Die Zahl der Personen, die jährlich einen Schlaganfall bzw. eine transitorisch ischämische Atacke (TIA) erleiden, nimmt stetig zu. Derzeit ereignen sich in der Gesamtbevölkerung in Deutschland rund 165 000 neue Schlaganfälle pro Jahr. Weit über die Hälfte sind danach pflegebedürftig und auf fremde Hilfe angewiesen. In der Altersgruppe der über 60-jährigen ereignen sich rund 80 % aller Schlaganfälle. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird mit einer jährlichen Zunahme der Schlaganfälle von etwa 2 % gerechnet (Kolominsky-Rabas, 2004). Die Betroffenen leiden nach einem Schlaganfall neben Störungen in den Gedächtnisleistungen häufig unter ausgeprägten motorischen Einschränkungen.
Im Fachbereich Neurologie stellen in der Ergotherapie – neben Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Encephalomyelitis disseminata – Patienten nach Schlaganfall die häufigste Behandlungsgruppe dar. Hier stehen neben dem wieder Einüben von ehemals alltäglichen Handlungen wie Körperpflege, An- und Auskleiden, Haushaltstätigkeiten, kognitivem Training auch die funktionelle Aktivierung der motorisch betroffenen Körperseite im Mittelpunkt der therapeutischen Behandlung.
Die in diesem Bereich in der Ergotherapie mittlerweile am häufigsten angewandten Behandlungskonzepte sind die Propriozeptive Neuromuskuläre Fascilitation (PNF), das Bobath-Konzept sowie die kognitiv-therapeutischen Übungen nach Prof. Dr. Carlo Perfetti.
Das Behandlungskonzept von Prof. Perfetti wurde Anfang der 70er Jahre entwickelt und stellt im Vergleich zum Bobath-Konzept (seit 1943) und dem PNF-Konzept (seit 1946) ein relativ neues Behandlungskonzept dar. Ein bedeutender Unterschied zu den anderen Behandlungskonzepten ist, dass das ‚Perfetti-Konzept’ den kognitiven Fähigkeiten und Prozessen bei der Wiedererlernung von motorischen Leistungen eine wesentliche Bedeutung schenkt und diese intensiv nutzt.
Die Autorin nimmt bezug auf die Entwicklung der Lerntheorie der letzten 100 Jahre und beschreibt dessen Einfluss auf die Erkenntnisse und Entwiclung der kognitiv-therapeutischen Übungen nach Prof. Perfetti.
Die Besonderheit dieses Behandlungskonzeptes wird verständlich beschrieben und anhand eigener klinischer Erfahrungen sowie mitttels einer Falldokumentation anschaulich ergänzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lernen
- Lerntheorien allgemein
- Der Behaviorismus
- Der Kognitivismus
- Lerntheorien im Rahmen therapeutischen Handelns
- Die behavioristische Lerntheorie und therapeutisches Handeln
- Die kognitive Lerntheorie und therapeutisches Handeln
- Theorie zum motorischen Lernen
- Lernen und Plastizität
- Plastizität und Aufmerksamkeit
- Plastizität und Neurotransmitter
- Das Perfetti-Konzept
- Lernprozess unter pathologischen Bedingungen
- Motorische Pathologie
- Störungen der Sensibilität
- Neuropsychologische Einschränkungen
- Weitere neuropsychologische Einschränkungen
- Behandlungsgrade
- Behandlungsgrad I
- Behandlungsgrad II
- Behandlungsgrad III
- Erfahrungen aus dem Behandlungsalltag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Anwendung der kognitiv-therapeutischen Übungen nach Prof. Dr. Carlo Perfetti in der ergotherapeutischen Behandlung neurologisch erkrankter Erwachsener. Sie soll einen Einblick in die theoretischen Grundlagen des Lernens und deren Relevanz im Rahmen therapeutischen Handelns bieten, sowie die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten des Perfetti-Konzepts in der Praxis beleuchten.
- Lerntheorien und ihre Relevanz für die Ergotherapie
- Das Perfetti-Konzept und seine Anwendung in der Behandlung neurologischer Erkrankungen
- Die Rolle kognitiver Fähigkeiten bei der Wiedererlernung motorischer Leistungen
- Erfahrungen aus dem Behandlungsalltag mit dem Perfetti-Konzept
- Bedeutung von Plastizität und Neurotransmittern im Lernprozess
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt die Relevanz der Behandlung neurologisch erkrankter Erwachsener mit kognitiv-therapeutischen Übungen nach Prof. Dr. Carlo Perfetti dar. Der Fokus liegt auf der wachsenden Zahl von Schlaganfallpatienten und der Bedeutung der Ergotherapie in deren Rehabilitation.
- Lernen: Das Kapitel liefert einen Überblick über verschiedene Lerntheorien, darunter Behaviorismus und Kognitivismus. Es untersucht die Rolle von Lerntheorien im therapeutischen Handeln und beleuchtet die Bedeutung der Theorie zum motorischen Lernen sowie des Zusammenhangs zwischen Lernen und Plastizität.
- Das Perfetti-Konzept: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Theorie und Anwendung des Perfetti-Konzepts. Es beleuchtet den Lernprozess unter pathologischen Bedingungen, insbesondere bei motorischen Störungen, Sensibilitätsstörungen und neuropsychologischen Einschränkungen.
- Erfahrungen aus dem Behandlungsalltag: Der Abschnitt stellt die Erfahrungen der Autorin aus der Praxis dar, wie sie das Perfetti-Konzept in der Behandlung von neurologisch erkrankten Erwachsenen anwendet.
Schlüsselwörter
Ergotherapie, neurologische Erkrankungen, Schlaganfall, kognitiv-therapeutische Übungen, Prof. Dr. Carlo Perfetti, Lerntheorien, Behaviorismus, Kognitivismus, Plastizität, Neurotransmitter, Behandlungsgrade, motorische Pathologie, Sensibilitätsstörungen, neuropsychologische Einschränkungen.
- Quote paper
- Gunda Wolter (Author), 2005, Die Behandlung neurologisch erkrankter Erwachsener mit den kognitiv-therapeutischen Übungen nach Prof. Carlo Perfetti, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36793