Innerhalb meiner Ausbildungszeit als Lehramtsanwärter an der Gesamtschule Rosenhöhe, Bielefeld konnte ich während des Schulalltages beobachten, wie sich Schüler bei Konflikten verhalten. Viele Schüler zeigen dabei ein eingeschränktes Repertoire, Konflikte zu lösen. Einige Beispiele möchte ich hier kurz darstellen:
Während einer Pause konnte ich beobachten, wie sich Schüler der 8. Klasse stritten und mehrere gemeinsam einen Schüler attackierten. Die anschließende Klärung im Gruppengespräch ergab, dass die „Freunde“ den Schüler mit Gewalt vom Rauchen abhalten wollten.
Im Rahmen des Projektunterrichts „Drogenprävention - Sag Nein“ in der 9. Klasse sollten im Rollenspiel unterschiedliche Möglichkeiten ausprobiert werden, angebotene Drogen (Tabak, Alkohol) angemessen abzulehnen. In dieser Situation konnten einige Schüler die Angebote nur in beleidigender Weise ablehnen und riskierten sogar - fiktiv - den Abbruch der Freundschaft. Im Projektunterricht „Unsichtbares Theater“ in der 9. Klasse sollten Schüler die folgende, von den Schülern selbst ausgedachte Situation üben. „Ein Obdachloser sitzt in der Fußgängerzone von Bielefeld. Vor ihm liegt ein Pappschild ‚Habe Hunger‘. Eine Gruppe Jugendlicher (Contra-Gruppe) nähert sich dem Obdachlosen und beginnt lautstark über ihn zu lästern. Eine weitere Schülergruppe (Pro-Gruppe) greift ein und nimmt für den Obdachlosen Partei.“ Zuerst regierten die Schüler der Pro-Gruppe mit Beleidigungen und verbalen Attacken: „Ey, laßt den Penner in Ruhe. Der hat euch nichts getan.“ „Was wollt ihr denn?“ antwortete die Contra-Gruppe. Trotz Sammlung verschiedener Möglichkeiten und Argumente, eskalierte die Situation schnell und endete in Rangelei. Auch nach mehreren Übungen dieser Situation in der Unterrichtsstunde fiel es vielen Schüler der Pro-Gruppe schwer, außer Anschreien, Beleidigungen und dem Einsatz körperlicher Gewalt andere Varianten der Auseinandersetzung zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Beobachtungen im Schulalltag
- Gründe für die Behandlung der „Emotionalen Intelligenz\" im Biologie-Unterricht
- Motivationen für die Behandlung der Emotionalen Intelligenz im Biologie-Unterricht
- Ziel der Arbeit
- Das Konzept der „Emotionalen Intelligenz\" als Grundlage von Konfliktfähigkeit
- Begriffliche Abgrenzung Emotionale Intelligenz?
- Emotionen und Gefühle
- Emotionale Intelligenz
- Definition des Begriffs Konflikt
- Fähigkeiten für die Lösung von Konflikten
- Emotionale Fähigkeiten
- Kognitive Fähigkeiten
- Praktische Umsetzung: Modell zur Förderung der Emotionalen Intelligenz im Biologieunterricht
- Interesse der Schüler am Thema „Emotionale Intelligenz“
- Einordnung in Richtlinien und Lehrplänen
- Reflexion emotionaler Erfahrungen
- Sozialformen als Übungsfeld
- Konsequenzen für die Lehrerrolle
- Praktische und emotional erlebbare Übungen
- Beschreibung der Übungen
- Übersicht: Zuordnung emotionaler Fähigkeiten und Übungen
- Biologische Unterrichtsinhalte zur Emotionalen Intelligenz
- Neurobiologie - das Gehirn und seine unentdeckten Möglichkeiten
- Verhaltensbiologie - friedvoller Umgang mit anderen ist lernbar
- Spielräume in der Biologie des Menschen aufzeigen
- Unterrichtsentwurf zum Thema „Biologische Erklärung für Konfliktverhalten“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Förderung der Konfliktfähigkeit von Schülern im Biologieunterricht. Im Zentrum steht das Konzept der „Emotionalen Intelligenz“ als Werkzeug zur Steigerung des Potenzials, Konflikte sozial angemessen zu lösen. Der Fokus liegt auf der Verbindung von emotionalem Erleben und sachlichem Wissen, insbesondere aus den Neurowissenschaften, um Schüler zu befähigen, Emotionen zu verstehen, zu kontrollieren und in sozialen Situationen adäquat zu handeln. Die Arbeit zielt darauf ab, einen konkreten Unterrichtsentwurf zu entwickeln, der die „Emotionale Intelligenz“ im Biologieunterricht integriert.
- Beobachtung und Analyse von Konfliktverhalten von Schülern im Schulalltag
- Definition und Einordnung des Begriffs „Emotionale Intelligenz“ und dessen Bedeutung für die Konfliktfähigkeit
- Entwicklung eines Modells zur Förderung der „Emotionalen Intelligenz“ im Biologieunterricht
- Integration von biologischen Unterrichtsinhalten, die die „Emotionale Intelligenz“ beleuchten
- Konsequenzen für die Lehrerrolle und praktische Übungen zur Förderung emotionaler Kompetenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel schildert Beobachtungen aus dem Schulalltag, die aufzeigen, dass viele Schüler Schwierigkeiten haben, Konflikte angemessen zu lösen. Es werden Beispiele von aggressivem Verhalten und mangelnder Empathie dargestellt. Das zweite Kapitel führt in das Konzept der „Emotionalen Intelligenz“ ein und stellt die wichtigsten Komponenten dar, die für die Konfliktfähigkeit von Bedeutung sind. Das dritte Kapitel widmet sich der praktischen Umsetzung des Modells zur Förderung der „Emotionalen Intelligenz“ im Biologieunterricht. Es wird diskutiert, wie sich biologische Inhalte nutzen lassen, um die „Emotionale Intelligenz“ zu fördern. Zudem werden konkrete Übungen vorgestellt, die das emotionale Erleben und das Lernen von Konfliktlösungsstrategien verbinden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die „Emotionale Intelligenz“ als zentrale Grundlage von Konfliktfähigkeit. Im Kontext von Schulalltag und Biologieunterricht werden Themen wie emotionale Kompetenz, Empathie, soziales Verhalten, Konfliktlösungsstrategien, Neurobiologie, Verhaltensbiologie und praktische Übungen im Vordergrund stehen.
- Quote paper
- Stephan Niemeier (Author), 2003, Emotionale Intelligenz im Biologie-Unterricht zur Förderung der Konfliktfähigkeit von Schülern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35380