Schokolade, Pudding, ein Stück Torte, eine Kugel Eis mit Schlagsahne: All dies sind Süßspeisen, die viele Menschen in Deutschland und Mitteleuropa als äußerst schmackhaft empfinden und gerne als Nachtisch oder einfach mal zwischendurch verzehren. Doch nicht alle Menschen können einen problemlosen Genuss der oben genannten Sachen verspüren: Menschen mit Laktoseintoleranz. Auch wenn es geschmacklich für jene keinen Unterschied gibt, müssen sie nach dem Konsum in den darauf folgenden Stunden mit unangenehmen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfällen kämpfen.
Nicht jeder Bürger in Deutschland oder Mitteleuropa ist gut über das Thema Laktoseintoleranz informiert. Erstaunlich ist daher die Information, dass über die Hälfte der Weltbevölkerung von einer Milchzuckerunverträglichkeit betroffen ist. Während in Deutschland etwa 15 Prozent der Bevölkerung darunter leiden, sind es in Südostasien über 90 Prozent. Mit einer solchen Unverträglichkeit müssen Betroffene, manche mehr, manche weniger, auf Milch und Milchprodukte verzichten. Darüber hinaus gibt es allerdings noch weitere, kritisch verträgliche Lebensmittel.
Ich bin in dieser Facharbeit darauf eingegangen, wie es sich als Jugendlicher mit einer Laktoseintoleranz lebt. Dies unterscheidet sich allerdings erheblich mit Bezug auf den Erdteil, in dem man lebt, Alter und den Grad der Unverträglichkeit. Deshalb bin ich hier von einer überdurchschnittlich stark betroffenen jugendlichen Person, die in Mitteleuropa lebt, ausgegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biologische Ebene
2.1. Gründe und Folgen
2.1.1. Die primäre Laktoseintoleranz
2.1.2. Die sekundäre Laktoseintoleranz
2.1.3. Die angeborene Laktoseintoleranz
3. Geschichte und Entwicklung der Laktoseintoleranz
4. Diagnosen
4.1. Blutzuckertest
4.2. Wasserstoffatemtest
4.3. Gentest
4.4. Biopsie
5. Behandlung
5.1. Gegenmittel
6. Spezielle Ernährung im Alltag
6.1. Sonderfall Joghurt und Käse
6.2. Milch-Alternativen
6.3. Positive und negative Aspekte
7. Persönliche Auswirkungen
7.1. Der Weg zur Diagnose
7.2. Soziales Umfeld und psychische Folgen
8. Auftreten der Symptome
9. Außer-Haus-Verpflegung
9.1. Sonderverpflegung
9.2. Kantinenessen
10. Fazit
11. Literaturverzeichnis
12. Anhang
1. Einleitung
Schokolade, Pudding, ein Stück Torte, eine Kugel Eis mit Schlagsahne. All dies sind Süßspeisen, die vie- le Menschen in Deutschland und Mitteleuropa als äußerst schmackhaft empfinden und gerne als Nach-tisch oder einfach mal zwischendurch verzehren. Bei einem guten Drei-Gänge-Menü darf solch ein süßer Abschluss nicht fehlen. Doch nicht alle Menschen können einen problemlosen Genuss der oben genann-ten Sachen verspüren: Menschen mit Laktoseintoleranz. Auch wenn es geschmacklich für jene keinen Unterschied gibt, müssen sie nach dem Konsum in den darauf folgenden Stunden mit unangenehmen Be-schwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfällen kämpfen. Nicht jeder Bürger in Deutschland oder Mitteleuropa ist gut über das Thema Laktoseintoleranz infor- miert, vor allem dann nicht, wenn im engen Freundeskreis keine davon betroffene Person ist. Erstaunlich ist dann die Information, dass über die Hälfte der Weltbevölkerung von einer Laktoseintoleranz, also ei-ner Milchzuckerunverträglichkeit, betroffen ist.1Während in Deutschland etwa 15 Prozent der Bevölke-rung darunter leiden, sind es in Südostasien über 90 Prozent2(Abbildung 1). Mit einer solchen Unverträg-lichkeit müssen Betroffene, manche mehr, manche weniger auf Milch und Milchprodukte verzichten. Darüber hinaus gibt es allerdings noch weitere, kritisch verträgliche Lebensmittel.
Ich werde in dieser Facharbeit darauf eingehen, wie es sich als Jugendlicher mit einer Laktoseintoleranz lebt. Dies unterscheidet sich allerdings erheblich von Erdteil, in dem man lebt, Alter und dem Grad der Unverträglichkeit. Deshalb gehe ich hier von einer überdurchschnittlich stark betroffenen jugendlichen Person, die in Mitteleuropa lebt, aus. Was „stark betroffen“ konkret bedeutet, werde ich in der Arbeit genauer erläutern. Die Idee, über dieses Thema meine Facharbeit zu schreiben, habe ich dadurch bekommen, dass ich selbst seit ein paar Jahren von einer starken Laktoseintoleranz betroffen bin. Durch viele, vor allem aber negati-ve Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit der Unverträglichkeit, bekam ich Interesse, mich damit genauer auseinanderzusetzen und darüber meine Facharbeit zu schreiben. Der Hauptteil, in dem ich die Leitfrage behandeln werde, besteht sowohl aus eigenen Erfahrungen, als auch aus Informationen von Literaturquellen.
2. Biologische Ebene
2.1. Gründe und Folgen
Die Ursache für die Laktoseintoleranz eines Menschen liegt im Darm, genauer genommen im Dünndarm. Hier wird der Milchzucker normalerweise verdaut.
Laktose ist ein sogenannter Zweifachzucker, der aus den Einfachzuckern Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) besteht3. Bei Menschen, die Laktose vertragen, spaltet das Enzym Laktase, ein Eiweiß, welches in der Dünndarmschleimhaut gebildet wird, den Milchzucker in die beiden Einzelzucker auf4(Abbildung 2 und 3).
Bei Menschen mit Laktoseintoleranz produziert der Körper entweder gar nicht oder in nur sehr geringer, nicht ausreichender Menge das Enzym Laktase. Wenn das Enzym nicht ausreichend vorhanden ist, kann der Milchzucker im Dünndarm nicht oder nicht vollständig aufgespalten werden und gelangt dadurch als Zweifachzucker in den Dickdarm (Abbildung 3), wo er durch Darmbakterien unter Gasbildung vergoren wird. Dabei entstehen die Gase Methan (CH4), Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasserstoff (H2), sowie organische Säuren und kurzkettige Fettsäuren5. Dieser Prozess wird für den Menschen mit Unverträglichkeit spürbar: Völlegefühl, Bauchschmerzen, laute Darmgeräusche und Blähungen sind die Folgen von Speisen mit hohem Laktosegehalt.6Ebenfalls kann das hohe Vorkommen an nicht aufgespaltenem Zweifachzucker im Dickdarm für einen vermehrten Wassereinstrom im Dickdarm sorgen, da durch Milchsäure und verschiedene Fettsäuren Wasser per Osmose in den Darm gezogen wird. Das Wasser verflüssigt den Stuhl, das Resultat daraus und ein somit weiteres Symptom ist Durchfall.7
Je geringer die Laktaseproduktion im Körper ist, umso höher ist der Grad der Laktoseintoleranz. Je höher der Grad ist, desto mehr muss die betroffene Person auf Laktose, Milch und milchhaltige Produkte ver- zichten. Ein weiteres Symptom, das eher selten auftaucht, ist Übelkeit, gelegentlich sogar mit Erbrechen und Verstopfungen. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Schweißausbrüche und Glieder- schmerzen sind Beispiele für Symptome außerhalb des Darm-Trakts, die ebenfalls in seltenen Fällen auf- treten können. Wie die Laktoseintoleranz solche Beschwerden auslösen kann, ist noch unklar. Eine Ver- mutung ist, dass die bakterielle Zersetzung der Laktose im Dickdarm giftige Stoffwechselprodukte er- zeugt, die ins Blut gelangen und von dort aus an verschiedenen Körperstellen Probleme verursachen.8
2.1.1. Die primäre Laktoseintoleranz
Die primäre Laktoseintoleranz, auch der primäre Laktasemangel genannt, ist die häufigste Ursache für die Laktoseintoleranz eines Menschen. Da Milchzucker auch in der normalen Muttermilch vorhanden ist, können fast alle Säuglinge diesen auch verdauen, sprich, das Enzym Laktase ist im Körper vorhanden und wird produziert. Bei manchen Babys nimmt die Produktion nach der Stillperiode genetisch bedingt konti- nuierlich ab. Die Produktion kann ebenfalls im Kindes-, Pubertäts-, oder Erwachsenenalter abnehmen und dann für eine Laktoseintoleranz sorgen. Der primäre Laktasemangel ist also das Resultat eines normalen Alterungsprozesses9, das auch bei Tieren zu finden ist: Bei Hunden kann sich eine primäre Laktoseintole- ranz entwickeln, die, genau wie beim Menschen, auf einen Enzymmangel zurückzuführen ist und für Blä- hungen und Durchfälle sorgt.10Auch bei Katzen ist es ähnlich. Im jungen Alter produzieren sie das Lak- taseenzym, da sie von der Mutter gesäugt werden und den in der Milch enthaltenen Milchzucker verdauen können. Anschließend nimmt die Laktaseproduktion bei allen heranwachsenden Katzen ab. „Das liegt daran, dass Säugetiere normalerweise nicht darauf ausgerichtet sind, ihr ganzes Leben lang Milch zu trin- ken.“11Deshalb sollten Katzen keine Kuhmilch trinken. Spezielle Katzenmilch ist immer laktoseredu- ziert.12
2.1.2. Die sekundäre Laktoseintoleranz
Darmerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn und Zöliakie13, Magen- und Darminfektionen oder Antibiotikabehandlungen können einen sekundären Laktasemangel hervorrufen. Durch die Zerstörung der Darmschleimhautzellen kann die Laktaseproduktion und daraus resultierend die Verträglichkeit von Milchzucker eingeschränkt werden. Nach einer erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung oder Infektion und einer Ausheilung der Darmschleimhautzellen wird in den meisten Fällen wieder Laktase produziert, das heißt, diese Form der Laktoseintoleranz ist grundsätzlich nur temporär.14
2.1.3. Die angeborene Laktoseintoleranz
Der angeborene Laktasemangel ist eine Stoffwechselerkrankung und wird auch als „Alaktasie“ bezeich- net. Diese Krankheit kommt sehr selten vor ist auf einen Gendefekt zurückzuführen, um den es sich bei der primären Laktoseintoleranz genau genommen nicht handelt (siehe 3. - Geschichte und Entwicklung). Betroffene Menschen haben hier von Geburt an, also auch schon als Baby, keine Laktaseproduktion. Dadurch können sie keine Muttermilch aufnehmen, ohne dass sie direkt nach der Geburt Durchfaller- scheinungen bekommen. Hier muss eine strikt laktosefreie Ernährung eingehalten werden.15
3. Geschichte und Entwicklung der Laktoseintoleranz
Wissenswert ist es, dass vor vielen Millionen Jahren jeder lebende Mensch primär laktoseintolerant war. Säuglinge konnten die Muttermilch zwar schon immer verdauen, vorausgesetzt, sie litten nicht an einer angeborenen Laktoseintoleranz, doch die Abnahme der Laktaseproduktion nach der Stillperiode oder im Kindesalter war bei jedem Menschen vorhanden. Wie die meisten anderen Säugetiere waren die Men- schen nicht darauf ausgerichtet, Milch zu konsumieren und Milchzucker zu verdauen. Mit dem Beginn der Viehzucht und Landwirtschaft und dem damit verbundenen Melken und Konsumieren von Kuhmilch entstand über mehrere tausend Jahre bei einigen Menschen eine Genmutation, welche dafür sorgt, dass der heranwachsende Mensch noch weiterhin das Enzym Laktase produziert. Es ist also eine Genmutation, die es heute rund 80 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung möglich macht, Milch und Milchpro- dukte beschwerdefrei zu sich zu nehmen.16Auch Ötzi die Gletschermumie, die im Jahr 1991 in Südtirol gefunden wurde, war laktoseintolerant. Dies fanden Wissenschaftler bei diversen DNA-Untersuchungen heraus.17
In Mitteleuropa hat sich diese Mutation weitestgehend verbreitet, sodass dort eine starke Minderheit von einer Unverträglichkeit betroffen ist. In Gebieten wie Afrika oder Südostasien ist die Mutation nur sehr gering angekommen. Dort können 80-98 Prozent der Bevölkerung den Milchzucker nicht verdauen (Abbildung 1). In diesen Erdteilen wird dadurch weitestgehend auf Kuhmilch als Nahrungsmittel verzichtet. In der südostasiatischen Küche zum Beispiel findet man daher so gut wie keine Milchprodukte oder Lebensmittel aus Milcherzeugnissen. Meistens wird dort Kokosmilch verwendet.18
4. Diagnosen
4.1. Blutzuckertest
Eine Möglichkeit, eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren, ist die Durchführung eines Blutzuckertests. Dabei wird dem Patienten oder dem vermutlich Betroffenen eine bestimmte Menge an in Wasser gelöster Laktose, meistens 25 bis 50 Gramm, überreicht. Bei der Person werden zunächst die Blutzuckerwerte gemessen, anschließend führt sie die gelöste Laktosekonzentration oral ein. Ab dann werden alle 30 Mi- nuten die Blutzuckerwerte gemessen. Wie bereits erwähnt, wird bei Menschen, die Laktose problemlos verdauen können, diese im Dünndarm zu Glukose und Galaktose aufgespalten (siehe 1.1.). Die beiden Moleküle werden resorbiert und gelangen über den Dünndarm in die Blutbahn, wodurch der Blutzucker- spiegel steigt. Sollte sich bei dem Test die Menge des Blutzuckers des Patienten nicht deutlich erhöhen, ist dies die Diagnose für eine Laktoseintoleranz.19Allerdings sind die Werte genauer, wenn man einen Wasserstoffatemtest (siehe 4.2.) durchführt. Dieser ist meistens die erste Wahl, da der Blutzuckertest bei zuckerkranken Menschen eventuell verfälschte Werte aufweist.
4.2. Wasserstoffatemtest
Der Wasserstoffatemtest oder H2-Atemtest ist die am häufigsten angewandte Möglichkeit, um eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren.20Dabei wird der betroffenen Person, genau wie beim Blutzuckertest, eine Laktosekonzentration überreicht, die sie dann trinkt. Vorher wird mit einem speziellen Messgerät die Menge des Wasserstoffes in der Atemluft der betroffenen Person gemessen. Da bei Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit der Zweifachzucker unverdaut in den Dickdarm gelangt und dort von den Bakterien der Darmflora zersetzt wird, entsteht Wasserstoff, welcher schnell ins Blut aufgenommen und anschließend über die Lungen abgeatmet wird. Die Person pustet bei Durchführung des Testes alle 30 Minuten in das Messgerät. Sollte ein stetiger Anstieg der Wasserstoffmenge gemessen werden, ist es ein Beweis dafür, dass die Person keinen Milchzucker verträgt. Der Wasserstoffatemtest funktioniert auch zum Diagnostizieren einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit.21
4.3. Gentest
Bei einem Gentest wird ein Stück von der Wangenschleimhaut oder eine Blutprobe der betroffenen Per- son entnommen und anschließend in einem Labor untersucht. Anhand der Genetik kann allerdings ledig- lich eine primäre Laktoseintoleranz festgestellt werden. Bei einer sekundären Unverträglichkeit durch eine Verletzung der Darmschleimhaut (siehe 2.1.2.) fällt der Test negativ aus.22Hinzu kommt, dass man- che Krankenkassen die anfallenden Kosten nicht übernehmen.23Deshalb wird dieser aufwändige Test eher weniger empfohlen.
4.4. Biopsie
Bei einer Biopsie wird eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm der betroffenen Person entnommen. Im Labor kann anhand des Darmgewebes erkannt werden, wie aktiv die dort vorhandene Laktase ist. Das Ergebnis ist zwar eindeutig, aber der Aufwand ist äußerst hoch. Deshalb wird die Biopsie eher selten an- gewandt.24
Bei einem positiven Ergebnis eines Tests, bei dem Milchzucker oral eingenommen wird, sollte zusätzlich darauf geachtet werden, ob bei dem Patienten Beschwerden auftreten. Treten keine zusätzlichen Be- schwerden auf, liegt laut Definition auch keine Laktoseintoleranz vor, auch wenn das Testergebnis positiv ist.25
5. Behandlung
Da eine Laktoseintoleranz keine Krankheit, sondern lediglich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist, ist sie nicht heilbar.26Eine Ausnahme bildet hier die sekundäre Laktoseintoleranz (siehe 2.1.2.), die bei Hei- lung der zugehörigen Darmkrankheit meistens zurückgeht. Ebenfalls hat die Milchzuckerunverträglich- keit nichts mit einer Allergie, wie zum Beispiel einer Milchallergie, bei der der Körper gegen Kuhmilch- eiweiß allergisch reagiert, zu tun. Während eine Allergie mit einer Reaktion des Immunsystems verbun- den ist, sind bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit die fehlenden Enzyme im Darm die Ursache.27
Nach der Diagnose ist es eine wichtige Maßnahme, die Ernährung anzupassen. Eine Möglichkeit dafür ist die Durchführung des Drei-Phasen-Programms. Es besteht aus der Karenzphase, in der man komplett auf Laktose verzichtet und beschwerdefrei lebt, der anschließenden Testphase, in der man die individuell ver- trägliche Laktosemenge ermittelt und schlussendlich der dauerhaften Ernährungsumstellung, ab der man die aus der Testphase angewöhnte Ernährung dauerhaft beibehält.28Die individuelle Verträglichkeits- grenze von Laktose kann, insbesondere bei einer konsequenten Milchzucker-Diät, höher werden.29
5.1. Gegenmittel
Neben einer diätetischen Therapie gibt es noch die Möglichkeit, dem Körper Laktase oral zuzuführen. Dies bezeichnet man als Enzymersatztherapie.
In Drogeriemärkten oder Apotheken gibt es das Enzym Laktase in Form von Tabletten (Abbildung 4), als Pulver oder als Tropfen zu kaufen. Durch Einnahme mit oder ohne Zusatz von Wasser während oder un- mittelbar nach einer laktosehaltigen Mahlzeit kann diese Laktase helfen, milchzuckerhaltige Produkte im Darmtrakt zu verdauen. Allerdings hilft dieses Mittel nicht bei jedem Betroffenen. Aus eigener Erfahrung habe ich bei mir festgestellt, dass solche Tabletten gelegentlich helfen und nur manchmal Beschwerden verhindern. Die Menge des Enzyms pro Tablette wird in der Einheit FCC, was für „Food Chemical Codex“ steht, angegeben.
Pauschal kann man sagen, dass 1000 FCC-Einheiten fünf Gramm Milchzucker aufspalten können.30
6. Spezielle Ernährung im Alltag
Je nach Grad der Laktoseunverträglichkeit sollte der Betroffene auf einige Lebensmittel und Produkte, die Mitteleuropäer mehr oder weniger alltäglich konsumieren, verzichten. Ein Laktosegehalt von unter einem Gramm auf 100 Gramm Inhalt ist in den meisten Fällen problemlos verträglich.31Deutlich über dieser Grenze und damit kritische Produkte sind beispielsweise Vollmilchschokolade, Speiseeis, Nussnugatcremes, Frischkäse, Milchreis, Grießbrei, diverse Puddings und Weitere (Abbildung 5). Eine Hilfe für Menschen mit Laktoseintoleranz und sonstigen Allergien oder Unverträglichkeiten ist die seit Dezember 2014 geltende Richtlinie zur Lebensmittelkennzeichnung innerhalb der Europäischen Union. Diese Richtlinie schreibt vor, die 14 Zutaten, die am häufigsten Lebensmittelallergien auslösen, deutlich sichtbar, meist durch fettgedruckte oder unterstrichene Buchstaben, hervorzuheben32(Abbildung 7). Dazu gehören auch milch- und laktosehaltige Bestandteile.
6.1. Sonderfall Joghurt und Käse
Sauermilchprodukte wie zum Beispiel Joghurt bilden bei der Unverträglichkeit eine Ausnahme. Joghurt wird von den meisten Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen, vorausgesetzt, es wurden keine Be- standteile mit viel Laktose, wie zum Beispiel Milchpulver, zugegeben.33Die Verträglichkeit ist auf die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien zurückzuführen, welche im Inneren des Zellkörpers Laktase- Enzyme enthalten und bereits bei der Herstellung Teile der Laktose aufspalten.34 Neben Joghurt gibt es viele Käsesorten, die laktosefrei sind. Der Laktosegehalt einer Käsesorte ist grund- sätzlich vom Reifungsgrad abhängig.35Je länger ein Käse reift, umso weniger Laktose enthält er.36Daher gibt es viele Käsesorten, die für Menschen mit Laktoseintoleranz problemlos genießbar sind (Abbildung 5 und 6).
Ebenfalls enthält Butter relativ geringe Mengen an Laktose (circa 0,6 Gramm pro 100 Gramm), obwohl sie aus dem Rahm der Milch hergestellt wird. Da Butter zusätzlich in geringen Mengen konsumiert wird, ist diese grundsätzlich gut verträglich.37
6.2. Milch-Alternativen
Damit Menschen mit Laktoseintoleranz auch Milch trinken können, wird von vielen Marken laktosefreie Milch angeboten. Das Wort „laktosefrei“ stimmt hier wie bei dem Wort „alkoholfreies Bier“ nicht kom- plett: diese Milch enthält nicht 0,0 Prozent Laktose, genauso wie ein alkoholfreies Bier in den meisten Fällen zwischen 0,2 und 0,5 Volumenprozent Alkohol enthält.38Der Milchzucker kann nicht zu 100 Pro- zent aus der Milch genommen werden. Das Wort „laktosefrei“ bedeutet genau genommen, dass ein Pro- dukt ungefähr 0,1 Prozent Milchzucker enthält, also 0,1 Gramm auf 100 Gramm Inhalt, was aber, wie bereits erwähnt, auch für hochgradig laktoseintolerante Menschen keinerlei Beschwerden erfolgen lässt. Beim bekanntesten Verfahren, laktosefreie Milch herzustellen, wird der Milch das laktoseaufspaltende Enzym Laktase zuzugeben. Das Enzym kann aus Schimmelpilzen oder Hefen gewonnen werden. In der Milch geschieht dann das, was bei Menschen, die Milchzucker vertragen, im Darm abläuft: das Enzym Laktase spaltet die Laktose in die Einfachzucker Glukose und Galaktose auf. Diese beiden Einfachzucker haben eine stärkere Süßkraft als Laktose, deshalb schmeckt laktosefreie Milch merkbar etwas süßer als normale Milch.39
Weitere Alternativen neben der milchzuckerfreien Kuhmilch sind Soja- und Reisdrinks, die komplett pflanzlich hergestellt werden und dadurch absolut laktosefrei sind. Die Information „vegan“, die auf sol- chen Produkten deutlich zu sehen ist, kann ebenfalls eine Hilfe für Menschen mit Laktoseintoleranz sein, da man sofort erkennt, dass das Produkt keine Laktose enthält und somit komplett verträglich ist.
6.3. Positive und negative Aspekte
Zum Thema Ernährung im Alltag habe ich einen zweiwöchigen Selbstversuch durchgeführt, in dem ich mich strikt laktosefrei ernährt habe. In der ersten Woche habe ich zusätzlich auf alle Produkte, die 0,1 Gramm Laktose pro 100 Gramm Inhalt enthalten, verzichtet, wodurch keinerlei Milchprodukte zu meiner Ernährung gehörten. Auch auf Produkte, in denen Spuren von Laktose enthalten sind, habe ich verzichtet. In der zweiten Woche habe ich speziell „laktosefrei“-hergestellte Produkte in meine Ernährung aufge- nommen (Abbildung 8). Ein dokumentiertes Ernährungstagebuch befindet sich im Anhang.
[...]
1Vgl.: Zechmann, Michael: Laktose. Weltweite Verteilung. URL: http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/laktoseintoleranz-informationen-symptome/ethnische-betrachtung- laktoseintoleranz.html (01.02.2017, 15:17 Uhr).
2Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. 1. Auflage. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2009. Seite 10.
3Vgl.: Fritzsche, Doris: Laktose-Intoleranz, 1. Auflage. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2009. Seite 15.
4Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. Seite 6.
5Vgl.: Fritzsche, Doris: Laktose-Intoleranz. Seite 20.
6Vgl.: Grosser, Marian: Laktoseintoleranz - Symptome. URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/laktoseintoleranz/symptome/ (23.01.2017, 21:49 Uhr).
7Ebd.
8 Vgl.: Grosser, Marian: Laktoseintoleranz - Symptome. URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/laktoseintoleranz/symptome/ (23.01.2017, 21:49 Uhr).
9 Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. Seite 10.
10Vgl.: Hundefutter-Tests.net: Laktoseintoleranz bei Hunden. URL: https://www.hundefutter-tests.net/hundefutter- blog/laktoseintoleranz-bei-hunden (03.02.2017, 01:02 Uhr).
11Vgl.: Schulz, Elena: Dürfen Katzen Milch trinken? URL: http://www.ausliebezumhaustier.de/katzen- ernaehrung/duerfen-katzen-milch-trinken (16.01.2017, 21:50 Uhr).
12Vgl.: Muders, Alexandra: Laktoseintoleranz bei Katzen. URL: http://www.helpster.de/laktoseintoleranz- bei-katzen_179669 (16.01.2017, 21:50 Uhr).
13Glutenunverträglichkeit.
14Vgl.: Fritzsche, Doris: Laktose-Intoleranz. Seite 22f.
15Ebd. Seite 23.
16Vgl.: laktoseintoleranz.de: Geschichte der Laktoseintoleranz. URL: http://www.laktoseintoleranz.de/geschichte-der-laktoseintoleranz/ (20.12.2016, 22:44 Uhr) und Zeibig, Daniela: Verträglichkeit für Milchzucker entstand überraschend spät. URL: http://www.spektrum.de/news/vertraeglichkeit-fuer-milchzucker-entstand-ueberraschend-spaet/1314527 (03.02.2017, 01:07 Uhr).
17Vgl.: ZEIT ONLINE: Ötzi litt an Laktose-Intoleranz. URL: http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2012-02/oetzi-forschung- krankenakte (23.01.2017, 22:34 Uhr).
18Vgl.: mitohnekochen.com: Laktoseintoleranz im Alltag. URL: http://www.mitohnekochen.com/lactose/laktoseintoleranz-im-alltag/ (23.01.2017, 22:43 Uhr).
19Vgl.: Grosser, Marian: Laktoseintoleranz-Test. URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/laktoseintoleranz/test/ (20.12.2016, 22:37 Uhr).
20Ebd.
21Vgl.: Nicol, Philipp: H2-Atemtest. URL: http://www.netdoktor.de/diagnostik/h2-atemtest/ (23.01.2017, 23:01 Uhr).
22Vgl.: Grosser, Marian: Laktoseintoleranz-Test. URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/laktoseintoleranz/test/ (20.12.2016, 22:38 Uhr).
23Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. Seite 13.
24Vgl.: Grosser, Marian: Laktoseintoleranz-Test. URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/laktoseintoleranz/test/ (20.12.2016, 22:38 Uhr).
25Ebd.
26Vgl.: Schick, Regina; von der Eltz, Christiane: Behandlung von Laktoseintoleranz. URL: http://www.meine-gesundheit.de/laktoseintoleranz/behandlung-von-laktoseintoleranz (23.01.2017, 23:29 Uhr).
27Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. Seite 8.
28Ebd. Seite 22ff.
29Ebd. Seite 24.
30Vgl.: Zechmann, Michael: Laktase Präparate. URL: http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/laktoseintoleranz-informationen-symptome/behandlung- laktoseunvertraeglichkeit/laktase-produkte-enzym-fcc.html (23.01.2017, 23:25 Uhr).
31Vgl.: Schleip, Thilo: Laktose-Intoleranz. Wenn Milchzucker krank macht. 5. Auflage. Stuttgart: TRIAS Verlag in Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, 2005. Seite 86f.
32Vgl.: Schocke, Sarah: Laktose-Intoleranz. Beschwerdefrei genießen. Seite 14.
33Vgl.: Schleip, Thilo: Laktose-Intoleranz. Wenn Milchzucker krank macht. Seite 86.
34Ebd.
35Ebd. Seite 89.
36Vgl.: Schleip, Thilo: Laktose-Intoleranz. Wenn Milchzucker krank macht. Seite 89.
37Ebd. Seite 90.
38Vgl.: FOCUS ONLINE: Alkoholfreies Bier (0,5 Vol.-%). URL: http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/tid-21566/alkohol-alkoholfreies-bier-0-5-vol- _aid_605508.html (23.01.2017, 23:38 Uhr).
39Vgl.: Dittrich, Kathi: Wie wird laktosefreie Milch hergestellt? URL: https://www.ugb.de/exklusiv/fragen- service/wie-wird-laktosefreie-milch-hergestellt/?laktose-milchzucker (16.01.2017, 22:24 Uhr).
- Quote paper
- Felix Schröder (Author), 2017, Wie lebt es sich als Jugendlicher mit Laktoseintoleranz?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358869
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