Die Frage, der in dieser Hausarbeit nachgegangen werden soll, ist, wie genau man die Formationsprozesse der nationalsozialistischen Ideologie in mentalitätsgeschichtlichen sowie machtpolitischen Dimensionen vorstellen kann. Diese Frage ist nicht nur in Bezug auf das Verständnis der faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts interessant, sondern auch im Hinblick auf die Frage, ob es generelle Muster gibt, nach denen politische Gruppen aus bereits vorhandenen Ideen und gesellschaftlichem Denken eine „eigene“ Ideologie konstruieren.
Dementsprechend aktuell lässt sich die Frage stellen: Kann man aus Fake-News, Xenophobie und Wutbürgertum eine politische Ideologie formen? In unserem Fall soll dieses Beispiel allerdings nur zur Veranschaulichung der Nachhaltigkeit dieser Fragestellung dienen, da der Rahmen der Hausarbeit für derartige Analysen wohl nicht groß genug wäre.
Im Verlauf dieser Arbeit wird die Fragestellung durch drei große Analysepunkte beleuchtet: Die Lage Deutschlands nach dem 1. Weltkrieg, die Reaktionen der etablierten staatlichen Institutionen auf die Verbreitung rechten Gedankengutes und zuletzt die Handlungen der faschistischen Parteien auf dem Weg zur Bildung „ihrer“ Ideologie. So soll zunächst geklärt werden, aus welcher Gemengelage heraus die faschistischen Parteien (beziehungsweise die NSDAP) entstanden sind. Die „Gegenwehr des Rechtsstaates“ ist insofern interessant, als sie Aufschluss über die gesellschaftliche Rezeption der faschistischen Ideen gibt. Zu guter Letzt soll ein Blick auf die Entwicklung der NSDAP unter besonderer Beachtung der Ausprägungen der Ideologie (Parteiprogramme, Pamphlete, etc.) geworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ausgangssituation nach dem ersten Weltkrieg
- Historisch: was war passiert?
- Mentalitätsgeschichtlich: Welche Ideen standen am Anfang des Aufstiegs faschistisch Gedankengutes?
- Die Entstehung der NSDAP
- Die Gegenwehr des Rechtsstaates
- Wie wurde die NS-Ideologie 'synthetisiert'?
- Wie die faschistischen Parteien Ideologien konstruierten
- Verbreitung und gesellschaftliche Verankerung der Ideologie
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entstehung der nationalsozialistischen Ideologie in Deutschland im Kontext der Nachkriegszeit nach dem Ersten Weltkrieg. Sie befasst sich mit der Frage, wie aus einem Sammelsurium faschistischer Ideen und „Mythen“ eine konkrete und wirkmächtige Ideologie entstand, die in der Gesellschaft Fuß fassen und schließlich zur Machtübernahme der NSDAP führte.
- Die Rolle nationalistischer Mythen und faschistischer Ideen in der Nachkriegsgesellschaft
- Der Einfluss der Weimarer Republik und ihre Reaktion auf die Verbreitung rechten Gedankengutes
- Die Strategien der NSDAP zur Konstruktion und Verbreitung ihrer Ideologie
- Die Bedeutung von Mentalitätsgeschichte und machtpolitischen Faktoren für die Entstehung faschistischer Ideologien
- Die Frage nach der Übertragbarkeit des Modells auf andere historische und zeitgenössische Phänomene
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2.1 beleuchtet die politische und gesellschaftliche Lage Deutschlands in den Jahren 1918-1923. Es wird anhand von Reinhard Rürups Analyse der „Deutschen Revolution“ aufgezeigt, wie der Weimarer Staat selbst mit seiner eigenen Entstehungsgeschichte haderte und die Revolution, die zu seiner Gründung führte, nicht als identitätsstiftendes Moment anerkannte. Die Revolution wird als Folge des militärischen und organisatorischen Zusammenbruchs dargestellt, und es wird deutlich, dass der neue Staat nicht in der Lage war, das Staatswesen vollständig neu zu strukturieren und wichtige Reformen durchzuführen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Nationalsozialismus, Faschismus, Ideologie, Mentalitätsgeschichte, Machtpolitik, Weimarer Republik, Propaganda, Nationalismus, Mythen, Dolchstoßlegende, Bolschewismus, und gesellschaftliche Akzeptanz. Sie untersucht die Entstehung und Verbreitung faschistischer Ideologien, die Rolle nationalistischer Mythen und die Bedeutung von Mentalitätsgeschichte und Machtpolitik in diesem Prozess. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie aus losen Ideen und Mythen eine konkrete und wirkmächtige Ideologie entstehen kann, die in der Gesellschaft Fuß fasst und zur Machtübernahme einer faschistischen Partei führen kann.
- Quote paper
- Ulrich Roschitsch (Author), 2017, Die Entwicklung von nationalen Mythen zur Ideologie. Die Entstehung des Faschismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/357903