An Hand der für Muldenhohlwege von Altstraßen vom Verfasser entwickelten geländetauglichen Messeinrichtung und des zur Auswertung der Messergebnisse vorgeschlagenen mathematisch-geometrischen Modells für die Ermittlung und Darstellung von Spurweiten-Spektren wurden Aussagen zur Nutzungsart und zum zeitlichem Nutzungshorizont von Altstraßen möglich, die bisher, wenn überhaupt, nur mit großem archäologischen Aufwand erzielbar waren.
Die Ergebnisse der Geländeuntersuchungen in den hier thematisierten Gebieten des Freistaates Sachsen sind verblüffend: Die charakteristischen Abmessungen der an unterschiedlichen Orten im Dresdener Raum, der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge untersuchten Altstraßenabschnitte sind nahezu unabhängig von geographischer Höhe und Lage sowie Bodenuntergrund, obwohl die untersuchten Trassen im Osterzgebirge in rauerem Klima und vorwiegend in grusig-steinig-humosem Untergrund verlaufen, während sie in der Umgebung des Dresdener Elbtals in sandig-humose Böden eingetieft sind. Nur in der Sächsischen Schweiz weist das Spurweiten-Spektrum auf Grund des stark zerklüfteten Geländes eine von den übrigen untersuchten Gebieten deutlich abweichende Struktur auf. Die generell vorhandenen Unterschiede sind jedoch vor allem auf die unterschiedlichen Verkehrsspannungen zurückzuführen, die zwischen den Ausgangs- und Endpunkten der Gebiete herrschten, die durch die untersuchten Verkehrstrassen verbunden wurden. Bei den Geländebefunden drängt sich weiterhin die Frage auf, welches Ereignis die Aufgabe älterer Trassen bzw. deren Ablösung veranlasst haben mag, was auf jeden Fall einen dramatischen Einschnitt im Verkehrswesen bedeutet haben muss. Dieses drastische Ereignis könnte der Übergang vom langsamen einachsigen Maultier- oder Ochsenkarren zum schnelleren und größeren zweiachsigen und damit tragfähigeren Pferdewagen, der „caretta longa“ gewesen sein, der in West- und Süddeutschland ins beginnende 11. Jh. datiert wird, im untersuchten Gebiet des Freistaates Sachsen aber erst später, etwa im13. Jh. anzusetzen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Saumtiere und Saumpfade
- Einachsige und zweiachsige Fahrzeuge: Karren und Wagen
- Das Palm als Grundmaß des Verkehrswesens der Antike
- Profilmodell für Muldenhohlwege
- Von der Profilbreite der Hohlwege zur Spurweite der Fahrzeuge
- Im Freistaat Sachsen an realen Hohlwegen ermittelte Spurweiten
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein Verfahren zur Bestimmung von Fahrzeugspurweiten in Muldenhohlwegen von Altstraßen zu entwickeln. Dies geschieht anhand der Analyse von verschiedenen Fahrzeugtypen und deren Auswirkungen auf die Wegprofile.
- Entwicklung eines Verfahrens zur Bestimmung von Fahrzeugspurweiten
- Untersuchung der verschiedenen Fahrzeugtypen im historischen Kontext (Saumtiere, Karren, Wagen)
- Analyse von Muldenhohlwegen als Relikte alter Verkehrsmittel
- Zusammenhang zwischen Profilbreite der Hohlwege und Spurweite der Fahrzeuge
- Anwendung des Verfahrens an realen Beispielen im Freistaat Sachsen
Zusammenfassung der Kapitel
Saumtiere und Saumpfade: Der erste Abschnitt beleuchtet die Bedeutung von Saumtieren im historischen Transportwesen. Anhand von Beispielen wie dem Splügenpass und der Nutzung von Maultieren im Süden und Pferden im Norden Europas, wird die Entwicklung und Bedeutung des Saumwesens bis in die frühe Neuzeit beschrieben. Die Entstehung von Saumpfaden als Folge dieser Transportart und deren Unterscheidung zu von Fahrzeugen genutzten Hohlwegen wird hervorgehoben. Die schmaleren und steileren Profile der Saumpfade im Vergleich zu den von Fahrzeugen verursachten Hohlwegen werden als Unterscheidungsmerkmal präsentiert.
Einachsige und zweiachsige Fahrzeuge: Karren und Wagen: Dieses Kapitel differenziert zwischen einachsigen Karren und zweiachsigen Wagen, wobei die unterschiedlichen Zugtiere und deren Einfluss auf die Spurweite der Fahrzeuge thematisiert werden. Es wird auf die erstaunliche Erhaltung von Altstraßenrelikten, insbesondere Muldenhohlwegen, eingegangen. Die unterschiedlichen Breiten, Tiefen und Steigungen dieser Hohlwege werden als Indikatoren für die Nutzungsart und den Zeitraum der Nutzung interpretiert. Die Entwicklung der Wege vom mittelalterlichen, oft schmalen Profil bis hin zu breiteren, trapezförmigen Profilen durch die Einführung des Geleitswesens im späten Mittelalter wird beschrieben.
Schlüsselwörter
Muldenhohlwege, Altstraßen, Fahrzeugspurweiten, Saumtiere, Karren, Wagen, Profilanalyse, historische Verkehrsmittel, Sachsen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Fahrzeugspurweiten in Muldenhohlwegen
Was ist das Thema der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Bestimmung von Fahrzeugspurweiten in Muldenhohlwegen alter Straßen anhand der Analyse verschiedener Fahrzeugtypen und deren Auswirkungen auf die Wegprofile. Der Fokus liegt auf der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Profilbreite von Hohlwegen und der Spurweite der historischen Fahrzeuge.
Welche Fahrzeugtypen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Saumtiere (und die daraus resultierenden Saumpfade), einachsige Karren und zweiachsige Wagen. Es wird der Einfluss verschiedener Zugtiere und die daraus resultierenden unterschiedlichen Spurweiten analysiert.
Welche Rolle spielen Muldenhohlwege in der Studie?
Muldenhohlwege bilden die zentralen Untersuchungsobjekte. Ihre Profilbreite, Tiefe und Steigung werden als Indikatoren für die Art und den Zeitraum der Nutzung durch verschiedene historische Fahrzeuge interpretiert.
Wie wird die Spurweite der Fahrzeuge bestimmt?
Die Arbeit entwickelt ein Verfahren zur Bestimmung der Fahrzeugspurweiten anhand der Analyse der Profilbreite von Muldenhohlwegen. Dies beinhaltet die Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Fahrzeugtyp, Zugtiere und die Entwicklung der Wegeprofile im Laufe der Zeit.
Welche historischen Entwicklungen werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Transportwesens von der Nutzung von Saumtieren über einachsige und zweiachsige Fahrzeuge bis hin zur Einführung des Geleitswesens im späten Mittelalter. Es wird der Einfluss dieser Entwicklungen auf die Breite und Form der Hohlwege untersucht.
Wo wurde die Studie durchgeführt?
Die Anwendung des entwickelten Verfahrens zur Bestimmung der Fahrzeugspurweiten erfolgte an realen Beispielen von Muldenhohlwegen im Freistaat Sachsen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Muldenhohlwege, Altstraßen, Fahrzeugspurweiten, Saumtiere, Karren, Wagen, Profilanalyse, historische Verkehrsmittel, Sachsen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Saumtieren und Saumpfaden, einachsigen und zweiachsigen Fahrzeugen (Karren und Wagen), dem Palm als Grundmaß, einem Profilmodell für Muldenhohlwege, dem Zusammenhang zwischen Profilbreite und Spurweite, ermittelten Spurweiten in Sachsen und einem Resümee.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Hauptziel der Arbeit ist die Entwicklung eines zuverlässigen Verfahrens zur Bestimmung von historischen Fahrzeugspurweiten anhand der Analyse von Muldenhohlwegen. Dies trägt zum besseren Verständnis des historischen Verkehrs und der Entwicklung von Straßen und Wegen bei.
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- Dr. Bernd Hofmann (Author), 2017, Saumtier, Ochsenkarren oder Pferdewagen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356934