George Sand war keine Feministin, sie setzte sich nicht für die Rechte der Frauen ihrer Zeit ein und sie wollte nicht bewusst provozieren, aber genau deshalb wurde sie zur Rebellin.
Wäre George Sand eine Verfechterin der Rechte für Frauen gewesen, würde man sich heute wahrscheinlich nicht mehr an sie erinnern, da ihr, wie so vielen anderen Frauen zu dieser Zeit, keine Beachtung geschenkt worden wäre.
George Sand lebte ein Leben ohne Regeln, ohne Konventionen. Sie hatte nur ein Ziel in ihrem Leben, das "Ideal der Liebe" zu finden.
Gelenkt durch diesen Wunsch, schrieb sie viel beachtete Romane und Dramen, die uns heute einen Einblick in die Frauenwelt des 19. Jahrhunderts erlauben.
Sie engagierte sich in der Politik, da sie eine bekennende Sozialistin war und ihre Chance zur Umsetzung ihrer Ideen ergriff, als die Monarchie in Frankreich zeitweilig gestürzt wurde.
Ihrem Lebensstil verdankte sie es, als Rebellin zu gelten. Sie trug Männerkleidung, in einer Zeit, in der eine Frau schon einen Skandal auslöste, wenn sie ohne männliche Begleitung auf die Straße ging. Sie ließ sich von ihrem Mann scheiden und hatte häufig wechselnde Liebhaber, die sie der Öffentlichkeit nicht vorenthielt. Sie hatte zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern und lebte doch größtenteils allein in Paris und schrieb Bücher, in denen häufig Frauen die Hauptrolle spielten und ihr Gefühls- und Sexualleben das Thema war.
Außerdem engagierte sie sich aktiv in der Politik.
Sie besaß den Mut, aber auch die finanziellen Mittel, um sich über die geltenden Konventionen hinwegzusetzen.
Ich werde aufzeigen, wie aus Amantine-Aurore-Lucile Dudevant, einer Baronin, George Sand, eine Schriftstellerin, wurde und warum sie, gegen ihren Willen, zur Ikone des Feminismus gemacht wurde.
In meiner Arbeit werde ich auf ihren Lebensweg eingehen, ihre Karriere als Schriftstellerin und ihr bewegtes und bewegendes Privatleben.
Inhaltsverzeichnis
1. Was macht George Sand zu einer Rebellin?
2. Was waren ihre herausragenden Taten, die sie zur Rebellin machen?
3. Überblick über das 19. Jahrhundert
3.1. politischer Überblick
3.2. Frauenbild des 19. Jahrhunderts
4. Lebenslauf von George Sand
4.1. Erster Teil ihres Lebens: ihr Leben als Adlige
4.1.1. Kindheit
4.1.2. Jugend
4.1.3. Ehe
4.2. Zweiter Teil ihres Lebens: der Beginn ihres Lebens als Schriftstellerin
4.2.1. Der Ausbrauch aus ihrem alten Leben
4.2.2. Ihr Leben als Schriftstellerin
5. Ihre freundschaftlichen und partnerschaftlichen Beziehungen
5.1. Casimir
5.2. Aurélien
5.3. Stéphane
5.4. Jules
5.5. Prosper
5.6. Alfred
5.7. Pietro
5.8. Michel
5.9. Frédéric
5.10. Alexandre
6. Ihre familiären Beziehungen
7. Was war für George Sand der Anlaß, ihr altes Leben aufzugeben?
8. Wie wurde George Sand gesellschaftlich und politisch beeinflußt?
9. Was mußte George Sand aufgeben und was gewann sie dazu?
10. Gibt es bis heute aus George Sands Leben resultierende Folgen?
11. Fazit
1. Was macht George Sand zu einer Rebellin?
George Sand war keine Feministin, sie setzte sich nicht für die Rechte der Frauen ihrer Zeit ein und sie wollte nicht bewußt provozieren, aber genau deshalb wurde sie zur Rebellin.
Wäre George Sand eine Verfechterin der Rechte für Frauen gewesen, würde man sich heute wahrscheinlich nicht mehr an sie erinnern, da ihr, wie so vielen anderen Frauen zu dieser Zeit, keine Beachtung geschenkt worden wäre.
George Sand lebte ein Leben ohne Regeln, ohne Konventionen. Sie hatte nur eine Ziel in ihrem Leben, das „Ideal der Liebe“ zu finden.
Gelenkt durch diesen Wunsch, schrieb sie vielbeachtete Romane und Dramen, die uns heute einen Einblick in die Frauenwelt des 19. Jahrhunderts erlauben.
Sie engagierte sich in der Politik, da sie eine bekennende Sozialistin war und ihre Chance zur Umsetzung ihrer Ideen ergriff, als die Monarchie in Frankreich zeitweilig gestürzt wurde.
Sie weigerte sich, der Gesellschaft wegen ein Leben zu führen, in dem sie nicht glücklich war und rebellierte somit öffentlich gegen die bestehenden moralischen Vorstellungen.
Ihr Motto war: „Ich habe mich nie gefragt, warum ich dieses oder jenes wollte. Mein inneres Selbst hat immer stolz gesagt: Weil ich es eben will.“[1]
Ich werde aufzeigen, wie aus Amantine-Aurore-Lucile Dudevant, einer Baronin, George Sand, eine Schriftstellerin, wurde und warum sie, gegen ihren Willen, zur Ikone des Feminismus gemacht wurde.
2. Was waren ihre herausragenden Taten, die sie zur Rebellin machen?
George Sand wurde durch zwei Tatsachen berühmt. Zum einen schrieb sie mehr als hundert Romane und Theaterstücke, die als herausragend bezeichnet werden, zum anderen pflegte sie einen Lebenswandel, der ihr einen eher zweifelhaften Ruhm einbrachte, aber dafür sorgte, daß sie als das „Enfant terrible“ immer im Gespräch war.
Ihrem Lebensstil verdankte sie es, als Rebellin zu gelten. Sie trug Männerkleidung, in einer Zeit, in der eine Frau schon einen Skandal auslöste, wenn sie ohne männliche Begleitung auf die Straße ging. Sie ließ sich von ihrem Mann scheiden und hatte häufig wechselnde Liebhaber, die sie der Öffentlichkeit nicht vorenthielt. Sie hatte zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern und lebte doch größtenteils allein in Paris und schrieb Bücher, in denen häufig Frauen die Hauptrolle spielten und ihr Gefühls- und Sexualleben das Thema war.
Außerdem engagierte sie sich aktiv in der Politik.
Sie besaß den Mut, aber auch die finanziellen Mittel, um sich über die geltenden Konventionen hinwegzusetzen.[2]
3. Überblick über das 19. Jahrhundert
Um das Leben von George Sand zu betrachten, sollte man zunächst die Umstände beschreiben, in denen sie aufwuchs. Was war das für eine Zeit, in der George Sand geboren wurde und lebte?
3.1. politischer Überblick
Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Revolutionen. In ganz Europa gab es Volksaufstände, Staatsstürze, die Aufhebung von Monarchien, Kriege, usw.
Frankreich war in dieser Zeit ganz besonders betroffen. Die französische Revolution lag zwar schon einige Zeit zurück, aber das Land hatte sich noch nicht von den Folgen erholt. Es gab keine beständige Regierung, ein jahrzehntelanger Kampf um die Herrschaft im Land folgte.
Napoléon Bonaparte stürzte das Land in zahlreiche Kriege, bevor er 1815 endgültig abdanken mußte.
Verschiedene Herrschaften folgten. Der Adel hatte nicht mehr die Bedeutung, die er vor der französischen Revolution hatte, aber er hatte immer noch mehr Privilegien, als das normale Volk. George Sand, die als Amantine-Aurore-Lucile Dupin adlig geboren wurde, verbrachte die Zeit bis zu ihrem Leben als Schriftstellerin in Schlössern und mußte sich nie Gedanken um Geld machen.
Es war eine Zeit der Umbrüche, die George Sand vor allem am eigenen Leib spüren mußte, als der letzte französische Kaiser Napoléon III. seinen Thron bestieg und alle Sozialisten ins Exil schickte oder inhaftierte.
Sie entging der politischen Hetzjagd nur durch ihre Prominenz.
3.2. Frauenbild des 19. Jahrhunderts
Die Frau durfte keine eigene Persönlichkeit besitzen. Dies wurde den Mädchen schon von klein auf beigebracht.
Die Frau im 19. Jahrhundert hatte keinerlei Rechte. Sogar vor dem Gesetz zählten sie nicht als vollwertige Menschen. Bei der Hochzeit ging das Vermögen der Frau automatisch in den Besitz des Mannes über. Ließe sich die Frau dann scheiden, hätte sie keinen Anspruch auf ihr Vermögen.
Eine Frau besaß nicht die Möglichkeit, sich ein eigenes Leben aufzubauen, da sie sich von einem Skandal in den nächsten bewegen würde. Zu dieser Zeit war es bereits anstößig, alleine vor die Tür zu gehen. Wenn man sich dann auch noch mit einem anderen Mann unterhielt, konnte man den Skandal nicht mehr verhindern. Dies galt natürlich verstärkt für die Prominenz und den Adel, da ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als dem Rest.
Einen Beruf ausüben war ebenso verpönt. Der Frau wurde die Fähigkeit, selbständig zu denken, abgesprochen. Man nahm nicht an, daß eine Frau vom Intellekt her in der Lage sei, die Aufgaben eines Mannes zu verstehen geschweige denn, sie auszuführen. Schriftstellerinnen wurden nicht ernst genommen, ihre Bücher galten prinzipiell als schlecht. Keiner wollte so etwas veröffentlichen. Aus diesem Grund durften Frauen auch nicht wählen. Man sprach ihnen die Fähigkeit ab, politische Zusammenhänge zu begreifen. Dies stimmte teilweise sogar, da sich viele Frauen nie darum bemühten, etwas davon zu verstehen, weil sie wußten, daß sie nichts verändern können.
4. Lebenslauf von George Sand
4.1. Erster Teil ihres Lebens: ihr Leben als Adlige
4.1.1. Kindheit
George Sand wird am 01. Juli 1804 in der Rue Meslay Nr. 46 in Paris geboren[3] und am darauffolgenden Tag auf den Namen Amantine-Aurore-Lucile getauft. Ihr Rufname ist Aurore, den ich auch im folgenden Text verwenden werde, bis zu dem Zeitpunkt, als Aurore sich dazu entschließt, den Namen George Sand anzunehmen.
Ihr Vater, Maurice François Dupin (1778 – 1808) ist der Urenkel Augusts II., also von adliger Herkunft. George Sands Mutter, Antoinette Sophie-Victoire Delaborde (1773 – 1837) ist die Tochter eines Vogelhändlers und kommt somit aus der armen Schicht. George Sand sagt später über ihre Eltern: „Man ist nicht nur das Kind seines Vaters, man ist auch ein wenig, glaube ich, dasjene seiner Mutter. Es scheint mir sogar, daß man das mehr ist und wir mit dem Mutterschoß, der uns getragen hat, auf die unmittelbarste, gewaltigste und ehrfurchtgebietendste Weise verbunden bleiben. Und wenn mein Vater auch der Großenkel von August II., König von Polen, war, und ich von dieser Seite her auf eine zwar illegitime, aber existierende und nächste Weise mit Charles X. und Ludwig XVIII. verwandt bin, so ist es ebenso wahr, daß ich mich durch mein Blut dem einfachen Volk verwandt fühle, auf ebenso tiefe und direkte Weise.“[4] Dies führt auch in der Ehe zu einigen Schwierigkeiten. Vor allem Maurices Mutter Marie-Aurore Dupin de Francueil (1748 – 1821) will für ihren Sohn eine bessere Partie als Sophie-Victoire. Das Paar setzt sich aber gegen die resolute Frau durch und heiratet heimlich. Kurz danach kommt Aurore zur Welt.
Aurores Vater ist ein erfolgreicher Soldat, der an der Seite Murats kämpft, dem Schwager Napoléons. Sophie-Victoire lebt in dieser Zeit mit ihrer Tochter Aurore und mit Aurores älterer Halbschwester Caroline in einer kleinen Wohnung in Paris.
1808 folgt Sophie-Victoire ihrem Mann nach Spanien, weil die Sehnsucht und die Eifersucht sie treiben. Die hochschwangere Frau entbindet in Madrid einen Jungen und kehrt kurz nach der Geburt mit ihrem Mann und Aurore nach Nohant zurück, dem Schloß, in dem Maurices Mutter Marie-Aurore lebt.
Kurz nach der Ankunft stirbt der Säugling, bedingt durch die Überanstrengung der Reise.[5] /[6] Eine Woche darauf stirbt auch Maurice bei einem Reitausflug. Er stürzt vom Pferd und bricht
sich das Genick. Für Sophie-Victoire bricht eine Welt zusammen. Im Februar 1809 überträgt
Sophie-Victoire Marie-Aurore das Sorgerecht für Aurore.[7] Diese zahlt im Gegenzug Sophie
eine monatliche Rente, mit der sie Carolines Internat bezahlen kann, auf das Sophie sie einige Jahre zuvor geschickt hatte.
Kurz darauf zieht die Mutter zurück in die kleine Pariser Dachwohnung und läßt Aurore zurück im Schloß Nohant bei einer Großmutter.
4.1.2. Jugend
Für Aurore ist dies der schlimmste Verlust, da die Mutter ihr keine Zuneigung entgegenbringt. Aurore bettelt ihre Mutter an, sie mit nach Paris zu nehmen. Sie fühlt sich von der Mutter verkauft. Aber Sophie-Victoire läßt ihre Tochter zurück.[8]
Bei der Großmutter lernt Aurore höfisches Benehmen. Sie lernt, sich wie eine junge Dame zu verhalten.
Die Großmutter versucht, Aurore das Bild auszutreiben, Sophie wäre eine gute Mutter. Mit den Schmähreden gegen Sophie bewirkt sie bei Aurore aber eher das Gegenteil. Marie-Aurore, die sich zunehmend mit der Erziehung des Mädchens überfordert sieht, schickt Aurore am 12. Januar 1818 in das Kloster der englischen Augustinerinnen in Paris. Sie bleibt dort bis April 1820. Aurore hat zunächst ein paar Anpassungsschwierigkeiten, fügt sich aber doch sehr schnell und findet zu einer ekstatischen Frömmigkeit.[9]
Diese Entwicklung sagt Marie-Aurore noch weniger zu, deshalb holt sie Aurore 1820 zurück nach Nohant.[10]
Das folgende Jahr ist das intensivste, das Marie-Aurore und Aurore verleben. Im Februar 1821 erleidet Marie-Aurore einen Schlaganfall, der sie halbseitig lähmt. Aurore,
damals 17 Jahre alt, übernimmt die Pflege der geliebten Großmutter.[11] In dieser Zeit, so beschreibt es George Sand später in ihrer Biographie, beginnt Aurore Männerkleidung zu tragen. Allerdings tut sie dies aus rein praktischen Gründen. Die Tochter eines Grafen aus der Nachbarschaft trägt Männerkleidung während der Jagd und Aurore folgt diesem Beispiel, da sie sich im Gebüsch immer ihre Röcke zerrissen hat.[12] Sie tut es also nicht aus einer politischen Überzeugung oder aus Protest.
Im Dezember 1821 stirbt Marie-Aurore[13] und hinterläßt Aurore als ihre Alleinerbin. Aurore erbt das Schloß in Nohant und das Hôtel de Narbonne, ein Mietshaus in Paris. Damit stirbt die letzte Vertrauensperson, die Aurore hat. Die Großmutter pflegte zwar ein sehr distanziertes und nie wirklich herzliches Verhältnis zu ihrer Enkelin, aber sie sind im Laufe der letzten zwei Jahre zu Freundinnen geworden.
Schon im Januar 1822 kommt Sophie-Victoire und beansprucht das Recht auf ihre Tochter und deren Erbe.
Sie nimmt Aurore mit sich nach Paris, gibt sie aber nach ein paar Wochen im Schloß Plessis-Picard bei den Roëttiers du Plessis, die Freunde von Maurice waren, ab. Sie sagt Aurore, daß sie sie in einer Woche abholen würde, kommt aber erst nach vier oder fünf Monaten wieder.[14]
4.1.3. Ehe
In der Zeit, die sie bei den Roëttiers verbringt, sieht sich Aurore nach einem geeinigten Ehemann um, da sie auf gar keinen Fall „verheiratet“ werden wollte, schon gar nicht wegen ihres Standes. Sie will nur aus einem Grund heiraten. Aus Liebe. Das Bedürfnis nach Nähe und Zuneigung, was Aurore ihr ganzes Leben lang beeinflußt hat und selten mit der selben Intensität erwidert wurde, will sie nun von einem Ehemann befriedigt wissen.
Sie lernt François „Casimir“ Dudevant kennen, der gleich um ihre Hand anhält. Noch tut er es im Scherz, aber kurz darauf soll sich zeigen, daß er es nicht aus Spaß sagte.
Am 17. September 1822 heiratet Aurore François „Casimir“ Dudevant (1795 – 1871), den Sohn eines Barons und eines Dienstmädchens.[15]
Aurore versucht nach ihrer Hochzeit nun alles, um die „perfekte“ Ehe zu bekommen und zu
erhalten. Sie schreibt an eine Freundin, daß der Schlüssel einer gut funktionierenden Beziehung darin liegt, daß ein Partner sich völlig aufgeben und dem anderen anpassen muß. Sie sagt auch, daß dieser Teil von der Frau erfüllt werden muß, da sie die Anpassungsfähigere ist. Sie redet sich die Ehe von Anfang an schön, was ein deutliches Zeichen dafür ist, daß sie schnell einsieht, daß diese Ehe nicht das erfüllen kann, was sie hineininterpretiert.[16]
Am 30. Juni 1823 schenkt sie ihrem Sohn Maurice das Leben.[17]
Die nächsten zwei Jahre kümmert sich Aurore intensiv um ihren kleinen Sohn, aber nach dieser Zeit stellen sich die ersten Depressionen ein. Sie merkt eine Leere in sich aufsteigen, als ihr bewußt wird, daß sie außer der Liebe zu ihrem Kind keinen nennenswerten Lebensinhalt mehr besitzt.
Sie erholt sich bei ihren Freunden in Plessis, wo es ihr schnell besser geht.
Das Paar Dudevant unternimmt in den nächsten Jahren viele Reisen und halten sich nie lange in Nohant auf[18], da sich dort schnell die Langeweile und die Depressionen von Aurore wieder einstellen.[19] Das Paar lebt sich auseinander und sehen sich nur noch selten. Casimir geht die meiste Zeit jagen, wenn er sich in Nohant aufhält und so ist Aurore häufig mit Maurice allein.
Sie lernt den jungen Anwalt Aurélien de Sèze (1799 – 1870) kennen[20] /[21], mit dem sie
eine jahrelange Brieffreundschaft pflegt, die lange Zeit erotische Züge trägt. Er ist das genaue Gegenteil von Casimir. Casimir ist ein logischer, kühler, distanzierter Mensch.
Aurélien ist ein Dichter. Er berührt die Seele von Aurore. Mit ihm kann sie über Kunst, Literatur und Musik reden; Dinge, von denen Casimir nichts wissen will.
Sie entschließt sich, ihren Bekanntenkreis zu vergrößern, um nicht an Nohant gefesselt zu sein. Sie begegnet Stéphane Ajasson de Grandsagne (1802 – 1845) wieder[22], mit dem sie in ihrer Jugend befreundet war. Er übt nun den Beruf des Arztes aus. Im Dezember 1827 reist Aurore für einige Wochen nach Paris[23]. Ihrem Mann erklärt sie, daß sie dort ihre Depressionen behandeln läßt. Es entstehen aber bereits Gerüchte in dem Dorf La Chatre, der Nachbarort von Nohant, da man Aurore des öfteren mit Stéphane dort spazieren gehen gesehen hat, was für die damalige Zeit und für eine verheiratete Frau ein Skandal ist.
Neun Monate nach ihrem Aufenthalt in Paris gebärt Aurore ihre Tochter Solange am 14. September 1828. Sie erklärt dieses Kind zu einer Frühgeburt, um es Casimir unterzuschieben.[24] Später gibt sie allerdings zu, daß es Stéphanes Tochter ist.
Sie sagt von Anfang an, daß sie zu Solange nie ein solches Verhältnis ausbauen kann wie zu Maurice, den sie abgöttisch liebt.
[...]
[1] Jordan: G.S. – Die große Liebende. S. 7
[2] Jordan: G.S. – Die große Liebende. S. 7
[3] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 21
[4] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 85
[5] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 90
[6] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 23
[7] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 39
[8] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 25
[9] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 105
[10] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 30f
[11] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 35
[12] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 95
[13] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 27
[14] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 38
[15] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 129
[16] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 42
[17] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 137
[18] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 47
[19] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 141
[20] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 148
[21] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 48
[22] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 53
[23] Pulver: G.S. – Genie der Weiblichkeit, S. 160
[24] Schlientz: G.S. – Leben und Werk in Texten und Bildern, S. 53
- Quote paper
- Nicole Hänel (Author), 2001, George Sand - Schriftstellerin und Rebellin des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3593