruppe
- 3.1. Der ,pädagogische Bezug' nach Hermann Nohl
- 3.1.1. Begriffsentstehung
- 3.1.2. Darstellung des Theorems
- 3.1.3. Kritische Betrachtungen
- 3.1.4. Das Wesen des Erziehers - Drei Momente
- 3.1.5. Kurzresümee
- 3.2. Die KATA-TWG-Studie
- 3.2.1. Die Therapeutische Wohngruppe
- 3.2.2. Ergebnisse der Studie im Kontext des ,pädagogischen Bezugs'
- 3.2.3. Anforderungen an die Fachkräfte laut der Studie
- 3.3. Bindungstheoretische Erkenntnisse im Kontext des ,pädagogischen Bezugs'
- 3.3.1. das unsicher-vermeidende Arbeitsmodell von Bindung
- 3.3.2. Das unsicher-ambivalente Arbeitsmodell von Bindung
- 3.3.3. Das unsicher-organisierte Arbeitsmodell von Bindung
- 3.3.4. Konsequenzen für den Aufbau eines ,pädagogischen Bezugs' in der Heimerziehung im Kontext von Bindungsforschung
- 4. Exkurs: Pädagogische Professionalität im Kontext von Heimerziehung
- 4.1. Die Professionalisierungstheorie nach Oevermann
- 4.2. Professionalisierungsbedürftigkeit pädagogischen Handelns in der Heimerziehung
- B) Empirischer Teil
- 5. Forschungsdesign
- 6. Datenerhebungs- und Auswertungsmethoden
- 6.1. Die Methode des narrativen Experteninterviews
- 6.1.1. Das Experteninterviews nach Meuser/ Nagel
- 6.1.2. Das autobiografische narrative Interview nach Schütze
- 6.2. Die Methode der Fallrekonstruktion nach Kraimer
- 7. Analyse des narrativen Experten-Interviews
- 7.1. Analyse der objektiven Daten
- 7.1.1. Alters-/Geburtskohorte
- 7.1.2. Herkunftsmilieu
- 7.1.3. Familiäres Milieu
- 7.1.4. Schulischer Werdegang
- 7.1.5. Ausbildung/Praktika/Beruflicher Werdegang
- 7.1.6. Fort-/Weiterbildungen
- 7.1.7. Fallstrukturhypothese der objektiven Daten
- 7.2. Analyse der subjektiven Daten
- 7.2.1 Analyse der Eingangssequenz
- 7.2.2. Analyse der zweiten Sequenz
- 7.2.3. Analyse der dritten Sequenz
- 7.2.4. Analyse der vierten Sequenz
- 7.3. Gesamtfallstrukturhypothese
- C) Schlussteil
- 8. Retrospektive Betrachtung/ Diskussion der Ergebnisse
- 9. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorthesis untersucht die Gestaltung eines ,pädagogischen Bezuges' in der stationären Jugendwohngruppe. Das Ziel ist es, die Determinanten dieses Bezuges zu identifizieren und zu beschreiben, indem die verschiedenen Ebenen des Erziehungsprozesses, die unmittelbare Interaktion zwischen Erzieher und Jugendlichem, institutionelle Faktoren sowie Aspekte außerhalb der Einrichtung, berücksichtigt werden.
- Definition und Bedeutung des ,pädagogischen Bezuges'
- Die Rolle von Bindungstheorie und -forschung in der Heimerziehung
- Herausforderungen und Chancen der Heimerziehung
- Die Bedeutung von pädagogischer Professionalität
- Empirische Analyse eines Fallbeispiels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Heimerziehung, klärt zentrale Begriffe wie ,Heim/Heimerziehung' und ,Adoleszenz' und beleuchtet die Entwicklung der Bindungsbeziehung. Es folgt eine detaillierte Analyse des ,pädagogischen Bezuges' nach Hermann Nohl, inklusive kritischer Betrachtungen und einer Diskussion der Ergebnisse der KATA-TWG-Studie. Die Arbeit geht auf bindungstheoretische Erkenntnisse im Kontext des ,pädagogischen Bezugs' ein und betrachtet die Bedeutung von pädagogischer Professionalität in der Heimerziehung. Der empirische Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Methode des narrativen Experteninterviews und der Fallrekonstruktion, um die Gestaltung des ,pädagogischen Bezuges' in einem konkreten Fall zu analysieren.
Schlüsselwörter
Heimerziehung, Jugendwohngruppe, pädagogischer Bezug, Bindungstheorie, Adoleszenz, Professionalisierung, Fallrekonstruktion, Experteninterview, narrative Analyse.
- Quote paper
- Robert Ketschker (Author), 2015, Der pädagogische Bezug. Zur Rekonstruktion des Handelns einer Bezugserzieherin in der stationären Jugendwohngruppe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369024