Im Mittelpunkt der Siegfried Kracauers Filmtheorie steht die Frage der Darstellung der Realität. Er warnt vor zu viel Gestaltung und zu großer Nähe zur Kunst, denn der Film soll sich nicht an den klassischen Kunstgattungen, wie der Malerei oder an den Theaterinszenierungen orientieren. Vielmehr soll ein Film die Realität reproduzieren. Die Fähigkeit des Films (wie auch der Photographie) die physische Realität wiederzugeben und aufzudecken sei für die Ermittlung seines ästhetischen Wertes entscheidend. Filme, denen das gelingt, nennt Kracauer „filmisch“.
Bei der Auswahl des Films an dem ich Kracauers Thesen veranschaulichen konnte, entschied ich mich für den Film „Time of the Gypsies“ (1989) von Emir Kusturica Einer der Gründe dafür war die Tatsache, dass sich in diesem Film die Träume, phantastische Visionen mit der Realität vermischen, sodass sie oft voneinander kaum zu unterscheiden sind. Sie gehen ineinander, die Vermischung spiegelt die Gefühlswelt, die innere Welt der Figuren, wieder. Die, von Kracauer geförderte, Entdeckung des Verborgenen in der Realität, spielt, ähnlich wie bei seinen Vorbildern Louis Bunuel oder Federico Fellini, in der filmischen Ästhetik Kusturicas, eine besondere Rolle. Ich werde versuchen herauszufinden, inwiefern sich der „phantastische Realismus“ Kusturicas mit dem Kracauers Realitätsanspruch an die Filmkunst deckt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kracauers Thesen in Bezug auf den Film „Time of the Gypsies“ von Emir Kusturica
- „Time of the Gypsies“ (1988), ein Liebesfilm von Emir Kusturica
- Phantastisch-magische und filmische Realität der Roma
- Kracauers filmische Gegenstände, registrierende und enthüllende Funktionen der Kamera und „Time of the Gypsies“
- Masse und der Einzelne in dem Ederlezi-Ritual
- Hochzeit, Tanz, Familienrituale, Musik
- Leblose Gegenstände leben auf
- Laien- und Kinderdarsteller als Werkzeuge des „phantastischen Realismus“ Kusturicas
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Filmtheorie von Siegfried Kracauer und analysiert, inwiefern der „phantastische Realismus“ des Films „Time of the Gypsies“ von Emir Kusturica den Realitätsanspruch an die Filmkunst erfüllt.
- Der Film als Medium zur Wiedergabe und Aufdeckung der Realität
- Die Vermischung von Traum und Realität in „Time of the Gypsies“
- Die Rolle der filmischen Mittel, insbesondere der Kamera, in der Darstellung der Realität
- Die Integration von phantastischen Elementen in den realistischen Kontext
- Die Bedeutung von Laien- und Kinderdarstellern in Kusturicas Film
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: Die Analyse des Films „Time of the Gypsies“ anhand der Filmtheorie von Siegfried Kracauer, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung der Realität. Der zweite Teil beleuchtet die Geschichte des Films und die Bedeutung des „phantastischen Realismus“ in Kusturicas Werk. Der Fokus liegt auf der Vermischung von Traum und Realität in der Geschichte der Roma-Familie. Der dritte Abschnitt untersucht die filmischen Mittel, insbesondere die Funktion der Kamera in Kusturicas Film.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe der Arbeit sind: Siegfried Kracauer, Filmtheorie, „Time of the Gypsies“, Emir Kusturica, Realitätsdarstellung, „phantastischer Realismus“, Kamera, filmische Mittel, Roma, Romantik, Tradition, Familie, Liebesfilm.
- Quote paper
- M.A. Tomo Polic (Author), 2013, Siegfried Kracauers Filmtheorie und die Realitätsdarstellung in Emir Kusturicas „Time of the Gypsies“ (1988), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367621