Die Mantelkaufbestimmungen gem. § 8 Abs. 4 Z. 2 KStG wurden vom Gesetzgeber aufgrund des VwGH Urteils 84/13/0251 vom 04. Juni 1981 eingeführt. Dieses Urteil besagt, dass der Verlustvortrag als höchstpersönliches Recht der verlustvortragenden Person anzusehen ist und daher auch trotz Untergang der wirtschaftlichen und organisatorischen Identität der Gesellschaft im Zuge eines entgeltlichen und vollständigen Gesellschafterwechsels bestehen bleibt. Dieses Urteil impliziert folglich, dass der steuerliche Verlustvortrag aufgrund seines Steuereinsparungspotentials für den Käufer als selbständiges Wirtschaftsgut betrachtet und auch entgeltlich gehandelt werden kann, sofern er nicht z.B. aufgrund des einschlägig Werdens der Mantelkaufbestimmungen seinen Charakter als Wirtschaftsgut verliert. Der Gesetzgeber ist jedoch bestrebt einen solchen ausschließlich auf die Verlustausgleichs- und damit verbundenen Steuereinsparungsmöglichkeiten ausgelegten Handel zu unterbinden. Aus diesem Grund führt der Gesetzgeber mit dem Körperschaftsteuergesetz 1988 die sogenannten Mantelkaufbestimmungen ein, welche versuchen, den Handel mit wirtschaftlich inaktiven aber steuerrechtlich verlustvortragenden Unternehmen, sogenannten Mantelgesellschaften, zu unterbinden.
Gelingt es dem Erwerber eines verlustvortragenden Unternehmens nun die Mantelkaufbestimmungen nicht auszulösen, so können die bestehenden Verluste mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden, was zu cashwirksamen Steuerersparnissen führt.
Diese Arbeit zielt nun darauf ab, zu beurteilen, welche Auswirkungen die Mantelkaufregelung gem. § 8 Abs. 4 Z. 2 KStG auf die Kaufpreisfindung beim Erwerb verlustvor-tragender inländischen Körperschaften in Österreich unter sicherer Erwartung zukünftiger Ergebnisse hat und welche Einflussfaktoren diesen Effekt auf den Kaufpreis beeinflussen. Nicht adressiert werden hierbei die Auswirkungen auf Umgründungen i.S.d. UmgrStG sowie die Auswirkungen unter Unsicherheit.
Um dies zu erläutern werden zunächst die normativen Grundlagen der Mantelkaufregelung beleuchtet. Im Anschluss daran wird ein geeignetes Modell zur Bewertung von Verlustvorträgen unter Sicherheit vorgestellt sowie auf die Schwierigkeiten unter Unsicherheit eingegangen. Darauf aufbauend werden anhand der Simulation eines Partialmodells die Auswirkungen der Mantelkaufbestimmungen auf die Kaufpreisfindung erläutert und darauf einwirkende Einflussfaktoren aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Mantelkaufbestimmungen
- 2.1. Tatbestandsmerkmale
- 2.2. Sukzessive Erfüllung der Tatbestandsmerkmale im Zeitablauf...
- 2.3. Auflösung stiller Reserven.......
- 2.4. Escape-Klausel...
- 2.5. Mantelkauf bei Gruppenbesteuerung.
- 2.6. Mittelbarer Gesellschafterwechsel
- 2.7. Siebentelabschreibung & Schwebeverluste (Wartetastenverluste)
- 2.8. Mindestbesteuerung und Verlustverrechnungsgrenze.
- 3. Bewertung von Verlustvorträgen
- 3.1. Bewertung unter Sicherheit
- 3.2. Besonderheiten bei Bewertung unter Unsicherheit...
- 4. Simulation...
- 4.1. Unterschied zwischen Vorliegen eines steuerrechtlichen Verlustvortrags und dessen Wegfall durch Mantelkauf (Grundüberlegung)
- 4.2. Unterschiede in der Rendite der Wiederveranlagungsform.
- 4.3. Steuersatz und anzuwendender Diskontierungszinssatz.......
- 4.4. Zeitpunkt der Verlustverwertungsmöglichkeit (Verwertungszeitpunkt, Höhe des steuerlichen Verlustvortrags & Höhe zukünftiger Gewinne).
- 4.5. Verschuldungsgrad (Leverage).
- 4.6. Unternehmensrechtliche Verlustvorträge & Ausschüttungspolitik
- 4.7. Steuerrechtliche AfA & unternehmensrechtliche Abschreibung.......
- 5. Ergebnisse & Diskussion....
- 6. Conclusio....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen der Mantelkaufregelung im Körperschaftsteuergesetz (KStG) auf die Kaufpreisfindung. Der Fokus liegt dabei auf der Bewertung von Verlustvorträgen im Kontext eines Mantelkaufes und der Frage, wie sich diese auf die Rendite der Wiederveranlagungsform auswirken.
- Mantelkaufregelung im KStG
- Bewertung von Verlustvorträgen
- Auswirkungen auf die Kaufpreisfindung
- Rendite der Wiederveranlagungsform
- Simulationen und deren Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Diese Einleitung führt in die Thematik der Mantelkaufregelung und deren Auswirkungen auf die Kaufpreisfindung ein. Sie erläutert die Relevanz des Themas und die Ziele der Arbeit.
- Kapitel 2: Mantelkaufbestimmungen - Dieses Kapitel behandelt die Mantelkaufbestimmungen im Detail. Es definiert die Tatbestandsmerkmale, die sukzessive Erfüllung im Zeitablauf, die Auflösung stiller Reserven und weitere relevante Aspekte wie die Escape-Klausel und den Mantelkauf bei Gruppenbesteuerung.
- Kapitel 3: Bewertung von Verlustvorträgen - Dieses Kapitel beleuchtet die Bewertung von Verlustvorträgen unter Sicherheit und unter Unsicherheit. Es werden spezielle Aspekte der Bewertung im Kontext eines Mantelkaufes betrachtet.
- Kapitel 4: Simulation - In diesem Kapitel werden Simulationen durchgeführt, um die Auswirkungen der Mantelkaufregelung auf die Kaufpreisfindung und die Rendite der Wiederveranlagungsform zu analysieren. Die Simulationen berücksichtigen verschiedene Parameter wie den Steuersatz, den Diskontierungszinssatz, den Verschuldungsgrad und die Verlustverwertungsmöglichkeit.
- Kapitel 5: Ergebnisse & Diskussion - Dieses Kapitel präsentiert und diskutiert die Ergebnisse der durchgeführten Simulationen. Es werden die wichtigsten Erkenntnisse und ihre Bedeutung für die Praxis erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Mantelkaufregelung, Verlustvorträge, Kaufpreisfindung, Rendite der Wiederveranlagungsform, Simulation, Steuersatz, Diskontierungszinssatz, Verschuldungsgrad, Körperschaftsteuergesetz (KStG) und Unternehmenssteuerrecht.
- Quote paper
- Alexander Moßhammer (Author), 2017, Mantelkaufbestimmungen und Verlustverwertung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354825