Ziel dieser Hausarbeit ist es, die literarische Wandlungsfähigkeit der Sirenen anhand von Texten der Antike und des Mittelalters zu ergründen.
Denkt man an die Sirenen, so assoziiert man das Bild wunderschöner Frauen, deren Unterleib in einen langen Fischschwanz übergeht und die, auf einem aus dem Meer aufragenden Felsen sitzend, die verführerischsten Gesänge anstimmen. Ein romantisches Bild, doch deckt sich diese moderne Auffassung nur wenig mit dem, was die alten Griechen vor Augen hatten, wenn sie mit dem Mythos dieser Mischwesen konfrontiert wurden.
Der Grund für diese Differenz ist jener, dass der Sirenenmythos seit seiner ersten schriftlichen Festlegung immer wieder neu erzählt worden ist, wobei zahlreiche Details, je nach Absicht des Autors, hinzugekommen sind, oder weggelassen wurden. Dieser Umstand führte unweigerlich zu der Konsequenz, dass sich sowohl die bildliche Darstellung als auch die Konnotation dieser Mischwesen im Laufe der Jahrtausende immer wieder veränderte.
Jene Veränderungen sind es, welche ich im Rahmen dieser Hausarbeit einer eingehenden Betrachtung unterziehen werde. Hierfür soll zu Beginn ein kurzer Einblick in den Sirenenmythos der griechischen Antike gegeben werden, um anschließend auf diesen aufzubauen und zu untersuchen, wie die Sirenen in der Literatur des antiken Griechenlands sowie des Mittelalters dargestellt wurden.
Bei dem Textkorpus, welcher für diese Untersuchung verwendet werden wird, handelt es sich um Homers "Odyssee" sowie um Ovids "Ars Amatoria" und "Metamorphosen", welche die Darstellung der Sirenen für die Antike repräsentieren. Nachdem ein kurzer Exkurs über den kirchlichen Einfluss auf den Sirenenmythos erfolgt ist, sollen für das Mittelalter Gottfried von Straßburgs "Tristan" sowie Konrad von Megenbergs "Buch der Natur" herangezogen werden, wobei ich für Letzteres auch immer wieder eine Verbindung zu den anderen Naturbüchern herstellen werde. Unterstützend zu dieser Untersuchung greife ich zudem auf unterschiedliche Sekundärliteratur zurück, von welcher besonders die Werke von Werner Wunderlich zu erwähnen sind, der in seinem Mythos Sirenen nicht nur einen Großteil der für die Fragestellung relevanten Quellen zusammenfasste, sondern auch einen detaillierten Einblick in den antiken Sirenenmythos lieferte, auf welchen ich nun im Folgenden eingehen werde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Sirenen in der griechischen Mythologie
- 2.1 Begriff und Sage
- 2.2 Darstellung
- 3 Sirenen in der Literatur der Antike
- 3.1 Sirenen in Homers Odyssee
- 3.2 Sirenen in Ovids Ars amatoria und Metamorphosen
- 4 Sirenen im Mittelalter
- 4.1 Sirenen in der allegorischen Deutung des Christentums
- 4.2 Sirenen als Naturwunder in Konrad von Megenbergs Buch der Natur
- 4.3 Sirenen in Gottfried von Straßburgs Tristan
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Darstellung von Sirenen in der Literatur der Antike und des Mittelalters. Ziel ist es, die Entwicklung des Sirenenmythos und seiner ikonographischen Repräsentation über die Jahrhunderte nachzuvollziehen und die Veränderungen in der Konnotation dieser mythischen Wesen aufzuzeigen. Die Arbeit basiert auf ausgewählten literarischen Texten und bezieht sekundärliterarische Forschung mit ein.
- Entwicklung des Sirenenmythos von der Antike bis zum Mittelalter
- Veränderungen in der bildlichen Darstellung der Sirenen
- Einfluss religiöser und kultureller Strömungen auf die Interpretation des Mythos
- Sirenen als literarisches Motiv in verschiedenen Genres
- Vergleichende Analyse der Sirenen-Darstellungen in ausgewählten Texten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die unterschiedlichen modernen und antiken Auffassungen des Sirenenmythos. Sie hebt die Bedeutung der Veränderungen in der Darstellung und Konnotation der Sirenen im Laufe der Geschichte hervor und benennt die verwendeten Primär- und Sekundärquellen, insbesondere die Werke von Werner Wunderlich, die als fundierte Grundlage für die Analyse dienen.
2 Sirenen in der griechischen Mythologie: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den antiken Sirenenmythos. Es erörtert die etymologische Unsicherheit des Namens "Sirene" und seine möglichen Bedeutungen, wie "Die Fesselnden" oder "Die Würginnen". Es werden verschiedene, teils widersprüchliche Überlieferungen bezüglich der Abstammung der Sirenen diskutiert, die sie mit Meeres- und Flussgöttern in Verbindung bringen. Die Kapitel beschreibt auch die verschiedenen ikonografischen Darstellungen der Sirenen in der antiken Kunst, von Vogelwesen bis hin zu Mischwesen mit Fischschwänzen, und die Gründe für diese Variationen.
3 Sirenen in der Literatur der Antike: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der Sirenen in der Literatur der Antike, wobei Homers Odyssee und Ovids Werke im Mittelpunkt stehen. Die Analyse von Homers Odyssee beleuchtet die Rolle der Sirenen als verführerische Wesen, die Seefahrer mit ihrem Gesang in den Tod locken. Die Untersuchung der Werke Ovids zeigt, wie dieser Dichter die Sirenen in seinen Werken präsentiert und welche Aspekte des Mythos er besonders hervorhebt. Der Vergleich der Darstellungen in den verschiedenen Werken verdeutlicht die unterschiedlichen Interpretationen des Sirenenmythos in der antiken Literatur.
4 Sirenen im Mittelalter: Das Kapitel widmet sich der Darstellung der Sirenen im Mittelalter. Es untersucht den Einfluss des Christentums auf die allegorische Deutung der Sirenen, ihre Darstellung als Naturwunder in Werken wie Konrad von Megenbergs "Buch der Natur" und ihre literarische Präsenz in Gottfried von Straßburgs "Tristan". Die Analyse beleuchtet, wie sich die Symbolik und die Bedeutung der Sirenen im Kontext mittelalterlicher Weltanschauung und Literatur veränderten.
Schlüsselwörter
Sirenenmythos, Antike, Mittelalter, Homers Odyssee, Ovid, Konrad von Megenberg, Gottfried von Straßburg, allegorische Deutung, ikonographische Darstellung, Mischwesen, Verführung, Tod, Naturwunder, Literaturanalyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Sirenen in der Literatur der Antike und des Mittelalters
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Darstellung von Sirenen in der Literatur der Antike und des Mittelalters. Sie verfolgt die Entwicklung des Sirenenmythos und seiner ikonographischen Repräsentation über die Jahrhunderte und analysiert die Veränderungen in der Konnotation dieser mythischen Wesen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf ausgewählten literarischen Texten, insbesondere Homers Odyssee und Ovids Werken (Ars amatoria und Metamorphosen), sowie Konrad von Megenbergs "Buch der Natur" und Gottfried von Straßburgs "Tristan". Zusätzlich werden sekundärliterarische Forschungen, namentlich die Werke von Werner Wunderlich, herangezogen.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Sirenenmythos von der Antike bis zum Mittelalter, die Veränderungen in der bildlichen Darstellung der Sirenen, den Einfluss religiöser und kultureller Strömungen auf die Interpretation des Mythos, Sirenen als literarisches Motiv in verschiedenen Genres und eine vergleichende Analyse der Sirenen-Darstellungen in den ausgewählten Texten.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel über Sirenen in der griechischen Mythologie, Sirenen in der Literatur der Antike (mit Fokus auf Homer und Ovid), Sirenen im Mittelalter (inkl. christlicher Allegorien, Konrad von Megenberg und Gottfried von Straßburg) und einen Schluss. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung und Analyse der jeweiligen Darstellung des Sirenenmythos.
Welche Aspekte der griechischen Mythologie werden behandelt?
Das Kapitel zur griechischen Mythologie befasst sich mit dem Begriff und der Sage der Sirenen, den etymologischen Unsicherheiten des Namens, verschiedenen Überlieferungen zur Abstammung der Sirenen und den unterschiedlichen ikonografischen Darstellungen in der antiken Kunst (Vogelwesen, Mischwesen etc.).
Wie werden die Sirenen in Homers Odyssee und Ovids Werken dargestellt?
In der Analyse von Homers Odyssee werden die Sirenen als verführerische Wesen dargestellt, die Seefahrer mit ihrem Gesang in den Tod locken. Die Untersuchung von Ovids Werken zeigt, wie er die Sirenen präsentiert und welche Aspekte des Mythos er besonders hervorhebt. Ein Vergleich verdeutlicht unterschiedliche Interpretationen in der antiken Literatur.
Welche Rolle spielt das Christentum in der mittelalterlichen Darstellung der Sirenen?
Das Kapitel zum Mittelalter untersucht den Einfluss des Christentums auf die allegorische Deutung der Sirenen. Es analysiert, wie sich die Symbolik und Bedeutung der Sirenen im Kontext der mittelalterlichen Weltanschauung und Literatur veränderten, dargestellt an Beispielen wie Konrad von Megenbergs "Buch der Natur" und Gottfried von Straßburgs "Tristan".
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Sirenenmythos, Antike, Mittelalter, Homers Odyssee, Ovid, Konrad von Megenberg, Gottfried von Straßburg, allegorische Deutung, ikonographische Darstellung, Mischwesen, Verführung, Tod, Naturwunder, Literaturanalyse.
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- Sebastian Brünnel (Author), 2016, Sirenen in der Literatur der Antike und des Mittelalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352653