In der Hausarbeit wird das Verhältnis von Griechen und Juden in postkolonialer Zeit auf der Grundlage griechischer Alteritätserfahrungen in der Epoche der Kolonisation untersucht. Die Arbeit entstand im Seminar „Die Griechische Kolonisation“ im Wahlbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften und fußt, ausgehend von dem Bild der Griechen zu Zeit der Kolonisation, auf einem kulturwissenschaftlichen Ansatz, den Jan Assmann und Meinhard Schuster theoretisch untermauern soll und der in dieser Arbeit zu Beginn einen großen Raum einnehmen wird.
Ausgehend von antiken Quellen soll im ersten Teil dargestellt werden, wie sich Griechen in ihrem Selbstbild definieren. Inwiefern dient die dort erfahrene Alteritätserfahrung zur Absteckung von festen Grenzen im eigenen kulturellen Verständnis und was macht sie mit den sprichwörtlich „Anderen“? Diese Selbstzuschreibung dient später als Grundlage für die Betrachtung des Verhältnis von Griechen und Juden in postkolonialer Zeit.
Es folgt der Hauptteil, der sich mit dem Begriff des Antisemitismus auseinandersetzt. Hier wird eine Arbeitsdefinition zu ermitteln sein, da nicht alle Merkmale des heutigen Antisemitismus für antike Verhältnisse zu übernehmen sein werden. Was macht das Bild des Juden konkret aus und wie konnten Stereotype für die eigene Handlung der Hellenen operationalisiert werden bzw. gibt es überhaupt überlieferte Merkmale oder entscheiden sich die Griechen von Fall zu Fall für eine Fremdzuschreibung je nach politischer Situation?
Prof. Dr. Jürgen Malitz und Martin Hengel bietet mit ihren Ausführungen zu Juden im Spiegel des Kontakts des Judentums mit dem Hellenen den fachlichen Rahmen für die Interpretation der Quellen in der sich anschließenden Analyse des Materials. Die bei ihnen zu findenden Quellen Hekataios von Abdera und Manethos bilden hierfür den Kanon der Überlieferung der ersten Zeugnisse und bilden das erste schriftliche Belegmaterial des Zusammentreffens von Griechen und Juden in antiker Zeit und müssen noch um Theophrast erweitert werden. Hier wird es die oberste Maßgabe sein, sich auf Malitz Darstellung zu stützen und weitere Erklärungsansätze zu liefern, die über dessen Analyse hinausgehen und weiterhin fachlich durch die Sekundärliteratur untermauert werden. Den Abschluss der Arbeit bildet das Resümee und die Zusammenfassung der Ergebnisse der Betrachtung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Griechen und Fremde – ein kulturwissenschaftlicher Ansatz
- Das Eigene und das Fremde – Kulturwissenschaftliche Grundlagen
- Griechen und die Definition ihrer Selbst im Spiegel der Großen Kolonisation
- Alteritätserfahrung/-kontakte im Zeitalter der griechischen Kolonisation
- Griechen und Juden unter dem Blickwinkel des Antisemitismus
- Arbeitsdefinition (antiker) Antisemitismus
- Analyse und Interpretation antisemitischer Tendenzen im Kulturkontakt der Griechen mit den ,,Anderen"
- Religiöse Aspekte
- Zusammenfassung
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Verhältnis von Griechen und Juden in der Zeit nach der griechischen Kolonisation. Sie setzt sich dabei mit dem kulturellen Selbstverständnis der Griechen auseinander und untersucht, wie dieses durch den Kontakt mit anderen Kulturen geprägt wurde. Die Arbeit basiert auf einem kulturwissenschaftlichen Ansatz, der die Definition von Identität und Fremdheit in den Vordergrund stellt.
- Die Konstruktion griechischer Identität im Spiegel der Großen Kolonisation
- Alteritätserfahrungen der Griechen und die Definition von „Fremdheit“
- Antisemitische Tendenzen im Kulturkontakt zwischen Griechen und Juden
- Religiöse Aspekte des Kontakts zwischen Griechen und Juden
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die zentrale These der Arbeit vor: die Analyse des Verhältnisses von Griechen und Juden im Kontext der griechischen Alteritätserfahrungen. Es werden die theoretischen Grundlagen für die Arbeit aus kulturwissenschaftlicher Perspektive gelegt. Im zweiten Kapitel wird das Selbstbild der Griechen in der Zeit der Kolonisation anhand antiker Quellen untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der Definition von Identität und Fremdheit und deren Rolle in der Abgrenzung von anderen Kulturen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Antisemitismus im Kontakt zwischen Griechen und Juden. Es werden antisemitische Tendenzen in antiken Texten analysiert und interpretiert, wobei der Schwerpunkt auf religiösen Aspekten liegt.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Thema des Antisemitismus im antiken Griechenland und untersucht, wie sich das Verhältnis von Griechen und Juden im Kontext der griechischen Alteritätserfahrungen und der Definition von Identität und Fremdheit gestaltet hat. Die Arbeit verwendet als zentrale Schlüsselbegriffe: Alteritätserfahrung, Kulturwissenschaft, Identität, Fremdheit, Antisemitismus, Religion.
- Quote paper
- Christian Luther (Author), 2014, Griechen und Fremde. Antisemitismus und Alteritätserfahrungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354705