Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die schriftliche Ausarbeitung eines Referats zum Auszug aus Emile Durkheims "Die Regeln der soziologischen Methode mit dem Schwerpunkt auf der Frage, was der Begriff des soziologischen Tatbestandes nach Durkheim bedeutet". Die im Buch beschriebenen Methoden sollen die Erforschung und Erklärung der damals recht jungen Wissenschaft, der Soziologie fundieren. Der Schlüssel dazu ist die Theorie des soziologischen Tatbestandes. Er ist Gegenstand der Untersuchung in der Soziologie und Grundlage für das Verstehen sozialen Verhaltens.
Das soziale Leben als Forschungsobjekt ist auf den ersten Blick ein Gemisch verschiedenartigster Kausalzusammenhänge, die jeweils durch einen bestimmten Wissenschaftszweig gedeutet werden können. Jede Lebensäußerung eines jeden menschlichen Individuums ist von sozialer Natur – das kann jedoch nicht hinreichend einen sozialen Tatbestand kennzeichnen, denn sonst wäre alles sozialer Tatbestand. Jedes Individuum trinkt, schläft, isst, denkt, und die Gesellschaft ist daran interessiert, dass diese Funktionen regelmäßig vor sich gehen.
Demgegenüber verweist Durkheim auf soziale Funktionen/ Pflichten, die deswegen objektiv sind, weil sie nicht vom Einzelnen abhängig sind, sondern über die Individuen hinaus und der Sphäre ihres Willens eine Geltung besitzen.
Soziale Tatsachen sind fertig vorgefunden. Sie führen ein unabhängiges Leben und existieren außerhalb einer Person bzw. außerhalb des individuellen Bewusstseins. Als Beispiele hierfür führt Durkheim u.a. die Stellung innerhalb eines Verwandschaftssystems, Glaubenssätze einer Religion, Pflichten, das Zeichensystem einer Sprache oder das Münzsystem an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist ein soziologischer Tatbestand?
- Außerdindividuell
- Zwangscharakter
- Sozialisierung
- Die Regeln der soziologischen Methode
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk von Emile Durkheim befasst sich mit der wissenschaftlichen Ergründung des sozialen Lebens und der Definition des soziologischen Tatbestandes. Durkheim präsentiert seine Herangehensweise an die Soziologie, die in einer Zeit der Restauration und Industrialisierung entstanden ist. Das Werk zielt darauf ab, die Grundlagen für die Erforschung und Erklärung des sozialen Verhaltens zu legen.
- Definition des soziologischen Tatbestandes
- Der Zwangscharakter sozialer Tatsachen
- Die Rolle der Sozialisierung in der Entstehung sozialer Tatbestände
- Die Unterscheidung zwischen individuellen und sozialen Erscheinungen
- Soziale Strömungen und ihre Auswirkungen auf das Individuum
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das Werk beginnt mit einer kurzen Einleitung, die den Kontext von Durkheims Arbeit beschreibt und den Fokus auf die Frage nach der Definition des soziologischen Tatbestandes legt. Durkheims Werk entstand in einer Zeit des Umbruchs, in der die Soziologie als junge Wissenschaft noch auf der Suche nach einer wissenschaftlichen Grundlage war.
Was ist ein soziologischer Tatbestand?
Dieses Kapitel behandelt den zentralen Begriff des soziologischen Tatbestandes. Durkheim stellt heraus, dass soziale Tatsachen objektiv sind und unabhängig vom Willen des Einzelnen existieren. Er liefert verschiedene Ansätze zur Definition des Tatbestandes und betont dessen Zwangscharakter. Der soziale Tatbestand wirkt auf das Individuum mit einer gewissen Macht ein und kann Sanktionen nach sich ziehen, wenn gegen ihn verstoßen wird. Durkheim unterscheidet soziale Tatbestände von individuellen und psychischen Erscheinungen und betont, dass sie eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den einzelnen Gesellschaftsmitgliedern haben.
Außerdindividuell
Durkheim erläutert, dass soziale Tatsachen außerhalb des individuellen Bewusstseins existieren und ein unabhängiges Leben führen. Er führt Beispiele wie die Stellung innerhalb eines Verwandschaftssystems, religiöse Glaubenssätze oder das Zeichensystem einer Sprache an.
Zwangscharakter
Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit der Zwangsgewalt, die soziale Tatsachen auf das Individuum ausüben. Durkheim beschreibt, wie diese Gewalt zum Ausdruck kommt, z.B. durch öffentliche Meinung, Spott oder die Notwendigkeit, eine bestimmte Sprache zu sprechen, um verstanden zu werden.
Sozialisierung
Durkheim betrachtet die Sozialisierung als einen wichtigen Faktor in der Entstehung sozialer Tatbestände. Er betont, dass die Erziehung den Menschen von klein auf bestimmte Verhaltensweisen, Denk- und Gefühlsmuster einprägt, die durch Zwang entstehen, aber im Laufe der Zeit verinnerlicht werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte des Werkes sind der soziologische Tatbestand, der Zwangscharakter, Sozialisierung, individuelle und soziale Erscheinungen, soziale Strömungen, die Regeln der soziologischen Methode, Objektivität und wissenschaftliche Ergründung des sozialen Lebens. Das Werk liefert wichtige Beiträge zur Entwicklung der Soziologie als wissenschaftliche Disziplin und zur Klärung der Frage, wie soziale Tatsachen auf das Individuum und die Gesellschaft wirken.
- Quote paper
- Anja Niehoff (Author), 2015, Was ist ein soziologischer Tatbestand?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368867