In dieser Hausarbeit wird auf die komplexe Bedeutung des freiwilligen Engagements im gesellschaftlichen Wandel und dessen Förderungsmöglichkeiten eingegangen. Schwerpunkte dieser Arbeit sind gerichtet auf die unterschiedlichen vorfindbaren Begrifflichkeiten, die historischen Hintergründe, die verschiedenen Facetten der Hintergründe dieser Begrifflichkeiten und die Bedeutung des freiwilligen Engagements.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Komplexität des Begriffes
2.1 allgemeiner Definitionsversuch
2.2 Das Ehrenamt
2.2.1 Klassisches Ehrenamt
2.2.2 Neues Ehrenamt
2.3 Selbsthilfe
2.3.1 Aufgaben der Selbsthilfe
2.4 Bürgerschaftliches Engagement
2.4.1 Die Bürgergesellschaft
2.4.2 Eigenschaften des freiwilligen- bzw. bürgerschaftlichen Engagement.
2.5 Freiwilligenarbeit
3. Historische Hintergründe der Begrifflichkeiten (Komplexität)
4. Strukturen der Freiwilligenarbeit
4.1 Zugangswege/Motive
4.2 Wer engagiert sich „freiwillig“?
4.3 Tätigkeitsfelder des freiwilligen Engagements
4.4 Motivationswandel vs. Strukturwandel
5. Bedeutungen des Freiwilligen Engagements
5.1 allgemein gesellschaftliche Bedeutungen
5.2 ökonomische Bedeutung als 3. Sektor
5.3 Bedeutung des freiwilligen Engagements für ausgewählte Sektoren
6. Jugend und freiwilliges Engagement
6.1 Motive und Rekrutierungswege für die Ausübung der Jugendlichen
6.2 Beteiligung und Rahmenbedingungen
6.3 Förderung der Jugend
7. Freiwilliges Engagement verändern und entwickeln
7.1 Engagementförderung/ Verbesserung der Rahmenbedingungen
7.2 Einflüsse auf freiwilliges Engagement durch Politik und Medien
7.3 Zukunftsvisionen
8. Zusammenfassung
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Ehrenamt „...gehört zu den Top-Themen auf der Agenda zur gesellschaftlichen Zukunftsgestaltung in Wissenschaft und Politik.“ (vgl. Heinze/Olk, 2001, S.255)
Seit 1985 ruft die UNO jedes Jahr den internationalen Tag der freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus. In vielen Gemeinden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wird auf vielfältige Weise Freiwilligenarbeit geleistet. Es ist eine Form, bei der die Tätigkeit der Akteure nicht auf einen Erwerb gerichtet ist und wodurch damit die Kooperation der Menschen untereinander verschiedenen Alters begünstigt wird. Die angelegte Palette der verschiedenen Tätigkeiten für jung und alt ist sehr groß. Freiwilligenarbeit beruht darauf, dass „... Menschen ihre Zeit zur Verfügung stellen, um Notlagen zu lindern und Lücken aller Art zu füllen.“ (Brauchbar, Heinz, 1995, S.310)
In dieser Hausarbeit möchte ich auf die komplexe Bedeutung des freiwilligen Engagements im gesellschaftlichen Wandel und dessen Förderungsmöglichkeiten eingehen. Dahingehend richten sich meine Schwerpunkte auf die unterschiedlichen Begrifflichkeiten, die historischen Hintergründe, die verschiedenen Facetten der Hintergründe der Begrifflichkeiten und die Bedeutung des freiwilligen Engagements. An einem ausgewählten Beispiel, der Jugend, werde ich explizit nochmals einige Punkte hinsichtlich des freiwilligen Engagements betrachten. Im abschleißenden Kapitel nehme ich dann Stellung zu einigen Förderungsmöglichkeiten und gebe danach eine kurze Zusammenfassung. Nun werde ich mich in dem ersten Kapitel direkt auf die Komplexität des Begriffes beziehen.
2 . Die Komplexität des Begriffes
Der internationale Begriff des „Volunteers“ hat in Deutschland nicht solch eine einheitliche Bedeutung. Dennoch lassen Tendenzen erkennen, daß von den Akteuren zunehmend der Begriff des „freiwilligen Engagements“ verwendet wird. (vgl. Rosenbladt, 2001, S.16)
Dieser Oberbegriff wird in 3 Segmente gesplittert, dass der privaten Hilfe, der Selbsthilfe und des Ehrenamtes. Jedes dieser 3 genannten weist Überschneidungsbereiche mit dem jeweils anderen auf. (vgl. Beher u.a., 2002, S.118)
Der Begriff hat in unserer Gesellschaft ein „terminologisches Problem, weil im deutschen Sprachgebrauch derzeit verschiedene, teils konkurrierende Begriffe für die Sache verwendet werden.“ (Rosenbladt, 2001, S.50) Dieses Phänomen ist sehr verschwommen, und die empirische Forschung begegnet dem meist in 2 Formen. Einmal bestimmt man einen bestimmten Gegenstandsbereich, mit der Folge, dass eine bestimmte Perspektive festgelegt wird und das generelle Problem zu einem Definitorischen wird. Und die andere Form ist, wenn das Problem als eindeutig und bekannt vorausgesetzt wird mit der Folge, dass man damit die faktische Komplexität des Begriffes unterläuft. Diese Verfahrensweisen werden von den Verfassern des Buches als unzureichend beschrieben, welches ein theoretisch-analytisches Defizit darstellt. (vgl. Beher u.a., 2002, S.101)
„Das breite und intensive Interesse von Öffentlichkeit und Politik am bürgerschaftlichen Engagement steht in einem deutlichen Gegensatz zu Vagheit und Mehrdeutigkeit des Begriffs sowie der Diversität und Vielfalt der hiermit bezeichneten Phänomene. Auch stehen Theoriebildung und empirische Forschung zu Phänomenen wie Ehrenamt, Selbsthilfe, bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital erst am Anfang ihrer Entwicklung.“ (Heinze u.a., 2001, S.13)
2.1 allgemeiner Definitionsversuch
In der Internetseite von www.freiwillig.de wurde der Versuch gemacht zu einer allgemeinen Begriffsbestimmung vom freiwilligen Engagement zu gelangen. Dahingehend wird beschrieben, dass der Baustein der zivilen Gesellschaft im Freiwilligen Engagement begründet liegt. Die hehrsten Ziele der Menschen, welche das Streben nach Liberalismus, Frieden, Lebenschancen, Sicherheit und Gerechtigkeit sind, werden mit den Freiwilligendiensten erfüllt.(vgl. www.freiwillig.de)
In allen Gesellschaften existieren seit jeher Freiwilligendienste. Sie sind Bestandteil der Gesellschaft und aufgrund der wachsenden Dienstleistungen sollte für sie ein neues Bewusstsein geprägt werden. Auch in Deutschland stehen die Freiwilligendienste für Demokratie und humanen Umgang miteinander. Gerade aufgrund der Globalisierung wird der gesellschaftliche Zusammenhalt durch die Mitmenschen die freiwillig beschäftigt sind, geleitet.(vgl.www.ijf2001.de) Das Menschen sich freiwillig engagieren bestimmt im wesentlichen unsere Kultur und die Qualität unseres Gemeinwesens. Aber auch die Rechtsstaatlichkeit und Demokratie existieren von der Bereitwilligkeit der Bevölkerung sich freiwillig zu beschäftigen.(vgl. Beher u.a., 2002, S.5) Freiwilliges Engagement schafft gegenseitiges Vertrauen und Empfindungen der Zugehörigkeit. (vgl. Enquete Kommission, 2002, Bd.4, S.8)
In Deutschland gibt es kein kongruentes Bild über die Bezeichnung von Freiwilligentätigkeit. Stichwörter wie „Ehrenamt“, „Bürgerschaftliches Engagement“ aber auch „Selbsthilfe“ können Benennungen dieser Aktivitäten sein und hinter jedem unterschiedlichen Abstraktum, der eigentlich das selbe meint, wird von den Verwendern etwas anders angenommen. Anknüpfend an dies möchte ich dahingehend hervorheben, dass sich schon mit der Begrifflichkeit der Freiwilligentätigkeit sich unterschiedliche Vorstellungen und dadurch das spezifische Hervorheben bestimmter Perspektiven mit differenzierten Sichtweisen verbergen. Die verschiedenen Apperzeptionen haben konzeptionell und thematisch unterschiedliche Begriffsdefinitionen. Unter den verschiedenen Konzepten zeigen sich Differenzen in der Wahrnehmung, der Akzentuierung aber auch in der Profilierung. ( vgl.www.ijf2001.de) Trotz dieser ungleichen Akzente geht es aber bei allen Begrifflichkeiten letztendlich um die selbe Sache. Nämlich um den Grundgedanken, Verantwortung für andere zu übernehmen, welcher
durch die „Bürgergesellschaft“ oder die „Zivilgesellschaft“ geleitet wird. (vgl. Rosenbladt, 2001, S.33)
Dahingehend kann man erkennen, dass sich hinter dem Begriff Freiwilligenarbeit eine lange Tradition verbirgt. Aber trotz der großen Bedeutung in vielen gesellschaftlichen Bereichen wird erst seit den letzten Jahren die Freiwilligenarbeit als eigenes Handlungsfeld gesehen. Und erst dadurch wird dieser eigenständige Bereich auch ein Feld für die Politik, auf die ich in einem späteren Abschnitt eingehen werde. Die Enquete Kommission aber auch das Internationale Jahr der Freiwilligen (IJF) sind Marksteine für diese Entwicklung.(vgl. Rosenbladt, 2001, S.16) „Freiwilligenarbeit bietet vielfältige Chancen des Mitdenkens und Mitgestaltens außerhalb des oft lähmenden Konformitätsdrucks von Verwaltungsbürokratien.“ (Brauchbar, Heinz, 1995, S.312)
Aufgrund dieses uneinheitlichen Bildes über den Begriff selbst, ist es meines Erachtens notwendig, im folgenden Kapitel einige der Begrifflichkeiten unter Einbeziehung verschiedenen Verständnisse und Zugriffe näher zu bestimmen.
2.2 Das Ehrenamt:
Das Ehrenamt ist in seiner Ausführung die traditionellste Form aller Begrifflichkeiten.
Darunter wird die unentgeltliche Mitarbeit, meist durch eine formalisierte Mitgliedschaft der Tätigen in einer Organisation, in den Parteien, den Verbänden usw. verstanden. Die Identifikation geschieht aufgrund der Werte und Ziele der Organisation. (vgl. www.ehrenamt.de, Vortrag von Thomas Rauschenbach) Dies kann man bereits durch den Begriff als solches erkennen, nämlich einerseits die Ehre, etwas für andere tun zu wollen, aber auch das Amt, im Besonderen, daß es an eine bestimmte Arbeitsstelle gebunden ist.
Im 19. Jahrhundert förderten die Sein- Hardenbergschen Reformen die Entstehung von Kommunen als Selbstverwaltete lokale Gemeinwesen. Demzufolge vermochte sich das aufstrebende Bürgertum über das Ehrenamt an der lokalen Selbstverwaltung mit zu beteiligen. Als „Entschädigung“ für den geleisteten Einsatz seitens der Akteure erhielten sie Anerkennung und Ehre. Dadurch wurde auch das Ehrenamt in seiner Begrifflichkeit geprägt. In politischen, sozialen und gesellschaftlichen Vereinigungen war das Ehrenamt lange Zeit Kern der kommunalen Selbstverwaltung und es kam aufgrund dessen zur häufigen Nutzung dieses Begriffes im Sprachgebrauch. Dennoch gab es auch zur damaligen Zeit andere, weniger formalisierte Tätigkeitsfelder. Das Ehrenamt in seiner damaligen Begriffsdefinition erfasst kaum das breite Spektrum innerhalb der gesamten Bereiche. (vgl. Enquete Kommission, 2002, Bd.4, S.73f)
„...beim Begriff <<Ehrenamt>> handelt es sich um ein mehrdimensionales, nur schwer zu fassendes und abgrenzbares Konstrukt, unter das ganz verschiedene Entwicklungen, Bereiche, Mitarbeiter(innen)gruppen, Tätigkeiten, Funktionen und Motive subsumiert werden.“ (Beher u.a., 2002, S.17)
2.2.1 Klassisches Ehrenamt
Das klassische Ehrenamt steht geschichtlich gesehen im Zusammenhang mit veränderten sozialen Lebensbedingungen seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Aufgrund der Verstädterung und der Individualisierung der Gesellschaft, kam es zur Entstehung des klassischen Ehrenamtes. Es ist dadurch ein traditionelles als auch Verbandsgebundenes Engagement. Ein wichtiger Punkt bei der Betrachtung des klassischen Engagements, ist daß es seitens der Akteure oftmals zu einer bedingungslosen Hingabe an die soziale Aufgabe unter Verzicht auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse und Interessen kam. Das klassische Ehrenamt in seiner Erscheinungsform ist gebunden an überholte Sozialmilieus. Aufopferung und Idealismus sind wichtige Attribute bei der begrifflichen Bestimmung des klassischen Ehrenamts. Dies war durch die gesellschaftlichen Zentralwerte in der damaligen Zeit legitimiert, die aber aufgrund des Wertewandels in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung verloren. (vgl. Heinze u.a., 2001, S.236)
2.2.2 Neues Ehrenamt
Das neue Ehrenamt kann durch die Beschreibung unterschiedlicher Wandlungsprozesse als Abgrenzung zum alten Ehrenamt beschrieben werden. Erkennen lässt sich dies in neuen Inhalten, Formen und Motiven der Akteure. (vgl. Beher u.a., 2002, S.21) Die neuen Motivlagen der Engagierten, nämlich der Wunsch danach, die eigenen Bedürfnisse und Interessen der Zeit anzupassen, aber auch, dass Sie die eigenen Kräfte und Möglichkeiten nicht übersteigen, waren der Beginn des neuen Ehrenamtes. Attribute des neuen Ehrenamtes lassen sich durch eine neue Verbindung sozialer Gesinnung, persönliche Betroffenheit bei der Ausübung in einem Tätigkeitsfeld, Selbstverwirklichungsmotiven, politischer Veränderungs- wille, der Belohnung, die sich unmittelbar aus der Tätigkeit ergeben muss und anderen neuen Wandlungen, erklären. (vgl. Heinze u.a., 2001, S.236)
Diese Wandlungserscheinungen haben eine Neupositionierung des Ehrenamts im gesellschaftlichen Gesamtgefüge nach sich gezogen. Das Hinzukommen von neuen Themenbereichen, wie der Ökologie und dem Umweltschutz, aber auch zum Beispiel, daß heutzutage Freiwilligenarbeit zeitlich befristeter verläuft, lässt diese neuen Tendenzen erkennen. Gleichwohl findet Freiwilligenarbeit auch in überschaubareren Projekten statt, die Akteure haben erweiterte Gestaltungsmöglichkeiten in ihrer Arbeit und besitzen auch größere Freiräume. Dies lassen neue Intentionen sichtbar werden. Hinzu kommt auch der Wandel von altruistischen Motiven zu sozialem und kulturellem Engagement. Ebenso steht bei den Akteuren die Bereicherung der Lebenserfahrung als auch eine inhaltliche Kommunikation mehr im Mittelpunkt als früher. (vgl. Beher u.a., 2002, S.21) Aber auch dadurch das das Ehrenamt zu immer mehr öffentlichem Interesse gelangt, kommt es zu den verschiedenen Diskursen über den Begriff selbst. ( Beher u.a, 2000, S.21)
Zu diesen und anderen Erscheinungen werde ich nochmals in dem Abschnitt über den Strukturwandel des Ehrenamts eingehen.
2.3 Die Selbsthilfe:
Der Begriff der Selbsthilfe ist ein ehrwürdiger Begriff, welches dem ungeachtet geprägt wird durch wird durch ein weites Verständnis des Begriffes.( vgl. Opielka, 2001, S.1)
Historisch lässt sich die Entstehung von der Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen weit zurück verfolgen. Selbsthilfecharakter hatten bereits die Zünfte und Gilden im 18. Jahrhundert. Dies war die bürgerschaftliche Variante der Selbsthilfe. Aber auch in Arbeiter- und Genossen- schaftsbewegungen, das heißt wo der Staat nicht aktiv war, konnten Selbsthilfeaktivitäten entstehen. (vgl. Heinze u.a., 2001, S.241)
Dennoch entstand erst Mitte der 80er Jahre die derzeitige Prägung der Selbsthilfe und mit ihr wurde ein neues Bewusstsein für die Ehrenamtlichen geformt. Man wurde skeptischer gegenüber den Autoritäten und Experten und entfernte sich zunehmend auch von den Organisationen. Danach wird die Selbsthilfe als ein „emanzipiertes und tendenziell wertepluralistisches Selbstbewusstsein moderner Milieus, das sich dezidiert von einem traditionell an Vereine und Verbände gebundenen Ehrenamt abgrenzt...“, beschrieben. (www.ehrenamt.de, Vortrag von Thomas Rauschenbach) Der Begriff legt durch den Ausdruck des Selbst eine individualistische Perspektive nahe und ist aber dennoch im deutschen Raum immer mit einer gemeinschaftlichen Hilfeleistung zu sehen. (vgl. Opielka, 2001, S.1) Zudem kann man auch sagen, dass die Selbsthilfe durch das Reformscheitern innerhalb der Politik, die zunehmende Arbeitslosigkeit, die alternativen Lebensstilen, als auch durch den Staats- und Fortschrittsverdruss entstand. Das heißt, es ist eine sozialpolitische Stoßrichtung innerhalb der Selbsthilfebewegung. (vgl. Beher u.a., 2002, S.125)
Folglich kann man sagen, dass die Selbsthilfe den Versuch startete sich vom traditionellen Bild des Ehrenamt abzugrenzen.
Dem ungeachtet sind Überschneidungsbereiche zwischen dem Ehrenamt und der Selbsthilfe vorhanden. Kettler definiert Selbsthilfe als eine Form des freiwilligen Engagements. Die Prinzipien der Engagierten liegen in der Gegenseitigkeit, der Selbstorganisation und der überschaubaren Solidarität. Motive, warum sich Menschen in der Selbsthilfe engagieren liegen in der Hilfe für sich und andere. Es umfasst seiner Meinung nach das Engagement in Selbsthilfegruppen und Initiativen. Braune dagegen meint, das Selbsthilfe eine besondere Form des Freiwilligen Engagements ist. Es ist ein Eigenbereich zwischen professionellen und familiären Strukturen und gleichzeitig ein Bereich zwischen Eigen-, und Fremdhilfe mit unterschiedlichen Akzenten. Körber versucht dagegen die Selbsthilfe vom Freiwilligen Engagement abzugrenzen, und rechnet zum Beispiel unentgeltliche Arbeit für kranke
Angehörige auch der Selbsthilfe zu. Er meint, dass der Adressatenkreis und die Motivation im wesentlichen enger aber auch stabiler sind, als im freiwilligen Engagement. (vgl. Beher u.a., 2002, S.122f)
Selbsthilfegruppen stehen oftmals in Konkurrenz zu den traditionellen Organisationen. (vgl. Beher u.a., 2002, S.125)
Dahingehend kann man sicherlich gut erkennen, das auch hier wieder keine einheitliche Beschreibung über einen Begriff herrscht und es schwer ist sich daraus nun das „richtige“ heraus zu suchen. Die verschiedenen Meinungen über die Begrifflichkeiten entstehen immer wieder durch die unterschiedlichen Akzentsetzungen dessen, was man darunter verstehen will.
In dem Bericht der Enquete Kommission wird >>Selbsthilfe<< als das selbstständige Tätigwerden und die gegenseitige Hilfe von Personen bei Problemen bezeichnet. Das heißt, es geht vorwiegend bei der Selbsthilfe um eine wechselseitige Unterstützung zwischen dem Helfer und der zu helfenden Person. Dadurch wird die Selbsthilfe auch als moderne Ergänzung zu klassischen Formen der Unterstützung gesehen. Der Bezug zur Öffentlichkeit wird in der Selbsthilfe stark betont. Personen und Kontaktstellen finden sich in diesem Bereich wieder, die soziale und gesellschaftliche Probleme enttabuisieren. Es findet zudem ein fließender Übergang zu andren Formen des Engagements statt. (vgl. Enquete Kommission, 2002, S.74)
Nach Wex (1995, S.16) entsteht Selbsthilfe „... zumeist als Reaktion auf Entwicklung im staatlichen Bereich. Selbsthilfe entwickelt sich so quasi als Pendant der staatlichen Versorgung. (Heinze u.a., 2001, S.241)
Aufgrund das die Selbsthilfe in den letzten 20 Jahren eine starke qualitative als auch quantitative Entwicklung gemacht hat, werden seit einiger Zeit neue Formen von freiwilliger Tätigkeit an den Gedanken der Selbsthilfe teilweise unmittelbar angeknüpft. Nach der ISAB haben sich bis zum Jahre 1997 ca. 70000 Initiativen der Selbsthilfegruppen mit 2-3 Millionen Engagierten entwickelt. (vgl. Heinze u.a., 2001, S.242)
2.3.1 Aufgaben der Selbsthilfe
In der Selbsthilfe wird ein wichtiger Beitrag bei gesundheitlichen und körperlichen Problemen geleistet. Sie ist nicht beschränkt auf bestimmte Themen, sondern man findet sie in nahezu allen Bereichen und dies mit sehr unterschiedlich ausgeprägtem Problem- bzw. Interessenbezug. Für den Menschen selbst erhöht Sie das Selbstwertgefühl, da Sie eine eigenbestimmte Hilfe ist. Das eigene Leben kann stärker in die Hand genommen werden. Da die Selbsthilfe ein freiwilliger Zusammenschluss ist, hat sie einen geringen Grad der Formalisierung. Auch die gegenseitige Beratung aus einer Betroffenenperspektive kann zum Beispiel ausgegrenzten Menschen helfen, Solidarität zu erfahren um dann neue Formen der Gemeinschaft zu erproben. (vgl. Heinze u.a., 2001, S.242)
2.4 Bürgerschaftliches Engagement
Der Begriff des bürgerschaftlichen Engagements wird nicht immer anerkannt, und befindet sich häufig in der Kritik und Widersprüchen. Die Vereine müssen erst lernen, sich durchzusetzen. Zum Bürgerengagement gehört es auch, dass sich Menschen bei nicht gerechtfertigter Problembehandlung zusammenschließen. Dies geschieht in Bürgerinitiativen, sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen. Die Grund- und Freiheitsrechte jeden Bürgers sind die Vorraussetzung für das Bürgerschaftliche Engagement. (vgl. Enquete Kommission, Bd.4, 2002, S.74f)
In dem Begriff des Bürgerschaftlichen Engagements geht es vor allem um die Wiederbelebung der zivilen Gesellschaft. Dadurch steht die Gemeinwohlorientierung im Mittelpunkt dieses Denkens. Aufgrund der Veränderung der Gesellschaft, der Not und Bedürftigkeit der Menschen in den letzten Jahrhunderten, aus dem Verlust an Geborgenheit, aber auch aus der bürgerlichen kommunalen Selbstverwaltung hat man nun den Revitalisierungsgedanken sozialer Gemeinschaften im Blickfeld. Das Ziel des Bürgerschaftlichen Engagements liegt in der Gemeinwohlorientierung als Selbstverpflichtungsaufgabe mit dem Ziel, eine lebensweltlich organisierte Solidarität zu schaffen. Der Zugang geschieht eher von unten, d.h. vom kleinen heraus, in der Hoffnung, daß dies Nachahmung durch die gesamten Gesellschaft erfährt. Die Hilfe geschieht letztendlich in einem Maßstab 1:1 und orientiert sich an der individualisierten Mitmenschlichkeit. (vgl. www.ehrenamt.de, Vortrag von Thomas Rauschenbach) Das Bürgerschaftliche Engagement ist gleichzusetzen mit dem freiwilligen Engagement und auch die historische Entstehung des Begriffes ist bei beiden sehr ähnlich. Es handelt sich bei beiden, in den Grundsätzen, jeweils um die Freiheit jedes Bürgers, ein Amt auszuüben. Eigentlich besitzt jeder Bürger das Recht, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Beim freiwilligen Engagement wird dies auch eingehalten, denn dort wird kein Mensch gezwungen. Beim Bürgerschaftlichen Engagement kann es dagegen dazu kommen, daß die Entscheidung im politischen Gemeinwesen vorgeschrieben werden kann. In dieser Sache decken sich die Auffassungen des Bürgerschaftlichen Engagements und des freiwilligen Engagements nicht. (vgl. Enquete Kommission, 2002, Bd.4 S.73) Da das Bürgerschaftliche Engagement von einer Bürgergesellschaft ausgeht, möchte ich dies nun im folgenden noch kurz erläutern.
2.4.1 Die Bürgergesellschaft
Im Bürgerschaftlichen Engagement geht es, wie man bereits aus dem Begriff entnehmen kann, um eine Bürgergesellschaft. In ihr vertritt man die Vision von der Kooperation zwischen den Akteuren. Diese sollen sich als gleichrangige Partner gegenüberstehen, trotz der vorliegenden Unterschiede in Organisation und Funktion zwischen den verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Die Bürgergesellschaft will Flexibilität und rechtliche Sicherheit aber ohne, daß der Staat zu großen Eingriffscharakter annimmt. Das heißt, dass der Staat ermöglichen muss die Gesellschaft zu unterstützen, daß sie selbstmächtig und selbst organisiert handeln kann. Soziale und gesellschaftliche Verantwortung muss von den Bürgern selbst übernommen werden, um Beiträge für das Gemeinwohl leisten zu können. (vgl. Enquete Kommission, 2002, Bd.4, S.128)
„Die Idee der Bürgergesellschaft versteht bürgerschaftliches Engagement nicht nur als ein Resultat des Zusammenwirkens von Angebot und Nachfrage. Bürgerschaftliches Engagement zu lernen und Bindungen herzustellen, ist auch eine Aufgabe der politischen Kultur, der gesellschaftlichen Prägekraft normativer Anforderungen an die Zugehörigkeit zum politischen Gemeinwesen.“ (Enquete Kommission, 2002, Bd.4, S.113) Dahingehend kann man nun auch sagen, daß die unterschiedlichen Segmente von Staat, Markt, Privatsphäre und Bürgergesellschaft im Lichte dieser Bürgergesellschaft überprüft werden müssen. „Während der Staat innerhalb der Gesellschaft zentrale Funktionen, etwa die des Gewaltmonopols, wahrnimmt ist „Aktivierung“ keinesfalls Staatsaufgabe. Vielmehr ist es Aufgabe des bürgerschaftlichen Engagements und demokratischer Partizipation, den Staat und die Wirtschaft zu Akteuren der Bürgergesellschaft zu machen.“ (Enquete Kommission, 2002, Bd.4, S.128) Auf diesen Punkt werde ich nochmals näher in dem Kapitel über die Förderung des Engagements eingehen.
Aufgrund das die Definition des Bürgerschaftlichen Engagements und der Vorstellungsinhalt des freiwilligen Engagements einander sehr ähnlich sind, habe ich eine kurze Zusammenfassung über die Eigenschaften beider herausgefunden.
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