Kindfrauen. Man sieht sie überall. Lasziv possierende Unterstuflerinnen vor Handykameras, Kindermodelle in Modezeitschriften oder aber als durch die Cinematographie zum Leben erweckte Romanfiguren wie im Falle von Vladimir Nabokovs Lolita. Die starke Präsenz dieses Themas schürt den Diskurs darum. Sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch in der (Literatur-)wissenschaft. Aus diesem Grund wird die vorliegende Arbeit versuchen das Thema Kindfrau, sowohl aus reeller als auch aus fiktionaler Sicht, zu untersuchen.
Bezeichnet man heute eine weibliche Person als Kindfrau, meint man häufig ein "Mädchen, das zugleich unschuldig und raffiniert, naiv und verführerisch wirkt". Auch wenn der ambivalente Charakter der Mädchen der Gleiche bleibt, verschob sich im Laufe der Zeit jedoch das Verständnis von Mädchen sehr. Ist es in der heutigen Zeit normal mit Mitte bis Ende zwanzig oder gar dreißig zu heiraten, galt man mit diesem Alter im letzten Jahrhundert bereits als alte Jungfer, die vermutlich nie heiraten wird. Denn damals galt es als normal Mädchen im zarten Alter von vierzehn Jahren zu verheiraten und das auch nicht zwingend mit Altersgenossen. Der Wandel des Wortes liegt also offenbar in unserem Verständnis von Kindheit begründet.
Deshalb wird zunächst versucht, den Ursprung der "realen" Kindfrau ausfindig zu machen und in unserer Geschichte festzulegen. Im Anschluss auf diesen historischen Exkurs wird die Kindfrau aus literarischer oder "fiktionaler" Sicht beleuchtet. Dies geschiet mit Hilfe von Vladimir Nabokovs Roman "Lolita", welcher 1955 erstmals in Frankreich veröffentlicht wurde. Anhand dessen wird gezeigt wie schwierig es zum Einen ist die Kindfrau selbst zu kategorisieren zum Anderen jedoch auch wie komplex ihr Zusammenspiel mit anderen Charakteren, speziell dem Antihelden Humbert Humbert, ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „echte“ Kindfrau - Kindheit und Kindfrauen
- Die „literarische“ Kindfrau - Sprengsatz uns bekannter Kategorien
- Weitere Ambivalenzen oder die Schuldfrage in Nabokovs Roman
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Konzept der „Kindfrau“ aus sowohl realer als auch fiktionaler Perspektive. Sie untersucht die historische Entwicklung des Kindseins und dessen Einfluss auf das Verständnis der Kindfrau sowie die ambivalente Natur dieser Figur in der Literatur, insbesondere anhand von Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“.
- Die historische Entwicklung des Kindseins und die gesellschaftliche Konstruktion der „echten“ Kindfrau
- Die literarische Darstellung der Kindfrau und deren Ambivalenzen
- Die Rolle der Kindfrau in Nabokovs „Lolita“ und das komplexe Zusammenspiel mit anderen Charakteren
- Die Schwierigkeit, die Kindfrau zu kategorisieren und die Brechung traditioneller Geschlechterrollen
- Der Einfluss von Erziehungs- und Gesellschaftskonzepten auf das Verständnis von Kind und Frau
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema „Kindfrau“ in den Kontext der gesellschaftlichen und literarischen Diskurse und erläutert die Notwendigkeit ihrer Untersuchung.
- Die „echte“ Kindfrau - Kindheit und Kindfrauen: Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung des Kindseins und der Entstehung des Konzepts der Kindheit. Es analysiert die Veränderungen im Verständnis von Mädchen und die Entwicklung des Begriffs „Kindfrau“.
- Die „literarische“ Kindfrau - Sprengsatz uns bekannter Kategorien: Dieses Kapitel widmet sich der Darstellung der Kindfrau in der Literatur und untersucht ihre Ambivalenz als Figur, die gleichzeitig unschuldig und verführerisch, naiv und raffiniert wirkt.
- Weitere Ambivalenzen oder die Schuldfrage in Nabokovs Roman: Hier wird Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“ als Beispiel für die Darstellung der Kindfrau in der Literatur analysiert. Es werden die komplexen Beziehungen zwischen der Kindfrau und anderen Figuren sowie die schwierige Kategorisierung der Figur untersucht.
Schlüsselwörter
Kindfrau, Kindheit, gesellschaftliche Konstruktion, Literatur, Ambivalenz, Geschlechterrollen, Vladimir Nabokov, Lolita, Erziehungs- und Gesellschaftskonzepte, historischer Wandel, Sexuelle Unschuld, verführerisches Kind.
- Quote paper
- Linda Zimmer (Author), 2017, Das Dilemma der Kindfrau in Vladimir Nabokovs "Lolita". Opfer oder Verführerin?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365223