Das Anliegen dieses Essays ist es, das Verhältnis zwischen Autor, Werk und Leser zu beleuchten und herauszustellen, wie sie sich gegenseitig bedingen. Im Vordergrund steht dabei der appellative Charakter von Prosa und Prosa als Akt des Vertrauens in die Freiheit.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges veröffentlichte Jean-Paul Sartre die erste Ausgabe seiner Zeitschrift "Les Temps Modernes" und trat in mehreren Artikeln für eine "engagierte Literatur" ein: Ein Autor sei für seine Epoche verantwortlich. Es geht Sartre nicht um eine literaturwissenschaftliche Definition von Literatur, sondern vielmehr um eine philosophische Bestimmung des literarischen Kunstwerks; um eine spezifische Art der Reflexion auf das menschliche Selbst- und Weltverhältnis. Er erweckt die Instanz des Lesers zum Leben.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Schreiben?
- Warum schreiben?
- Für wen schreibt man?
- Situation des Schriftstellers im Jahre 1947
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht das Verhältnis zwischen Autor, Werk und Leser und beleuchtet, wie diese sich gegenseitig bedingen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem appellativen Charakter von Prosa und Prosa als Akt des Vertrauens in die Freiheit. Die Analyse konzentriert sich auf die Philosophie Jean-Paul Sartres, der sich mit dem Konzept der „engagierten Literatur“ auseinandersetzt.
- Die Unterscheidung zwischen Prosa und Poesie
- Die Rolle des Schriftstellers als Enthüller und Aufklärer
- Die Dialektik des Schreibens: Schaffen und Wahrnehmen
- Die Bedeutung des Lesers bei der Erschaffung des literarischen Werks
- Die politische Dimension von Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Was ist Schreiben?
Sartre unterscheidet zwischen Prosa und Poesie, wobei er argumentiert, dass Prosa im Gegensatz zur Poesie, die selbstreferentiell ist, einen politischen Gehalt besitzt. Prosa dient zur Benennung und Enthüllung von Phänomenen der Welt und ist somit an die konkrete Handlung des Sprechens gebunden. Der Schriftsteller ist ein Enthüller, der durch seine Sprache die Welt für den Leser sichtbar macht. Durch das Benennen wird die Unschuld der Dinge zerstört, aber gleichzeitig wird die Dialektik des Schreibens deutlich: Der Schriftsteller kann nicht gleichzeitig enthüllen und hervorbringen. Das Werk des Autors ist ein Appell an den Leser, das Werk als Objekt zu erschaffen.
Warum schreiben?
Sartre erklärt, was er mit „engagierter Literatur“ meint: Der Leser soll aktiv an der Erschaffung des Werks beteiligt sein und die vom Autor intendierten Bedeutungen entschlüsseln. Die Lektüre ist als konkrete Handlung und als Synthese aus Wahrnehmen und Schaffen zu verstehen. Autor und Leser erkennen ihre jeweiligen Freiheiten an und das Kunstwerk ist ein Akt des Vertrauens in die Freiheit des Menschen. Die Zusammenarbeit von Autor und Leser ist essenziell für die Gelungenschaft des literarischen Werks.
Für wen schreibt man?
Dieses Kapitel beleuchtet die Literaturgeschichte und analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Autor und Leser in verschiedenen Epochen. Sartre verfolgt ein utopisches Literaturprojekt, das die Klassengrenzen überschreitet und sich an die gesamte Gesellschaft richtet. Dies ist jedoch nur in einer klassenlosen Gesellschaft möglich, da dort kein Konflikt zwischen dem Sujet der Literatur (Freiheit des Menschen) und ihrem Publikum existiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe des Essays sind: engagierte Literatur, Prosa, Poesie, Enthüllung, Dialektik des Schreibens, Appell, Freiheit, Leser, Autor, Gesellschaft, Demokratie, Kunst, Lektüre, Kunst als Verfahren, Verfremdung.
- Quote paper
- Jaana Puschkeit (Author), 2015, Was ist "engagierte" Literatur? Freiheit als Quelle, Struktur und Gehalt gelungener Werke, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368939