Im Sommer 1995 beherrschte Greenpeace mit einer spektakulären Aktion in der Nordsee alle Schlagzeilen in den Medien. Es ging dabei um die geplante Versenkung der ausgedienten Ölverladeplattform ”Brent Spar” durch den Royal Dutch/Shell-Konzern. Der Protest von Greenpeace, der mit einer klassischen Schlauchbootaktion begann, weitete sich auf alle gesellschaftlichen Kreise aus und fand dort starke Unterstützung. 1 Die Aktion endete mit dem Nachgeben von Shell, die Plattform wurde in einem norwegischen Fjord geparkt und wartete dort auf ihre fachgerechte (und teurere) Entsorgung. Dies alles geschah, obwohl der Shell-Konzern alle nationalen und internationalen Umweltschutzgesetze und Vereinbarungen eingehalten hatte. 2
In diesem Zusammenhang stellte ich mir die Frage, inwieweit Umweltschutzverbände und Bürgerinitiativen Einfluß nehmen auf umweltrelevante Entscheidungen von Unternehmen. Desweiteren drängte sich mir die Frage auf, ob dieser Einfluß eventuell nicht nur auf die Wirtschaft beschränkt ist, sondern vielleicht darüber hinaus geht.
Mit einem Blick auf die Standardliteratur der Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland 3 läßt sich feststellen, daß es eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren gibt. Die Wirtschaft stellt dabei, ebenso wie die Umweltschutzorganisationen, nur einen Ausschnitt dar.
Die umweltrechtlichen Normen, die das Resultat jeglicher Entscheidungsfindung in der Umweltpolitik sind, sind für alle (juristischen und natürlichen) Personen bindend. Es erschien mir daher interessant, zu untersuchen, ob, bzw. inwieweit ein nur geringer Teil der in Umweltschutzverbänden organisierten Bevölkerung die umweltrechtlichen und umwelttechnischen Entwicklungen beeinflußt.
Untersuchungsziele
Die Durchleuchtung des gesamten Gefildes soll der Gegenstand meiner Untersuchung sein. Da jedoch die Untersuchung aller Umweltschutzverbände und die Analyse eines jeden einzelnen Verbandes, Vereins, jeder Stiftung und jeder Bürgerinitiative den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, möchte ich mich beispielhaft auf zwei Vereine beschränken: auf Greenpeace Deutschland e.V. (künftig: Greenpeace) und den Naturschutzbund Deutschland e.V. (künftig: NABU).
Ziel soll es sein, herauszufinden, ob diese beiden Einfluß nehmen und wenn ja, inwiefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 PROBLEMAUFRIB
- 1.2 UNTERSUCHUNGSZIELE
- 1.3 UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND
- 1.4 AUFBAU DER UNTERSUCHUNG
- 1.5 ABGRENZUNGEN
- 2 RAHMENBEDINGUNGEN
- 2.1 GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER UMWELTPOLITIK
- 2.2 DIE VIER PRINZIPIEN
- 2.3 AKTEURSDEFINITION IM PLURALISTISCHEN STAATSSYSTEM
- 3 UNTERSUCHUNG
- 3.1 UMWELTSCHUTZVERBÄNDE UND UMWELTPOLITIK
- 3.2 NABU
- 3.2.1 Darstellung des NABU
- 3.2.2 Einfluß auf die direkten politischen Akteure
- 3.2.3 Einfluß auf die indirekten Akteure
- 3.2.4 Zusammenfassung
- 3.3 GREENPEACE
- 3.3.1 Darstellung von Greenpeace
- 3.3.2 Einfluß auf die direkten Akteure
- 3.3.3 Einfluß auf die indirekten Akteure
- 3.3.4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden auf die Akteure der Umweltpolitik, insbesondere dem Naturschutzbund (NABU) und Greenpeace. Das Ziel ist es, zu untersuchen, ob und inwiefern diese Organisationen Einfluss auf umweltrelevante Entscheidungen von Unternehmen und politischen Akteuren nehmen.
- Der Einfluss von Umweltverbänden auf die Umweltpolitik in Deutschland.
- Die Rolle von NABU und Greenpeace als Akteure der Umweltpolitik.
- Die Einflussnahme von NABU und Greenpeace auf direkte und indirekte politische Akteure.
- Der Vergleich der Arbeitsweisen und Einflussmöglichkeiten von NABU und Greenpeace.
- Die Bedeutung von Umweltschutzverbänden für die Gestaltung der Umweltpolitik.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problematik der Untersuchung dar, definiert die Untersuchungsziele und den Untersuchungsgegenstand. Zudem werden der Aufbau der Arbeit und die Abgrenzungen erläutert.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel skizziert die geschichtliche Entwicklung der Umweltpolitik in Deutschland und beleuchtet die derzeitige Situation. Es werden die theoretischen Grundlagen der formellen Einflussnahme von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden auf die Umweltpolitik erläutert.
- Kapitel 3.2: Hier wird der Naturschutzbund (NABU) vorgestellt. Die Darstellung umfasst die Geschichte, die Organisationsstruktur und die programmatischen Ziele des NABU. Des Weiteren wird untersucht, inwiefern der NABU Einfluss auf direkte und indirekte politische Akteure nimmt.
- Kapitel 3.3: Dieses Kapitel widmet sich Greenpeace. Es werden die Organisationsstruktur, die Arbeitsweise und die programmatischen Ziele von Greenpeace beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung des Einflusses von Greenpeace auf die direkten und indirekten politischen Akteure.
Schlüsselwörter
Umweltpolitik, Bürgerinitiativen, Umweltverbände, Naturschutzbund (NABU), Greenpeace, Einflussnahme, politische Akteure, indirekte Akteure, Umweltstandards, Umweltschutzgesetze, Umweltschutzorganisationen, Entscheidungsprozesse.
- Quote paper
- Sascha Anders (Author), 2002, Der Einfluß der Bürgerinitiativen und Umweltverbände auf die direkten Akteure der Umweltpolitik, mit besonderer Betrachtung des Naturschutzbundes (NABU) und Greenpeace, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35971