Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Buch HIOB des Alten Testaments auseinander. Hauptsächlich folgt sie meinem Referat zu diesem Thema, das ich in dem Proseminar „Die Dichter und die Bibel“ des Instituts für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft gehalten habe, erfährt jedoch auch einige Abweichungen und Erweiterungen. Einem literarisch-theologischen Teil, der sowohl Form und Struktur des Buches aufarbeitet, als auch mit kritischen Fragen an den Inhalt des Textes herangeht, folgt eine Untersuchung seiner didaktischen Funktion. Anschließend befasst sich die Arbeit, nach einem kurzen Abriss über die literarische Rezeptionsgeschichte HIOBs durch die Jahrhunderte, mit ihrem bedeutendsten Werk: Johann Wolfgang von Goethes „FAUST – Der Tragödie erster Teil“.1 Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem „Prolog im Himmel“. Ihren Abschluss findet die Arbeit in einem persönlichen Nachwort. Als primäre Grundlage dient Georg Langenhorsts Buch über die literarische HIOBRezeption des 20. Jahrhunderts. Ein kurzer Hinweis zur Orthographie: Spricht die Arbeit von „HIOB“ als dem biblischen Buch, werden Großbuchstaben verwandt, ist von „Hiob“ als biblischer oder literarischer Figur die Rede, Kleinbuchstaben. Auf dieselbe Weise werden auch die übrigen auftauchenden biblischen/literarischen Eigennamen geschrieben. Bei Zitaten aus dem HIOB-Buch wird von Fußnoten abgesehen, Strophen und Verse werden in Klammern angegeben. Bei Zitaten aus anderen Bibel-Büchern wird zusätzlich der Titel angeführt. Sämtliche Bibelzitate sind der 1957–1984 neu bearbeiteten LutherÜbersetzung entnommen. 1 Vgl. LANGENHORST, Georg: Hiob, unser Zeitgenosse. Die literarische Hiob-Rezeption im 20. Jahrhundert als theologische Herausforderung. Mainz 1994, S. 54.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
I Die Figur Hiob in der Bibel
I.I Aufbau und Struktur des Buches HIOB
I.II KRITISCHE HINTERFRAGUNG DES BUCHES HIOB
I.III DIE FRAGE NACH DER BOTSCHAFT DES BUCHES HIOB
II DIE FIGUR HIOB IN DER LITERATUR
II.I EIN LITERATURGESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
II.II GOETHES FAUST UND HIOB – EIN VERGLEICH EIN PERSÖNLICHES SCHLUSSWORT
QUELLENNACHWEIS
1. Primär-Literatur
2. Sekundär-Literatur
3. Internet
4. Bilder
EINLEITUNG
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Buch HIOB des Alten Testaments auseinander. Hauptsächlich folgt sie meinem Referat zu diesem Thema, das ich in dem Proseminar „Die Dichter und die Bibel“ des Instituts für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft gehalten habe, erfährt jedoch auch einige Abweichungen und Erweiterungen.
Einem literarisch-theologischen Teil, der sowohl Form und Struktur des Buches aufarbeitet, als auch mit kritischen Fragen an den Inhalt des Textes herangeht, folgt eine Untersuchung seiner didaktischen Funktion. Anschließend befasst sich die Arbeit, nach einem kurzen Abriss über die literarische Rezeptionsgeschichte HIOBs durch die Jahrhunderte, mit ihrem bedeutendsten Werk: Johann Wolfgang von Goethes „FAUST – Der Tragödie erster Teil“.[1] Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem „Prolog im Himmel“.
Ihren Abschluss findet die Arbeit in einem persönlichen Nachwort.
Als primäre Grundlage dient Georg Langenhorsts Buch über die literarische HIOB-Rezeption des 20. Jahrhunderts.
Ein kurzer Hinweis zur Orthographie: Spricht die Arbeit von „HIOB“ als dem biblischen Buch, werden Großbuchstaben verwandt, ist von „Hiob“ als biblischer oder literarischer Figur die Rede, Kleinbuchstaben. Auf dieselbe Weise werden auch die übrigen auftauchenden biblischen/literarischen Eigennamen geschrieben.
Bei Zitaten aus dem HIOB-Buch wird von Fußnoten abgesehen, Strophen und Verse werden in Klammern angegeben. Bei Zitaten aus anderen Bibel-Büchern wird zusätzlich der Titel angeführt. Sämtliche Bibelzitate sind der 1957–1984 neu bearbeiteten Luther-Übersetzung entnommen.
I DIE FIGUR HIOB IN DER BIBEL
I.I AUFBAU UND STRUKTUR DES BUCHES HIOB
So unterschiedlich die Interpretationen und Sichtweisen über das Buch HIOB und seine Entstehungsgeschichte sind, so einig sind sich die Theologen in seiner literarischen Wertung. Es gilt nicht nur als „Meisterwerk der hebr[äischen] Dichtung“[2], sondern gar als „bedeutendes Werk der Weltliteratur“[3]. Begründet wird dies mit seiner „straff[en]“[4] Gliederung und seinem „meisterlich[en]“[5] Aufbau. Dem Beispiel der meisten Exegeten folgend, teilt Georg Langenhorst HIOB in Prolog, Hauptteil und Epilog ein.[6]
Der Prolog (1.1-2.13) führt zunächst in Prosa den Protagonisten Hiob ein, der neben seinem materiellen Reichtum eine große Familie mit „sieben Söhne[n] und drei Töchter[n]“ (1.2) besitzt und „fromm [war] und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse [mied]“ (1.1). Wir erfahren von der Versammlung der Gottessöhne und der Vereinbarung zwischen Gott und Satan, Hiobs Glauben einer Prüfung zu unterziehen. Satan darf mit ihm nach eigener Fasson umspringen, um Hiob auf die Probe zu stellen – nur sein Leben soll verschont bleiben. Daraufhin verliert Hiob durch Räuber seinen Besitz und seine Knechte und durch Katastrophen seine Kinder. Als Hiob diese Prüfung demütig mit den Worten „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! “ (1.21) besteht, wird er überdies mit einer schweren Krankheit geschlagen. Doch auch diese vermag ihn nicht zu brechen: „ Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? “ (2.10). Der Prolog endet mit dem Besuch der drei Freunde „Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama“ (2.11), die mit ihm „sieben Tage und sieben Nächte“ (2.13) schweigend zusammensitzen.
Der in kunstvoller Versdichtung geschriebene Hauptteil (3.1-42.6) beginnt mit einem Paukenschlag: „Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag“ (3.1). Es schließt die Klagerede Hiobs an, in der er seine Geburt verflucht („Warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?“ (3.10)), worauf drei Redegänge zwischen Hiob und seinen Freunden folgen (4.1-31.40). Die Freunde sind einhellig der Überzeugung, dass „der Herr den Gerechten [belohnt] und den Sünder [straft]“[7], Hiob folglich Sünde begangen haben muss. (Theologen bildeten für diese These den Terminus des „Tun-Ergehen-Zusammenhangs“[8].) Dem stehen die Antworten Hiobs gegenüber, der auf sein Recht pocht: „Das sei ferne von mir, daß ich euch recht gebe; bis mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Unschuld“ (27.5). Dennoch vertraut er auf eine Gerechtigkeit Gottes: „Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe. […] unter Tränen blickt mein Auge zu Gott auf, daß er Recht verschaffe dem Mann bei Gott, dem Menschen vor seinem Freund“ (16.19-21). Dennoch klagt er Gott nicht nur direkt an,[9] sondern konfrontiert ihn überdies mit einem ganzen Katalog an Fragen.[10] Nach dem plötzlichen Auftauchen und den vier Reden des vierten Freundes Elihu greift Gott in das Geschehen ein und spricht zu ihnen aus einem „Wettersturm“ (38.1) heraus.[11] Hiob unterwirft sich Gott („Ich erkenne, daß du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. […] Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (42.2-3, 6)), der ihm in seinen beiden Reden weder Antwort noch Erklärung für sein Leid gibt, ihm dafür aber seine gesamte Schöpfungsgewalt vor Augen führt. Besonders spannend an diesen Passagen ist, dass sie genau genommen nach 1. MOSE 1 und 2 einen dritten Schöpfungsbericht bilden – diesmal vom Schöpfer selbst in direkter Rede berichtet!
Der Epilog (42.7-17) berichtet wiederum in Prosa von der Rechtfertigung Hiobs durch Gott, der im Gegensatz zu seinen Freunden „recht von [Gott] geredet“ (42.7 und 8) hat und nun „doppelt soviel, wie er gehabt hatte“ (42.10) und wieder „sieben Söhne und drei Töchter“ (42.13) bekommt. Der Epilog, und somit das Buch HIOB, endet mit dem Tod Hiobs in hohem und „lebenssatt[em]“(42.17) Alter.
Hiob hat die Prüfung bestanden.
I.II KRITISCHE HINTERFRAGUNG DES BUCHES HIOB
Wie eingangs des vorangegangenen Kapitels bereits erwähnt, ist der interpretatorische Umgang mit HIOB kompliziert. Langenhorst zitiert den amerikanischen Theologen Marvin H. Pope, der das HIOB-Buch gar als „das schwierigste des Alten Testamentes“[12] ausweist.
Dies liegt zum einen daran, dass die „Originalfassung über weite Strecken nicht mehr rekonstruierbar“[13] ist, zum anderen daran, dass die Entstehungszeitpunkte der einzelnen Teile und Binnenteile nicht einstimmig ermittelt werden können.[14] Handelt es sich hierbei um Fragen, die lediglich am Rahmen HIOBs kratzen, ist es vor allem der Inhalt des Buches selbst mit seinen unübersehbaren „logischen Sprünge[n], scheinbar gegenläufigen Aussagen, unterschiedlichsten Formelemente[n], unvermittelten Brüche[n] und uneinheitlichen Sprachstrukturen“[15], der bei seinem Leser Fragen provoziert.
Langenhorst wirft beispielsweise folgende inhaltliche Fragen auf:
1. „Warum verflucht der eben noch demütig-duldsame Hiob im dritten Kapitel den Tag seiner Geburt? Wie kommt es zu diesem scharfen, psychologisch unmotiviert scheinenden Bruch?“[16]
2. „Woher kommt plötzlich im 32. Kapitel des Buches der weitere Tröster Elihu?“[17]
3. „Wie läßt sich die scheinbare Inkongruenz der Gottesreden zum Hiobproblem des Dialogteils erklären?“[18]
4. „Warum läßt sich der Gott des Hiobbuches überhaupt auf die Provokation des Satans ein und läßt die Prüfung Hiobs zu?“[19]
5. „Warum widerruft Hiob seine Fragen, die doch scheinbar nicht beantwortet werden? Wie ist es zu verstehen, daß er einerseits ,recht sprach’ von Gott und andererseits ,in Unverstand’?“[20]
6. „Wie kann Hiob sich am Ende dem Leben wieder zuwenden, nachdem seine ganze Familie getötet wurde?“[21]
Kurt Galling stellt zusätzlich folgende Fragen an den Text:
7. Hat „die Prosaerzählung überhaupt ursprünglich zum Gedicht gehört“[22] ?
8. Es „ist nicht recht einzusehen, inwiefern H. recht geredet hat […] und weshalb die Freunde getadelt werden. […] Ihr ganzes Vergehen besteht […] lediglich darin, daß sie die landläufige orthodoxe Anschauung vertreten.“[23]
9. Weshalb „nimmt [Hiob] auf [die Gottesreden] in keiner Weise Bezug“[24] ? Diesen Punkten möchte ich hinzufügen:
10. Weshalb rühmt sich Gott seiner Schöpfung und lenkt mit seinen Ausführungen über „Behemot“ (40.15-24) und „Leviathan“ (40.25-41.26) von den eigentlichen Fragen Hiobs ab? Sieht er sich etwa in die Defensive gedrängt?
11. Wieso tadelt Gott nur die drei Freunde und nicht Elihu, als er Elifas anspricht („Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde“ (42.7))?
12. Welche (theologische) Funktion hat das Buch HIOB in der Bibel? Was ist die Botschaft HIOBs an den Gläubigen?
Dies soll nur ein Beispiel für einen Fragenkatalog sein, der bei Weitem nicht umfassend ist. Zwar scheint die Beantwortung mancher Fragen leicht – so wäre Punkt 1 damit zu erklären, dass auch der stärkste Mensch einen (Nerven)Zusammenbruch erleiden kann –, dennoch muss diese zwangsläufig in reine Spekulation abdriften. Lediglich dem zwölften Punkt möchte ich mich im Rahmen dieser Arbeit in einem eigenen Kapitel zuwenden.
[...]
[1] Vgl. Langenhorst, Georg: Hiob, unser Zeitgenosse. Die literarische Hiob-Rezeption im 20. Jahrhundert als theologische Herausforderung. Mainz 1994, S. 54.
[2] Maier, Gerhard und Rienecker, Fritz (Hg.): Lexikon der Bibel. Dritte aktualisierte Sonderausgabe. Wuppertal 2003, S. 714.
[3] Galling, Kurt (Hg.): Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Tübingen 1959, S. 355.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Langenhorst, S. 31.
[7] Maier, S. 715.
[8] Vgl. Bräumer, Hansjörg: Das Buch Hiob. 1. Teil. Kapitel 1-19. Wuppertal 1992, S. 38-41.
[9] Vgl. Hiob, 9.16-21, 16.11-14 und HIOB, 30.20-26.
[10] Vgl. Hiob, 7.17-21 und HIOB, 13.23-26.
[11] Vgl. Hiob, 38.1-41.26.
[12] Langenhorst, S. 29.
[13] Ebd.
[14] Vgl. Ebd., S. 35.
[15] Ebd., S. 34.
[16] Ebd.
[17] Ebd.
[18] Ebd.
[19] Ebd.
[20] Ebd.
[21] Langenhorst, S. 34.
[22] Galling, S. 356.
[23] Ebd., S. 357.
[24] Ebd.
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