Kompakte Zusammenfassung von wissenschaftlich gestützten und praxisorientierten Erkenntnissen aus den Bereichen Gerontologie, Lebensspannenpsychologie und Lifelong Learning.
Zusammenfassung in Form von Fragen und Antworten auf Basis des Lehrbuchs "Psychologische Grundlagen der Gerontologie" von Martin und Kliegel (2005).
FRAGEKATALOG MIT ANTWORTEN
1) Welche Funktionen hat eine Theorie im Kontext einer empirischen
Wissenschaft wie der Gerontopsychologie?
- geordnetes Aussagesystem, das der Erklärung von Beziehungen zwischen angenommenen und / oder aufgezeigten Regelhaftigkeiten innerhalb eines bestimmten umschriebenen Bereiches der Realität (hier z.B. dem Phänomen des Alterns) dient
2) Wie kann man die wichtigsten gerontopsychologischen Theorien
systematisieren?
- bereichsübergreifende vs. bereichsspezifische Theorien
- Betonung universeller vs. differentieller Elemente
3) Welche Artefakte können die empirischen Ergebnisse von
Altersunterschieden beeinflussen?
- Kohortenzugehörigkeit (Bsp. „famous faces“ -Test)
- physiologische Unterschiede
- Medikamente (z.B. bzgl. Geschwindigkeit der Verstoffwechslung)
- Tageszeiteffekte
- Selektivität und Mortalität
- sozioökonomischer Status
4) Was sind Grundthesen der Balteschen Konzeption einer
Lebensspannenpsychologie?
- alle Altersbereiche für Entwicklungsprozesse gleich bedeutsam
- Plastizität in jedem Alter
- über die gesamte Lebensspanne Entwicklungsgewinne und -verluste
- Multidirektionalität und -dimensionalität
- Entwicklung ist immer historisch und kontextuell eingebettet
- multidisziplinäre Betrachtungsweise
- Kontextualismusprinzip
5) Was bedeutet „Selektive Optimierung und Kompensation“ und wie kann
man Teilaspekte dieses Modelles überprüfen?
bereichsübergreifende Theorie:
- ein Ansatz „erfolgreichen Alterns“; Baltes & Baltes (1989)
- Grundannahme, dass ältere Personen angesichts von Einschränkungen oder Verlustprozessen aktiv und flexibel auf die Lebensgestaltung einwirken, im Hinblick auf das Ziel einer Stabilisierung / Verbesserung des Wohlbefindens empirische Überprüfung:
- Salthouse (1984): Studie, in welcher die Produktivität / Schreibgeschwindigkeit älterer und jüngerer Schreibkräfte verglichen wurde --> ältere Personen zeigten eine vergleichbare Geschwindigkeit aufgrund des Anwendens kompensatorischer Strategien
- Grignac (2002): Studie, in welcher die drei Anpassungsprinzipien eingesetzt wurden im Zusammenhang mit der Beeinflussung der Lebensqualität bei einer chronischen Krankheit
- Kliegel, Martin et al. (2004): Studie, in welcher Leistungen in Planungsaufgaben von jüngeren und älteren Personen verglichen wurden (abstrakte vs. alltagsnahe Aufgaben)
6) Welche Vorteile bieten Quer- und Längsschnittstudien?
- Wahl des Forschungsdesigns ist abhängig von der Fragestellung
- da es bei gerontopsychologischen Fragestellungen v.a. um die Untersuchung von Entwicklungsprozessen geht, werden grösstenteils Längsschnittstudien durchgeführt
Exkurs: Methodenlehre: Merkmale von Quer- vs. Längsschnittstudien:
Querschnittstudien:
- Idee: „Altersveränderungen der Eigenschaften von Personen schlagen sich in Altersunterschieden nieder“ --> Altersunterschiede zu einem bestimmten Zeitpunkt als Ergebnis dieser Veränderungen
- Vorgehen: Erheben von Daten von mindestens zwei Kohorten bzgl. einem oder mehreren Merkmalen zu einem Zeitpunkt
- Vorteile /Besonderheiten:
- vielfach sind Kohorteneinflüsse (möglicher konfundierender Faktor) auf intraindividuelle Entwicklungen relativ gering
- ökonomischer als Längsschnittstudien
- Beziehung zwischen einer erklärenden Variablen (z.B. körperliche Leistungsfähigkeit) und der zu erklärenden Variablen (z.B. Gedächtnisleistung) wird künstlich erhöht, wenn beide Variablen mit der gleichen alterskorrelierten Variablen (z.B. Erkrankungen, die im Alter häufiger vorkommen) zusammenhängen
- Nachteile / Besonderheiten:
- Konfundierung dadurch, dass Personen in unterschiedlichen historischen Kontexten geboren wurden und gelebt haben --> z.B. in SLS (Schaie, 1996) nachgewiesen
- Kohorteneffekte bzgl. schulischer Bildung --> kann zu einer Überschätzung von Leistungsverlusten im Alter führen
- unklare Frage: Sind Alterseffekte auf Altersveränderungen / Kohortenunterschiede oder Entwicklungskontexte zurückzuführen?
Längsschnittstudien:
- Idee: da es bei Forschungsfragen der Gerontopsychologie vornehmlich um Veränderungen geht, ein oft verwendetes Forschungsdesign
- Vorgehen: STP von Personen wird zu mehreren Zeitpunkten hinsichtlich spezifischer Veränderungen (z.B. bzgl. kognitiver Ressourcen) gemessen (Bsp. einiger Längsschnittstudien: BASE, ILSE, SLS, SWILS-O) --> (z.B. kompensatorische Prozesse, Lernprozesse)
- Nachteile / Probleme:
- 1. Historische Einflüsse --> Kohorteneffekte (z.B. aufgrund politischer Umstände u.a.); Stärke des Einflusses ist abhängig von untersuchtem Material / untersuchten Merkmalen
--> Strategie: Untersuchung mehrerer Kohorten, um abzuschätzen inwieweit Veränderungen auf historische Einflüsse (Kohorteneffekte) zurück zu führen sind
- 2. Übungseffekte --> widerspiegeln Testleistungsveränderungen über die Zeit hinweg; Lerneffekte --> Strategie: mit Baseline-STP vergleichen
- 3. eingeschränkte Vergleichbarkeit von Messinstrumenten:
- Regression zur Mitte
- Stichprobenausfall
- Selektivität der Teilnahme
- Beispiel einer Längsschnittstudie
- SOEP = sozioökonomisches Panel):
Handelt es sich bei beobachtbaren Veränderungen um Alterseffekte oder Kohorteneffekte oder ein inhaltlich wichtiges Artefakt?
- „Wie verändert sich ihr Wohlbefinden mit dem Alter?“ (bzgl. Wohlbefindensparadox)
- Fazit: Wohlbefindensparadoxon lässt sich aufgrund einer Kombination von Alters- und Kohorteneffekt erklären
Gemischtes Design: Kombination aus Quer- und Längsschtnittstudie
Kohortensequenzmodell (Schaie)
7) Welche Arten von Erhebungsverfahren gibt es in der
Gerontopsychologie?
- psychometrische Verfahren
- am häufigsten eingesetzt, v.a. im Bereich der Erfassung kognitiver Leistungen
- standardisierte Durchführung, Auswertung und Interpretation
- hoher Standardisierungsgrad: Gütekriterien: Objektivität, Validität, Reliabilität
- Bsp: WMS III (bis 89 J.), RBMT (bis 96 J.), NAI (bis 95 J.)
- diverse Einwände bzgl. Vergleichbarkeit von Messinstrumenten angesichts altersspezifischer Besonderheiten
- Befragungen
- schriftlich oder mündlich
- unstrukturiert, halbstrukturiert oder strukturiert
- Bsp. einer retrospektiven Datenerhebung:
- im Zh. mit autobiographischem Gedächtnis
- Verzerrungen
- Spezifität der Fragestellung: je spezifischer, desto differenziertere Auskunft möglich
- „reminescence bump“ des autobiographischen Gedächtnisses: Ereignisse der letzten zehn Jahre sind einem normalerweise am präsentesten --> Befragungstechniken: Anker setzen
- Verhaltensbeobachtung
- Welche Verhaltensweisen treten in einem bestimmten Zeitraum auf?
(Bsp. Erfassung emotionaler Schmerzindikatoren)
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- Quote paper
- Mirjam Peter (Author), 2008, Fragenkatalog zur Prüfungsvorbereitung Gerontopsychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366430
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