Die Schwierigkeit, an der sich entfaltenden Wirkung von Wundergeschichten tatsächlich Anteil zu nehmen, liegt nicht nur in ihrer historischen und theologischen Einbettung, sondern auch im metaphorischen Deuten ihrer tatsächlichen Aussageabsicht. Gerade hier baut sich in jungen Jahren ein Verstehenskonflikt auf. Werner H. Ritter fragt in seinem gleichnamigen Aufsatz „Kommen Wunder für Kinder zu früh?“ und trifft damit den Nerv einer Jahrzehnte andauernden Diskussion. Eine Vielzahl von Religionspädagogen sah sich mit eben dieser Frage konfrontiert. Sind Schüler im Grundschulalter bereits fähig, an Wundergeschichten zu partizipieren, ohne in ihnen Fehldeutungen zu sehen, die im weiteren Verlauf ihrer religiösen Entwicklung dazu führen könnten, den eigenen Glauben vollständig zu erschüttern? Ich möchte dieser Frage in meiner Arbeit nachgehen und auch für mich selbst nach Antworten suchen.
Zu Beginn werde ich darauf eingehen, welche Rolle unterschiedliche Weltbilder im Hinblick auf das Verstehen von Wundergeschichten einnehmen und inwieweit der oben bereits angesprochene zeitliche Abstand zwischen Autor und gegenwärtigem Leser beeinflussend auf deren Rezeption wirkt. Daran anschließend wähle ich einen engeren Rahmen und widme mich so den neutestamentlichen Wunderüberlieferungen. Dabei beziehe ich mich auf deren terminologische und formale Aspekte sowie dem an ihnen vollzogenen hermeneutischen Wandel.
In einem dritten Teil zeichne ich einen Grundriss soziokultureller und anthropogener Voraussetzungen von Schülern der Grundschule auf. Neben religiöser Sozialisation und Einblicken in Entwicklungstheorien wird auf das Theologisieren mit Kindern einzugehen sein. Die oben erwähnte Diskussion über das Für und Wider im Gebrauch von Wundergeschichten im Primarbereich bildet den vierten Teil. Folgend äußere ich mich zur Bedeutung dieser im Grundschulalter, um darauf aufbauend noch einige didaktische Überlegungen zum Einsatz innerhalb der Grundschule zu skizzieren. Im Abschluss meiner theologischen und didaktischen Annäherung werfe ich einen Blick auf den aktuellen sächsischen Lehrplan für Evangelische Religion und überprüfe die Einbettung des vorher Erfassten.
Inhaltsverzeichnis
01. Einleitung
02. Der garstige Graben der Geschichte
03. Wunder aus theologischer Perspektive
3.1 Zur Terminologie der 'Zeichentaten' Jesu im Neuen Testament
3.2 Überlieferungsgeschichtliche Gesetzmäßigkeiten
3.3 Formale Aspekte neutestamentlicher Wundergeschichten
3.4 Der hermeneutische Wandel und das Wirklichkeitsverständnis von Wundergeschichten
04. Ein Grundriss soziokultureller und anthropogener Voraussetzungen von Schülern der Grundschule
4.1 Die religiöse Sozialisation des Kindes
4.2 Einblicke in kognitive und religiöse Entwicklungstheorien
4.2.1 Die kognitionspsychologische Entwicklung nach Jean Piaget
4.2.2 Die Entwicklung der religiösen Urteilsbildung nach Fritz Oser und Paul Gmünder
4.2.3 Die Stufentheorie der Glaubensentwicklung von James W. Fowler
4.2.4 Kritische Anmerkungen
4.3 Die Kindertheologie - Theologisieren mit Kindern
05. Ein Für und Wider im Gebrauch von Wundergeschichten im Primarbereich
06. Die Bedeutung von Wundergeschichten im Grundschulalter
6.1 Im Sinne von Hoffnungsgeschichten
6.2 Begrenzungsüberwindungen - Wundergeschichten vs. säkulare Heilsmythen
6.3 Wunder als Überlieferung des Glaubens
07. Didaktische Überlegungen zur Vermittlung der Zeichentaten Jesu innerhalb der cciiGrundschulzeit
08. Wundergeschichten im sächsischen Lehrplan der Grundschule
09. Ausblick
10. Literaturverzeichnis
10.1 Schriftentum
10.2 Beiträge und Aufsätze aus Sammelwerken
10.3 Zeitschriftenbeiträge
10.4 Quellen und Informationen aus dem Internet
- Arbeit zitieren
- Lucas Brannach (Autor:in), 2009, Wundergeschichten im Religionsunterricht der Grundschule. Eine theologische und didaktische Annäherung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368498
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