Olympias, die Tochter des Molosser-Königs aus Epirus, muss schon zu Lebzeiten eine, nach heutiger Auffassung, schillernde Persönlichkeit gewesen sein. Nicht nur, dass sie die Mutter Alexanders des Großen war, trägt zu dieser Einschätzung bei, sondern auch die Tatsache, dass sie die erste Frau war, die eine entscheidende Rolle in der Geschichte der griechischen Politik gespielt hat. Tatsächlich liegen keine Quellen vor, die von Olympias selbst verfasst wurden und so bleibt der Forschung nur das zu beurteilen, was die Geschichtsschreiber der Antike über sie schrieben und urteilten.
Einer der bekanntesten Geschichtsschreiber, dessen Werke überliefert wurden, ist Plutarch von Chaironeia. Besonders auffällig ist Plutarchs Charakterisierung der Olympias in seiner Doppelvita zu Alexander und Caesar, die sie als schwierige und eifersüchtige, aufbrausende und machthungrige Frau erscheinen lässt. Dieses Bild trägt sich bis in die Gegenwart in der Geschichtswissenschaft fort und nur wenige neuere Ansätze versuchen, dies zu entkräften.
Neben den 23 Doppelbiographien ist auch noch eine Sammlung von moralphilosophischen Schriften überliefert, die als Moralia bekannt wurden. Auch in diesen Schriften findet Olympias Erwähnung, allerdings wurde sie darin durch Plutarch deutlich neutraler, nahezu schmeichelhaft beschrieben. Es ist erstaunlich, dass der Autor, der Olympias schlechten Ruf nachhaltig geprägt hat, an anderer Stelle weitaus weniger kritisch und annähernd positiv über sie schrieb.
Plutarch verstand sich nach eigenem Bekunden weniger als Geschichtsschreiber sondern eher als Biograph, der sich auf den Charakter der dargestellten Personen konzentrierte, indem er ihn durch die Handlungen zu verdeutlichen versuchte und diesen als richtungsweisend herausarbeiten wollte. Vor dem Hintergrund dieser Informationen stellt sich jedoch die Frage, warum Plutarch Olympias in der Alexander-Vita derart schlecht, in den Moralia jedoch positiver darstellte. Ein Vergleich der beiden Darstellungen, der im Folgenden detailliert aufgearbeitet werden wird, lässt Plutarchs Glaubwürdigkeit zunächst in Zweifel ziehen. Betrachtet man jedoch die Erkenntnisse der Forschung, z.B. der aus Pellings "Eighteen Studies" oder Hammonds "Sources for Alexander the Great", kommt die Vermutung auf, dass die Darstellung der Olympias in "Alexander" einzig dem Zweck der Dramaturgie und des Kontrastierens diente und nicht als tatsächliches Portrait verstanden werden darf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Darstellung der Olympias durch Plutarch
- In der Alexander-Vita
- In der Schriftensammlung „Moralia“
- Intension und Zielgruppen der Werke
- Plutarchs literarische Methoden
- Adaption des Quellenmaterials
- Kürzen und Verschmelzen
- Übertragung von Handlungen
- Erfinden und Ergänzen
- Plutarchs Quellen
- Charakter nicht Historie
- Adaption des Quellenmaterials
- Fazit und Interpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung der Olympias in Plutarchs Alexander-Vita. Ziel ist es, die Charakterisierung Olympias' durch Plutarch zu verstehen und die Hintergründe seiner literarischen Methoden zu erforschen. Dabei wird besonders auf die Frage eingegangen, ob Plutarchs Darstellung der Olympias in Alexander-Vita den historischen Tatsachen entspricht oder ob er sie zu dramaturgischen Zwecken instrumentalisiert.
- Die Darstellung der Olympias in Plutarchs Alexander-Vita und den „Moralia“
- Plutarchs literarische Methoden und seine Quellenverwendung
- Die Bedeutung der Dramaturgie in Plutarchs Werken
- Die Interpretation der Rolle Olympias' in der Geschichte
- Die Frage nach Plutarchs Glaubwürdigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Figur Olympias in der Geschichte dar. Dabei wird auch die Schwierigkeit deutlich, eine objektive Einschätzung von Olympias' Leben zu treffen, da nur die Berichte anderer Geschichtsschreiber erhalten sind.
Kapitel 2 analysiert Plutarchs Darstellung von Olympias, sowohl in seiner Alexander-Vita als auch in seinen „Moralia“. Dabei wird deutlich, dass Plutarch Olympias in Alexander-Vita ein negatives Bild verleiht, während er sie in den „Moralia“ deutlich neutraler beschreibt. Die Analyse beleuchtet Plutarchs Verwendung von literarischen Methoden, wie der Dramatisierung und der Verfälschung von Quellen, um seine literarischen Ziele zu erreichen.
Kapitel 3 befasst sich mit Plutarchs literarischen Methoden und seiner Quellenverwendung. Es werden die verschiedenen Methoden der Quellenadaption wie Kürzen, Verschmelzen und Erfinden von Ereignissen analysiert. Zudem wird die Bedeutung von Plutarchs Quellen für die Beurteilung seiner Darstellung der Olympias beleuchtet.
Im Fazit wird die Analyse zusammengefasst und die Frage nach Plutarchs Glaubwürdigkeit beantwortet. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Plutarchs Darstellung der Olympias in Alexander-Vita primär dramaturgischen Zwecken diente und nicht als ein historisch korrektes Porträt betrachtet werden kann.
Schlüsselwörter
Olympias, Plutarch, Alexander der Große, Alexander-Vita, Moralia, literarische Methoden, Dramaturgie, Quellenverwendung, Quellenkritik, Geschichtswissenschaft, Antike, Geschichte, Charakterisierung, Frauenrolle.
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- Sarah Wunderlich (Author), 2016, Der Charakter der Olympias in Plutarchs Alexander-Vita. Negative Darstellung zu Gunsten der Dramaturgie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368526