Auch wenn die rechtliche Situation im Deutschland der heutigen Zeit den Zustand völliger Chancengleichheit und Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen, zwischen Frauen und Männern vorgibt, präsentiert sich die Realität bei näherer Betrachtung doch deutlich konträr zu dieser Vorgabe. Noch immer ergreifen Mädchen in Deutschland „typische Mädchenberufe“, ebenso wie Jungen „typische Jungenberufe“ wählen. Noch immer sind Frauen im Vergleich zu Männern zu deutlich geringeren Prozentzahlen beruflich tätig, noch immer liegt der Lohn von Frauen bei gleicher Arbeit deutlich unter dem der Männer und noch immer finden sich weitaus weniger Frauen in Führungspositionen. Einer der Grundsteine, die für diese gesellschaftliche Realität verantwortlich sind, stellt sicherlich Schule dar, welche in ihrem Rahmen diese Realität bildet.
In dieser Arbeit soll die Frage, inwieweit die Anfänge institutionalisierter Mädchenbildung zur Zeit der Spätaufklärung zu dieser Entwicklung beigetragen haben, und ob diese Anfänge ein erster Schritt auf dem langen, bislang offensichtlich noch nicht abgeschlossenen Weg zu Gleichberechtigung und Chancengleichheit beigetragen haben, thematisiert werden. Dabei müssen die Begriffe der Chancengleichheit, welcher in unserem heutigen Verständnis einen Zustand von „Fairness, Gleichbehandlung bei der Vergabe von Qualifizierungs- sowie Aufstiegsmöglichkeiten für jeden Menschen innerhalb einer Gesellschaft, unabhängig von seiner Abstammung, seinem Geschlecht und seiner sozialen Schichtzugehörigkeit“ beschreibt und der Gleichberechtigung, welcher das uneingeschränkt gleiche Recht für alle meint, im Kontext der jeweils beschriebenen Zeit betrachtet werden. Sicherlich war es zur Zeit der Spätaufklärung nicht das gesellschaftliche Bestreben, einen solchen Zustand auch für das weibliche Geschlecht zu erreichen und sicherlich waren auch die Rechte von Männern und Frauen klar differenziert. Fraglich bleibt dennoch, inwieweit Schule, im Besonderen die Mädchenbildung, zur Umsetzung der Zustände von Chancengleichheit und Gleichberechtigung in der modernen Zeit beigetragen hat. Des Weiteren bleibt zu fragen, in welchem Zusammenhang die Anfänge der Mädchenbildung zu der Tatsache stehen, dass unsere heutige Gesellschaft zwar den Anspruch an Chancengleichheit und Gleichberechtigung stellt, diesen aber noch immer nicht zu erfüllen vermag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erziehung anhand der dreifachen Bestimmung von Mädchen und Frauen
- Die Notwendigkeit institutionalisierter Mädchenbildung aufgrund der Auflösung des „ganzen Hauses“
- Die Erziehung bürgerlicher Mädchen im „ganzen Haus“
- Die Auflösung des ganzen Hauses als Vorbereitung institutionalisierter Mädchenbildung
- Die Anfänge institutionalisierter Bildung bürgerlicher Mädchen
- Schulformen für bürgerliche Töchter und deren Verbreitung
- Die Organisation bürgerlicher Mädchenschulen
- Unterricht an Höheren Töchterschulen
- Ziele der Höheren Töchterschulen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Anfänge institutionalisierter Mädchenbildung zur Zeit der Spätaufklärung und deren Beitrag zur Entwicklung von Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Im Fokus stehen die Entwicklung des Mädchenschulwesens und die Frage, inwieweit dieses die gesellschaftliche Realität von Frauen und Mädchen in der heutigen Zeit geprägt hat.
- Die dreifache Bestimmung von Mädchen und Frauen in der Spätaufklärung
- Die Rolle der bürgerlichen Familie und die Auflösung des „ganzen Hauses“
- Die Entstehung und Verbreitung von Mädchenschulen
- Die Organisation und Inhalte des Unterrichts an Höheren Töchterschulen
- Die Ziele der Höheren Töchterschulen im Hinblick auf Chancengleichheit und Gleichberechtigung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der Chancengleichheit und Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der heutigen Gesellschaft dar. Sie zeigt, dass trotz rechtlicher Gleichstellung die Realität von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten geprägt ist. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Anfänge institutionalisierter Mädchenbildung zur Zeit der Spätaufklärung zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Erziehung anhand der dreifachen Bestimmung von Mädchen und Frauen
Dieses Kapitel beleuchtet die gängige Auffassung von Mädchen und Frauen in der Spätaufklärung, welche sich an der dreifachen Bestimmung von Hausfrau, Gattin und Mutter orientierte. Die natürlichen Bestimmungen des weiblichen Geschlechts, die von den Erziehungstheorien der Zeit geprägt waren, spiegelten die soziale Realität von Frauen wider, die in ihren vorbestimmten Rollen gefangen waren.
Die Notwendigkeit institutionalisierter Mädchenbildung aufgrund der Auflösung des „ganzen Hauses“
Dieses Kapitel untersucht die Auflösung des „ganzen Hauses“ als eine der Ursachen für die Entstehung des Mädchenschulsystems. Die traditionelle Familienstruktur, in der die Erziehung der Töchter im familiären Umfeld stattfand, löste sich auf, was die Notwendigkeit für eine institutionalisierte Mädchenbildung hervorrief.
- Die Erziehung bürgerlicher Mädchen im „ganzen Haus“:
Dieser Abschnitt beschreibt die Erziehung bürgerlicher Mädchen im Kontext des „ganzen Hauses“ und die traditionelle Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter.
- Die Auflösung des ganzen Hauses als Vorbereitung institutionalisierter Mädchenbildung:
Dieser Abschnitt analysiert die Veränderungen in der Familienstruktur, die zur Auflösung des „ganzen Hauses“ führten und den Weg für die Entwicklung des Mädchenschulsystems ebneten.
Die Anfänge institutionalisierter Bildung bürgerlicher Mädchen
Dieses Kapitel analysiert die Anfänge des bürgerlichen Mädchenschulwesens am Beispiel der Höheren Töchterschulen. Es beleuchtet die verschiedenen Schulformen, die Organisation des Unterrichts und die Ziele der Mädchenbildung in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Chancengleichheit, Gleichberechtigung, Spätaufklärung, Mädchenbildung, Mädchenschulen, Höhere Töchterschulen, „ganzes Haus“, dreifache Bestimmung, soziale Rollen, gesellschaftliche Realität.
- Quote paper
- Simone Alberts (Author), 2004, Die Anfänge institutionalisierter Bildung bürgerlicher Mädchen zur Zeit der Spätaufklärung - ein erster Schritt zur Chancengleichheit und Gleichberechtigung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36716