In dieser Arbeit wird der Erzähltext "Zwischen Himmel und Erde" von Otto Ludwig untersucht, der 1856 erstmals veröffentlicht wurde. Dieser Text gehört zur Epoche des poetischen Realismus, der die Zeitspanne von 1848 bis 1890 umfasst. Die Programmatik des Realismus verlangte eine unparteiische Darstellung der diesseitigen und sinnlich erfassbaren Wirklichkeit, wobei jedoch das Unschöne und Pathologische ausgespart werden sollte und die Welt in poetischer Überhöhung ihre tieferen Sinnzusammenhänge aufzeigen sollte. Otto Ludwig wirkte maßgeblich am Programm des poetischen Realismus mit, seine Überlegungen legte er besonders in seinen Romanstudien zu Walter Scott und Charles Dickens vor. Jedoch besteht eine starke Diskrepanz zwischen seinem eigenen theoretischen Anspruch und der konkreten Praxis in seinem Erzähltext "Zwischen Himmel und Erde".
Dieser Text ist stark geprägt durch seine Bildlichkeit. Metaphernfelder und Symbole überziehen die narrativen Strukturen und erschaffen in herausragender Weise das Gesamtbild der präsentierten fiktionalen Welt. Besonders Architektur und Natur werden herangezogen, um die Personen in ihrer Subjektivität zu charakterisieren. Spinnenfäden und Herzensfäden tragen eine besondere Bedeutung und wirken mit an dem Beziehungsnetz zwischen den einzelnen Mitgliedern der Familie Nettenmair und den anderen Bewohnern der Stadt. Besondere Aussagekraft als verdichtete Sinnträger erhalten einzelne Symbole, wie die blaue Blume oder der blaue Rock.
Ebenso ist eine allegorische Lesart des Gesamttextes möglich, als Lebenslaufgeschichte des heimkehrenden Sohnes, der auf seinem Weg innere Konflikte durchleben muss, um schließlich seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Der poetische Realismus
- 1.1. Das literarische Programm des poetischen Realismus
- 1.2. Otto Ludwigs Romanstudien
- 2. Metaphern, Symbole und Allegorie in „Zwischen Himmel und Erde“
- 2.1. Definition Metapher, Symbol, Allegorie
- 2.2. Metaphernfelder
- 2.2.1. Architektur/Natur
- 2.2.2. Spinnenfäden/Herzensfäden
- 2.3. Symbole
- 2.3.1. Die blaue Blume
- 2.3.2. Der blaue Rock
- 2.4. Allegorie: Reise/Weg/Initiation
- 3. Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Otto Ludwigs Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“ (1856) im Kontext des poetischen Realismus. Ziel ist es, die Verwendung von Metaphern, Symbolen und Allegorien in der Erzählung zu analysieren und deren Bedeutung für das Verständnis des Gesamtwerks zu ergründen. Die Arbeit beleuchtet die Diskrepanz zwischen Ludwigs theoretischem Anspruch und der konkreten Umsetzung in seinem Werk.
- Der poetische Realismus und seine Programmatik
- Die Rolle von Metaphern, Symbolen und Allegorien in „Zwischen Himmel und Erde“
- Analyse spezifischer Metaphernfelder (Architektur/Natur, Spinnenfäden/Herzensfäden)
- Interpretation wichtiger Symbole (blaue Blume, blauer Rock)
- Allegorische Lesart der Erzählung als Lebenslaufgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“ von Otto Ludwig im Kontext des poetischen Realismus vor. Sie hebt die Bedeutung der Bildlichkeit im Text und die Diskrepanz zwischen Ludwigs Theorie und Praxis hervor. Die Einleitung skizziert die zentralen analytischen Aspekte der Arbeit, die sich auf Metaphern, Symbole und Allegorien konzentrieren, um die fiktive Welt der Erzählung zu ergründen und die Charaktere in ihrer Subjektivität zu verstehen. Besonderes Augenmerk wird auf die Bedeutung von Architektur- und Naturmotiven sowie auf die Symbole der blauen Blume und des blauen Rocks gelegt. Die allegorische Lesart als Lebenslaufgeschichte des Protagonisten wird ebenfalls angedeutet.
1. Der poetische Realismus: Dieses Kapitel definiert den poetischen Realismus als literarische Epoche (ca. 1848-1890) und untersucht dessen programmatisches Anliegen. Es wird die Spannung zwischen der Forderung nach einer objektiven Darstellung der Wirklichkeit und der gleichzeitigen poetischen Überhöhung thematisiert. Die Diskussion der theoretischen Auseinandersetzungen innerhalb des poetischen Realismus über das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit steht im Mittelpunkt, wobei der Fokus auf den Bemühungen um eine harmonische bürgerliche Welt liegt, in der negative Aspekte der Realität (z.B. Armut, Industrialisierung) ausgeblendet werden. Die zentrale Frage ist, wie der Realismus eine idealisierte Darstellung der Wirklichkeit erreicht, ohne dabei die Glaubwürdigkeit zu verlieren. Die widersprüchliche Natur dieser Aufgabe wird erläutert und durch Zitate von wichtigen Theoretikern wie Becker, Korte und Plumpe untermauert.
1.1. Das literarische Programm des poetischen Realismus: Dieser Abschnitt vertieft die theoretischen Grundlagen des poetischen Realismus, indem er die zentralen Aspekte des literarischen Programms detailliert beschreibt. Er analysiert die Beziehung zwischen Literatur und Wirklichkeit, die Betonung bürgerlicher Moralvorstellungen, die Notwendigkeit einer plausiblen Erzählweise und die gleichzeitig angestrebte poetische Überhöhung. Die "Verklärungsstrategie" wird im Detail erörtert, wobei die bewusste Aussparung von unschönen und unharmonischen Aspekten der Realität im Vordergrund steht. Dieser Abschnitt beleuchtet die zentralen Widersprüche im poetischen Realismus, die zwischen dem Anspruch auf objektive Darstellung und dem Ausschluss bestimmter Themen bestehen. Die Diskussion stützt sich auf die Literaturtheorie des poetischen Realismus und zeigt die Ambivalenzen des Ansatzes auf.
1.2. Otto Ludwigs Romanstudien: Dieser Abschnitt beleuchtet Otto Ludwigs eigene theoretische Auseinandersetzungen mit dem Roman und dem Drama, die erst posthum veröffentlicht wurden. Die unsystematische Entstehungsgeschichte seiner Studien wird vorgestellt, wobei betont wird, dass sie nicht für eine Veröffentlichung gedacht waren. Es wird der Zugang zu den Studien über Otto Ludwigs Romanstudien erläutert, und die Bedeutung dieser Texte für das Verständnis seines literarischen Schaffens wird hervorgehoben. Das Kapitel legt den Grundstein für den Vergleich zwischen Ludwigs Theorie und seiner Praxis im Roman „Zwischen Himmel und Erde“.
2. Metaphern, Symbole und Allegorie in „Zwischen Himmel und Erde“: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Analyse von Metaphern, Symbolen und Allegorien in Otto Ludwigs Erzählung. Es wird die Bedeutung der Bildsprache für die Gestaltung der fiktiven Welt und die Charakterisierung der Personen untersucht. Es wird eine Brücke geschlagen zwischen den theoretischen Überlegungen des poetischen Realismus und deren praktischer Anwendung im Werk Ludwigs. Dieser Abschnitt führt in die detailliertere Analyse der einzelnen Metaphernfelder, Symbole und der allegorischen Lesart des Werkes ein.
Schlüsselwörter
Poetischer Realismus, Otto Ludwig, Zwischen Himmel und Erde, Metapher, Symbol, Allegorie, Architektur, Natur, Spinnenfäden, Herzensfäden, blaue Blume, blauer Rock, Lebenslaufgeschichte, Bildlichkeit, Wirklichkeit, Ideal, Subjektivität.
Häufig gestellte Fragen zu Otto Ludwigs „Zwischen Himmel und Erde“
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit analysiert Otto Ludwigs Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“ (1856) im Kontext des poetischen Realismus. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Verwendung von Metaphern, Symbolen und Allegorien und deren Bedeutung für das Verständnis des Gesamtwerks. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Auseinandersetzung mit der Diskrepanz zwischen Ludwigs theoretischem Anspruch und der konkreten Umsetzung in seinem Werk.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den poetischen Realismus und seine Programmatik; die Rolle von Metaphern, Symbolen und Allegorien in „Zwischen Himmel und Erde“; die Analyse spezifischer Metaphernfelder (Architektur/Natur, Spinnenfäden/Herzensfäden); die Interpretation wichtiger Symbole (blaue Blume, blauer Rock); und eine allegorische Lesart der Erzählung als Lebenslaufgeschichte.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum poetischen Realismus (inkl. Unterkapiteln zum literarischen Programm und Otto Ludwigs Romanstudien), ein Kapitel zur Analyse von Metaphern, Symbolen und Allegorien in „Zwischen Himmel und Erde“ und abschließende Schlussbetrachtungen. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung und vertieft spezifische Aspekte der Analyse.
Was ist der poetische Realismus?
Der poetische Realismus (ca. 1848-1890) wird als literarische Epoche definiert, die eine Spannung zwischen der Forderung nach objektiver Wirklichkeitsdarstellung und poetischer Überhöhung aufweist. Die Arbeit untersucht die programmatischen Anliegen dieser Epoche und die theoretischen Auseinandersetzungen über das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit, insbesondere den Versuch, eine harmonische bürgerliche Welt darzustellen, während negative Aspekte der Realität ausgeblendet werden.
Welche Rolle spielen Metaphern, Symbole und Allegorien in „Zwischen Himmel und Erde“?
Die Arbeit analysiert detailliert die Metaphern, Symbole und Allegorien in Ludwigs Erzählung. Es werden spezifische Metaphernfelder wie Architektur/Natur und Spinnenfäden/Herzensfäden untersucht, ebenso wie die Symbole der blauen Blume und des blauen Rocks. Die allegorische Lesart der Erzählung als Lebenslaufgeschichte wird ebenfalls erörtert, um die Bedeutung der Bildsprache für die Gestaltung der fiktiven Welt und die Charakterisierung der Personen zu verstehen.
Welche Bedeutung haben Otto Ludwigs Romanstudien für die Arbeit?
Otto Ludwigs posthum veröffentlichte Romanstudien liefern wichtige Einblicke in seine theoretischen Überlegungen zum Roman und Drama. Die Arbeit berücksichtigt diese Studien, um Ludwigs eigene theoretische Position zu beleuchten und einen Vergleich zwischen seiner Theorie und Praxis in „Zwischen Himmel und Erde“ zu ermöglichen. Die unsystematische Entstehungsgeschichte der Studien und deren Bedeutung für das Verständnis seines literarischen Schaffens werden ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter, die die Arbeit prägnant beschreiben, sind: Poetischer Realismus, Otto Ludwig, Zwischen Himmel und Erde, Metapher, Symbol, Allegorie, Architektur, Natur, Spinnenfäden, Herzensfäden, blaue Blume, blauer Rock, Lebenslaufgeschichte, Bildlichkeit, Wirklichkeit, Ideal, Subjektivität.
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- Doris Klein (Author), 2017, Zu Otto Ludwigs Erzählung "Zwischen Himmel und Erde" (1856). Metapher, Symbol und Allegorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368050