Einleitung: Was ist eigentlich Geschichte und wie entsteht Geschichtsbewusstsein?
Unter dem Begriff „Geschichte“ versteht man Geschehnisse und Ereignisse, die in der Vergangenheit spielen. Im Sinne der Wissenschaft ist Geschichte „Menschheits- und Menschengeschichte“, die vor zwei bis drei Millionen Jahren beginnt. Jeder Mensch verfügt zudem über eine eigene, individuelle Lebensgeschichte, die sein gegenwärtiges Leben und seine Zukunft beeinflusst. Dass er selbst ein geschichtliches Wesen ist, erkennt der Mensch jedoch erst, wenn er in eine Beziehung zu seiner eigenen Geschichte tritt und somit Geschichtsbewusstsein entwickelt. Bereits das Kind sammelt Erinnerungen und nimmt Veränderungen wahr, es handelt nach einem historischen Grundmuster, indem es Erfahrungen auf gegenwärtige Situationen überträgt und Entscheidungen von früheren Erfahrungen abhängig macht. Es versteht jedoch noch nicht, wie sich Dauer und Veränderung auf die eigene Wirklichkeit auswirken. Erst die Erkenntnis von historischen Zusammenhängen kann somit als historisches Bewusstsein bezeichnet werden.
Der Geschichtsdidaktiker Pandel unterscheidet drei Basisdimensionen des Geschichtsbewusstseins: Temporalbewusstsein, Wirklichkeitsbewusstsein und Historizitätsbewusstsein. Beim Temporalbewusstsein handelt es sich um die Fähigkeit, zwischen den drei Zeitdimensionen unterscheiden und einen Zusammenhang zwischen Zeit und Geschehen herstellen zu können. Wirklichkeitsbewusstsein bezeichnet die bewusste Unterscheidung zwischen realen und fiktiven historischen Persönlichkeiten, Handlungen und Ereignissen. Historizitätsbewusstsein meint Veränderungen von Lebens- und Verhaltensweisen in der Menschheitsgeschichte.
Neben den drei Basisdimensionen nach Pandel kann man zwischen dem physikalischen und dem historischen Zeitverständnis differenzieren. Während das historische Zeitbewusstsein zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in geschichtlicher Hinsicht unterscheidet, bezieht sich der physikalische Zeitbegriff auf den Beginn, die Dauer oder das Ende einer Handlung und stellt die Voraussetzung für die Entwicklung des historischen Zeitverständnisses dar...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Was ist eigentlich Geschichte und wie entsteht Geschichtsbewusstsein?
- 2. Der Stellenwert des historischen Sachunterrichts in der Grundschule
- 2.1 Der wissenschaftsorientierte, fachpropädeutische Sachunterricht
- 2.2 Der gegenwärtige Stellenwert des historischen Sachunterrichts
- 3. Psychologische Voraussetzungen für historisches Lernen in der Grundschule
- 4. Begründungszusammenhänge des historischen Lernens
- 5. Zielsetzungen des historischen Sachunterrichts
- 5.1 Entwicklung des Geschichtsbewusstseins
- 5.2 Entwicklung von Planungs- und Problemlösekompetenzen
- 5.3 Förderung von Urteilsvermögen und Kritikfähigkeit
- 5.4 Anbahnung von medienkritischem Verhalten
- 5.5 Förderung von Sozialkompetenz und Empathieverhalten
- 5.6 Einführung in fachspezifische Arbeitsweisen und Erkenntnismethoden
- 5.7 Motivationale Ziele
- 6. Inhalte des historischen Sachunterrichts
- 6.1 Aktuelle, lokale Anlässe
- 6.2 Zeitleisten
- 6.3 Kindheitsgeschichte, Kinderziehung und Familienstrukturen
- 6.4 Arbeitswelt und Erwerbsarbeit
- 6.5 Schulgeschichte
- 6.6 Vor-, Früh- und Zeitgeschichte
- 7. Veranschaulichungsmöglichkeiten im historischen Sachunterricht
- 7.1 Geschichtserzählungen
- 7.2 Quellenarbeit
- 7.2.1 Sachquellen
- 7.2.2 Schriftliche Quellen
- 7.3 Oral History
- 7.3 Historische Museen
- 7.4 Archive
- 7.5 Historische Kinder- und Sachbücher
- 7.6 Filme
- 7.7 Spiele
- 7.8 Bilder
- 7.9 Historische Geschichtskarten
- 7.10 Weitere Veranschaulichungsmöglichkeiten
- 8. Methodische Vorgehensweisen und Lernverfahren im historischen Sachunterricht
- 9. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem historischen Sachunterricht in der Grundschule. Ziel ist es, die Bedeutung und den Stellenwert des historischen Sachunterrichts für die Entwicklung von Kindern zu beleuchten, sowie wichtige Themen und pädagogische Ansätze zu erläutern.- Die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins bei Grundschulkindern
- Die psychologischen Voraussetzungen für historisches Lernen
- Die Bedeutung von Quellenarbeit und Veranschaulichungsmöglichkeiten
- Methodische Vorgehensweisen im historischen Sachunterricht
- Der aktuelle Stellenwert des historischen Sachunterrichts in der Grundschule
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Begriff "Geschichte" und die Entstehung von Geschichtsbewusstsein. Sie beleuchtet die drei Basisdimensionen des Geschichtsbewusstseins nach Pandel: Temporalbewusstsein, Wirklichkeitsbewusstsein und Historizitätsbewusstsein. Das zweite Kapitel beleuchtet den Stellenwert des historischen Sachunterrichts in der Grundschule, wobei die Entwicklung des Fachs und die Rolle des wissenschaftsorientierten, fachpropädeutischen Sachunterrichts der 70er Jahre betrachtet werden. Anschließend analysiert das dritte Kapitel die psychologischen Voraussetzungen für historisches Lernen in der Grundschule. Dabei wird der Einfluss der kognitiven und sprachlichen Entwicklung des Kindes auf das Verständnis von Geschichte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Historischer Sachunterricht, Geschichtsbewusstsein, Grundschule, Entwicklungspsychologie, Quellenarbeit, Veranschaulichungsmöglichkeiten, methodische Vorgehensweisen.- Quote paper
- Kathrin Morawietz (Author), 2005, Historischer Sachunterricht in der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36530