Erste Erfahrungen im Umgang mit Mengen und Zahlen machen Kinder schon sehr früh. Implizit wird dies für den Anfangsunterricht auch vorausgesetzt. Die Gruppe von Kindern, die gemeinsam in der ersten Klasse startet, ist jedoch eine überaus heterogene Gruppe.
Der mathematische Anfangsunterricht in der ersten Klasse der Grundschule ist für die Kinder nicht die Stunde Null ihrer mathematischen Erfahrungen. Einige Kinder sind ihren Altersgenossen durch viele Vorerfahrungen im Bereich der Zahlen weit voraus. Andere haben noch so gut wie gar keine Vorkenntnisse auf diesem Gebiet. Die Lehrkraft hat nun die Aufgabe, allen Kindern gerecht zu werden. Doch gerade die Kinder, die über wenige Vorerfahrungen verfügen, laufen Gefahr schnell abgehängt zu werden.
Die Art, wie Zahlen mental repräsentiert werden, lässt sich nicht direkt nachweisen. Effekte wie der Distanzeffekt, der Größeneffekt, der Size-Congruency-Effect und der SNARC-Effect legen jedoch nahe, dass Zahlen mental auch räumlich und gerichtet repräsentiert werden. In Dehaenes Triple-Code-Modell ist dies als „Analog Magnitude Representation“ eingearbeitet. In der Mathematikdidaktik wird dies über Zahlaspekte bearbeitet. Der von Elsbeth Stern vorgeschlagene „Relationalzahlaspekt“ greift diesen Forschungsstand aus der Psychologie am ehesten auf. Auf dieser Grundlage und aus Erkenntnissen zur Entwicklung des Zählens und des Mengenverständnisses bei Kindern, wird ein eigenes Modell der mathematischen Kompetenzentwicklung vorgestellt. Dieses Modell dient als Grundlage für die Entwicklung eines Förderprogramms, welches durch ein räumlich-lineares Training denjenigen Kindern im Vorschulalter helfen soll, die weniger Vorerfahrungen mit Zahlen gemacht haben als ihre Altersgenossen und daher besonderer Förderung bedürfen. In diesem Förderprogramm sollen die Inhalte der ersten Grundschuljahre im Bereich Mathematik jedoch nicht vorweg genommen werden, daher wird auf die Nutzung von arabischen Zahlsymbolen verzichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Theoretischer Hintergrund und Fragestellung
- Methode
- Ergebnisse
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die Förderung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern durch die Verknüpfung von Zahlaspekten. Ziel ist die Entwicklung und Evaluation eines Förderprogramms, das ohne den Einsatz von Zahlsymbolen die mentale Zahlrepräsentation elaboriert und Kindern mit weniger Vorerfahrungen im Umgang mit Zahlen hilft.
- Mentale Repräsentation von Zahlen
- Entwicklung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern
- Entwicklung und Evaluation eines Förderprogramms
- Einfluss von Vorerfahrungen auf den Lernerfolg
- Förderung ohne Zahlsymbole
Zusammenfassung der Kapitel
Zusammenfassung: Diese Zusammenfassung fasst die Dissertation zusammen, die sich mit der Förderung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern durch die Verknüpfung von Zahlaspekten befasst. Sie beschreibt den theoretischen Hintergrund, die Methodik der durchgeführten Studie, die Ergebnisse und die daraus resultierende Diskussion. Die Studie evaluiert ein eigens entwickeltes Förderprogramm, welches auf einem neuen Modell der mathematischen Kompetenzentwicklung basiert und auf den Einsatz von Zahlsymbolen verzichtet.
Theoretischer Hintergrund und Fragestellung: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuelle Forschung zur mentalen Repräsentation von Zahlen und deren räumliche und gerichtete Aspekte, insbesondere im Kontext des Dehaenes Triple-Code-Modells und des Relationalzahlaspekts nach Elsbeth Stern. Es werden Erkenntnisse zur Entwicklung des Zählens und des Mengenverständnisses bei Kindern präsentiert und ein eigenes Modell der mathematischen Kompetenzentwicklung vorgestellt. Dieses Modell dient als Grundlage für die Entwicklung des in der Studie evaluierten Förderprogramms, das speziell für Vorschulkinder mit weniger Vorerfahrungen im Umgang mit Zahlen konzipiert wurde und bewusst auf die Verwendung arabischer Zahlsymbole verzichtet.
Methode: Dieses Kapitel beschreibt die empirisch-quantitativ angelegte Längsschnittstudie mit experimentellem Design. 88 fünfjährige Kinder wurden randomisiert in eine Interventionsgruppe und zwei Kontrollgruppen aufgeteilt. Das Förderprogramm wurde in Kleingruppen von derselben Person durchgeführt. Prä- und Posttests mit identischen Messinstrumenten wurden eingesetzt, zusätzlich wurde ein Maß zur nonverbalen Intelligenz erhoben, um den Einfluss der Intelligenz auf die Ergebnisse zu kontrollieren.
Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie. Es werden t-Tests für ungepaarte Stichproben sowie Effektstärken nach Cohen berechnet und interpretiert. Die Ergebnisse zeigen tendenzielle Vorteile für das Förderprogramm, die jedoch nicht immer statistisch signifikant sind. Eine differenzierte Betrachtung der Kinder nach ihren Leistungen im Vortest offenbart deutlichere Ergebnisse: Kinder mit weniger Vorwissen zeigten mittlere bis große Effekte zugunsten des Förderprogramms, während Kinder mit stärkerem Vorwissen keinen zusätzlichen Nutzen aus dem Programm zogen.
Schlüsselwörter
Zahlbegriff, Vorschulkinder, Mentale Zahlrepräsentation, Förderprogramm, Zahlaspekte, Mathematische Kompetenzentwicklung, Längsschnittstudie, Effektstärken, Vorerfahrungen, Zahlsymbole.
Häufig gestellte Fragen zur Dissertation: Förderung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern
Was ist das Thema der Dissertation?
Die Dissertation untersucht die Förderung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern durch ein speziell entwickeltes Förderprogramm, das auf der Verknüpfung von Zahlaspekten und dem Verzicht auf Zahlsymbole basiert. Das Programm zielt darauf ab, die mentale Zahlrepräsentation zu verbessern, insbesondere bei Kindern mit weniger Vorerfahrungen im Umgang mit Zahlen.
Welche Ziele verfolgt die Studie?
Die Hauptziele sind die Entwicklung und Evaluation eines Förderprogramms zur Verbesserung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern. Es soll untersucht werden, ob das Programm effektiv ist und wie es den Lernerfolg beeinflusst, insbesondere bei Kindern mit unterschiedlichem Vorwissen.
Welche Methoden wurden verwendet?
Die Studie verwendet ein empirisch-quantitatives Längsschnittdesign mit einem experimentellen Ansatz. 88 fünfjährige Kinder wurden randomisiert in eine Interventionsgruppe und zwei Kontrollgruppen eingeteilt. Es wurden Prä- und Posttests mit identischen Messinstrumenten eingesetzt, und die nonverbale Intelligenz wurde als Kontrollfaktor erhoben. Das Förderprogramm wurde in Kleingruppen durchgeführt.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse zeigen tendenzielle Vorteile für das Förderprogramm, die jedoch nicht immer statistisch signifikant sind. Eine detaillierte Analyse nach dem Vorwissen der Kinder zeigt deutlichere Ergebnisse: Kinder mit weniger Vorwissen zeigten mittlere bis große Effekte zugunsten des Förderprogramms, während Kinder mit stärkerem Vorwissen keinen zusätzlichen Nutzen hatten.
Welche theoretischen Grundlagen liegen der Studie zugrunde?
Die Studie basiert auf der aktuellen Forschung zur mentalen Repräsentation von Zahlen, insbesondere dem Dehaenes Triple-Code-Modell und dem Relationalzahlaspekt nach Elsbeth Stern. Es wird ein eigenes Modell der mathematischen Kompetenzentwicklung vorgestellt, das die Grundlage für das entwickelte Förderprogramm bildet.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Studie?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Zahlbegriff, Vorschulkinder, Mentale Zahlrepräsentation, Förderprogramm, Zahlaspekte, Mathematische Kompetenzentwicklung, Längsschnittstudie, Effektstärken, Vorerfahrungen, Zahlsymbole.
Welche Kapitel umfasst die Dissertation?
Die Dissertation beinhaltet eine Zusammenfassung, ein Kapitel zum theoretischen Hintergrund und der Fragestellung, ein Kapitel zur Methodik, ein Kapitel zu den Ergebnissen und abschließend eine Diskussion der Ergebnisse.
Für wen ist diese Dissertation relevant?
Diese Dissertation ist relevant für Wissenschaftler, Pädagogen und alle, die sich mit der frühkindlichen mathematischen Bildung und der Förderung des Zahlbegriffsverständnisses beschäftigen.
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- Fabian Labahn (Author), 2015, Förderung des Zahlbegriffsverständnisses bei Vorschulkindern durch Verknüpfung der Zahlaspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355706