Ausgehend von der Anstaltserziehung im 19. Jahrhundert werden im folgenden Buch die geschichtlichen Entwicklungslinien des Betreuten Wohnens als jüngste Form der Heimerziehung dargestellt. Unter Verwendung diverser Studien wird das geschichtliche Spiegelbild im Hinblick auf ihre Aussagen und Ergebnisse ergänzt. Mit dem Fokus auf die Entwicklung des rechtlichen Rahmens sollen folgende Fragen beantwortet werden:
Welche Ursachen führten zur Institutionalisierung und Professionalisierung des Betreuten Wohnens? Lassen sich differenzierte Formen des Betreuten Wohnens rekonstruieren? Welche Rahmenbedingungen lassen sich für die heutige Form beschreiben?
Das Kapitel 1 des vorliegenden Buches dient der Darstellung der Nachgehenden Fürsorge des Rauhen Hauses von Johann Hinrich Wichern. An diesem Beispiel wird die Nachbetreuung heimentlassener Jungen und Mädchen am Beispiel einer Erziehungsanstalt des 19. Jahrhunderts darstellen. Weiter wird in diesem Kapitel auf die Ursprünge rechtlicher Grundlagen in der Heimerziehung eingehen.
Im 2. Kapitel werden die Entwicklungslinien des Betreuten Wohnens im 20. Jahrhundert im Kontext der Heimkritik und der Heimreformen beschreiben. Dabei wird sich die Autorin von 1945 bis zum In-Kraft-Treten des SGB VIII primär auf die alten Bundesländer beziehen. Insbesondere geht es in diesem Kapitel auch um die Jugendhilferechtsentwicklung im RJWG und JWG sowie um die Argumentation des Institutionalisierungsprozesses für das Betreute Wohnen.
Das 3. Kapitel beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Wandel und den soziologischen und psychologischen Auswirkungen auf junge Frauen und Männer an der Schwelle zum Erwachsenwerden im 20. Jahrhundert.
Das 4. Kapitel dient der Beschreibung des Betreuten Wohnens im Kontext des rechtlichen Rahmens im SGB VIII. Neben den Rahmenbedingungen werde ich hier auch auf die heutigen Methoden und Forschungsergebnisse und Diskussionen eingehen.
Die Schlussbemerkung im 5. Kapitel wird die zentralen Aussagen der vorliegenden Arbeit zusammenfassen und die im Eingang gestellten Fragen beantworten.
Insgesamt wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit größtenteils darauf verzichten, die jeweils weibliche und männliche Bezeichnung zu verwenden. Sofern neutrale oder weibliche Bezeichnungen verwendet werden, sind darunter i.d.R. jeweils männliche und weibliche Personen zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Anstaltserziehung im 19. Jahrhundert.
- Die Nachgehende Fürsorge im Rettungshaus von Johann Hinrich Wichern
- Die Entwicklung rechtlicher Grundlagen der Fürsorgeerziehung
- Entwicklungslinien des Betreuten Wohnens im Kontext von Kritik und Reformen der Heimerziehung des 20. Jahrhunderts
- Die Fürsorgeerziehung in der Weimarer Republik
- Das Reichsgesetz für Jugendwohlfahrt (RJWG) 1922/24.
- Die Fürsorgeerziehung im RJWG
- Die Schutzaufsicht im RJWG
- Die Schutzaufsicht in Niedersachsen
- Ergebnisse einer Studie über die Schutzaufsicht
- Die Fürsorgeerziehung im Nationalsozialismus
- Die Entwicklung in der Heimerziehung nach 1945
- Zwischenfazit
- Das Gesetz für Jugendwohlfahrt (JWG) 1961.
- Die Heimerziehung und die Nachbetreuung im JWG
- Die Schutzaufsicht im JWG
- Die Heimkampagne und ihre Auswirkungen auf die Heimerziehung.
- Die Kritik an der Totalen Institution Heim
- Der Zwischenbericht der Kommission Heimerziehung
- Die Nachbetreuungs- und Verselbstständigungsdiskussion
- Ergebnisse einer Studie zur psychosozialen Situation Heimentlassener volljähriger Frauen und Männer
- Die Anerkennung des Betreuten Wohnens durch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter und überörtlichen Erziehungsbehörden (BAGLJÄ)
- Der achte Kinder- und Jugendbericht und zusammenfassender Wandel in der Heimerziehung
- Zwischenfazit
- Der gesellschaftliche Wandel
- Strukturwandel der Jugendphase
- Der Übergang vom Jugend- zum frühen Erwachsenenalter
- Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) 1990/91
- Die Ziele und die Grundorientierung der öffentlichen Jugendhilfe im SGB VIII
- Der Hilfeplan
- Die rechtlichen Grundlagen des Betreuten Wohnens als Angebot der Heimerziehung im SGB VIII
- Betreutes Wohnen als Form der Heimerziehung im 21. Jahrhundert
- Die Definition des Betreuten Wohnens
- Die Ziele des Betreuten Wohnens
- Die Zielgruppen des Betreuten Wohnens
- Die Aufgaben der Betreuung im Betreuten Wohnen
- Betreuungsumfang und Betreuungsdauer
- Die Mitarbeiterinnen im Betreuten Wohnen
- Die Finanzierung des Betreuten Wohnens
- Die Methoden im Betreuten Wohnen
- Das Konzept der Lebensweltorientierung
- Die Stellvertretende Deutung
- Das Empowerment
- Die Soziale Einzelhilfe
- Die Methode des Sich-am-Jugendlichen-orientieren
- Die statistische Entwicklung des Betreuten Wohnens
- Die Forschungsergebnisse zum Betreuten Wohnen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung des Betreuten Wohnens als Form der Heimerziehung. Dabei steht die Betrachtung des rechtlichen Rahmens im Vordergrund. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung des Betreuten Wohnens im Kontext der Kritik und Reformen der Heimerziehung aufzuzeigen und die rechtlichen Grundlagen im historischen Wandel zu beleuchten.
- Die Entwicklung des Betreuten Wohnens im historischen Kontext
- Die rechtlichen Grundlagen des Betreuten Wohnens
- Die Kritik und Reformen der Heimerziehung
- Die Ziele und Aufgaben des Betreuten Wohnens
- Die Zielgruppen des Betreuten Wohnens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Betreuten Wohnens als Form der Heimerziehung ein und skizziert die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit. Kapitel 1 beleuchtet die Anfänge der Anstaltserziehung im 19. Jahrhundert, insbesondere die Nachgehende Fürsorge im Rettungshaus von Johann Hinrich Wichern und die Entwicklung rechtlicher Grundlagen der Fürsorgeerziehung. Kapitel 2 betrachtet die Entwicklungslinien des Betreuten Wohnens im Kontext von Kritik und Reformen der Heimerziehung des 20. Jahrhunderts. Es werden die Fürsorgeerziehung in der Weimarer Republik, die Entwicklung im Nationalsozialismus sowie die Entwicklung nach 1945 beleuchtet. Kapitel 3 befasst sich mit dem gesellschaftlichen Wandel und seinen Auswirkungen auf die Heimerziehung. Der Strukturwandel der Jugendphase, der Übergang vom Jugend- zum frühen Erwachsenenalter und die Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) werden näher betrachtet. Kapitel 4 analysiert das Betreute Wohnen als Form der Heimerziehung im 21. Jahrhundert. Die Definition, die Ziele, die Zielgruppen, die Aufgaben der Betreuung, der Betreuungsumfang und die Methoden des Betreuten Wohnens werden eingehend dargestellt. Schließlich werden die statistische Entwicklung des Betreuten Wohnens und die Forschungsergebnisse zum Thema beleuchtet.
Schlüsselwörter
Betreutes Wohnen, Heimerziehung, Fürsorgeerziehung, Jugendhilfe, Rechtlicher Rahmen, Geschichte, Sozialpädagogik, Schutzaufsicht, Heimkampagne, Lebensweltorientierung, Empowerment, Methoden
- Quote paper
- Marion Brandenburger (Author), 2004, Geschichtliche Entwicklungslinien des Betreuten Wohnens als Form der Heimerziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36804