Anhand des rezeptionästhetischen Ansatzes Wolfgang Isers wird versucht, aufzuzeigen, wie die Figur des Affen in der Literatur zur Erklärung der Herkunft und der Zukunft des Menschen dient. Nach Wolfgang Isers lässt Kunst (und die Fiktion) „Leerstellen“, damit diese in hermeneutischer Annäherung durch den Rezipienten selbst erschlossen werden und dadurch Wissen generiert wird.
Hans Blumenberg sieht im Mythos eine Art Wissen in Form von Fiktion, welche das Unvertraute durch das Vertraute erschließen kann. Der Affe dient in der Literatur traditionell dazu, eine Erklärung für die menschliche Existenz zu finden, indem durch ihn die Leerstellen am Anfang und Ende der Biografie des Menschen gefüllt werden. Er karikiert menschliche Kulturtechniken, neuere Autoren wie Bernard Malamud stellen außerdem die Zukunft des Menschen in Frage, indem sie die institutionalisierte Religion kritisieren und diese als Teil der dekadenten menschlichen Kultur entlarven.
Aldous Huxley betrachtet die Evolution der menschlichen Spezies vollständig pessimistisch, denn, entgegen der vom Bürgertum des 19. Jahrhundert angenommenen Perfektibilität des Menschen sieht er dessen Unfähigkeit, sich aus seiner Tierhaftigkeit zu befreien. Für ihn ist sogar das Ende der Menschheit, das „Danach“, durch den Affen geprägt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Fiktion und Wissen
- 2. Die Rolle des Affen in der Fiktion
- 3. Zusammenfassung und weiterführende Gedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle des Affen in der Literatur als Deutungsversuch für Ursprung und Ende der Menschheit. Sie analysiert, wie die Figur des Affen in fiktionalen Texten dazu dient, existenzielle Fragen nach der menschlichen Herkunft und Zukunft zu beantworten. Dabei wird ein rezeptionästhetischer Ansatz verfolgt, der die Interaktion zwischen Text und Leser in den Mittelpunkt stellt.
- Die Wechselbeziehung zwischen Fiktion und Wissensschaffung
- Der Affe als Symbol für die ambivalente Natur des Menschen
- Der Affe als Spiegelbild menschlicher Kultur und deren Kritik
- Rezeptionstheoretische Analyse der Figur des Affen in der Literatur
- Die Frage nach Ursprung und Zukunft der Menschheit im Spiegel der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Fiktion und Wissen: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Fiktion und Wissen, insbesondere im Kontext der menschlichen Suche nach Sinn und Ursprung. Es wird argumentiert, dass Fiktion, besonders schriftliche Fiktion, ein grundlegendes menschliches Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit erfüllt und zur Wissensgenerierung beiträgt. Der Ansatz von Wolfgang Iser, der die Bedeutung offener Leerstellen in literarischen Texten hervorhebt und den Leser als aktiven Interpreten positioniert, wird ausführlich diskutiert und im Gegensatz zur traditionellen Regelpoetik gesetzt. Die Kapitel betont die wechselseitige Beeinflussung von Kunstwerk und Rezipient und wie durch Interpretation Wissen spiralförmig aufgebaut wird, im Gegensatz zu einem linearen Verständnis. Die Rolle von Oralität und Literalität in der Bewusstseinsentwicklung wird ebenfalls angesprochen, mit Bezug auf die Werke von Walter Ong und Volker Frederking. Insgesamt unterstreicht das Kapitel die sinnstiftende und wissensgenerierende Funktion von Fiktion und die aktive Rolle des Lesers im Interpretationsprozess.
2. Die Rolle des Affen in der Fiktion: Dieses Kapitel analysiert die Figur des Affen in der Literatur als Mittel zur Darstellung der ambivalenten Natur des Menschen und der Auseinandersetzung mit dessen Herkunft und Zukunft. Der Affe wird als eine Figur beschrieben, die sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede zum Menschen aufzeigt und dadurch Fragen nach Identität und dem Verhältnis von Natur und Kultur aufwirft. Beispiele aus der Literatur, wie Kafkas "Ein Bericht für eine Akademie" und Boulles "La planète des singes", werden herangezogen, um die kritische Funktion des Affen als Spiegelbild menschlicher Kultur und deren Fehler aufzuzeigen. Es wird außerdem die historische Perspektive auf den Affen in der Kunst und Literatur beleuchtet, von der allegorischen Darstellung menschlicher Verhaltensweisen bis hin zur Frage nach der "Unterentwicklung" des Affen im Vergleich zum Menschen. Die ambivalente Natur der Figur des Affen – gleichzeitig ähnlich und verschieden vom Menschen – wird als zentrales Thema hervorgehoben, welches die existenzielle Frage nach dem Ursprung und der Zukunft der Menschheit aufwirft.
Schlüsselwörter
Affe, Fiktion, Wissen, Rezeption, Hermeneutik, Literatur, Mythos, Mensch, Natur, Kultur, Identität, Ursprung, Zukunft, Evolution, Kritik, Interpretation, Leerstellen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Rolle des Affen in der Fiktion
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Affen in der Literatur als Spiegelbild der menschlichen Existenz und der Auseinandersetzung mit Fragen nach Ursprung und Zukunft der Menschheit. Sie analysiert, wie die Figur des Affen in fiktionalen Texten existenzielle Fragen beantwortet und die ambivalente Natur des Menschen darstellt.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet einen rezeptionästhetischen Ansatz, der die Interaktion zwischen Text und Leser in den Mittelpunkt stellt. Die Bedeutung offener Leerstellen in literarischen Texten (Iser) wird hervorgehoben und die aktive Rolle des Lesers im Interpretationsprozess betont. Es wird eine Vergleichende Analyse von literarischen Beispielen durchgeführt, unter Berücksichtigung historischer Perspektiven auf die Darstellung des Affen in der Kunst und Literatur.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Wechselbeziehung zwischen Fiktion und Wissensschaffung; den Affen als Symbol für die ambivalente Natur des Menschen; den Affen als Spiegelbild menschlicher Kultur und deren Kritik; rezeptionstheoretische Analyse der Figur des Affen; und die Frage nach Ursprung und Zukunft der Menschheit im Spiegel der Literatur.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus drei Kapiteln: Kapitel 1 befasst sich mit der Beziehung zwischen Fiktion und Wissen, Kapitel 2 analysiert die Rolle des Affen in der Literatur, und Kapitel 3 bietet eine Zusammenfassung und weiterführende Gedanken.
Was wird im Kapitel "Fiktion und Wissen" behandelt?
Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Fiktion und Wissen im Kontext der menschlichen Sinnsuche. Es betont die sinnstiftende und wissensgenerierende Funktion von Fiktion und die aktive Rolle des Lesers. Die Ansätze von Wolfgang Iser, Walter Ong und Volker Frederking werden diskutiert.
Was wird im Kapitel "Die Rolle des Affen in der Fiktion" behandelt?
Dieses Kapitel analysiert den Affen als literarische Figur, die die ambivalente Natur des Menschen und die Auseinandersetzung mit dessen Herkunft und Zukunft repräsentiert. Es werden Beispiele aus der Literatur, wie Kafkas "Ein Bericht für eine Akademie" und Boulles "La planète des singes", analysiert, um die kritische Funktion des Affen als Spiegelbild menschlicher Kultur aufzuzeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Affe, Fiktion, Wissen, Rezeption, Hermeneutik, Literatur, Mythos, Mensch, Natur, Kultur, Identität, Ursprung, Zukunft, Evolution, Kritik, Interpretation, Leerstellen.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von literarischen Themen in strukturierter und professioneller Weise.
- Citar trabajo
- Jasmin Hammon (Autor), 2016, Der Mythos Affe als Deutungsversuch für Ursprung und Ende der Menschheit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355119