Dass Frauen in unserer Gesellschaft immer noch häufig benachteiligt werden, ist hinreichend bekannt. Doch an wenigen Beispielen kann man dies so deutlich und offen sehen wie am Beispiel der katholischen Kirche. Frauen in der katholischen Kirche haben zwar weit mehr Rechte als in der Vergangenheit, doch verglichen mit den Rechten der Männer hat sich immer noch beschämend wenig verändert. Immerhin gibt es insofern eine Verbesserung der Situation, dass die Unterdrückung der Frauen in der katholischen Kirche nicht mehr totgeschwiegen und tabuisiert wird. Bei den Recherchen für diese Hausarbeit habe ich erfreulich viel Literatur zu diesem Thema gefunden, auch kirchliche Verlage sind bereit, bis zu einem gewissen Grad feministische Literatur zu publizieren. Doch sobald ein gewisses Maß an Kritik an den patriarchalischen Missständen überschritten ist, werden Texte auch heute noch nicht veröffentlicht. Wenn auch die Frauenfrage nun unwiderruflich gestellt ist, so wurden doch bisher keine nennenswerten Fortschritte im Hinblick auf die Stellung der Frau in der Kirche erreicht. Frauen sind zwar keine Minderheit in der katholischen Kirche, werden aber wie eine solche behandelt. Sie werden zum Beispiel offensichtlich von Ämtern ausgeschlossen, und während „Männer ihre Erfahrungsweisen und Probleme in biblischen und liturgischen Texten, ihr Bild sogar im Gottesbild wiederfinden, finden Frauen auch in der Bibel und in der liturgischen Sprache ihre Marginalisierung widergespiegelt, und in den Organisationsstrukturen der Kirche allemal.“ (Klein: Glauben Frauen anders? in: S. Becker, I. Nord (Hrsg.): Religiöse Sozialisation von Mädchen und Frauen)
Diese und noch viele weitere Fälle, in denen die Benachteiligung der Frau in der katholischen Kirche aufs Deutlichste zu sehen ist, sind Gegenstand dieser Untersuchung. Jedoch erhebt diese Arbeit keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit. Sie möchte lediglich einen kurzen Abriss des heutigen Standes der Dinge geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Kurze historische Betrachtung
2.2. Der Begriff der feministischen Theologie
2.3. Benachteiligung der Frau in der Bibel – ein Auszug
2.3.1. Gegenargumente – ein kurzer Auszug
2.4. Konkrete nachweisbare Benachteiligungen der Frauen in der kath. Kirche heute
2.5. Eine Umfrage zur Meinung der katholischen Frauen
3. Schlussbemerkung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Dass Frauen in unserer Gesellschaft immer noch häufig benachteiligt werden, ist hinreichend bekannt. Doch an wenigen Beispielen kann man dies so deutlich und offen sehen wie am Beispiel der katholischen Kirche. Frauen in der katholischen Kirche haben zwar weit mehr Rechte als in der Vergangenheit, doch verglichen mit den Rechten der Männer hat sich immer noch beschämend wenig verändert. Immerhin gibt es insofern eine Verbesserung der Situation, dass die Unterdrückung der Frauen in der katholischen Kirche nicht mehr totgeschwiegen und tabuisiert wird. Bei den Recherchen für dieses Referat habe ich erfreulich viel Literatur zu diesem Thema gefunden, auch kirchliche Verlage sind bereit, bis zu einem gewissen Grad feministische Literatur zu publizieren. Doch sobald ein gewisses Maß an Kritik an den patriarchalischen Missständen überschritten ist, werden Texte auch heute noch nicht veröffentlicht. Wenn auch die Frauenfrage nun unwiderruflich gestellt ist, so wurden doch bisher keine nennenswerten Fortschritte im Hinblick auf die Stellung der Frau in der Kirche erreicht.
Frauen sind zwar keine Minderheit in der katholischen Kirche, werden aber wie eine solche behandelt. Sie werden zum Beispiel offensichtlich von Ämtern ausgeschlossen, und während
„Männer ihre Erfahrungsweisen und Probleme in biblischen und liturgischen Texten, ihr Bild sogar im Gottesbild wiederfinden, finden Frauen auch in der Bibel und in der liturgischen Sprache ihre Marginalisierung widergespiegelt, und in den Organisationsstrukturen der Kirche allemal.“[1]
Diese und noch viele weitere Fälle, in denen die Benachteiligung der Frau in der katholischen Kirche aufs Deutlichste zu sehen ist, sind Gegenstand dieser Untersuchung. Jedoch erhebt diese Arbeit keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit – und aufgrund des doch recht begrenzten Umfangs ist es leider auch nicht möglich, auf alle Argumente, die oberflächlich gesehen für eine Benachteiligung der Frau sprechen, einzugehen oder alle relevanten Bibelstellen zu zitieren. Diese Arbeit möchte lediglich einen kurzen Abriss des heutigen Standes der Dinge geben.
2. Hauptteil
2.1. Kurze historische Betrachtung
Etwa seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hat die Frage nach Stellung und Wertung der Frau in der katholischen Kirche in Deutschland sehr an Bedeutung gewonnen. Anfangs nur durch wenige Frauen vertreten, hat sich diese Bewegung mittlerweile auf mehrere Länder und Teilkirchen ausgeweitet. Auch in den Kreisen der Kirchenführenden ist mittlerweile die Erkenntnis gewachsen, dass die Frauenfrage von weitreichender Bedeutung ist. So sagt beispielsweise Bischof Schwenzer (Oslo): „Die Zukunft der Kirche hängt davon ab, wie das Problem der Frau gelöst wird.“[2]
Doch dies war beileibe nicht immer so. Erst in den letzten Jahren wächst auch bei Priestern und Bischöfen die Bereitschaft, für Frauen in der Kirche offen (und auch entgegen der allgemeinen Lehrmeinung, welche vom Papst ausgesprochen wird) einzutreten.
Zur Zeit Jesu waren Frauen sehr an den Rand der religiösen Gemeinschaft gedrängt. Der Bund Gottes mit den Menschen wurde durch Beschneidung ausgedrückt, was die Ausgeschlossenheit der Frau stark hervorhob, vor Gerichten hatten die Zeugnisse von Frauen keinen Wert, in der Öffentlichkeit sollten sie schweigen, und der jüdische Mann dankte jeden Tag Gott ausdrücklich, dass er keine Frau war.
Pius XII. sagte 1943 richtigerweise, dass die Kirche die Frau von erniedrigender Knechtschaft befreit hat, da die Frauen im Mittelalter durch die Kirche in der Gesellschaft Lebensraum zur eigenen Entfaltung gefunden haben. In Klöstern arbeiteten, lebten und beteten sie eigenständig. Männliche Bevormundung gab es dort generell nicht. Die Klöster waren für die Frauen Zentren der höheren Bildung, da ihnen der Zugang zu Schulen und Universitäten verschlossen war. Somit hat das Christentum damals einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Frauen geleistet. Spätestens seit Ausgang des Mittelalters wurden jedoch die Frauenrechte erneut eingeschränkt, „es entwickelten sich jene patriarchalischen Strukturen, die bis heute das Erscheinungsbild der Kirche bestimmt haben“[3]. Sie kamen auch in den Hexenverfolgungen zum Ausdruck, die ihren Höhepunkt um ca. 1600 nördlich der Alpen fanden. „Hexen“ sollten angeblich kleine Kinder essen, Liebhaberinnen des Teufels und sexuell unersättlich sein. Kurz gesagt: Der Mann führte Krieg gegen die Frau als sexuelles Wesen – und gewann. Frauen wurden wieder aus dem öffentlichen Leben zurück in den Haushalt gedrängt.
Im Jahre 1891 sprach der damalige Papst Leo XIII davon, dass „das weibliche Geschlecht für die häuslichen Verrichtungen eigentlich berufen“[4] sei.
Auch anhand des Codex’ von 1917 lassen sich viele Benachteiligungen der Frau aufzeigen: Der Ehefrau wurde mit der Eheschließung der Wohnsitz des Mannes als gesetzlicher Wohnsitz auferlegt, Frauen durften keinen Dienst am Altar verrichten, im Fall einer Nottaufe wird der Mann als Spender bevorzugt, und hatten Vater und Mutter verschiedene Konfessionen, war ihr Kind nach dem Ritus des Mannes zu taufen uvm.[5]
Pius XI. sah 1930 in seiner Enzyklika „Casti conubii“ ebenfalls noch die Notwendigkeit einer Ungleichheit von Mann und Frau im Bereich der sozialen und familiären Ordnung.
1959 kündigte Papst Johannes XXIII. eine grundlegende Reform der katholischen Kirche an. Er sprach in der Enzyklika „Pacem in terris“ 1963 erstmals nicht mehr von der Unterordnung der Frau, sondern „von gleichen Rechten der Frau sowohl im Privatbereich wie auch im Staat“[6]. Diese Anerkennung der grundsätzlichen Gleichwertigkeit nahm dann das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) auf. Endlich wurde auch innerkirchlich die Frauenfrage gestellt. Hier wurde die fundamentale Gleichheit aller Gläubigen ausdrücklich beschlossen und festgelegt, was sich schließlich auch im Codex von 1983[7] ausdrückte. Nun durften Frauen verschiedene Gottesdienste (z.B. Buß- oder Wortgottesdienste) leiten, Lesungen halten und auch andere Tätigkeiten verrichten, die ihnen vorher verwehrt wurden. Es ist deutlich zu sehen, dass sich in der Rechtsordnung durchaus ein Wandel vollzogen hat. Leider folgten den Worten aber keine Taten.
Johannes Paul II. bekannte sich in seinem Apostolischen Schreiben von 1988 „Mulieris dignitatem“ (Über die Würde der Frau) zu einer grundsätzlichen Gleichrangigkeit von Mann und Frau. Dennoch bestärkte er erneut, dass nur Männer zum priesterlichen Dienst berufen sind. Zwar fanden sich in dieser Schrift viele positive Aussagen über die Frau und ihre Rolle, doch Konsequenzen folgten auch daraus nicht.
2.2. Der Begriff der feministischen Theologie
Etwa seit Ende der 70er Jahre entwickelt sich in den vereinigten Staaten von Amerika eine neue Art von Theologie, die feministische Theologie Sie stellt eine
„Begegnung zwischen dem Feminismus, der sich in unserem Jahrhundert als Frauenbefreiungsbewegung (..) versteht, und einer Solidarisierung von Theologinnen mit einer Bewegung für die Solidarisierung der Menschen in den christlichen Kirchen“[8]
dar. Auch und vor allem durch immer mehr anwachsende Unterstützung von Priestern, Bischöfen und gläubigen Christen in den verschiedenen Gemeinden wurde es möglich, dass die Vertreterinnen der feministischen Theologie immer mehr Gehör fanden.
Die feministische Theologie lässt sich ganz grob in zwei Strömungen aufteilen, einmal in die Frauen, die zwar in der jüdisch-christlichen Tradition bleiben wollen, diese aber von all den einstigen und frauenverachtenden Einstellungen befreien wollen, und zweitens in die Frauen, die das kirchliche Milieu verlassen haben, da sie es für hoffnungslos halten, innerhalb der Kirche weiterzuarbeiten. Diese beiden Strömungen, so unterschiedlich sie in ihrer Lebensgestaltung und Konsequenz sein mögen, haben doch ein gemeinsames Anliegen: Sie wollen die Frauenrealität stärker hervorheben, wenden sich gegen eine patriarchalische Gesellschaftsstruktur und „verurteil(en) die einseitig androzentrischen Denk- und Wertesysteme unserer Wirklichkeit, die männlichen Maßstäben und Paradigmen erwachsen“[9]. Sie beklagen die Tatsache, dass Frauen lange genug (und immer noch!) bloße Objekte (und nicht Subjekte) der theologischen Forschungen waren und sind, die von theologischen Reflexionen und Theoriebildungen völlig und systematisch aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen werden. Feministische Theologie will aufzeigen, mit welchen versteckten und auch offenen Mitteln Frauen an den Rand gedrängt werden. Außerdem will sie bewusst machen,
[...]
[1] S. Klein: Glauben Frauen anders? in: S. Becker, I. Nord (Hrsg.): Religiöse Sozialisation von Mädchen und Frauen, Stuttgart, Berlin, Köln 1995. S. 168.
[2] CIG 39, 1987
[3] Veronika Straub (Hrsg.): Auch wir sind die Kirche. Frauen in der Kirche zwischen Tradition und Aufbruch, München 1991, S. 9.
[4] I. Raming: Frauenbewegung und Kirche. Bilanz einer 25jährigen Kampfes für Gleichberechtigung und Befreiung der Frau seit dem 2. Vatikanischen Konzil, Weinheim 1989, S. 21.
[5] Vgl. S. Fuhrmann u.a. (Hrsg.): Soziale Rollen von Frauen in Religionsgemeinschaften, Münster 2003, S. 57.
[6] S. Dehmel: Der Wandel in der kirchlichen Rechtssprechung der Frau, in: Gerhard L. Müller (Hrsg.) Frauen in der Kirche, Würzburg 1999, S. 222.
[7] Codex Iuris Canonici, 25. Januar 1983
[8] Wolfgang Beinert (Hrsg.): Frauenbefreiung und Kirche. Darstellung, Analyse, Dokumentation, Regensburg 1987.
[9] B. Schneider: „Wer Gott dient wird nicht krumm“, Mainz 1997, S. 90.
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- Sonja Filip (Author), 2005, "Frauen haben sich verändert - Kirche hat es nicht bemerkt." Sexismus in der katholischen Kirche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35744
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