Ziel dieser Hausarbeit soll sein deutlich zu machen, was eine systematische Pädagogik für das pädagogische Handeln leistet. Zuerst werde ich knapp skizzieren, was systematische Pädagogik überhaupt ist. Ich werde auf die Grundbgriffe einer systematischen Pädagogik eingehen, genauso wie auf die Methode und die Anthropologie die hinter einer systematischen Pädagogik steckt. Der systematischen Pädagogik wird häufig der Vorwurf gemacht, sie sei so abstrakt und formal, das sie keine wirkliche Hilfe für den Praktiker sei. Um diesen Vorwurf zu entkräften werde ich anhand der Begriffe Lernen, Lehren, Prüfung, Wiederholung, Hausaufgaben und Übungen zeigen, wie systematische Pädagogik dem Pädagogen bei seiner Arbeit hilfreich sein kann. Im Anschluss daran werde ich kurz den Zusammenhang von systematischer und prinzipienwissenschaftlicher Pädagogik darstellen um dann Prinzipien zu erläutern, die dem Pädagogen als Kriterium für sein pädagogisches Handeln dienen können.
Gliederung
1. Einleitung
2. Systematische Pädagogik
2.1 Grundbegriffe einer systematischen Pädagogik
2.1.1 Erziehung und Erziehungstheorie
2.1.2 Bildung und Bildungstheorie
2.2 Die Methode einer systematischen Pädagogik
2.3 Die Anthropologie einer systematischen Pädagogik
3. Lehren und Lernen
3.1 Prüfungen
3.2 Hausaufgaben, Übungen und Wiederholung
4. Prinzipien
4.1 Prinzipien als Kriterium für pädagogisches Handeln
4.1.1 Pädagogische Führung
4.1.2 Das Prinzip der dialogischen Argumentation
4.1.3 Das Prinzip der Freiheit
Literaturliste
1.Einleitung
Ziel dieser Hausarbeit soll sein deutlich zu machen, was eine systematische Pädagogik für das pädagogische Handeln leistet. Zuerst werde ich knapp skizzieren, was systematische Pädagogik überhaupt ist. Ich werde auf die Grundbegriffe einer systematischen Pädagogik eingehen, genauso wie auf die Methode und die Anthropologie die hinter einer systematischen Pädagogik steckt. Der systematischen Pädagogik wird häufig der Vorwurf gemacht, sie sei so abstrakt und formal, das sie keine wirkliche Hilfe für den Praktiker sei. Um diesen Vorwurf zu entkräften werde ich anhand der Begriffe Lernen, Lehren, Prüfung, Wiederholung, Hausaufgaben und Übungen zeigen, wie systematische Pädagogik dem Pädagogen bei seiner Arbeit hilfreich sein kann. Im Anschluss daran werde ich kurz den Zusammenhang von systematischer und prinzipienwissenschaftlicher Pädagogik darstellen um dann Prinzipien zu erläutern, die dem Pädagogen als Kriterium für sein pädagogisches Handeln dienen können.
2. Systematische Pädagogik
„Pädagogik als Wissenschaft muss systematisch begriffen werden. Dieser Satz wird vielfach bestritten“ (Heitger 2003 S.13). Weil systematische Pädagogik erst definiert was als pädagogische Praxis angesehen werden kann, weil systematische Pädagogik der Pädagogik erst Rechtfertigung gibt, wird sie von ihren Gegnern oft als anmaßend empfunden. Die Kritiker einer systematischen Pädagogik behaupten weiter, dass die systematische Pädagogik durch die starre Begrifflichkeit, durch ihre Formalität und dadurch, dass sie Bereiche ausklammert die sich nicht ihrer Begrifflichkeit beugen die Wirklichkeit missachtet und den Bezug zur Praxis verliert. Systematische Pädagogik ist aber weder wirklichkeitsfern noch lebensnah, sie versucht vielmehr den Tatsachen, der Vielfalt pädagogischer Wirklichkeit gerecht zu werden. Sie ist daher nicht wirklichkeitsfern, sondern durch ihre Systematik in einer ganz besonderen Weise, nämlich rechtfertigend auf sie gerichtet. Die Formalität hat auch den großen Vorteil, dass sie offen ist für viele mögliche Antworten auf Fragen. Der Pädagoge wird nicht in ein Schema gepresst und kann daher seine Individualität behalten. Für die Praxis bedeutet das auch, dass sie nicht einfach ihre Theorie widerspiegelt indem sie Fälle klassifiziert und Daten empirisch-statistisch auswertet, sondern sie muss die Frage nach der Bedingung für Normsetzung und Wertung stellen. Sie muss also die Wirklichkeit durch philosophische Reflektion transzendieren. Die Normativität gibt dem Pädagogen eine Richtung ist aber nicht zu verwechseln mit einer Festlegung auf einen bestimmten Unterrichtsstil oder ähnlichem. „Normativität bedeutet die prinzipielle Urteilsfähigkeit in bezug auf gut und böse, bleibt selbst aber jenseits jener Kategorien“ (Heitger 2003, S. 26). „System bezeichnet eine Architektonik von Theoriegebäuden, etwas theoretisch plan- und zielbezogen Konstruiertes, etwas von vorgängigen Prinzipien her Bestimmtes, etwas Allgemeines und Fundamentales, das auf Besonderes und Einzelnes in einer normierend-gestalterischen Weise angewandt wird“ (Dickopp 1997, S. 34). Systematische Pädagogik entfaltet ein System der pädagogischen Grundbegriffe als Grundlegung für alle pädagogischen Fälle in der Praxis und alle erziehungswissenschaftlichen Einzelunternehmungen. Daher kann man sie auch als Allgemeine Pädagogik bezeichnen.
2.1 Grundbegriffe einer systematischen Pädagogik
„Erziehung und Bildung sind für die Menschwerdung grundlegend“ ( Dickopp 1997, S. 5). „Pädagogik befasst sich in ihrer Theorie mit Bildung, in ihrer Praxis mit Erziehung“ (Dickopp 1997, S. 23). Theorie ist zu verstehen als Notwendigkeit zur Rechtfertigung von Praxis. Um pädagogische Praxis zu rechtfertigen reicht es nicht aus die Praxis oder die Randbedingungen wie etwa Gesellschafts- oder Herrschaftsform zu beschreiben. Nur auf dem Niveau vom Prinzipien lässt sich pädagogische Praxis legitimieren.
2.1.1 Erziehung und Erziehungstheorie
Bildung gibt ein Ziel, Kant bezeichnet es als Sollen, vor, dass durch Erziehung erreicht werden soll. Was aber soll Erziehung nun konkret leisten? Soll Erziehung unter dem Gesichtspunkt systematischer Pädagogik etwa dem Schüler Fertigkeiten beibringen, damit er später einen Beruf ausüben kann? Oder soll die Erziehung dem Schüler zu Qualifikationen verhelfen, die ihm einen festgelegten Platz in der Gesellschaft garantiert? Beides kann man sicherlich für die systematische Pädagogik verneinen. Denn die Absicht systematischer Pädagogik in der Erziehung ist es dem Schüler dabei zu helfen, seine Individualität und seine normative Selbstermächtigung zu entfalten. Hier stellt sich nun aber gleich die Frage, wie man die Individualität der Schüler fördern kann, ohne seine Freiheit, Autonomie oder Integrität zu verletzen. Wie kann der Pädagoge dieses Ziel erreichen? Was hilft ihm die Individualität des Schülers zu entfalten? Er muss den Schüler in seiner individuellen menschlichen Position fördern. Er muss sein Handeln am Wohl und Wehe des Schülers orientieren. Er muss stets die Individuallage des Schülers berücksichtigen. Dabei besteht die Individuallage des Schülers nicht nur aus seiner sozialen, familiären, nationalen Herkunft, seinem Geschlecht, seinem Alter oder anderer äußerer Merkmale. Zur Individuallage gehört auch die Berücksichtigung seiner durch Bildung bereits erlangte normative Selbstermächtigung. Wie schafft nun der Pädagoge nun diese Aufgabe. Helfen tun ihm dabei Prinzipien, die ihm als Kriterien für sein Handeln dienen. Mehr dazu in Kapitel 4.1
2.1.2 Bildung und Bildungstheorie
„Der Begriff der Bildung verdankt seine Entstehung und Bedeutung einer christlich geprägten Idee, die das Mittelalter bis in die Neuzeit bestimmte. Bildung ist zu verstehen als Verwirklichung jenes Bildes, das der Schöpfer in den Menschen hineingelegt hat“ (Heitger 2003, S. 125f.). Denn jeder Einzelne war als einmaliger Gedanke Gottes zu verstehen, der in seiner Individualität durch den Schöpfungsakt und durch die Erlösung durch den Gottessohn gemeint und berufen ist. „Die Frage nach dem Begriff der Bildung hat sich heute in relativer Unverbindlichkeit erschöpft“ (Heitger 2003, S. 127). Gerade deshalb ist es notwendig den Begriff unter systematischer Pädagogik genau zu beschreiben. Mit Bildung wird ein Ziel oder besser gesagt ein Sollen dargestellt, während Erziehung den Weg beschreibt. Deshalb kann es keine Bildung geben, wenn es keine Erziehung gibt. Bildung kann sich nur im Denken formen, sie gibt damit der Erziehung Richtung und Orientierung. Bildung hat damit auch den Zweck, die Bildungsgüter und Bildungswerte übertragbar zu machen. Was damit nicht gemeint ist, ist eine Indoktrination von Bildungsgütern und Werten. Hier kommt wieder der Begriff der Freiheit ins Spiel. Bildung muss der Forderung nachkommen, dass sie die Freiheit des Handelnden garantiert. Will Bildung dann noch Allgemeingültigkeit sichern, was sie unter systematischer Pädagogik muss, dann ist es notwendig, dass sie sich jenseits einer temporären Beschränkung begründet. Will Bildung also die Bedingung der Möglichkeit von Erziehung sein, will Bildung allgemeingültig sein, muss sie transzendental strukturiert sein. Ich fasse einmal kurz zusammen: Bildung und Erziehung sind voneinander abhängig, Bildung gibt der Erziehung Richtung und Orientierung, Bildung muss Freiheit des Handelns garantieren, sie muss universalistisch ausgerichtet sein und sie muss transzendental strukturiert sein.
2.2 Die Methode einer systematischen Pädagogik
Die Methode der systematischen Pädagogik, wie sie von Prof. Dickopp erarbeitet wurde, nennt sich transzendentale Hermeneutik. Um den vordergründigen Widerspruch der in diesem Ausdruck steckt zu erklären, werde ich erst einmal kurz die Begriffe transzendental und Hermeneutik erläutern. Transzendental ist eine Erkenntnis dann, wenn sie die Erfahrung übersteigt, d. h. wenn sie mittels Reflexion gewonnen wurde. „Ich nenne eine Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, sofern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt“ (Heitger 2003, S. 44 zitiert nach Kant). Hermeneutik hingegen versucht Erkenntnisse dadurch zu gewinnen, indem sie sich auf die Wirklichkeit richtet und sie dann versucht in ihrem Sinngefüge zu erschließen und in ihrem Sollen zu bestimmen. Sie ist damit also im Gegensatz zur Transzendalität auf die Erfahrung angewiesen. Wenn das Transzendentale die Bedingungen der Möglichkeiten reflektiert und diese Reflektion in das erkennende Subjekt eingelagert wird dann ist es diese reflektierende erkennende Subjektivität die für ihn die Wirklichkeit darstellt und nicht die Wirklichkeit selbst. Dieser transzendierenden Subjektivität muss im Vollzug seiner Reflektion eine ontologische Wirklichkeit zugestanden werden. Diese Wirklichkeit ist dann wieder durch Hermeneutik erschließbar und bestimmbar und damit erfahrbar. Wenn oben bei dem Transzendentalen von Bedingungen der Möglichkeit gesprochen wurde, so war damit zum Beispiel die Frage gemeint wie Begriffe Gegenstände wissenschaftlichen Denkens sein können, wie zum Beispiel der Begriff Lernen, Gerechtigkeit oder Freiheit, die selbst nicht gegenständlich sind. Systematische Pädagogik fragt unter anderem auch nach der Bedingung der Möglichkeit von Erziehung überhaupt. Wie kann man etwa als Pädagoge auf seine Schüler einwirken, ohne deren Freiheit zu verletzen? Diese Frage ist nun ein gelungener Übergang zum nächsten Kapitel.
2.3 Die Anthropologie einer systematischen Pädagogik
„Alle Versuche eine Bestimmung des Menschen unter vorgegebenen Normen zu definieren, verfehlen den Menschen in seiner Dimension als Denkenden, als Entscheidenden“ (Heitger 2003, S. 57). Da Anthropologie in diesem Kontext nicht nur ein Menschenbild darstellen soll sondern auch der Versuch sein soll die Bestimmung des Menschen zu bestimmen bedient sich die systematische Pädagogik einer universalistischen Anthropologie. Die fragt nach dem Menschen im Allgemeinen, nach dem Menschen überhaupt, nach dem Menschlichen schlechthin. Die systematische Pädagogik betrachtet den Menschen also unabhängig von Nationalität, Glaube, Lebensalter, Geschlecht oder irgendeinem anderen äußeren Merkmal. Sie versucht, die dem Menschen eigene Natur zu bestimmen. Daher bedarf sie einer Reflexion auf das Ganze des menschlichen Seins. Die universalistische Anthropologie befasst sich deshalb sozusagen mit dem Wesen des Menschen, weil sie nämlich davon ausgeht, dass hier auch für die Pädagogik etwas vom ganzen Menschen sichtbar und bedeutsam ist. Und dass alles, obwohl es ein solches Abstraktum Mensch in der unmittelbar uns vorgegebenen konkreten Erziehungswirklichkeit so gar nicht gibt. Sie geht aber davon aus, dass es jenseits aller menschlichen Unterschiedlichkeiten etwas gibt, das für alle Menschen in gleicher Weise zutreffend ist und damit für jeden einzelnen Geltung hat. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass dieses anthropologische Abstraktum der begründende Grund des konkret individuell Menschlichen ist. Universalistische Anthropologie ist somit innerhalb der Pädagogik eine grundlegende Erörterung. Sie hat das allgemeine Verbindliche, das Prinzipielle für die inhaltliche Gestaltung von Erziehung herauszuarbeiten. Dieses Prinzipielle ist als Kriterium und als Orientierung die Voraussetzung dafür, dass der einzelne überhaupt in der Lage ist, sein Denken und Handeln sittlich- moralisch, d. h. in der dem Menschen aufgegebenen Verantwortung zu gestalten.
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- Achim Strahs (Author), 2004, Sinn und Zweck einer systematischen Pädagogik für das pädagogische Handeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35401
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