Der Krankenstand der Arbeitnehmer ist in Deutschland im Jahr 2014 erneut leicht gestiegen. Die Zunahme zum Vorjahr lag bei 0,1 Prozentpunkten. Damit beträgt der krankheitsbedingte Fehlzeitenwert 5,2%. Am Beispiel der Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) sind diese im Durchschnitt 81,9 Kalendertage arbeitsunfähig. Bei Betrachtung der Kurz- und Langzeiterkrankungen fällt auf, dass der Anteil von Langzeiterkrankten (mehr als sechs Wochen arbeitsunfähig) mehr als ein Drittel der gesamten Ausfalltage (42,9% der AU-Tage) ausmacht. Damit sind Langzeiterkrankungen eine enorme Belastung für Unternehmen und Krankenkassen.
Laut Bundesministerium für Gesundheit haben sich die Ausgaben für das Krankengeld im Jahr 2014 auf 10,6 Milliarden Euro erhöht und sind damit im Vergleich zum Vorjahr um 9,3% gestiegen. Die Schwerpunkte der Maßnahmen zur Senkung des Krankenstandes sollten folglich bei Langzeiterkrankten liegen. An diesen Punkt setzt u.a. das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) an. Dieses ist seit 2004 in § 84 Absatz 2 Neuntes Buch Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) verankert. Hiernach müssen Arbeitgeber ihren Beschäftigten ein BEM anbieten, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind. Für Arbeitgeber bedeutet dies die Klärung „wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann.".
Neben Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit erhöht es die Chance zum Arbeitsplatzerhalt. Bei Untersuchungen in Betrieben wurde deutlich, dass die Durchführungsqualität von BEM großen Optimierungsbedarf hat. Hier versucht die vorliegende Arbeit einen Beitrag zu leisten. Dafür werden zuerst Begriffsdefinitionen und thematische Einordnung ins Betriebliche Gesundheitsmanagement vorgenommen um mit rechtliche Grundlagen und Anwendungsbereiche fortzufahren. Zusätzlich werden Studien betrachtet, welche die aktuelle Umsetzung von BEM untersuchen. Schließlich wird durch Experteninterviews in fünf deutschen Unternehmen versucht, ein Leitfaden zur BEM-Umsetzung zu erarbeiten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
- 2 ZIELSETZUNG
- 3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
- 3.1 Gesundheit in der Arbeitswelt
- 3.1.1 Definition Gesundheit
- 3.1.2 Gesundheitlicher Einfluss von Arbeit
- 3.2 Grundlagen des Betriebliches Eingliederungsmanagement
- 3.2.1 Einordnung in der betrieblichen Gesundheitspolitik
- 3.2.2 Definition
- 3.2.3 Begriffliche Abgrenzung zur stufenweisen Wiedereingliederung
- 3.2.4 Entwicklungsgeschichte
- 3.2.5 BEM – ein vielseitiges Instrument
- 3.2.6 Rechtliche Grundlage
- 3.2.7 Datenschutz
- 3.2.8 Anwendungsbereiche
- 3.2.9 Ziele und Nutzen
- 3.2.10 Risiken
- 3.3 Beteiligte Akteure und deren Aufgaben
- 3.3.1 Arbeitgeber
- 3.3.2 Integrationsteam
- 3.3.3 Mitarbeiter als betroffene Person
- 3.3.4 Interessenvertretung
- 3.3.5 Schwerbehindertenvertretung
- 3.3.6 Betriebs- bzw. Werksarzt
- 3.3.7 Disability Manager
- 3.3.8 Rehabilitationsträger
- 3.3.9 Integrationsamt
- 3.4 Schritte zur Durchführung von BEM
- 3.5 Studie aktuelle Umsetzung von BEM in deutschen Unternehmen
- 3.5.1 Umsetzung des Betrieblichen Eingliederungsmanagement
- 3.5.2 Studie Eingliederung von Mitarbeitern mit psychischen Erkrankungen
- 3.5.3 Fazit
- 3.5.4 Sinn und Zweck der Erhebung
- 3.1 Gesundheit in der Arbeitswelt
- 4 METHODIK
- 4.1 Forschungsfragen
- 4.2 Beschreibung der Stichprobe
- 4.2.1 Rekrutierung der Stichprobe
- 4.2.2 Ort und Zeitpunkt der Befragung
- 4.3 Untersuchungsablauf
- 4.3.1 Experteninterview
- 4.3.2 Konzeption des Leitfadens
- 4.3.3 Durchführung der Interviews
- 4.3.4 Transkription
- 4.4 Ablaufmodell der Untersuchung
- 4.4.1 Festlegung des Materials
- 4.4.2 Analyse der Entstehungssituation
- 4.4.3 Formale Charakteristika des Materials
- 4.4.4 Richtung der Analyse
- 4.4.5 Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung
- 4.4.6 Induktive Kategorienbildung
- 4.4.7 Anwendung der inhaltsanalytischen Gütekriterien
- 5 ERGEBNISSE
- 5.1 Allgemeines
- 5.2 Akteure und Aufgaben im BEM
- 5.3 Datenschutz
- 5.3.1 Speicherung BEM-Daten
- 5.3.2 Datenzugriff
- 5.4 Einbeziehung externer Stellen
- 5.5 Ablauf
- 5.5.1 Beginn BEM
- 5.5.2 Kontaktaufnahme
- 5.5.3 Erstgespräch
- 5.5.4 Maßnahmen
- 5.5.5 Beendigung von BEM
- 5.6 Evaluation
- 5.6.1 Dokumentation
- 5.6.2 Evaluationsprobleme
- 5.7 Grenzen von BEM
- 5.8 Vereinbarung
- 5.9 Möglichkeiten vor BEM
- 5.10 Probleme des BEM
- 5.11 Problemlösungen für BEM
- 6 DISKUSSION
- 6.1 Interpretation der Ergebnisse
- 6.2 Akteure und Aufgaben im BEM
- 6.3 Datenschutz
- 6.4 Einbeziehung externer Stellen
- 6.5 Ablauf
- 6.5.1 Beginn BEM
- 6.5.2 Kontaktaufnahme
- 6.5.3 Erstgespräch
- 6.5.4 Maßnahmen
- 6.5.5 Beendigung von BEM
- 6.6 Evaluation
- 6.7 Grenzen von BEM
- 6.8 Vereinbarung
- 6.9 Möglichkeiten vor BEM
- 6.10 Probleme und Lösungsansätze im BEM
- 6.11 Leitfaden
- 6.11.1 Faktoren
- 6.11.2 Problemlösung
- 6.12 Methodenkritik
- 6.13 Ausblick
- 6.14 Grenzen
- 7 ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines Leitfadens zur Realisierung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM). Ziel ist es, durch branchenübergreifende qualitative Experteninterviews einen Leitfaden zu erstellen, der Unternehmen bei der Umsetzung eines erfolgreichen BEM-Prozesses unterstützt.
- Analyse des aktuellen Wissensstandes über BEM und dessen Bedeutung in der betrieblichen Gesundheitspolitik
- Identifizierung von Erfolgsfaktoren für die Implementierung eines effektiven BEM-Systems
- Untersuchung der Rolle verschiedener Akteure im BEM-Prozess und deren Aufgaben
- Bewertung von Datenschutzbedenken und rechtlichen Aspekten im Zusammenhang mit BEM
- Entwicklung eines praktischen Leitfadens für Unternehmen, der die Implementierung eines erfolgreichen BEM-Prozesses unterstützt
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung definiert das Thema der Arbeit und die Problemstellung, die sich aus der Notwendigkeit ergibt, Unternehmen bei der erfolgreichen Implementierung von BEM zu unterstützen. Kapitel 3 beleuchtet den aktuellen Wissensstand zu BEM, wobei Definitionen, rechtliche Grundlagen, Akteure und deren Aufgaben, sowie verschiedene Studien zur Umsetzung von BEM in der Praxis erläutert werden. Kapitel 4 beschreibt die Methodik der Arbeit, die auf qualitativen Experteninterviews basiert. Es werden die Forschungsfragen, die Stichprobe, der Untersuchungsablauf und die angewandte Analysemethode detailliert dargestellt. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, die die wichtigsten Aspekte des BEM aus Sicht der Experten beleuchten. Die Ergebnisse werden in den Kapiteln 6 und 7 diskutiert und interpretiert, um die zentralen Erkenntnisse zu vertiefen und daraus einen Leitfaden für die praktische Umsetzung von BEM zu entwickeln.
Schlüsselwörter (Keywords)
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), betriebliche Gesundheitspolitik, qualitative Experteninterviews, Leitfadenentwicklung, Datenschutz, Akteure im BEM, Rehabilitation, Wiedereingliederung, Arbeitswelt, Gesundheit.
- Quote paper
- Andrea Rehfeldt (Author), 2015, Betriebliches Management. Entwicklung eines Leitfadens zur Realisierung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements anhand branchenübergreifender qualitativer Experteninterviews, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352979