Mit dem Dreißigjährigen Krieg assoziieren viele Menschen in erster Linie einen Kampf der Konfessionen, welcher unter modernen Gesichtspunkten auch stark an einen Bürgerkrieg erinnert, in welchem Reichsmitglieder unterschiedlicher religiöser Überzeugung gegeneinander in die Schlacht zogen. Eventuell verbindet manch einer auch ein Eingreifen weiterer europäischer Mächte mit diesem Konflikt, wodurch er den Charakter eines „Bruderkrieges“ verliert und zu einem Ereignis von eminenter Bedeutung für ganz Europa wird.
Beispielhaft hierfür finden sich in der fränkischen Lokalgeschichte einige Mythen, welche in vielen Orten als Pate für Namensgebungen standen. So ranken sich in Möhrendorf wilde Spekulationen um die sogenannten „Schwedenföhren“, welche den schwedischen Truppen zum Anbinden ihrer Pferde gedient haben sollen. Wenngleich Untersuchungen ergeben haben, dass die Bäume zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges noch gar nicht gestanden haben, so ist die ehemalige Präsenz schwedischer Truppen doch in den Köpfen der Menschen verankert.
Neben den bereits genannten Aspekten des Krieges, lieferte dieser aber auch einen anschaulichen Beleg dafür, dass neben den immer im Raum stehenden konfessionellen Konflikten auch eine „reichsstaatliche Frage“ für das lange Fortwähren der Kampfhandlungen mitverantwortlich war. Konkret geht es dabei um die „Pfalzfrage“ und die damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen. Allerdings ist unter der Pfalzfrage nicht nur die Frage nach der pfälzischen Kurwürde zu verstehen, sondern auch der dieser Problematik vorausgegangene Konflikt um die böhmische Krone, welcher es überhaupt erst „ermöglicht“ hat, dass die Kurwürde der Pfalz zum „Spielball“ der Mächte wurde. Daher soll im Verlauf dieser Arbeit als erstes erläutert werden, wie der Streit um die böhmische Krone zu der „Pfalzfrage“ als solche führte und inwieweit sich diese dann während des Dreißigjährigen Krieges als antreibende Kraft des Kriegsgeschehens darstellte, ehe abschließend die retardierende Rolle der „Pfalzfrage“ vor dem Hintergrund der Friedenskongresse betrachtet werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Pfalzfrage als Motor des Kriegsgeschehens im 30 jährigen Krieg
- Der Streit um die böhmische Krone
- Die Rolle der „,Pfalz\" in Person Friedrichs diesem Konflikt
- Bayerns Rolle im Böhmischen Krieg
- Die Folgen des Konflikts und die Frage nach der Reichsacht Friedrichs
- Die Kurtranslation für Bayern und die damit verbundenen Schwierigkeiten
- Versuche einer Restitution Friedrichs und Schwedens Kampf um die Pfalz
- Die Pfalzfrage als „Friedenshindernis“
- Der Streit um die böhmische Krone
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle der Pfalzfrage im Dreißigjährigen Krieg und beleuchtet insbesondere, wie der Streit um die böhmische Krone zu dieser Frage führte und welche Auswirkungen sie auf das Kriegsgeschehen hatte. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Pfalzfrage als „Friedenshindernis“ während der Friedenskongresse betrachtet.
- Die Rolle der Pfalzfrage als „Motor“ des Dreißigjährigen Krieges
- Der Streit um die böhmische Krone und die Wahl Friedrichs V. zum König von Böhmen
- Die Folgen der Wahl Friedrichs und die Reaktion der europäischen Mächte
- Die Bedeutung der Pfalzfrage für die Kriegshandlungen und die Friedensbemühungen
- Die Rolle Bayerns im Konflikt und die Kurtranslation für das Haus der Wittelsbacher
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Dreißigjährigen Krieg vor und beleuchtet seine unterschiedlichen Facetten. Darüber hinaus wird die Pfalzfrage als ein zentrales Thema des Krieges vorgestellt.
- Kapitel 2.1 untersucht den Streit um die böhmische Krone als Ursprung der Pfalzfrage. Es werden die Gründe für den Aufstand der böhmischen Stände gegen Kaiser Matthias, die Wahl Friedrichs V. zum König von Böhmen und die Reaktionen der europäischen Mächte beleuchtet.
- Kapitel 2.1.1 analysiert die Rolle Friedrichs V. im Streit um die böhmische Krone und die Bedeutung seiner Verbindung zum englischen König. Die Unterstützung durch die protestantischen Mächte und die Herausforderungen, denen Friedrich gegenüberstand, werden diskutiert.
- Kapitel 2.1.2 beleuchtet die Rolle Bayerns im Böhmischen Krieg und die Bestrebungen des bayerischen Königs Maximilian nach der Kurwürde. Die Folgen des Krieges für die Pfalz und die damit verbundenen Konflikte werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Pfalzfrage, den Dreißigjährigen Krieg, den Streit um die böhmische Krone, Friedrich V., Maximilian von Bayern, Kurtranslation, Reichsacht, Friedenskongresse und „Friedenshindernis“. Weitere wichtige Themen sind die Rolle der europäischen Mächte, die Konfessionellen Konflikte und die Frage nach der Einheit des Reiches.
- Quote paper
- Fabian Zschiesche (Author), 2010, Die Pfalzfrage als Motor des Kriegsgeschehens im Dreißigjährigen Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368106