Dieser Essay beschäftigt sich mit der Hypothese, dass die entinstitutionalisierte, synkretistische Religiosität von Jugendlichen Fundamentalismustendenzen enthält.
Im ersten Teil werde ich auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse belegen, dass die Religiosität von vielen Jugendlichen synkretistisch ist und immer mehr außerhalb institutioneller Rahmenbedingungen ausgeübt wird. Anknüpfend daran werden im zweiten Teil die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen von Jugendlichen beschrieben, die aufgrund der begrenzten Seitenzahl nur angedeutet werden können. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse wird im Anschluss ein Bezug auf die Hypothese, die dieser Arbeit zugrunde liegt, genommen und erläutert, warum die Entinstitutionalisierung und die synkretistische Religiosität von Jugendlichen fundamentalistische Tendenzen aufweisen. Der Abschluss beschreibt die religionspädagogische Herausforderung und Relevanz für die Arbeit mit Jugendlichen, die eine fundamentalistische Haltung haben. Darüber hinaus wird ein kurzer Ausblick gegeben, welche institutionellen Rahmenbedingungen die Religionspädagogik in ihrer Arbeit braucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die synkretistische Religiosität von Jugendlichen und ihre Entinstitutionalisierung
- Fundamentalismustendenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Essay untersucht die Hypothese, dass die entinstitutionalisierte, synkretistische Religiosität von Jugendlichen fundamentalistische Tendenzen aufweist. Es analysiert zunächst die synkretistische Religiosität Jugendlicher und deren zunehmende Ausübung außerhalb institutioneller Rahmenbedingungen. Anschließend werden entwicklungspsychologische Aspekte beleuchtet, die diese Tendenzen begünstigen. Abschließend wird die religionspädagogische Herausforderung und die Notwendigkeit spezifischer institutioneller Rahmenbedingungen diskutiert.
- Synkretistische Religiosität Jugendlicher
- Entinstitutionalisierung der Religiosität
- Entwicklungspsychologische Faktoren
- Fundamentalistische Tendenzen
- Religionspädagogische Herausforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Einleitung stellt die zentrale Hypothese vor: Entinstitutionalisierte, synkretistische Religiosität bei Jugendlichen birgt fundamentalistische Tendenzen. Sie skizziert den Aufbau des Essays: Zuerst wird die synkretistische und entinstitutionalisierte Religiosität belegt, dann die relevanten entwicklungspsychologischen Aspekte behandelt, bevor die Hypothese erläutert und die religionspädagogischen Implikationen diskutiert werden. Ein Ausblick auf notwendige institutionelle Rahmenbedingungen schließt die Einleitung ab.
Die synkretistische Religiosität von Jugendlichen und ihre Entinstitutionalisierung: Dieses Kapitel beleuchtet die komplexe Religiosität Jugendlicher im 21. Jahrhundert. Es zeigt, dass religiöses Sein nicht zwingend ein traditionell christliches Gottesbild impliziert, und verweist auf Studien (z.B. Shell-Jugendstudie 2006), die einen hohen Anteil synkretistischer Religiosität aufzeigen. Die Jugendlichen interpretieren und deuten Gottesbilder individuell als höhere Macht, kosmische Energie oder naturalistische Konstrukte. Diese synkretistische Tendenz geht mit einer fortschreitenden Entinstitutionalisierung einher, wobei die Kirche zwar wertgeschätzt, aber nicht als zukunftsfähig angesehen wird. Jugendliche praktizieren ihre Religiosität außerhalb kirchlicher Strukturen, adaptieren das christliche Gottesbild individuell an ihre Lebenssituation und nutzen religiöse Elemente funktional in bestimmten Lebensphasen (z.B. Trauer, Ausweglosigkeit).
Fundamentalismustendenzen: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen der entwicklungspsychologischen Phase der Identitätsfindung und dem Auftreten fundamentalistischer Tendenzen. Die Identitätsfindungsphase, gekennzeichnet durch kritische Hinterfragung und die Suche nach eigenen Werten und Normen, kann zu bipolar-dichotomen Mustern und Abgrenzungsprozessen führen, die bis hin zu radikalen Meinungen reichen. Der Rückzug auf fundamentalistische Positionen bietet Jugendlichen in dieser Phase scheinbar absolute Gewissheit, Halt und Orientierung und entlastet sie von den Herausforderungen der Entscheidungsfindung in einer komplexen Gesellschaft. Die Überforderung in der Identitätsfindungsphase, gepaart mit der Suche nach Halt und Stabilität, begünstigt somit das Aufgreifen fundamentalistischer Positionen als Antwort auf die existentiellen Fragen der Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Synkretismus, Entinstitutionalisierung, Religiosität Jugendlicher, Fundamentalismus, Identitätsfindung, Entwicklungspsychologie, Religionspädagogik, Shell-Jugendstudie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entinstitutionalisierte, synkretistische Religiosität Jugendlicher und Fundamentalismustendenzen
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Hypothese, dass die entinstitutionalisierte und synkretistische Religiosität von Jugendlichen fundamentalistische Tendenzen aufweist. Sie analysiert die synkretistische Religiosität, deren Ausübung außerhalb institutioneller Rahmenbedingungen und die entwicklungspsychologischen Aspekte, die diese Tendenzen begünstigen. Abschließend werden religionspädagogische Herausforderungen und notwendige institutionelle Rahmenbedingungen diskutiert.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Themen: Synkretistische Religiosität Jugendlicher, Entinstitutionalisierung der Religiosität, entwicklungspsychologische Faktoren, fundamentalistische Tendenzen und religionspädagogische Herausforderungen. Es werden Studien wie die Shell-Jugendstudie herangezogen, um die synkretistische Religiosität von Jugendlichen zu belegen.
Was versteht man unter synkretistischer Religiosität im Kontext der Arbeit?
Synkretistische Religiosität beschreibt die individuelle Interpretation und Deutung von Gottesbildern durch Jugendliche. Diese beziehen Elemente aus verschiedenen religiösen und nicht-religiösen Quellen und interpretieren sie als höhere Macht, kosmische Energie oder naturalistische Konstrukte. Es handelt sich nicht unbedingt um ein traditionell christliches Gottesbild.
Wie wird die Entinstitutionalisierung der Religiosität dargestellt?
Die Arbeit zeigt, dass Jugendliche ihre Religiosität zunehmend außerhalb kirchlicher Strukturen praktizieren. Die Kirche wird zwar oft wertgeschätzt, aber nicht als zukunftsfähig angesehen. Jugendliche adaptieren religiöse Elemente funktional an ihre Lebenssituation, beispielsweise in Phasen von Trauer oder Ausweglosigkeit.
Welche Rolle spielt die Entwicklungspsychologie?
Die Arbeit verbindet die Identitätsfindungsphase Jugendlicher mit dem Auftreten fundamentalistischer Tendenzen. Die kritische Hinterfragung von Werten und Normen kann zu bipolar-dichotomen Mustern und Abgrenzungsprozessen führen, die bis hin zu radikalen Meinungen reichen. Fundamentalistische Positionen bieten in dieser Phase scheinbar absolute Gewissheit und Halt.
Welche religionspädagogischen Implikationen werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die Herausforderungen für die Religionspädagogik angesichts der beschriebenen Entwicklungen. Es wird die Notwendigkeit spezifischer institutioneller Rahmenbedingungen betont, um den Bedürfnissen von Jugendlichen gerecht zu werden und fundamentalistischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die zentralen Schlüsselwörter sind: Synkretismus, Entinstitutionalisierung, Religiosität Jugendlicher, Fundamentalismus, Identitätsfindung, Entwicklungspsychologie, Religionspädagogik und Shell-Jugendstudie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über synkretistische Religiosität und deren Entinstitutionalisierung, ein Kapitel über Fundamentalismustendenzen und ein abschließendes Kapitel mit Zusammenfassung und Ausblick.
Wie wird die Hypothese der Arbeit eingeführt und belegt?
Die zentrale Hypothese – dass entinstitutionalisierte, synkretistische Religiosität bei Jugendlichen fundamentalistische Tendenzen birgt – wird in der Einleitung vorgestellt. Die folgenden Kapitel belegen diese Hypothese durch die Analyse der synkretischen und entinstitutionalisierten Religiosität, relevanter entwicklungspsychologischer Aspekte und der Diskussion religionspädagogischer Implikationen.
- Quote paper
- Sven Holtkamp (Author), 2015, Der religiöse, entinstitutionalisierte Synkretismus Jugendlicher. Fundamentalistische Tendenzen und religionspädagogische Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366911